Fesselnder historischer Roman
Der Krieger des Herrn„...“Nicht zu glauben...ein echtes Turnier.“ „Ein Treffen von prunksüchtigen Holzköpfen, die Leib und Leben für vergänglichen Ruhm, ein paar Silberstücke und das Kreischen verrückter Weiber riskieren...“
Hildebrand ...
„...“Nicht zu glauben...ein echtes Turnier.“ „Ein Treffen von prunksüchtigen Holzköpfen, die Leib und Leben für vergänglichen Ruhm, ein paar Silberstücke und das Kreischen verrückter Weiber riskieren...“
Hildebrand weiß, wovon er redet. Er hat schon ein bewegtes Leben hinter sich. Doch darüber schweigt er. Für seinen Schützling Walter von Westereck wird es das erste Turnier. Konrad von Lauenau, der Erzfeind seines Vaters, hat dazu eingeladen. Ablehnen ist keine Option. Deshalb schickt Hugo von Westereck seinen jüngsten Sohn mit Hildebrand.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Wir schreiben das Jahr 1190. Die Auseinandersetzungen zwischen Welfen und Staufern hinterlassen auch in Sachsen ihre Spuren. Konrad hofft, mit dem Turniergewinn seines Sohnes Wilfried Burg Westereck zu erhalten. Doch es kommt anders.
Die Personen werden gut charakterisiert. Walter von Westreck und Wilfried von Lauenau kennen sich. Schon in der gemeinsamen Klosterzeit war Wilfrieds sadistische Ader sehr ausgeprägt. Daran hat sich nichts geändert. Außerdem stellt er seiner Halbschwester Jolande nach. Die bittet auf den Turnier Walter, ihr zu helfen. Dem aber sind die Hände gebunden.
Das Buch zeugt von gekonnter und exakter Recherche des Autors. Sehr anschaulich wird beschrieben, wie es auf einen Turnier zugeht. Für viele Ritter ist das die einzige Chance, zu Gut und Geld zu kommen. Deshalb sind die Veranstaltungen weiter gefragt, auch wenn sie von Seiten der Kirche eigentlich verboten sind.
Trotz heftigen Kämpfen und manch grausamen Szenen schwingt ab und an ein feiner Humor mit. So mahnt Volpert Walter vor dem Turnier:
„...Was ich damit sagen wollte, Knappe, nimm die Früchte vom Baum, die weiter unten wachsen. Das spart Mühe und Zeit. Die Oberen sind schwer zu erreichen und man kann sich beim Klettern leicht den Hals brechen...“
Walters Antwort darauf:
„...Aber die Früchte, die ganz oben hängen, sind süßer und saftiger. Warum sollte man sich mit Fallobst zufrieden geben?...“
Gleichzeitig zeigen die Zitate, wie gut der Autor das Spiel mit Metaphern beherrscht.
Wilfried wird zur Teilnahme am Kreuzzug verpflichtet. Walter folgt ihm, um den grausamen Tod seiner Familie zu rächen. Erst spät wird er begreifen:
„...Rache ist ein schleichendes, bitteres Gift, welches man nie von seinem Körper bekommt. Selbst dann nicht, wenn sie erfolgreich war...“
Durch die Reise der beiden lerne ich nicht nur zwei Wege ins Heilige Land kennen, ich erfahre auch, wie unterschiedlich die Pilgergruppen zusammengesetzt waren. Manch einer war mit nichts als dem, was er auf der Haut trug, unterwegs. Für die Ritter galt es, Möglichkeiten zu finden, das Geld für die Reise zusammen zu bekommen. Nur die wenigsten haben das Ziel erreicht. Weil für die Juden der Boden in den deutschen Fürstentümern gerade wieder sehr heiß wird, schließen auch sie sich dem Zug an. Hartung von Scharfenstein, Walters Kampfgefährte, ist seiner Zeit weit voraus.
„...“So ein Unsinn“, brummte Hartung. „In jeder Bibel steht, dass es die Römer waren. Jesus, unser Erlöser, war selbst ein Jude.“...“
Und am Zielort zählte nicht die Gemeinsamkeit, sondern in erster Linie der eigene Ruhm. Richard von Löwenherz zum Beispiel nahm keine Rücksicht auf die anderen Fürsten.
Der Autor versteht es, fesselnd zu erzählen und den Spannungsbogen hoch zu halten. Eingestreut sind die unterschiedlichsten Schicksale.
Ein Glossar, ein Personenindex und ein informatives Nachwort vervollständigen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.