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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2023

Großartig

Blautöne
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Ich habe anfangs lange überlegt, ob ich das Buch wirklich lesen möchte - ein Buch über Trauer und Schmerz verspricht nicht gerade ein Wohlfühlthema, auch wenn es um die Entwicklung eines Medikaments geht, ...

Ich habe anfangs lange überlegt, ob ich das Buch wirklich lesen möchte - ein Buch über Trauer und Schmerz verspricht nicht gerade ein Wohlfühlthema, auch wenn es um die Entwicklung eines Medikaments geht, das die Trauer lindern soll. Gut, dass ich mich trotzdem dazu entschieden habe, ich war vom ersten bis zum letzten Wort gefesselt.

Elizabeths Sohn stirbt als er noch ein kleiner Junge ist, ein einschneidendes Ereignis, von dem sie sich nie wirklich erholt. Einige Jahre später arbeitet sie bei einem Pharmakonzern an einem Medikament, das Trauer erträglich machen soll. Thorsten forscht an der Uni an Wirkungen und Nebenwirkungen des Medikaments und stellt dabei fest, dass nicht nur die Trauer, sondern auch das allgemeine Empfinden von Gefühlen, besonders von Empathie, bei manchen Probanden stark abnimmt. Ein alarmierendes Ergebnis, das den Stopp der Markteinführung des Medikaments unabdingbar macht.

Anne Cathrine Bomann ist selbst Psychologin und weiß, wovon sie schreibt. Der Plot ist sehr realistisch gezeichnet, auch wenn sie im Nachwort betont, dass er fiktiv ist. Ihr ist die mitreißende Umsetzung einer großartigen Idee gelungen. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Witzig, scharfsinnig und berührend

Besser allein als in schlechter Gesellschaft
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Teta Jele ist eine beeindruckende Frau. Sie ist selbst mit fast 100 Jahren noch eigenständig und fit, wie Manche oder Mancher in jüngeren Jahren nicht, aber auch eigensinnig und sie weiß, was sie will, ...

Teta Jele ist eine beeindruckende Frau. Sie ist selbst mit fast 100 Jahren noch eigenständig und fit, wie Manche oder Mancher in jüngeren Jahren nicht, aber auch eigensinnig und sie weiß, was sie will, und was eben nicht. So findet sie es "Besser allein als in schlechter Gesellschaft" zu sein. Adriana, ihre Nichte, wuchs bei ihr in Mantua auf, als ihre Eltern aus Zagreb fliehen mussten. Die Beziehung der beiden ist lebenslang enger als die zwischen Mutter und Tochter. Leider können sie sich an Teta Jeles hundertstem Geburtstag nicht sehen, da diese in einem Pflegeheim in Norditalien ist und wegen der "Malattia", der Pandemie, keine Besuche möglich sind. Adriana lebt in Berlin und telefoniert fast täglich mit ihrer Tante.

Adriana Altaras erzählt in zwei Erzählperspektiven, der eigenen und aus Sicht ihrer Tante, deren Lebensgeschichte, aber auch von ihrer Tante-Nichte-Beziehung. "Besser allein als in schlechter Gesellschaft" ist ein Spiegelbild einer großen Liebe und Dankbarkeit. Jedes Wort lässt erkennen, wie wichtig die beiden Frauen füreinander sind. Ein tolles Buch - witzig, scharfsinnig und berührend!

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Märchenhaft, ätherisch und einfach großartig

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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Nachdem ich "Das Lavendelzimmer" begeistert verschlungen hatte, habe ich mich sehr auf "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" gefreut. Die ersten Seiten hatte ich etwas Mühe, Zugang zu finden, aber als ...

Nachdem ich "Das Lavendelzimmer" begeistert verschlungen hatte, habe ich mich sehr auf "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" gefreut. Die ersten Seiten hatte ich etwas Mühe, Zugang zu finden, aber als mir dieser dann gewährt war, konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Monsieur Perdu kehrt auf das Bücherschiff, seine "Pharmacie Littéraire", zurück und macht sich wieder auf den Weg nach Paris. Dabei begegnet er ganz unterschiedlichen Menschen, die seiner Dienste bedürfen.

Allen, die sich darauf einlassen können und wollen, erzählt Nina George eine zauberhafte Geschichte über Menschen und Bücher und wie wichtig sie füreinander sein können. Ihr Sprache ist wortgewaltig, poetisch, romantisch, manche würden es vielleicht sogar kitschig nennen. "Und winzige Blüten knospten rund um ihr Herz auf, winzig klein, ganz helle Sternchen, die zu Besuch gekommen waren." Besonders charakteristisch für ihren Erzählstil sind fantasievolle Wortkreationen und das Stilmittel der Personifikation: "Sie [die Liebe] hat sich nichts zu schulden kommen lassen." So zeichnet sie auch die Protagonisten liebevoll und detailreich, selbst Tiere kommen nicht zu kurz.

Der Plot ist durchaus realistisch, aber auch märchenhaft, ein Buch, das ein wohliges Gefühl hinterlässt, ätherisch und einfach großartig! Eine literarische Apotheke, Bücher als Medizin und ein Bücherapotheker, der sie mit untrüglichem Instinkt anwendet - was für eine wunderbare Vorstellung!

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Faszinierendes Bild einer ungewöhnlichen Familie

Alles behalten für immer. Ruth Rilke
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Ruth Rilke wächst als Tochter des weltberühmten Lyrikers Rainer Maria Rilke und der Bildhauerin Clara Westhoff im beginnenden 20. Jahrhundert unter eher besonderen Umständen, wie man sie sich aber in einer ...

Ruth Rilke wächst als Tochter des weltberühmten Lyrikers Rainer Maria Rilke und der Bildhauerin Clara Westhoff im beginnenden 20. Jahrhundert unter eher besonderen Umständen, wie man sie sich aber in einer Künstlerfamilie durchaus vorstellt, auf. Nach dem Tod des Vaters kümmert sie sich um seinen Nachlass und archiviert alles, was sie finden kann - zunächst in Weimar, später dann in Fischerhude, einem Künstlerdorf bei Bremen im alten Atelierhaus ihrer verstorbenen Mutter, wo sie schon ihre Kindheit verbracht hat. Das Archiv ist ihre Lebensaufgabe, der sie sich mit großer Hingabe widmet.

"Alles behalten für immer. Ruth Rilke" beginnt mit der Anfrage eines Journalisten, in der er Ruth 1957 bittet, ihm von ihren Erinnerungen an ihre Mutter zu erzählen. In Rückblenden lässt Erika Schellenberger sie an ihre Kindheit in Fischerhude zurückdenken, an ihre Schulzeit in München "München war überhaupt das Allerschönste. Da waren sie eine richtige Familie." und ihren weiteren Weg über Weimar zurück nach Fischerhude. Die Autorin beschreibt Ruths Gedanken und Stationen aus deren Perspektive und geht immer wieder auf ihre Beziehung zu ihrem Vater ein. Sie musste schon sehr früh auf ihn verzichten, da er wegging - zunächst nach Paris - und von da an sein eigenes Leben führte. Einerseits ist er ihr besonders als Kind fremd, andererseits stehen sie trotzdem in enger, inniger Beziehung zueinander. Sie nennt ihn zärtlich "Väterchen".

"Alles behalten für immer. Ruth Rilke" ist eine gut recherchierte Biographie, die Einblicke in eine außergewöhnliche Künstlerfamilie gibt und eine Frau würdigt, die sich leidenschaftlich um das Vermächtnis ihres Vaters, einen der bedeutendsten Lyriker Deutschlands, kümmert.

Das Buch ist nicht mitreißend im eigentlichen Sinne, trotzdem ist es Elke Schellenberg gelungen, lebendig von Ruth und den Rilkes zu erzählen und ein faszinierendes Bild von dieser ungewöhnlichen Familie zu zeichnen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Packend und unterhaltsam wie ein Krimi

Melody
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Dr. Peter Stotz beauftragt den jungen Juristen Tom Elmer, sich um seinen Nachlass zu kümmern und dabei Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Letzteres soll in den Schredder, Ersteres ist für die Nachwelt ...

Dr. Peter Stotz beauftragt den jungen Juristen Tom Elmer, sich um seinen Nachlass zu kümmern und dabei Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Letzteres soll in den Schredder, Ersteres ist für die Nachwelt bestimmt. Und wichtig ist eigentlich nur Melody Alaoui, Stotz‘ ehemalige Verlobte, die kurz vor der Hochzeit plötzlich unter mysteriösen Umständen verschwand. In allabendlichen Gesprächen am Kamin erzählt er Tom von ihr, ihrem Verschwinden und seiner Sehnsucht und unermüdlichen Suche nach ihr. .

Von der ersten Seite an vermag Martin Suter mich mit seinem Plot zu fesseln. Er verwebt Stotz’ Erzählung meisterhaft mit Toms Arbeit und lässt diesen einen Teil der Suche werden. Immer wieder unterbricht er Stotz‘ Bericht und hält so einen Spannungsbogen aufrecht, der durch überraschende Wendungen noch stärker gespannt wird.

„Melody“ ist packend und unterhaltsam wie ein Krimi. An mancher Stelle scheint sich die Story genau in diese Richtung zu entwickeln, um dann plötzlich doch ein ganz anderes Gesicht zu zeigen. Einzig dem Ende zu waren es mir dann doch ein oder zwei Überraschungen zu viel. Trotzdem war es für mich ein großes Lesevergnügen. Empfehlenswert!

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