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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2024

Stimmig

Fort von hier
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In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von ...

In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von Pietro Moroni, einem zwölfjährigen schüchternen Jungen.

Ammaniti gelingt es, die Erzählstränge virtuos miteinander zu verweben und so eine Verbindung zwischen den Protagonisten herzustellen, zwischen denen auf den ersten Blick keine besteht. Wortgewaltig, bilderreich, derb bis vulgär - genau dieser Erzählstil ist es, der einen Sog entwickelt und so hervorragend zu dieser Geschichte passt, die nicht nur eitel Sonnenschein zeigt. Entsprechend zeichnet der Autor die Charaktere plastisch und detailreich, aber keinesfalls nur sympathisch.

"Fort von hier" ist ein absolut stimmiges Buch.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen

Selbe Stadt, anderer Planet
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Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den ...

Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den Geburtsort nie verlassen. Hallstatt wird von chinesischen Touristen förmlich überrannt. Das nimmt die chinesische Regierung zum Anlass, eine Kopie des Touristenmagnets im eigenen Land erstellen zu lassen. Ren hat als Kind teilweise in Österreich gelebt und wird beauftragt, sich das Original anzuschauen.

Was wie eine einfallsreiche Idee für einen Roman klingt, ist keine Erfindung der Autorin, vielmehr gibt es diese Hallstatt-Kopie tatsächlich in China. Passend humorvoll und grotesk ist die fiktive Geschichte, die Dominika Meindl sich dazu einfallen ließ. Sie entwickelt sie in zwei Erzählsträngen, mit auktorialem Erzähler für den Part aus österreichischer Sicht und mit Ren als Ich-Erzähler. Was mich anfangs störte, entpuppte sich im weiteren Verlauf als raffinierter Trick. Es fällt schwer, die chinesische Sichtweise nachzuvollziehen, da diese aber von Ren in Ich-Form erzählt wird, entsteht ein Widerspruch, der die Skurillität noch mehr betont. Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch in der Beziehung der beiden Schwestern wieder, die ihre Beziehung prägt und viel Konfliktpotenzial birgt.

"Selbe Stadt, anderer Planet" ist eine gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Einblick in eine Welt, die man normalerweise nicht kennenlernen würde

Tahara
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Marcel Klein ist ein berühmter Filmkritiker und steht in Konkurrenz mit vielen Kollegen. Um seinen Ruf zu wahren, sieht er sich gezwungen, immer spektakulärere Enthüllungen zu schreiben - so auch beim ...

Marcel Klein ist ein berühmter Filmkritiker und steht in Konkurrenz mit vielen Kollegen. Um seinen Ruf zu wahren, sieht er sich gezwungen, immer spektakulärere Enthüllungen zu schreiben - so auch beim Filmfestival in Cannes, anlässlich dessen er an die Côte d'Azur gereist ist. Als beim Interview mit einer gefeierten Schauspielerin etwas schief läuft, verlässt er gemeinsam mit der schönen Héloïse, die er im Hotel kennengelernt hat, den Ort des Geschehens.

Emanuel Bergmann gelingt es, die Atmosphäre des Filmfestivals authentisch einzufangen. Der Wettstreit und die Rivalität der Filmkritiker ist ganz deutlich zu spüren. Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf, der Spannungsbogen entwickelt sich rasant. Aber an irgendeinem Zeitpunkt der Flucht von Marcel und Héloïse kippt das Ganze - die Erzählung wird langatmiger. Plötzlich stört mich auch, dass Marcel, der alternde Journalist und die schöne, geheimnisvolle Héloïse eine Affäre haben. Trotzdem ist "Tahara" lesenswert. Der Autor gibt humorvoll und mit einem Augenzwinkern Einblick in eine Welt, die man normalerweise nicht kennenlernen würde.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Großartig

Das leise Platzen unserer Träume
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Jule ist mit ihrem Mann David aus der Stadt aufs Land gezogen. Sie leben in einem Haus mit Garten, doch leider haben sie nie das Kind bekommen, das ihr Glück komplettiert hätte und Jule ahnt nichts von ...

Jule ist mit ihrem Mann David aus der Stadt aufs Land gezogen. Sie leben in einem Haus mit Garten, doch leider haben sie nie das Kind bekommen, das ihr Glück komplettiert hätte und Jule ahnt nichts von Davids Affäre in der Stadt. Hellen weiß aber von ihr.

Eva Lohmann erzählt abwechselnd aus Jules und Hellens Perspektive die Sicht auf Jules Ehe mit David. Die beiden Frauen sind sehr gegensätzlich. Jule lebt idyllisch mit ihrem Mann auf dem Land und ist eher unsicher. Sie arbeitet im nahegelgenen Gutshof als Köchin. Hellen ist alleinerziehend mit zwei Kindern und meistert ihr Leben in der Stadt selbstbewusst. Was wie ein klischeehafter, sogar langweiliger Plot klingt, ist alles andere als das und der Titel "Das leise Platzen unserer Träume" sehr treffend gewält. Ein großartiger Frauenroman!

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Großartige Autobiographie

Er und ich
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Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt von ihrem gemeinsamen Leben mit Heinrich Schlepegrell. Die Geschichte ist berührend und einfühlsam und zugleich witzig und packend. Sie lässt die Kriegsjahre, die 50-er, ...

Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt von ihrem gemeinsamen Leben mit Heinrich Schlepegrell. Die Geschichte ist berührend und einfühlsam und zugleich witzig und packend. Sie lässt die Kriegsjahre, die 50-er, 60-er und alle weiteren Jahrzehnte bis in die 2000-er wieder auferstehen und vermittelt ihren Leserinnen und Lesern das jeweilige Lebensgefühl überzeugend. Sie spart auch Unangenehmes nicht aus und erinnert immer wieder an die Greuel der Nazionalsozialisten, unter denen auch Heinrichs Familie gelitten hat - stammt er doch aus einer jüdischen Familie. Sie schildert ihre Familie so lebhaft und sympathisch, dass ich mir gewünscht hätte, alle kennenzulernen und genau in dieser Familie zu leben oder zumindest Teil ihres Freundeskreises zu sein.

"Er und ich" ist ein Stück Zeitgeschichte eingebettet in eine großartige Autobiographie, die ich nur wärmstens empfehlen kann.

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