Der Preis der Freiheit
Verstoßen für die Freiheit„...Deinen eigenen Weg? Du bist eine arabische Muslima! Du darfst nicht deinen eigenen Weg gehen!…
Diese Aussage der Mutter zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, einer Geschichte, die zeigt, ...
„...Deinen eigenen Weg? Du bist eine arabische Muslima! Du darfst nicht deinen eigenen Weg gehen!…
Diese Aussage der Mutter zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, einer Geschichte, die zeigt, wie stark die kulturelle Identität selbst in Deutschland wirkt.
Die Autorin erzählt offen und ungeschönt ihr bisheriges Leben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Zada stammt aus einer palästinensischen Familie. Ihre Wurzeln liegen in Jordanien. Doch schon ihr Großvater kam nach Deutschland und baute sich hier eine Existenz auf. Er heiratete eine Deutsche. Drei seiner Kinder aus erster Ehe folgten ihm nach Deutschland, darunter auch Zadas Vater.
„...Man würde meinen, dass mein Opa, der ohne Zweifel das autoritäre Familienoberhaupt meiner Familie war, seine Toleranz und Weltoffenheit an sein Kinder weitergeben konnte. Er hat es immer wieder versucht...“
Zadas Vater lernt in Jordanien seine zukünftige Frau kennen. Er nimmt sie mit nach Deutschland. Vier Jahre nach Zadas Geburt kommt es zur Scheidung. Zada lebt bei der Mutter. Die hält die arabischen Werte hoch. Zada aber möchte so leben wie ihre Schulkameradinnen. Damit sind Konflikte vorprogrammiert.
Durch das Buch erhalte ich einen tiefen Einblick in die traditionellen Werte und Verhaltensweisen. Es ist erschütternd, wie umfassend die Rechte der Mutter gegenüber ihren Kindern sind.
Mit 18 Jahren lernt Zada ihren zukünftigen Mann kennen. Sie hat mittlerweile eines erkannt: Eine gute Ausbildung ist das Wichtigste, um ein eigenständiges Leben führen zu können. Christian hat dafür volles Verständnis.
Das Buch zeigt die tiefe Zerrissenheit von Zada zwischen ihrem starken Freiheitswillen und den Forderungen der Mutter. Deren psychische Beeinflussung ist heftig und nicht sehr subtil. Doch Zada geht ihren eigenen Weg. Sie weiß sich von ihrem Freund und dessen Familie unterstützt.
Eine Stelle des Buches hat mich besonders betroffen gemacht. Zada erfährt von den Problemen ihrer jüngeren Geschwister und möchte ihnen helfen. Da das Gespräch mit der Mutter nichts fruchtet, wendet sie sich ans Jugendamt. Die Vertreter erscheinen einmal bei der Mutter und sehen keinen Grund, einzugreifen. Ab dem Zeitpunkt wird von der Mutter jeglicher Kontakt der Geschwister zu Zada unterbunden. Sie überträgt ihren Hass auf die Tochter auf die anderen Kinder.
„...Zada, wir hassen dich! Wir wollen dich nie wiedersehen! Ruf uns nie wieder an!...“
Eines wird allerdings auch deutlich. Es gibt arabische Familien, in denen es wesentlich toleranter zugeht. Gleichzeitig erlebt Zada in ihrer großen Verwandtschaft, dass Väter zunehmend an einer umfassende Bildung für ihre Kinder interessiert sind. Wie man so schön sagt: Mann kann nicht alle über einen Kamm scheren.
Nachdem bei Zada sich alles positiv entwickelt hat und sie nach außen hin stark und selbstbewusst wirkt, zeigt sich, dass ihre Psyche die Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Doch selbst aus diesem Teil wird sie mit Hilfe von guten Freunden herausfinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen Einblick in eine Parallelwelt in Deutschland, die man so kaum wahrnimmt. Zada ist ein Beispiel dafür, wie schwer es Mädchen haben, sich daraus zu lösen.