Cover-Bild Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 25.09.2019
  • ISBN: 9783257070804
Thomas Meyer

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin

Nach dem Bruch mit seiner frommen jüdischen Familie wird Motti Wolkenbruch von Schicksalsgenossen aufgenommen. Wie sich bald zeigt, haben die aber weit mehr als nur Unterstützung im Sinn: Sie trachten nach der Weltherrschaft. Bisher allerdings erfolglos. Erst als Motti das Steuer übernimmt, geht es vorwärts. Doch eine Gruppe von Nazis hat das gleiche Ziel.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2020

Eine großartig erzählte Geschichte, die vieles "entlarvt"

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Kurz zum Inhalt; Motti ist ein jüdischer junger Mann, der sich mit einer Schickse (nichtjüdischen Frau) eingelassen hat, wird von seiner Familie verstoßen und existiert damit für sie nicht mehr. Eine ...

Kurz zum Inhalt; Motti ist ein jüdischer junger Mann, der sich mit einer Schickse (nichtjüdischen Frau) eingelassen hat, wird von seiner Familie verstoßen und existiert damit für sie nicht mehr. Eine Organisation wird auf ihn aufmerksam, die sich um verstoßene jüdische Menschen "kümmert" und die Weltherrschaft anstrebt. Parallel dazu wird die Story von Nazis erzählt, die nach dem verlorenen Krieg ebenfalls völlig isoliert von der Außenwelt leben und das gleiche Ziel - die Weltherrschaft verfolgen.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich die Vorgeschichte nicht kenne, aber dies auch in meinen Augen nicht unbedingt notwendig ist. Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in die Story einzusteigen, aber nicht aufgrund fehlender Vorkenntnisse, sondern aufgrund des sehr speziellen Erzählstils und hintergründigem, trockenem oder satirischem Humor, den der Autor hat. Ich hatte auch keinerlei Vorstellung, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte, doch als ich dann verstand wie geschickt der Autor die Erzählstränge verwebt und wie sehr er sich über die Menschen, die Gesellschaft sprich auch uns lustig macht, uns den Spiegel vorhält, unsere eigene Lächerlichkeit vor Augen führt....da kam ich aus dem Schmunzeln nicht mehr hinaus. Seine Wortschöpfungen sind genial ebenso wie die Entwicklung seiner Figuren.

Das Buch ist sehr speziell und man muss sich auf die Geschichte einlassen... Thomas Meyer hat ein grandiosen gesellschaftkritisches Meisterwerk erschaffen. Unbedingt selber lesen! Fünf Sterne!

Veröffentlicht am 22.10.2019

Ein großartiger Roman

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Motti Wolkenbruch wird nach dem Bruch mit seiner Familie von Schicksalsgenossen aufgenommen. Diese wollen mehr, als sich gegenseitig Unterstützung zu geben, denn sie trachten nach der Weltherrschaft. Als ...

Motti Wolkenbruch wird nach dem Bruch mit seiner Familie von Schicksalsgenossen aufgenommen. Diese wollen mehr, als sich gegenseitig Unterstützung zu geben, denn sie trachten nach der Weltherrschaft. Als Motti sich engagiert, geht es vorwärts mit diesem Ziel. Doch sie sind nicht die Einzigen, die dieses Ziel haben, denn eine Gruppe Nazis hat ebenfalls dieses Ziel.

Dies war bereits der zweite Band um Motti Wolkenbruch. Doch obwohl ich den ersten Teil noch nicht kannte, hatte ich keinerlei Probleme, mich rund um Motti einzufinden und klar zu kommen.
Der Schreibstil ließ sich sehr schnell und flüssig lesen. Er war detailliert und konnte Bilder bei mir erzeugen. Zusätzlich war er auch sehr unterhaltsam und humorvoll, so dass ich wahrlich meinen Spaß beim Lesen hatte.
Motti muss man einfach lieben. Er wurde sehr sympathisch beschrieben und ich habe ihn total gerne begleitet. Aber auch die weiteren Charaktere wurden toll beschrieben und sind mir teilweise ans Herz gewachsen.
Die Story hat mir richtig gut gefallen, denn sie war unterhaltsam, ziemlich schräg und skurril. Doch neben all den witzigen Beschreibungen und Szenen hat der Autor auch wichtige Themen untergebracht und hält dem Leser sowie der Gesellschaft dabei den Spiegel vor. Ja, man erkennt sich in einigen Teilen vielleicht auch wieder. Aber auf jeden Fall wird man durch diese teils ziemlich überspitzte Story trotzdem zum Nachdenken angeregt.

Ein großartiger Roman, der mir richtig gut gefallen hat. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Kampf um die Weltherrschaft

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Motti Wolkenbruch wirkt nach dem Bruch mit seiner Familie ein wenig orientierungslos und ist so empfänglich für den Aufruf, einer Gemeinschaft Gleichgesinnter beizutreten. Wie sich aber herausstellt ist ...

Motti Wolkenbruch wirkt nach dem Bruch mit seiner Familie ein wenig orientierungslos und ist so empfänglich für den Aufruf, einer Gemeinschaft Gleichgesinnter beizutreten. Wie sich aber herausstellt ist das Ziel dieser Gruppe die Weltherrschaft durch die Juden und Motti soll hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig kämpft auch schon seit Beendigung des Zweiten Weltkriegs eine Gruppe verschanzter Nazis um die Fortführung des verpassten Großreiches. Beide Seiten setzen alles daran ihr Ziel zu verfolgen und infiltrieren das andere System...
Nach dem hochgelobten ersten Band um Motti Wolkenbruch war ich gespannt, ob das neue Werk von Thomas Meyer dieses hohe Niveau halten kann und startete mit hohen Erwartungen in das Buch. Schnell hatte der Autor mich mit seiner kreativen und lebendigen Schreibweise in den Bann gezogen und die äußerst unterhaltsamen Seiten flogen nur so vorbei. Thomas Meyer nimmt in seiner skurrilen und teilweise grenzenlos über-zeichneten Geschichte die gesamte Gesellschaft aufs Korn. Er sorgt mit seinem Humor für viele Lacher, zeigt aber gleichzeitig sehr deutlich auf viele Missstände unserer heutigen Zeit. Gerade der zur Zeit leider immer weiter Anklang findende Nationalismus, einhergehend mit Fakenews und Social Medias bekommen ihr Fett weg. Der Autor lässt das Ganze in seiner Geschichte immer weiter eskalieren, um so Reaktionen hervorzurufen.
"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" ist für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr. Mit seiner provokanten Schreibkraft erzeugt er soviel Gedanken beim Lesen und sorgt gleichzeitig für gut Unter-haltung, was für mich zu einem äußerst lesenswerten Roman führt. Ich empfehle dieses besondere Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau

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"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.

Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem ...

"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist Gesellschaftskritik auf höchsten Niveau.

Anhand des Covers und der Leseprobe hatte ich einen guten ersten Eindruck von dem Buch und habe eine humorvolle Geschichte erwartet.
Dieser erste Eindruck hat sich einerseits absolut bestätigt. Ich habe beim Lesen dieses Buches so manches Mal herzhaft lachen können. Andererseits wurde ich jedoch auch etwas überrascht. Das jedoch sehr positiv. Thomas Meyer gelingt es hervorragend einige kritische gesellschaftliche Entwicklungen auf so charmant überspitzte, leicht skurile Art rüberzubringen, dass ich mich als Leser nicht belehrt oder gemaßregelt gefühlt habe. Stattdessen wurde es mir leicht gemacht über Antisemitismus, unkritische Nutzung von sozialen Medien, Konsumverhalten, das fehlende Tolerieren von anderen Lebebsentwürfen und über meinen Beitrag zu einer fairen, offenen und alle Menschen akzeptierenden Gesellschaft nachzudenken.

Der Autor hat eine rege und geniale Fantasie, kreiert Szenarien, die durchaus vorstellbar, aber dennoch nicht real sind und verpackt das Ganze mit einer großen Portion Humor. Ein unbedarfter Leser kann sich einfach unterhalten lassen und den Sarkasmus und Humor genießen. Ein Leser, der sich und die Welt kritisch hinterfragt, erhält wertvolle Denkanstöße. Das gefällt mir wirklich gut. 

Der Schreibstil ist locker, leicht, gespickt mit einigen jüdischen Begriffen, die jedoch gut zu verstehen waren. Neben dem tollen Wortwitz wird auch eine gewisse Spannung aufgebaut und ein ernsthafter Hintergrund vermittelt. Dadurch schwankte ich immer zwischen Amüsemant und einem fast schon unbehaglichen Gefühl. Es ist zwar vieles sehr überspitzt dargestellt, aber mit einem so realen, gesellschaftskritischen Kern, dass ich nur hoffen kann, dass die Ideen des Autors nie Realität werden. Zum Beispiel ist in dem folgenden Zitat erschreckend viel Wahrheit enthalten:

"Dabei sind die Menschen nicht dumm. Sie sind bloß zu faul, die Dinge zu durchdenken, gegen die sie sind. [...] Wer braucht schon Panzer und Flugzeuge, wenn es Angst und Wut gibt? Sie kosten nichts, sind jederzeit verfügbar und bringen das Übelste in den Menschen hervor - und damit das Wertvollste im Kampf gegen die Demokratie. "
Motti Wolkenbruch selbst ist ein sympathischer Charakter. Er ist ein netter Kerl mit einer Schwäche für schöne Frauen, die ihn in eine heikle Situation manövriert. Sein Leben ist ganz schön kompliziert und überwiegend fremdbestimmt. Aber ob das so bleibt?

"Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" von Thomas Meyer ist ein lesenswerter, wertvoller Roman, den ich allen Lesern ohne Einschränkung empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Zeitgenössische Utopie

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Für mich war die Rückkehr von Motti Wolkenbruch das erste Buch von Thomas Meyer. Das Ergebnis vorwegnehmend wird es nicht mein letztes Buch von ihm sein. Thomas Meyer schreibt gesellschaftskritisch, ist ...

Für mich war die Rückkehr von Motti Wolkenbruch das erste Buch von Thomas Meyer. Das Ergebnis vorwegnehmend wird es nicht mein letztes Buch von ihm sein. Thomas Meyer schreibt gesellschaftskritisch, ist dabei satirisch und bissig. Obwohl ich als Leser ständig amüsiert war, behandelt "Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin" ernste Themen wie die Meinungsmache und die Verrohung der Gesellschaft durch soziale Medien. Seine eigentlich utopische Geschichte über Motti Wolkenbruch ist dabei so eng mit dem aktuellen Tagesgeschehen verknüpft, dass manche Katastrophe, die Thomas Meyer zeichnet, durchaus möglich, ja sogar realistisch erscheint.

Zunächst erschien mir Motti als Mitglied der einen von zwei rivalisierenden Gruppen ziemlich antriebs- und hilflos und auch recht naiv. Er war von seiner Familie verstoßen worden, weil er im ersten Band „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ ein Verhältnis mit einer Nicht-Jüdin hatte. Doch als man aufhört, ihn zu gängeln und zu kontrollieren, ist Motti scheinbar ohne große Anstrengung sehr wohl in der Lage wichtige und auch richtige Entscheidungen für seine Gruppe zu treffen und umzusetzen. Die so entstandene Mischung in seiner Persönlichkeit aus Muttersöhnchen und Anführer war mir wegen des extremen Widerspruchs, sowie der darin liegenden Komik sehr sympathisch.

So erreichen die zwei Gruppen, namentlich Motti‘s „Verlorene Söhne Israels“ und die Bewohner der Alpenfestung, mal geplant wirkend, mal per zufälliger, spontaner Eingebung eines Einzelnen stetig höhere Entwicklungsstufen. Zwischenzeitliche Rückschläge hatten für mich den belustigenden Charme von Ausrutschen oder Stolpern. In zwei Handlungssträngen bewegen sich nun die beiden Gruppen mit ihren konträren Zielen aufeinander zu. Eine apokalyptische Konfrontation ist vorprogrammiert und deren Ausgang ganz schön bedenklich. Trotzdem ist die gesamte Story urkomisch und witzig, hat mir ganz viel Spaß gebracht, aber auch ein schlechtes Gewissen, weil teilweise ich über böse Dinge so ausgiebig lachen musste.

In seiner Sprache bedient sich Thomas Meyer so manchem Klischee, ohne dass man es ihm übel nehmen kann, weil er sie so wunderbar einsetzt. Seine Wortwahl und der Habitus seiner Protagonisten ist typisch für den reellen Menschenschlag, den sie repräsentieren. Das war einfach nur köstlich. Als I-Tüpfelchen zu seinem ansteckenden Humor liefert uns Thomas Meyer neben kreativen Namens- und Wortschöpfungen eine Reihe an ernst zu nehmenden Zitaten, wie dieses hier (S. 161): „Wer braucht schon Panzer und Flugzeuge, wenn es Angst und Wut gibt? Sie kosten nichts, sind jederzeit verfügbar und bringen das Übelste in den Menschen hervor.“

Seine Satire auf das aktuelle Zeitgeschehen war für mich sensationell. Es gab nicht eine Sekunde Pause in dieser High-Level-Unterhaltung. Für den empfänglichen Leser folgt eine Pointe auf die Nächste. Thomas Meyer widmet sogar den großen merkwürdig kauzigen Charakteren unserer Zeit, die mit ihrem befremdlichen Gehabe für Unruhe sorgen, eigene Kapitel. So mutig und spitz muss Satire sein. Besser kann man es nicht machen.