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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2023

Skurril

Die Erfindung der Wirklichkeit
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Daniel Bloch ist Autor und hat keine Idee, was er als nächstes schreiben soll. Seinem Freund Oscar Babel geht es ähnlich, er ist Maler und bringt nichts mehr auf die Leinwand. Bloch fängt an, eine Geschichte ...

Daniel Bloch ist Autor und hat keine Idee, was er als nächstes schreiben soll. Seinem Freund Oscar Babel geht es ähnlich, er ist Maler und bringt nichts mehr auf die Leinwand. Bloch fängt an, eine Geschichte über ihn zu schreiben, die zur Erfindung der Wirklichkeit wird. Als Ryan Rees in Oscar Babels Realität tritt und ihn kurzerhand aus dem Nichts künstlich zur Berühmtheit macht, droht dessen Leben seltsame Blüten zu treiben und völlig außer Kontrolle zu geraten.

Baret Magarians internationales Debüt ist die Studie einer Gesellschaft wie sie absurder und grotesker kaum sein könnte. Sein gehobener, zum Teil philosophischer Sprachstil unterstreicht die Merkwürdigkeit und Skurrilität der Geschichte.

Ein herrlicher Einfall, den der Autor wunderbar umgesetzt hat. Da fallen die kleinen Längen, die ich zwischendurch empfunden habe kaum ins Gewicht. Kein Buch zum Verschlingen, sondern zum Genießen.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Lohnenswert

Doppelleben
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Jules und Edmond de Goncourt leben als Junggesellen gemeinsam in einem Haus und haben sich geschworen, dies nie zu ändern. Jules, der jüngere der beiden, ist unheilbar krank und verfällt zusehends. Rose, ...

Jules und Edmond de Goncourt leben als Junggesellen gemeinsam in einem Haus und haben sich geschworen, dies nie zu ändern. Jules, der jüngere der beiden, ist unheilbar krank und verfällt zusehends. Rose, ihrer Haushälterin stehen sie sehr wohlwollend gegenüber. Allerdings machen sie sich keinerlei Gedanken über ihre Lebensumstände und nehmen ihre Gegenwart und ihre Dienste als gegeben und selbstverständlich hin. Umso mehr sind sie überrascht, als sie nach ihrem Tod erfahren, dass sie einen Geliebten und ein Kind hatte.

In zwei Erzählsträngen und Rückblenden widmet sich Alain Claude Sulzer in Doppelleben den Brüdern de Goncourt und Rose. Die Leben der Brüder laufen in vielerlei Hinsicht parallel und gemeinsam ab, dass man fast denken könnte, es handele sich dabei um das eines einzigen Menschen. Rose hingegen führt ein Leben als Haushälterin und ist gleichzeitig auch Mutter, Geliebte, Alkoholikerin, Diebin. Zwei "Doppelleben", die sich nur wenig überschneiden, obwohl sie im gleichen Haushalt stattfinden. Die Brüder sind einzig und alleine mit sich selbst und ihren Künstlerkreisen beschäftigt. Rose' Lebensinhalt ist ihre Obsession für einen Mann, obwohl dieser sie sehr schlecht behandelt.

Der Autor nimmt die Leser mit ins 19. Jahrhundert, das er in bildhafter Sprache authentisch und atmosphärisch beschreibt. Obwohl er die Charaktere detailreich zeichnet, bleiben sie für mich oberflächlich und unnahbar. Dennoch ist Doppelleben ein lohnenswertes, tiefschürfendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Großartig erzählt

Galatea
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In Ovids Mythos hat Pygmalion eine Frau aus Elfenbein erschaffen und sich in sie verliebt. Er bittet die Göttin Venus, sie zum Leben zu erwecken. Madeline Miller spinnt die Geschichte Galateas als Pygmalions ...

In Ovids Mythos hat Pygmalion eine Frau aus Elfenbein erschaffen und sich in sie verliebt. Er bittet die Göttin Venus, sie zum Leben zu erwecken. Madeline Miller spinnt die Geschichte Galateas als Pygmalions Gefangene in ihrem gleichnamigen Büchlein weiter und gibt ihr so eine Stimme und einen eigenen Willen.

Die großartig erzählte Kurzgeschichte wird durch wunderschöne Illustrationen ergänzt und abgerundet.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Liebesgeschichte und historischer Roman

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
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Irene wächst als Tochter des Schokoladenfabrikanten Friedrich Mendel in Halle an der Saale auf. Sie ist begeistert von der Pralinenproduktion und arbeitet im Familienunternehmen mit. Doch die Zeiten ändern ...

Irene wächst als Tochter des Schokoladenfabrikanten Friedrich Mendel in Halle an der Saale auf. Sie ist begeistert von der Pralinenproduktion und arbeitet im Familienunternehmen mit. Doch die Zeiten ändern sich und die russischen Besatzer und die SED beherrschen auch schon in den 1950er Jahren das tägliche Leben.

Amelia Martin beschreibt das Schicksal von Irene und ihrer Familie, das untrennbar mit der Geschichte der Hallensischen Schokoladenfabrik verbunden ist, mitreißend und spannend. Sie hat die Umstände der damaligen Zeit authentisch eingefangen. Die beklemmende Atmosphäre, die durch die Übergriffe der russischen Soldaten und die Überwachung durch die Partei entsteht, beschreibt sie plastisch und überzeugend.

Der Titel ist wenig einfallsreich, beschreibt aber, was Halle in der damaligen Zeit ausgemacht hat - Salz und Schokolade.

Der erste Teil der Familiensaga ist Liebesgeschichte und historischer Roman zugleich und lässt auf eine packende Fortsetzung hoffen.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Kraftvoll und bilderreich

Simón
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Im Jahr 1992 ist Simón acht Jahre alt, er wächst in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Sein engster Freund und Vertrauter, seine Bezugsperson ist sein zehn Jahre älterer Cousin Rico. Als dieser ...

Im Jahr 1992 ist Simón acht Jahre alt, er wächst in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Sein engster Freund und Vertrauter, seine Bezugsperson ist sein zehn Jahre älterer Cousin Rico. Als dieser im Sommer plötzlich verschwindet, begibt sich Simón auf die Suche, bei der wir ihn bis ins Jahr 2o18 begleiten.

Miqui Otero ist mit "Simón" ein dichter, atmosphärischer Roman gelungen, der Simóns Erwachsenwerden in einfachen Verhältnissen beschreibt, aber auch eine Hommage an die (Bücher-)Stadt Barcelona ist. Die leise, trotzdem kraftvolle, bilderreiche Sprache erzeugt eine ganz besondere Stimmung und Ruhe. Anfangs fiel mir der Zugang etwas schwer, aber umso mehr ich mich auf die Geschichte einließ, umso mehr Freude hatte ich daran.

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