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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2022

Kraftvoll und bilderreich

Simón
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Im Jahr 1992 ist Simón acht Jahre alt, er wächst in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Sein engster Freund und Vertrauter, seine Bezugsperson ist sein zehn Jahre älterer Cousin Rico. Als dieser ...

Im Jahr 1992 ist Simón acht Jahre alt, er wächst in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Sein engster Freund und Vertrauter, seine Bezugsperson ist sein zehn Jahre älterer Cousin Rico. Als dieser im Sommer plötzlich verschwindet, begibt sich Simón auf die Suche, bei der wir ihn bis ins Jahr 2o18 begleiten.

Miqui Otero ist mit "Simón" ein dichter, atmosphärischer Roman gelungen, der Simóns Erwachsenwerden in einfachen Verhältnissen beschreibt, aber auch eine Hommage an die (Bücher-)Stadt Barcelona ist. Die leise, trotzdem kraftvolle, bilderreiche Sprache erzeugt eine ganz besondere Stimmung und Ruhe. Anfangs fiel mir der Zugang etwas schwer, aber umso mehr ich mich auf die Geschichte einließ, umso mehr Freude hatte ich daran.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Berührt und wirkt nach

Isidor
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Dr. Isidor Geller wächst als Israel Geller in Galizien in ärmlichen Verhältnissen auf und zieht fürs Studium nach Wien. Dort schafft er den Aufstieg zum erfolgreichen, einflussreichen Mann und Kommerzialrat. ...

Dr. Isidor Geller wächst als Israel Geller in Galizien in ärmlichen Verhältnissen auf und zieht fürs Studium nach Wien. Dort schafft er den Aufstieg zum erfolgreichen, einflussreichen Mann und Kommerzialrat. Er sieht die Zeichen der Zeit, kann sich aber nicht vorstellen, dass ihm die Nationalsozialisten etwas anhaben können. Ein Trugschluss, wie sich leider sehr bald herausstellt.

Shelly Kupferberg ist Journalistin und Isidors Urgroßnichte. Aus Fotos, Briefen und weiteren Dokumenten hat sie das Leben ihres Urgroßonkels rekonstruiert und erzählt davon in sachlicher, distanzierter, fast schon emotionsloser Sprache.

"Isidor" ist eine Mischung aus Sachbuch und Roman, aber trotz aller Sachlichkeit und Nüchternheit vermag das Buch zu fesseln. Es berührt mich und macht mich fassungslos und sehr traurig - immer noch, obwohl ich bereits zahllose Geschichten, Berichte und Dokumentationen über die Gräueltaten der Nazis gelesen, gehört oder gesehen habe. Wie muss es da erst der Autorin ergangen sein? Für sie ist es ihr Angehöriger, für uns Leser nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein uns Unbekannter, der stellvertretend für unzählige Juden steht, die sein schreckliches Schicksal teilen.

Ein bemerkenswertes Buch, das lange nachwirkt. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Angenehmer Kontrast zum ernsten Hintergrund

Die Köchinnen von Fenley
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Jennifer Ryan erzählt von vier Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Nähe von London auf dem Land leben und kaum unterschiedlicher sein könnten. Aber eines eint sie - ihre Leidenschaft fürs ...

Jennifer Ryan erzählt von vier Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Nähe von London auf dem Land leben und kaum unterschiedlicher sein könnten. Aber eines eint sie - ihre Leidenschaft fürs Kochen. Die Rationierung der Lebensmittel erfordert einen großen Einfallsreichtum, um nahr- und schmackhafte Gerichte zu zaubern. Als ein Kochwettbewerb ausgeschrieben wird, durch den für die Radio-Kochsendung "The Kitchen Front" eine Co-Moderatorin gesucht werden soll, können die Witwe Audrey, ihre Schwester Lady Gwendoline, deren Köchin Mrs. Quince mit Küchenmädchen Nell und die ehemalige Spitzenköchin Zelda unter Beweis stellen, dass jede auf ihre Art die Bewältigung dieser Herausforderung perfektioniert hat. Dabei erfordern die Umstände, dass sie immer mehr zusammenrücken, und schließlich werden sie sogar Freundinnen.

Die Autorin erzählt abwechselnd aus Sicht der vier Protagonistinnen und schließt die Kapitel mit einem Rezept der jeweiligen Köchin ab, das heute kaum jemand essen würde. Wie gut, dass wir bei den Zutaten aus dem Vollen schöpfen können und keinen unangenehmen Geschmack durch etwas intensiv schmeckendes übertünchen müssen.

Die Charaktere sind mit Ecken und Kanten versehen, aber sympathisch beschrieben. Die Kriegsatmosphäre ist authentisch eingefangen.

"Die Köchinnen von Fenley" zeigt, dass sich aus Krisensituationen viel Positives entwickeln kann und es sich lohnt, aus allem das Beste zu machen und neue Wege zu gehen. Eine schöne - wenn auch an manchen Stellen vorhersehbare - Geschichte, die sich leicht und flüssig liest und einen angenehmen Kontrast zum ernsten Hintergrund bildet.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Kein Roman für zwischendurch

Maria malt
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Maria wird 1919 in Österreich geboren und wächst zunächst bei der Großmutter, später bei der Mutter und deren neuem Partner auf. Sie ist schon sehr früh auf sich alleine gestellt und entdeckt ihre Liebe ...

Maria wird 1919 in Österreich geboren und wächst zunächst bei der Großmutter, später bei der Mutter und deren neuem Partner auf. Sie ist schon sehr früh auf sich alleine gestellt und entdeckt ihre Liebe zur Malerei. Sie hat zeitlebens das Gefühl, nicht geliebt zu werden und wechselt von Mann zu Mann. Ihr ganzes Leben ist unstet.

Maria Lassnig kannte ich vorher nicht. Ich war aber neugierig auf eine Frau, die zu einer Zeit, in der eigentlich nur Männern alles offenstand ihren Platz in der Kunst fand.

Kirstin Breitenfellner widmet sich ihrer Protagonistin ausführlich und zeichnet ein eindrückliches Bild von ihr. Maria Lassnig ist eine interessante Frau und die Motive ihrer Bilder sowie ihr Malstil sind sicher in ihren Lebensumständen begründet.

"Maria malt" ist kein Roman für zwischendurch oder einen entspannenden Abend nach einem harten Arbeitstag. Es fällt mir schwer, den richtigen Zugang zu finden. An mancher Stelle finde ich die Geschichte langatmig, aber irgendwie hat sie mich doch gefesselt - und lässt mich letztendlich zwiegespalten zurück.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Zwei ungleiche Schwestern

Mit dir bis ans andere Ende der Welt
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Greta und Johanna Cahill wachsen im Irland der 1960er Jahre in einfachen Verhältnissen auf dem Land auf. Johanna träumt von den USA und besteigt schließlich gemeinsam mit Greta und Michael, einem jungen ...

Greta und Johanna Cahill wachsen im Irland der 1960er Jahre in einfachen Verhältnissen auf dem Land auf. Johanna träumt von den USA und besteigt schließlich gemeinsam mit Greta und Michael, einem jungen Tinker, der sesshaft werden möchte, ein Schiff nach New York.

Den Titel finde ich etwas unglücklich gewählt, vermutet man dahinter doch eher eine leichte Liebesgeschichte. "Mit dir bis ans andere Ende der Welt" ist aber vielmehr eine Familiengeschichte mit Tiefgang.

Mary Beth Keane hat die Charaktere detailreich gezeichnet und einen mitreißenden, stimmungsvollen Roman geschrieben. Sie lässt uns teilhaben am Leben der sehr unterschiedlichen Schwestern und an deren Probleme mit sich selbst, untereinander und mit ihrer Familie. Die Geschichte zeigt, welch großen Einfluss die Umstände und Erfahrungen aus Kindheit und Jugend auf jedes Leben haben. Eine Erfahrung, die sicher jeder von uns irgendwann macht.

Ein Buch das ich sehr gerne weiterempfehle.

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