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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2019

Traumhaft schön

Die Häschenschule 5: Winter in der Häschenschule
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„...Fröhlich spricht der Lehrersmann:
„Morgen gehn die Ferien an,
denn der Ruprecht steigt nun wieder
zu dem Hasenwald hernieder.
Das mir keins die Pfötchen bricht!
Und vergesst das Rechnen nicht!“...“

Mit ...

„...Fröhlich spricht der Lehrersmann:
„Morgen gehn die Ferien an,
denn der Ruprecht steigt nun wieder
zu dem Hasenwald hernieder.
Das mir keins die Pfötchen bricht!
Und vergesst das Rechnen nicht!“...“

Mit diesem Vers beginnt ein nostalgischen Kinderbuch. Die Verse stammen von Albert Sixtus, dessen erstes Kinderbuch 1922 erschien. Auf vierzehn Doppelseiten darf nicht nur der kindliche Leser die Hasen durch ihren Winterurlaub begleiten. Basteln für Weihnachten, Besuch des Nikolauses bei den Hasenkindern, Weihnachtsgesang in der Kirche, Bescherung und Wintersport sind einige der behandelnden Themen.
Auf der linke Seite befinden sich die Gedichte, die jeweils aus einer Strophe mit 8 Zeilen bestehen. Passende Worte und gut gewählte Reime ermöglichen das Einprägen und Wiedergeben.
Unter den Gedichten wurde eine stilisierte passende Zeichnung in Grün gestaltet.
Auf der rechten Seite befinden sich die farbenfrohen Zeichnungen aus dem Leben der Hasen. Die zauberhaften Bilder wurde dem historischen Vorbild nachempfunden und ähnlich gestaltet. Das ist der Illustratorin ausgezeichnet gelungen.
Das Buch wird durch einen Überblick über das Leben des Autors ergänzt.
Ich mag die nostalgischen Kinderbücher.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Beeindruckende Begegnung mit Bach und Buxtehude

Der Flügel der Zeit
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„...Man kann Musik mit einem Festkleid vergleichen. Es braucht ein ordentliches Tuch, das ist die Harmonie, die dem Ganzen ein solides Gerüst gibt. Die Melodie ist so etwas wie die Fasson des Kleides. ...

„...Man kann Musik mit einem Festkleid vergleichen. Es braucht ein ordentliches Tuch, das ist die Harmonie, die dem Ganzen ein solides Gerüst gibt. Die Melodie ist so etwas wie die Fasson des Kleides. […] Doch dann gibt es noch die Stickereien und Applikationen. Wohl dosiert strahlen sie Eleganz aus...“

Der Ich – Erzähler hat in Lübeck ein altes Haus geerbt. Dort findet er eine Flügel. Der Erbauer des Flügels, der sich Silbermann nennt, verrät ihm, dass er so lange in die Vergangenheit reisen kann, wie er auf dem Flügel ein Musikstück spielt. Er möchte das ausprobieren und plant akribisch seine Reise. Die Musik von Bach schickt ihn ins Jahr 1705. Damals war der 20jährige Johann Sebastian Bach zu Besuch beim Kirchenmusiker Buxtehude.
Der Autor hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Der gehobene Schriftstil macht das Buch zu etwas Besonderen. Davon zeugt schon das Eingangszitat.
Neben all den historischen Betrachtungen ziehen sich zwei Schwerpunkte wie ein roter Faden durch die Geschichte. Das ist zum einen die Musik, zum anderen das Thema Zeit.
Der Ich-Erzähler verrät uns seinen Namen nicht. Für seinen Abstecher ins historische Lübeck wählt er sich den Namen eines englischen Gartenbauers.
Sehr detailliert wird Lübeck beschrieben. An der Seite des Protagonisten besuche ich einen Kupferstecher, die Ratsapotheke und die Schule. Dabei lerne ich nicht nur die Örtlichkeiten kennen, sondern erfahre eine Menge über das Handwerk oder damalige Schulgesetze.
Beeindruckend sind die bildhaften Beschreibungen der Musik. Das folgende Zitat zeigt das:

„...Dann setzte eine kraftvolle Fuge ein, ein Vierergespräch unter Freunden, die anscheinend über das Wesen der Zeit philosophierten...“

Mit Anna Buxtehude hat der Autor eine junge Frau kreiert, die sich bisher nach ihren Möglichkeiten entfalten konnte. Sie verfügt über ein reichhaltiges Wissen. Jetzt aber ist sie an einem Wendepunkt ihres Lebens angekommen. Ihr Vater will sie verheiraten.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die fein ausgearbeiteten Gespräche. Wenn sich der Ich-Erzähler mit Bach und Schiefferdecker habe Musik austauscht, kommen die unterschiedlichen Standpunkte und Ansichten zum Tragen. Bei Bach klingt das so:

„...Nun, die Musik ist die ausdrucksvollste Form, Gottes Zeit zu erleben. Sie ist die hohe Kunst des Augenblicks, denn in jeder Sekunde unseres Erdendaseins überflutet uns ein Strom an Empfindungen und Gedanken...“

Gekonnt hat der Autor weitere Geschichten in seine Geschichte integriert. Das sind zum einen zwei Sagen, zum anderen kleine Erzählungen, die Anna geschrieben hat und die ein Schlaglicht auf das Innenleben und die Gedankenwelt der jungen Frau werfen.
Das Buch lebt von einer inneren Spannung, die sich unter anderen daraus ergibt, dass der Ich – Erzähler sich jedes Wort gut überlegen muss. Hinzu kommen die historischen Gegebenheiten. Der Krieg, der sich der Stadt nähert, sorgt bald dafür, dass Fremde argwöhnisch betrachtet werden. Außerdem hat Silbermann dem Ich – Erzähler deutlich gemacht, wann eine Rückkehr für ihn unmöglich wird.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft historische Ereignisse mit den Blick auf verschiedene Musikstile der Zeit.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Empfehlenswert

Mein schönstes Sachen suchen
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„...Im Kindergarten ist es toll, denn hier sind so viele Kinder, mit denen Lena spielen kann. Gerade tanzt sie mit ihren Freunden Ringelreihen. Auf dem blauen Teppich liest die Erzieherin aus einem Buch ...

„...Im Kindergarten ist es toll, denn hier sind so viele Kinder, mit denen Lena spielen kann. Gerade tanzt sie mit ihren Freunden Ringelreihen. Auf dem blauen Teppich liest die Erzieherin aus einem Buch vor. Einige Kinder malen bunten Bilder mit Wasserfarben und Stiften. Und womit malt Kim?...“

In dieser Jubiläumsausgabe befinden sich auf 15 Doppelseiten Suchbilder für Kinder. Sie beinhalten unter anderen die Themen Bauernhof, Schwimmbad, Kindergarten, Verkehr, Baustelle, Zoo oder Wochenmarkt.
Die Seiten sind nach gleichem Schema aufgebaut. Links befindet sich ein weißer Streifen mit einem kurzen Text, der den Ort beschreibt, aber auch auf das eine oder andere vom Bild hinweist. Ein Beispiel habe ich als Eingangszitat gewählt. Die Sätze sind kurz und für die Zielgruppe verständlich. Der Text endet meist mit einer Frage oder Aufgabe.
Darunter befinden sich minimal 5, maximal neun kleiner Bilder mit Beschriftung, die das Kind in der Zeichnung suchen kann.
Der Rest der Doppelseite wird vom Bild eingenommen. Es stammt aus der Lebenswirklichkeit der Kinder und gibt diese meist realistisch wieder. Die Darstellungen sind bis ins Detail ausgearbeitet. So zeigt die Bahnhofsuhr eine genaue Uhrzeit.
Auf den farbenfrohen Bildern lassen sich viele Feinheiten entdecken.
Das Buch ist ab 2 Jahre geeignet. Es hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Sehr geschickt konstruiert

Im Schwarzwald geht der Tod um
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„...Ein dämonisches Lächeln erschien im Gesicht des heimlichen Beobachters, während ein Pärchen ausstieg und sich lachend zu den Möbelpackern gesellte. Das ist sie also. Ines Sandner....“

Dieses Zitat ...

„...Ein dämonisches Lächeln erschien im Gesicht des heimlichen Beobachters, während ein Pärchen ausstieg und sich lachend zu den Möbelpackern gesellte. Das ist sie also. Ines Sandner....“

Dieses Zitat steht auf der ersten Seite des Romans und sorgt sofort für einen spannenden Einstieg. Wer der stille Beobachter ist, erfahre ich als Leser logischerweise noch nicht.
Hauptkommissarin Ines Sandner freut sich, ihren alten Arbeitsplatz in Stuttgart mit dem im Schwarzwald wechseln zu dürfen. Mit ihren Lebensgefährten Jan und ihrer Tochter Daniela bewältigt sie den Umzug.
Ein halbes Jahr später gibt es den ersten Mordfall. Eine junge Frau, die bei einem Escort Service arbeitete, wurde getötet. Noch ahnt Ines nicht, dass der Mordfall nur ein Nebenschauplatz ist. Sie selbst steht im Fokus eines Täters.
Die Autorin hat einen fesselnden und geschickt gestrickten Krimi geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ines wird im neuen Kollegium gut aufgenommen. Sie arbeitet vor allem mit Thomas und Peter zusammen.
Eines Tages bekommt Ines einen Strauß weißer Lilien ins Präsidium geliefert. Sie bedankt sich bei Jan. Der aber weiß von nichts. Als nach ihrem Klassentreffen Sven, ein ehemaliger Mitschüler, tödlich verunglückt, landet der Fall bei Ines. Im Auto werden weiße Lilien entdeckt.
Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen stetig hoch zu halten. Natürlich gräbt man tief in Ines` Vergangenheit, um herauszufinden, wer sich rächen könnte. Der Täter praktiziert die Methode der kleinen Nadelstiche. Er möchte Ines nach und nach verunsichern und scheut nicht davor zurück, Menschen, die sie mag, in Gefahr zu bringen. Mord ist bewusst mit eingeplant. Auch weiße Blumen sollen Ines immer wieder suggerieren, dass sie und die Ihren nirgendwo sicher sind.
Als sich Ines selbst in Gefahr bringt, weil sie nicht weiß, wem sie vertrauen soll, wäscht ihr die Mutter richtigerweise den Kopf:

„...Aber die Frau Hauptkommissarin, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die eigentliche Person ist, die im Fokus des Täters steht, die marschiert mutterseelenallein in die Pampa...“

Die Ermittlungsergebnisse passen scheinbar nicht zusammen. Zum einen weiß der Täter Dinge, die er nicht wissen dürfte, zum anderen reagiert er relativ schnell. Beim Mitraten musste ich meine Meinung pausenlos revidieren.
Gut einbezogen wird Ines` Privatleben. Trotz aller Bedrohung versucht die Familie, so normal wie möglich weiterzuleben. Doch die Möglichkeiten des Täters reichen weit. Er weiß selbst über Ines` Ex und Danielas Vater Bescheid.
Ines kann aber durchaus auch sauer werden. Das liest sich dann so:

„...Wenn sie etwas nicht ausstehen konnte, dann waren das besser wissende Laien, die meinten, ihr vorschreiben zu müssen, wie sie ihre Arbeit zu erledigen hatte...“

Immer wieder werden kurze Sequenzen eingeflochten, die Gedanken des Täters und seine weiteren Planungen wiedergeben. Ab und an handelt er spontan. In manchen Situationen aber lässt er mich als Leser wissen, was er vorhat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende passt alles zusammen. Es bleibt keine Frage offen.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Großartiger Abschluss der Saga

Das Weingut. Tage des Schicksals
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„...Durch den zarten Schleier hindurch strahlten Irenes blaue Augen wie zwei funkelnde Saphire. Franz zog sie sanft in seine Arme. Für einen Augenblick versanken sie in einem innigen Kuss. Vergessen waren ...

„...Durch den zarten Schleier hindurch strahlten Irenes blaue Augen wie zwei funkelnde Saphire. Franz zog sie sanft in seine Arme. Für einen Augenblick versanken sie in einem innigen Kuss. Vergessen waren die schweren Jahre voller Enttäuschungen und Entbehrungen...“

Wir schreiben das Jahr 1874. In der Kirche St. Ulrich in Altenstadt findet die Trauung von Franz Gerban, den Besitzer einer Weinhandlung, und Irene statt. Geschickt nutzt die Autorin díe Gelegenheit, in Irenes Gedanken die Geschehnisse der ersten beiden Teile der Saga Revue passieren zu lassen.
Obwohl Franz` Schwester Mathilde kurze Zeit später einen Fabrikanten heiraten wird, ist sie die alte Zimtzicke geblieben. Sie gönnt Irene nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln.
Die Autorin hat erneut eine fesselnde Familiensaga geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Franz und Irene bekommen zwei Zwillingsmädchen. Als Frau und Mutter aber fühlt sich Irene nicht ausgelastet. Hinzu kommt, dass Franz häufig abwesend ist. Zum einen ist das seinen Kontakten zu den Kunden geschuldet, zum anderen engagiert er sich politisch. Irene sucht und findet eine Aufgabe, indem sie sich für die Rechte der Arbeiterfrauen einsetzt. Als sie dabei Josef wieder trifft, reagiert Franz mit Eifersucht. Die Ehe kommt an einen Scheideweg.
Auch Mathilde muss lernen, dass sie als Ehefrau anders zu agieren hat, als sie es als verwöhnte Tochter ihres Vaters gewohnt war.
Sehr gut werden die Zeitverhältnisse wiedergegeben. Durch Irenes Arbeit lerne ich die katastrophalen Lebensverhältnisse der Leineweber, aber auch die schwierige Situation des Dienstpersonals kennen. Schläge bei Verfehlungen sind keine Seltenheit.

„...Obwohl sie in ihrer Zeit als Fabrikarbeiterin so manches Elend gesehen und auch selbst durchlebt hatte, übertrafen die Zustände in Herxheim alles, was sie bis dahin kennengelernt hatte. […] Ein Mädchen, das Irene nicht älter als sechs Jahre schätzte, drehte ein Spinnrad...“

Franz ermöglicht mir einen Blick in die Arbeit des Parlaments. Gleichzeitig geht er im Weinanbau neue Wege. Das darf ich mitverfolgen und Gelungenes und Probleme registrieren.
Der ruhende Pol in der Geschichte ist Pauline, Franz` Mutter. Sie hat harte Zeiten hinter sich und wirkt ausgleichend. Das ändert allerdings nichts daran, dass sie gegebenenfalls Franz den Kopf wäscht, genauso wie es Minna, Irenes Freundin, mit Irene macht. Beide Ehepartner nehmen sich in gewissen Situationen an Sturheit nichts.
Irene lernt August Bebel kennen. Das Gespräch zwischen den beiden gehört zu einem der vielen fein ausgearbeiteten Dialoge. Er ist erstaunt, dass Franz Irenes tun billigt und ihr eine gewisse Summe dafür zur Verfügung stellt. Das ist in damaliger Zeit ungewöhnlich.
Im Reichstag wird Franz einem Österreicher vorgestellt. Er ahnt indem Moment nicht, dass diese Begegnung ihn und seine Familie vor völlig neue Herausforderungen stellt. Grund dafür sind nicht zuletzt die Regelung, die für den Adel unter Kaiser Franz Joseph in Österreich gelten.
Geburt und Tod, Liebe und Eifersucht, Hass und Barmherzigkeit – alles, was das Leben ausmacht, findet im Roman seinen Platz.
Gekonnt werden die Emotionen der Protagonisten wiedergegeben. Sie spiegeln sich in ihrem Handeln. Und manchmal sind es die gesellschaftlichen Normen, die die Erfüllung innigster Wünsche erschweren.
Zwei Landkarten, eine Auflistung der handelnden Personen, ein Glossar und ein inhaltsreiches Nachwort vervollständigen den Roman.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ist ein gelungenes Zeitgemälde, dass das Leben historischer Personen mit fiktiven Protagonisten verknüpft.