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Veröffentlicht am 05.03.2021

Abstieg einr Familie

Das Gerstenberg-Haus
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„...Was ist ein Haus? Für die meisten Menschen ist es Heimstätte, Rückzugsort und Ausdruck der Persönlichkeit. Für Johann Caspar Gerstenberg war es weitaus mehr. Als 1618 sein neues Haus am Hellweg in ...

„...Was ist ein Haus? Für die meisten Menschen ist es Heimstätte, Rückzugsort und Ausdruck der Persönlichkeit. Für Johann Caspar Gerstenberg war es weitaus mehr. Als 1618 sein neues Haus am Hellweg in Geseke kurz vor der Vollendung stand, wähnte er sich an der Schwelle zu einer neuen Ära...“

Mit diesen Worten beginnt der Prolog des Buches. Dann lässt mich die Autorin tief in die Familie mit all ihren Freunden, Problemen und Sorgen eintauchen. Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Manche Träume müssen begraben werden.
Das Buch zeugt von der exakten und umfangreichen Recherche der Autorin. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Vier Kinder der Familie haben überlebt, als das Haus fertig ist. Caspar, der Erstgeborene, soll den Getreidehandel des Vaters einst fortführen, nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt ist.
Auch Laurentz kommt wieder nach Hause. Er hat Arzt studiert, in diesen Beruf an der Front gearbeitet und will dies nun in seinem Heimatort tun. Als er sich aber mit den örtlichen Pfarrer anlegt, macht er sich einen Feind fürs Leben.
Bettlin hat sich in Salomon Levy verliebt, den Sohn des jüdischen Bankiers. Sie hofft, dass er für sie den Glauben aufgeben wird, doch er lehnt ab. Beide Väter sind gegen die Verbindung. Als Bettlin nach Willen ihres Vaters verheiratet werden soll, flieht sie mit Salomon. Sie trägt sein Kind unter dem Herzen. Sehr gut werden die Zeitverhältnisse widergespiegelt. Die Folgen des Krieges, die Zeiten der Pest, Judenverfolgung und Hexenwahn – alles das findet auch in Geseke statt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Laurentz wächst in Zeiten der Pest über sich hinaus. Das findet allerdings bei seinem Vater keine Anerkennung. Für ihn zählt nur Caspar.
Die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten sorgen für inner Spannung und legen den Keim für den Abstieg der Familie. Es ist mehr ein Gegeneinander als ein Miteinander.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Katjas erster Fall

EinKEHR zum tödlichen Frieden
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„...Mein Fett ist mein Panzer, meine Figur mein Statement, und ich denke nur ans Abnehmen, wenn ich den Reißverschluss meiner Jeans nicht zuziehen kann. Ein Garderobenwechsel auf Größe 50 ist einfach zu ...

„...Mein Fett ist mein Panzer, meine Figur mein Statement, und ich denke nur ans Abnehmen, wenn ich den Reißverschluss meiner Jeans nicht zuziehen kann. Ein Garderobenwechsel auf Größe 50 ist einfach zu zeitraubend...“

Mit diesen Worten charakterisiert Katja Klein sich selbst. Sie ist in Berlin aufgewachsen, hat ihren Job als Modejournalistin verloren und wurde von ihrem langjährigen verheirateten Freund abserviert. Am meisten getroffen aber hat sie der Tod ihrer Mutter. In ihren Unterlagen findet sie den Hinweis, dass sie in der Eifel einen Halbbruder hat. Kurzerhand macht sie ich auf nach Kehr, um ihn zu treffen. Er liegt tot in einer Krippe.
Die Autorin hat mit diesen Buch eine Krimireihe begonnen, von der ich spätere Bände kenne. Es wurde Zeit für den Anfang.
Die Geschichte zeichnet sich durch ihren ausgefeilten Schriftstil aus, in dem eine Menge an feinem Humor mitschwingt. Auch der Handlungsort ist etwas Besonderes. Wir befinden uns im „Dreiländereck“ Belgien, NRW und Rheinland - Pfalz. Das Haus ihres Bruders liegt auf belgischen Gebiet, das Bauerngut auf der anderen Straßenseite in Rheinland – Pfalz. Das hat auch Konsequenzen für die Ermittlungen, wie es ein Polizist so schön formuliert:

„...Ein Toter in Belgien, einer in Rheinland – Pfalz und einer bei uns in NRW. So etwas hat es noch nie gegeben. Das muss irgendwie koordiniert werden...“

Logischerweise werde ich mit unterschiedlichen Dialekten konfrontiert.
Katjas Mutter hat ihr Heimat verlassen, als sie schwanger war und ist nie zurückgekehrt. Katja mischt fleißig bei den Ermittlungen mit und stößt auf eine Menge an Geheimnissen in ihrer Familiengeschichte. Plötzlich kommen Dinge ans Licht, die man gekonnt unter den Teppich gekehrt hatte. Familienbeziehungen werden völlig neu aufgerollt.
Gleichzeitig erhalte ich einen Einblick in die historischen Geschehnisse der Gegend.
Was mich immer wieder zum Kopfschütteln bringt, sind Katjas Speisekreationen. Sie mischt süß mit sauer und bitter mit scharf, für mich stellenweise unvorstellbar.
Ich mag Katjas trockenen Humor:

„...Vielleicht haben die Krimiautoren doch recht, und in der Eifel wimmelt es nur so von Leichen. Heute ist mein zweiter Tag hier, und ich entdecke bereits den zweiten Toten...“

Zu den besonderen Leckerbissen gehört das Verhältnis von Katja zu den belgischen Polizisten Marcel Langer. Es lässt sich kaum mit Worten richtig beschrieben, gibt der Geschichte aber sein eigenes Flair.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Er kombiniert eine spannende Handlung mit einer verwickelten Familiengeschichte und historischen Bezügen.

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Im Land der Elfen

Kiesel, die Elfe - Sommerfest im Veilchental
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„...Vielleicht sind die Glühwürmchen ja wieder bei den Nebelelfen und plaudern dort mit den Irrlichtern?...“

Nicht nur die Glühwürmchen sind verschwunden, auch die kleine Steinelfe Kiesel ist nicht auffindbar. ...

„...Vielleicht sind die Glühwürmchen ja wieder bei den Nebelelfen und plaudern dort mit den Irrlichtern?...“

Nicht nur die Glühwürmchen sind verschwunden, auch die kleine Steinelfe Kiesel ist nicht auffindbar. Und dabei gäbe es eine Menge zu tun, um das Sommerfest im Veilchental vorzubereiten.
Die Autorin hat eine süße Geschichte geschrieben.
Im Veilchental leben verschiedene Elfen. Alle werden sehr anschaulich vorgestellt. Die kleine Steinelfe Kiesel ist befreundet mit der Blumenelfe Lilana und dem Minimonster Mino. Die Natur der einzelnen Elfen ergibt sich aus ihrer Herkunft. Kiesel stammt aus einem Stein. Doch warum findet sie nicht wie die anderen Steinelfen problemlos Edelsteine? Warum träumt sie von den Sternen?
Als beim Sommerfest den Blumenelfen von den Flusselfen drei Gefäße mit Flüssigkeit gestohlen werden, geht Kiesel neue Wege. Sie lässt sich auf den Wettkampf ein. Dafür aber muss sie eine Regel der Elfen brechen. Traditionsgemäß gehen sich die Elfen und die Vögel aus den Weg. Dann aber lernt Kiesel den kleinen Kolibri Kri kennen. Sie bittet ihn um Hilfe:

„...Bei uns Vögeln müssen zwei Freunde wie zwei Flügel sein – Flügel tragen nur dann, wenn sie im Gleichklang schlagen...“

Auch im Umgang zwischen den Elfen gelingt es Kiesel, zu vermitteln und mehr Miteinander zu ermöglichen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist kindgerecht und verständlich.
Die vielen Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Klaras Geheimnis

Klaras Schweigen
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„...Sie möchte mir etwas mitteilen und kann es nicht. Als wäre die Software in ihrem Kopf vorhanden, aber sie beherrscht das Programm nicht. Sie kämpft um Artikulation...“

Das Zitat stammt aus dem Gespräch ...

„...Sie möchte mir etwas mitteilen und kann es nicht. Als wäre die Software in ihrem Kopf vorhanden, aber sie beherrscht das Programm nicht. Sie kämpft um Artikulation...“

Das Zitat stammt aus dem Gespräch von Miriam mit einem Arzt. Ihre Großmutter Klara ist nch einem Schlaganfall in der Reha. Sie hat sich gut erholt, kann aber noch nicht sprechen. Umso überraschter ist Miriam, als ihr der Arzt mitteilt, dass sie ein paar französische Worte gesagt hat. Woher kann Klara Französisch?
Die Autorin hat eine spannende Familiengeschichte geschrieben. Zwei Handlungsstränge laufen parallel. Zum einen begleite ich Miriam bei der Suche nach ihren Wurzeln, zum anderen versetzt mich die Autorin zurück in Klaras Jugend.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt der jeweiligen Situation an.
Als Miriam einen Brief findet, der ihr zeigt, dass Eduard nicht ihr Großvater war, begibt sie sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Gar nicht begeistert davon ist Lotte, die Schwester ihrer Großmutter. Sie bremst, wo sie kann. Warum nur?

„...Meine Schwester ist alt, sehr alt. Möchtest du ihr für das bisschen Zeit, das noch vor ihr liegt, einen solchen Aufruhr zumuten? Die Erinnerungen könnten ihr den Rest geben...“

Der Rückblick führt mich in das Freiburg des Jahres 1949. Die Stadt gehört nun zu Frankreich. Klaras Vater ist einer von vielen, die ihren Hass auf die Franzosen im häuslichen Umfeld konservieren. Er ist verbittert aus dem Krieg zurückgekehrt, hat seine Ausbildung in den Sand gesetzt und versucht mit Beschwerdebriefen seine Frust anzubauen. Der folgende Satz bringt es auf den Punkt:

„…Der Krieg hatte das Schlechteste in ihm hervorgebracht...“

Seine Frau und Klara sorgen für das Auskommen der Familie. Letztere bekommt aber trotzdem nur abwesende Worte zu hören. Ihre Schneiderlehre musste Klara aufgeben. Nun arbeitet sie in einem französischen Lebensmittelladen – und das passt dem Vater auch nicht.

„...“Wir sind besser ohne dich dran gewesen“, platzte es aus Klara heraus. „Du machst uns allen das Leben zur Hölle!...“

Je tiefer Miriam in die Geschichte ihrer Großmutter eindringt, desto mehr Fragen ergeben sich. Glücklicherweise hat sie mit Pia eine Freundin an ihrer Seite, die sie auffängt und in gut ausgearbeiteten Gesprächen die Erkenntnisse auf den Punkt bringt und Miriams Motive hinterfragt. Ab und an entschlüpft ihr eine besondere Weisheit:

„...Die Legende ist die niedliche Schwester der Lüge...“

Klara findet Menschen, die ihr in schwierigen Situationen zur Seite stehen. Doch ein Geheimnis hält sie tief in ihrem Herzen verschlossen. Ein einziges Mal kam es zur Sprache – und führte zur Katastrophe. Nun aber lässt sie Miriam freie Hand. Wird das Schweigen endgültig gebrochen?
Nichts fasst die Geschichte besser zusammen als das Fazit, dass Miriam am Ende ihrer Nachforschungen zieht:

„...Das Leben versetzte Schrammen und Wunden, manche so tief, dass man schreien wollte vor Schmerz, aber trotzdem konnte man weiter machen, Abschied nehmen, sich für Neues öffnen und sich selbst annehmen, wie man war...“

Ein Schlusswort und ein Interview mit einer Zeitzeugin ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird ein spannendes Familiengeheimnis eingebettet in die politischen Verhältnisse der Zeit mit ihren Unwägbarkeiten.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Fesselnd und zeitkritisch

Abels Auferstehung
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„...Nichts konnte sein Fallen mehr aufhalten, und er würde unweigerlich dort unten ins schäumende Brodeln eintauchen und versinken. Diese Einsicht löschte die Flamme der Panik aus, und von einem Augenblick ...

„...Nichts konnte sein Fallen mehr aufhalten, und er würde unweigerlich dort unten ins schäumende Brodeln eintauchen und versinken. Diese Einsicht löschte die Flamme der Panik aus, und von einem Augenblick auf den anderen erfüllte ihn eine überirdische Ruhe...“

Derjenige, dessen Gedanken hier im Prolog wiedergegeben werden, wird wenig später tot aus dem Rhein geborgen. Lambert, ein Bekannter von Marlene aus Basel, telegrafiert ihr den Fund der Leiche, weil er vermutet, dass es ihr Bruder sein könnte. Der Tote trug ein Zigarettenetui aus Leipzig bei sich.
In Leipzig hat Inspektor Paul Steiner den Mord an einen Studenten aufzuklären. Der hatte vor wenigen Tagen an einer Mensur teilgenommen.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi in Leipzig anno 1920 geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen, zumal sie zeitnah an den ersten Teil anschließt.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich gekonnt der jeweiligen Situation an.
In Basel stellt Marlene fest, dass der Tote nicht ihr Bruder ist. Als Journalistin möchte sie aber dem Unbekannten ein Denkmal setzen und recherchiert deshalb für einen Zeitungsartikel, wer das sein könnte. Das Zigarettenetui einer Leipziger Firma ist ihr einziger Anhaltspunkt. Noch ahnt sie nicht, dass sie dabei mit ihrem Leben spielt.
Der Tote in Leipzig war Jude. Sehr deutlich arbeitet der Autor heraus, wie weit fortgeschritten der Antisemitismus in Deutschland schon ist. Außerdem neigen sowohl der rechte als auch der linke Rand der Gesellschaft zu Gewalttaten.
Mir gefällt Stainers trockener Sarkasmus, der ab und an aufblitzt.

„...“Deine Friseur gefällt mir, Paul. Wer hat dir die Haare gefärbt?“ „Zwei Herren, die man mir gegen meinen Willen vorgestellt hat – der Krieg und der Tod.“

Gleichzeitig zeigt das Zitat, wie gekonnt der Autor das Spiel mit Worten versteht.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Dabei zeigt Siegfried Junghans, Stainers Partner, dass er eine Menge an Entwicklungspotential hat. Außerdem steht er loyal zu Stainer, den einer seiner Vorgesetzten gern in die Karre fahren würde.
Geschickt werden weitere politische Themen integriert. Fine, Witwe mit vier Kindern, muss um ihren Job als Straßenbahnfahrerin bangen. Je mehr Männer aus der Gefangenschaft zurückkehren, desto weniger Frauen werden im Arbeitsleben gebraucht.
Ab und an kommt der Täter zu Wort. Das geschieht in kursiv abgedruckten Kapiteln.

„...Ich schreibe es nicht gern, doch das Töten fällt mir von Mal zu Mal leichter. Eine verstörende Erfahrung – doch habe ich sie nicht schon im Krieg gemacht?...“

Es sind die gut ausgearbeiteten Gespräche, in denen deutlich wird, dass kaum einer der Männer ohne psychische Wunden aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Unterschiede bestehen nur darin, wie der einzelne damit umgeht.
Eine Karte von Leipzig in der vorderen und hinteren Umschlagseite ergänzt die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeugt an vielen Stellen von der umfangreichen Recherche des Autors und seinen Kenntnissen der Stadt Leipzig.

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