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Veröffentlicht am 26.06.2021

Die Gewalt der Rache

In Zeiten des Tulpenwahns
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„...Wie gern wollte er den Moment festhalten, mit all den kleinen unscheinbaren Details. Doch er wusste, dass er dies nicht durfte. Um ihretwillen nicht. Er stand am Ende seines Lebens, sie am Anfang. ...

„...Wie gern wollte er den Moment festhalten, mit all den kleinen unscheinbaren Details. Doch er wusste, dass er dies nicht durfte. Um ihretwillen nicht. Er stand am Ende seines Lebens, sie am Anfang. Der gemeinsame Weg, der ihm noch blieb, war nicht mehr lang...“

Diese Gedanken kommen Nicolaes beim Betrachten seiner 16jährigen Tochter Margriet. Das Mädchen war 2 Jahre alt, als sie bei einem Brand ihre Mutter verlor. Mittlerweile ist sie zu einer Schönheit erblüht. Das aber weiß sie nicht.
Wir befinden uns in Haarlem anno 1630. Nicolaes arbeitet als Gärtner bei einem Grafen. In seiner Freizeit züchtet er Tulpen, um sich an ihnen zu erfreuen.
Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt zu den in weiten Teilen sehr ernstem Buch. Ab und an wirkt er wie die Beschreibung eines Gemäldes. Dann lässt die Autorin die Handlung für einen Moment ruhen und beschreibt wie bei einem Bild, was sich vor Augen befindet.

„...Wenige Pinselstriche vermögen die Szene zu beschreiben. Ein alter Mann und eine junge Frau am Abendbrottisch. Die letzten Sonnenstrahlen dringen von der linken Seite durch das Butzenglasfenster und tauchen die Szene in ein warmes, goldenes Licht...“

Nicolaes ist das, was man einen rechtschaffenen Mann nennen würde. Er redet nicht viel. Er macht seine Arbeit und setzt sich nötigenfalls auch für andere ein. Selbst sein Dienstherr kann ihn nicht dazu bewegen, ihm eine Tulpe zu verkaufen.

„...Ich verstehe deine Leidenschaft, Nicolaes. Du hast einen Sinn für das Schöne. Das verträgt sich nicht mit der Gier nach Geld, die sich allenthalben antreffen lässt...“

Es gibt zwei Schlüsselszenen im Buch, die verantwortlich dafür sind, was später geschieht. Zu unterschiedlichen Zeiten begeistern sich zwei Männer an Margriets Schönheit. Beim ersten macht ihr das Angst. Behütet und beschützt aufgewachsen, ist sie noch nicht reif für eine Beziehung.
Dem zweiten 7 Jahre später öffnet sie sich auch nur behutsam. Hier ist es der Standesunterschied, der sie abhält. Doch wer einen Titel hat, muss nicht auch Geld haben. Und sein Vater braucht dringend Geld. Um seiner Tochter die Hochzeit zu ermöglichen, steigt Nicolaes in den Tulpenhandel ein. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf.
Sehr deutlich wird dargestellt, wie die Handelsblase wächst, um dann rasant in sich zusammenfallen. Es geht nicht mehr um Tulpen, nur noch um Gewinn. Um zu überleben, muss man nicht nur gierig, sondern auch skrupellos sein. Das aber ist Nicolaes nicht. Außerdem ahnt er nicht, dass er einen Feind hat, der seinen Untergang will. Zwar gilt die Rache nicht in erster Linie ihm, aber er wird eines der Opfer. Sein einstiger guter Wille erweist sich als fatal. Rache und Gier sind eine unheilige Allianz eingegangen, um alter Verletzungen willen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Die Macht der Lieder

Elma Wortesammlerin
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„...Die Wortsammler sammeln diese Lieder, geben sie an jüngere Wortsammler weiter und dichten natürlich selbst immer einige auch dazu, sodass der Schatz immer größer wird...“

Mit diesen Worten erklärt ...

„...Die Wortsammler sammeln diese Lieder, geben sie an jüngere Wortsammler weiter und dichten natürlich selbst immer einige auch dazu, sodass der Schatz immer größer wird...“

Mit diesen Worten erklärt Ungiel dem Elfenmädchen Elma, was ein Wortsammler ist. Die Elfen kennen keine Schrift. Eigentlich sind die Wortsammler das Gedächtnis des Volkes. Elma möchte sich dazu ausbilden lassen. Dann aber trifft Elma das Menschenmädchen Wendala.Erst einmal tauschen beide ihre Vorurteile aus. Danach beginnt für Elma das größte Abenteuer ihres Lebens.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte handelt einerseits von Freundschaft und Mut, andererseits von Machtgier und Herrschsucht.
Der Schriftstil ist für die Zielgruppe passend. Die Welt der Elfen wird sehr anschaulich beschrieben.
Wendalas Dorf ist überfallen wurden. Ihr Bruder wurde entführt. Wendala möchte ihn finden und bittet Elma, ihr zu helfen. Bisher hat sich Elma noch nie vom Elfenwald entfernt. Aber wenn sie selbst Lieder schreiben will, muss sie dazu etwas erleben. So lässt sie sich überreden.

„...Abenteuer waren schön. Für den Anfang reichte aber ein kleineres. […] Vielleicht muss man einfach mutig sein, wenn es notwendig ist...“

Die beiden machen sich mit einem alten Mann und dem Hund Weißohr auf zur Schwebenden Stadt. Dorthin sollen die Kinder gebracht worden sein. Natürlich haben sie Verfolger auf ihren Fersen.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Kaum glauben die beiden, sie sind entkommen, wartet schon eine neue Überraschung auf sie.
Die Spannung nimmt noch einmal zu, als sich die Frage stellt, wie man sich verhält, wenn die Gedanken nicht mehr frei sind. Wann ist Verrat Verrat? Plötzlich ist nichts mehr so,wie es war. Freundschaft wird infrage gestellt. Absolute Hörigkeit ist Inhalt des Lebens. Und doch gibt es die ersten Zweifel. Es sind nur kleine Nadelstiche, die anfangs nicht durchdringen.
Sehr gut ausgearbeitete Gespräche zeigen, wie sich das Bewusstsein ändert. Nach einer Zeit der Lethargie folgt ein Aufwachen. Jetzt gilt es, die rechten Entscheidungen zu treffen.

„...Man musste nur genug Einsicht bekommen und hinter die Fassaden schauen, dann erwies sich das scheinbar Große oft als klein, bestenfalls als geschickt eingefädelt, und im schlimmsten Fall als nur mit Gewalt aufrecht erhalten...“

Der Autor kreiert in der Schwebenden Stadt ein Gesellschaftsmodell, das genau die im Zitat angesprochenen Probleme enthält. Am Ende erfahre ich als Leser auch, wie es dazu kam. Florio, der alte Mann, formuliert die Schlussfolgerung so:

„...Es gibt einen Weg in die Zukunft, aber man muss sorgfältig danach suchen und darf nicht losrenne, wenn man noch gar nicht weiß, ob es der richtige ist...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es kombiniert fantastische Elemente mit gesellschaftlichen Problemen, die uns gar nicht so fremd sind.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Niedliches Geschenkbuch

Lebe lieber mopsfidel
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„...Man ist niemals zu schwer für seine Größe, aber man ist oft zu klein für sein Gewicht...“

Dieses niedliche Geschenkbuch plädiert für Freude am Leben. Auf einer Seite ist immer das Foto eines Mops` ...

„...Man ist niemals zu schwer für seine Größe, aber man ist oft zu klein für sein Gewicht...“

Dieses niedliche Geschenkbuch plädiert für Freude am Leben. Auf einer Seite ist immer das Foto eines Mops` zu sehen. Daneben stehen stimulierende Worte. Wobei: Zu Beginn geht es in kurzen Sätzen, die sich über mehrere Seiten erstrecken können, um die Schwierigkeiten im Leben. Darauf aufbauend gibt es dann ansprechende Ratschläge, was zu ändern wäre. Geselligkeit und Unternehmensfreude sind zwei Punkte.
Auf einigen Seiten gibt es zusätzlich ein Zitat, wie das obige von Gert Fröbe. Vor diesen Zitat befindet sich der Abdruck einer Hundepfote. Seiten ohne Zitat sind mit drei Hundepfoten gekennzeichnet.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Sherlock lässt nicht locker

Mycrofts Comeback
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„….Alleinlebende Frau, die problemlos auf das Arbeiten von zuhause aus hatte umschalten können, kombinierte John, der neben Sherlock trat…“

Sherlock Holmes und John Watson sind in der Gegenwart angekommen. ...

„….Alleinlebende Frau, die problemlos auf das Arbeiten von zuhause aus hatte umschalten können, kombinierte John, der neben Sherlock trat…“

Sherlock Holmes und John Watson sind in der Gegenwart angekommen. Gerade stehen beide in der Wohnung einer Frau, die einen tödlichen Schlag auf den Hinterkopf erhalten hat.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.
Der Schriftstil passt genau zum englischen Humor, wie man ihn aus der klassischen Kriminalgeschichte kennt. Sherlock ist der Macher. Er zieht seien logischen Schlüsse. John lässt er dabei gern eine Zeit lang im Dunkeln. Der ist momentan ziemlich gestresst. Wegen der Pandemie hat er rund um die Uhr im Krankenhaus gearbeitet, währenddessen Sherlock feststellt:

„...Ich habe mich fortgebildet während der Lockdown – Zeiten...“

Die Tote wurde von ihrer Putzfrau gefunden. Die erste wichtige Information besagt, dass sie bei einer Firma gearbeitet hat, die wegen eines Maskenskandals in Verruf gekommen ist. Bald aber zeichnet sich ein zweites Problem ab, das ein Motiv für den Mord sein könnte. Es wurden trotz Pandemie illegal Arbeitskräfte nach Großbritannien eingeschleust. Bezahlung, Arbeitsbedingung und Wohnung sind unterirdisch.

„...Die Leute wollen ihren Dreck nicht selbst wegmachen, aber auch niemanden vernünftig dafür bezahlen – das ist eine moderne Form der Sklaverei!...“

Sherlock wendet sich an seinen Bruder Mycroft, der in der Politik zugange ist. Die Arbeitskräftevermittlung scheint von hoher Stelle abgesegnet worden zu sein. Mycroft hatte sich für einen schnellen und heftigen Lockdown eingesetzt, war aber von Lobbyvereinen gekonnt ausgebremst worden. Zwar harmonieren die Brüder nicht immer miteinander, aber im Ernstfall klappt die Zusammenarbeit.
Sehr schnell werden für die Unstimmigkeiten passende Sündenböcke gefunden.
Doch Sherlock zieht seinen Stil durch. Er kommt in jede Versammlung, in jeden Club rein, wo er rein will. Bei John klingt das so:

„...Er folgte Sherlocks Beispiel bei vielen Anlässen in der Vergangenheit: Immer so tun, als gehöre man dazu, lautete die schlichte Regel. Mitschwimmen...“

Natürlich geben Sherlocks bestechende Analysen der Geschichte ihrer besonderen Flair. An seinen Umgang mit anderen muss er aber noch arbeiten. Der ist gewöhnungsbedürftig.
Gekonnt werden viele Pannen in Zeiten der Pandemie in die Geschichte integriert – und die treffen nicht nur auf Großbritannien zu.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Neben dem hohen Spannungsbogen ist es insbesondere der trockene Humor, der mir gefällt.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Liebesroman mit aktuellen Bezug

Wohin mein Herz dich trägt
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„...Ich hatte mich ihm angepasst und meine eigenen Interessen aus den Augen verloren. Nach einer Weile kam ich mir jedoch vor wie ein Hausmütterchen...“

Dann aber kommt der Schock. Kurz vor der Hochzeit ...

„...Ich hatte mich ihm angepasst und meine eigenen Interessen aus den Augen verloren. Nach einer Weile kam ich mir jedoch vor wie ein Hausmütterchen...“

Dann aber kommt der Schock. Kurz vor der Hochzeit teilt Sascha Elena mit, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat. Elena reist allein nach Sizilien und kommt in der Pension ihres Cousins Luici in Taormina unter. Dorrt lernt sie den Arzt Gabriel kennen, der gerade ein paar Tage Urlaub macht und ansonsten in der Flüchtlingshilfe auf Sizilien tätig ist.
Die Autorin hat einen bewegenden Liebesroman geschrieben. Gleichzeitig ist das Buch aber auch eine Liebeserklärung an die Schönheiten von Sizilien.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Die örtlichen Gegebenheiten werden mit passenden Metaphern beschrieben.

„...Der idyllische Ort lag an einem Berghang, direkt am Meer. Von der Stadt aus hatte man einen fantastischen Blick zum Ätna. Die beschaulichen Buchten mit ihren Stränden luden zum Baden ein...“

Das Kennenlernen von Elena und Gabriel verläuft nicht etwa gradlinig. Ohne Gabriels tierischen Begleiter wäre die Sache sicher anders ausgegangen, denn Elena mag eigentlich keine Männer mit Tattoos. Auch Luici hat seine Finger im Spiel, obwohl seine Maxime lautet:

„...Ach, das hat noch Zeit, Ich genieße meine Freiheiten, und das solltest du auch, bevor dir jemand erneut einen Ring an den Finger steckt...“

Bald aber erkunden Gabriel und Elena gemeinsam die Insel. Ich begleite sie nicht nur bei ihrem Aufstieg zum Ätna. So erfahre ich eine Menge über die Besonderheiten des Vulkans, aber auch die Sehenswürdigkeiten der Insel. Nebenbei kommen sie auf Gabriels Arbeit zu sprechen. Jetzt verliert sich die Leichtigkeit des Schriftstils; es wird ernst.

„...Doch vorher harren sie in sogenannten Auffanglagern in Libyen aus. […] Was diese Menschen dort aushalten müssen, ist unwürdig und verstößt im höchsten Maße gegen die Menschlichkeit...“

Elena entscheidet sich, Gabriel für ein paar Tage an seinen Arbeitsort zu begleiten. Beide träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Noch aber ist Gabriel nicht bereit, über seine Vergangenheit und die Gründe für die Tattoos zu sprechen. Elenas hartnäckige Fragen blockt er ab.
In Pozzallo wird Elena mit der harten Realität der Flüchtlinge konfrontiert. Als Psychologin weiß sie, was Traumatisierung für Menschen bedeutet. Sie erlebt die Ankunft der Schiffe, beobachtet die Arbeit der Helfer und wendet sich selbst einer junge Frau zu, die schon einige Zeit im Lager ist und außer Gabriel niemand an sich heranlässt. Auffallend ist, dass sie von sich selbst in dritter Person spricht. Und die junge Frau hat ein erstaunliche Gespür für den Zustand anderer Menschen.

„...Elena hat Glück, solche Männer gibt es nicht viel. Aber Gabriel hat Kummer, großen Kummer, glaubt Imani. Vielleicht kann Elena ihm helfen...“

Doch dann kommt es zu einem einschneidenden Ereignis im Lager, Plötzlich steht nicht nur Elenas Liebe auf der Kippe.
Ein informatives Nachwort rundet die Geschichte ab.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es kann zwar nur ein Schlaglicht auf die Situation der Flüchtlinge werfen, aber das ist mehr als gar nichts. Außerdem werden die Themen Vergeben und Verzeihen geschickt in die Handlung integriert.

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