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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2020

Verzwickter Krimi

Lügenbilder
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„...Warum hasst ihr uns, was haben wir euch getan? Habt ihr denn alles vergessen? Ich bin es, Nathan. Euer Nathan, der euch die Einkaufstaschen bis in die Wohnung trug. Nathan, der euch mit Witzen und ...

„...Warum hasst ihr uns, was haben wir euch getan? Habt ihr denn alles vergessen? Ich bin es, Nathan. Euer Nathan, der euch die Einkaufstaschen bis in die Wohnung trug. Nathan, der euch mit Witzen und dem neuesten Klatsch unterhielt...“

Wie auch soll ein Junge begreifen, was den Hass in der Progromnacht 1938 ausgelöst hat? Nach diesem heftigen Prolog wechselt die Geschichte in die Gegenwart.
Kriminaloberrat a. D. Ferdinand Weber ist auf den Weg, um sich eine Gerichtsverhandlung anzusehen. Es scheint ihm ein probates Mittel gegen seine Langeweile. Auf dem St. - Guido Stiftsplatz sieht er zwei Männer zu ihrem Auto gehen ud hört ihre letzten Worte. Kaum haben sie das Auto erreicht und sind eingestiegen, explodiert es. Ein Splitter verletzt Ferdinands Hand. Das bemerkt er zunächst nicht, denn sein Gedankenkarussell beginnt zu kreisen. Seine Erfahrung sagt ihm, dass da ein Experte am Werk gewesen sein muss.

„...Die Angst vor einem islamischen Attentat war groß. Webers Bauchgefühl sprach dagegen. […] Seiner Meinung nach war das ein gezielter Angriff gegen die beiden Männer...“

Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.Mit der Kenntnis des Prologs regt sie regelrecht zum Miträtseln und Spekulieren an. Warum wurde gerade ein Anwalt und ein Ahnenforscher getötet? Wem waren sie auf den Schlips geretten? Was hatten sie herausgefunden?
Der Schriftstil unterstützt nicht nur die spannende Handlung. Die Charakterisierung mancher Protagonisten verschleiert geradezu ihr wahres Wesen.
Jeannette, eine gute Bekannte, bittet Ferdinand, sie zu einem 81. Geburtstag zu begleiten. Der wird vom Apotheker Franz Beringer gefeiert. Überschattet wird die Veranstaltung, als die Nachricht eintrifft, dass seine Schwester Edith auf dem Weg zu ihm überfallen wurde. Ferdinand, der schon die ganze Zeit aufmerksam die Leute beobachtet hat, sieht einen Zusammenhang zwischen den Überfall und der Explosion.
Kommissar Hamacher bleibt gegenüber Ferdinands Vermutungen skeptisch. Also macht der sich allein auf die Spur und sucht sich Gesprächspartner, die etwas über die Toten und die Familie Berlinger wissen könnten. Seine geschickte Fragetechnik hat er auch als Pensionär nicht verlernt. Die Dialoge sind vom Feinsten. Allerdings fehlt ihm ein Partner, mit dem er seine Erkenntnisse austauschen könnte.
Währenddessen lässt mich die Autorin einen Blick in das Familienleben der Berlingers nehmen. Franz ist sich darüber im Klaren, dass das Verhältnis zu seinem Sohn Bernd nicht das Beste ist. Lob war bei der Erziehung keine Option.
Weitere Personen, die die Handlung tangieren, gehören den Reichsbürgern und der rechten Szene an. Ihr kruden Vorstellungen lassen mich den Kopf schütteln. Einer von ihnen versucht Bernd Berlinger damit zu ködern, indem er ihm weismacht, dass er einen Strafzettel wegen zu schnellem Fahren nicht bezahlen muss, da das Gesetz nicht gültig ist.
Ferdinands Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Am Ende findet er die logische Lösung der Fälle.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Wunderschönes Kinderbuch

Wie die Eisbären zum Südpol kamen
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„...Zwei Schwalben streiten sich gar laut,
ob man sich noch `gen Nordpol traut,
um Eier zu legen, wie jedes Jahr.
Oder ob es im Sommer das letzte Mal war...“

Ein Pinguin hört den Streit und fragt nach, ...

„...Zwei Schwalben streiten sich gar laut,
ob man sich noch `gen Nordpol traut,
um Eier zu legen, wie jedes Jahr.
Oder ob es im Sommer das letzte Mal war...“

Ein Pinguin hört den Streit und fragt nach, worin das Problem liegt. Er erfährt von den Vögeln, dass das Eis im Norden schmilzt und die Eisbären ihre Lebensgrundlage verlieren. Da kommt ihm eine besondere Idee.
Die Autorin hat ein tiefgründiges Kinderbuch zum Thema Klimawandel geschrieben.
Die Geschichte ist in Gedichtform geschrieben, wie schon das Zitat beweist. Die Grundidee finde ich klasse. Sie ist kindgerecht umgesetzt und für die Zielgruppe verständlich aufgearbeitet.
Trotz der Kürze des Buches sind es manche Kleinigkeiten, die das Buch zu etwas Besonderem machen. Ich denke vor allem an die Szene, als sich der Pinguin mit der Meinung derjenigen Tiere auseinander setzen muss, die ihm entgegenhalten, dass man sich so Feinde ins eigene Land hole. Seine Entgegnung ist sehr gut durchdacht und auch für Kinder nachvollziehbar.
Das Buch zeichnet sich auch durch seine wunderschönen Illustrationen aus. Die Welt aus Schnee und Eis am Südpol wird mit wenigen Farben in zarten Tönen perfekt eingefangen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist in sich stimmig und führt Kinder auf leichte Art in ein schwieriges Thema.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Brisanter und fesselnder Krimi

Zürcher Filz
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„...“Wer ist verantwortlich für diese Misere?“ „Die drei von der Tankstelle. So nenne ich ie Geschäftsleitung. Die wollen sich alles unter den Nagel reißen. Ich bin nicht der Einzige, der das gemerkt hat.“...“

Meier ...

„...“Wer ist verantwortlich für diese Misere?“ „Die drei von der Tankstelle. So nenne ich ie Geschäftsleitung. Die wollen sich alles unter den Nagel reißen. Ich bin nicht der Einzige, der das gemerkt hat.“...“

Meier unterhält sich mit einem Bewohner eines Lombardi-Hauses. Der alte Mann ist sauer, denn seit dem Tod von Alfredo Lombardi gibt es in der Stiftung, die bezahlbaren Wohnungen anbietet, ein paar Ungereimtheiten. Ursache für die Ermittlungen ist aber das Verschwinden von Philo Lombardi, Tochter des Stifters und alleinige Erbin. Allerdings ist die Gärtnerin die einzige, der Philos Verschwinden ungewöhnlich vorkommt. Alle anderen sind der Meinung, dass Philo überhaupt noch nicht in der Schweiz erschienen ist, denn sie hat auch eine Wohnung in Israel. Die Vermisstenmeldung gewinnt erst an Brisanz, als ein Schmuckstück von ihr auftaucht.
Die Autorin hat eine fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Dabei nimmt sie gekonnt die Wohnungssituation in Zürich als Grundlage der Handlung.
Es ist für mich das erste Buch der Autorin aus der Reihe. Ich hatte zwar kein Problem der Handlung zu folgen, konnte aber einige Eigenheiten der Kriminalisten erst nach und nach einordnen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt sich geschickt der jeweiligen Situation an.
Der Fall wird von Beanie Barras bearbeitet. Sie bittet Meier, sie bei den Recherchen zu unterstützen. Der ist zwar gerade in Elternzeit, freut sich aber über die Aufgabe.
Auf der Suche - oder sollte ich besser sagen – Jagd nach einer Wohnung lerne ich die 14jährige Jessie kennen, die sich um ihre alkoholkranke Mutter kümmert und trotzdem noch gute Schulnoten schreibt. Philo persönlich hatte sie auf eine Wohnungsbesichtigung aufmerksam gemacht.
Von den mehreren hundert Interessenten, die sich einfinden, als eine der Wohnungen zu besichtigen ist, stellt mir die Autorin noch zwei weitere vor. Lügen scheint ein probates Mittel, um im Wettlauf um die Wohnung eine Chance zu haben. Je mehr Kinder, desto besser, dazu noch schwanger macht sich besonders gut. Auch Meier und Zita erscheinen, um das Procedere kennenzulernen. Ihr Sohn Finn stellt die richtige Frage:

„...Wer sagt eigentlich, wer die Wohnung bekommt? Der liebe Gott?...“

Währenddessen geht es für Philo ums nackte Überleben, denn die Autorin lässt mich wissen, was mit ihr passiert ist. Es ist ihr Überlebenswille, der ihr hilft, mit der Situation zurecht zu kommen. Fraglich bleibt lange, wem sie ihre Gefangenschaft zu verdanken hat. Nicht nur im Stiftungsrat scheint fast jeder Leichen im Keller zu haben.
Es braucht seine Zeit, bis nicht nur der Filz in der Lombardi – Stiftung aufgedeckt wird, sondern auch die Suche erfolgreich zum Abschuss gebracht wird.
Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen hochzuhalten und wahre Motive geschickt zu verschleiern. Auch von Philo zeichnet sie lange ein widersprüchliches Bild. Während der eine auf ihre Hilfe hofft, geben ihr andere die Schuld an der Misere.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es weckt das Interesse daran, die Vorgängerbände zu lesen.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Das Leben des Charles Darwin

Darwins Notizbuch
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„...Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass jedes Wort in der Bibel in strengem Sinn und buchstäblich wahr sei...“

Als Charles Darwin diese Worte in sein Tagebuch schreibt, hat er noch vor, ...

„...Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass jedes Wort in der Bibel in strengem Sinn und buchstäblich wahr sei...“

Als Charles Darwin diese Worte in sein Tagebuch schreibt, hat er noch vor, Pfarrer zu werden. Für ein Studium als Arzt hat er sich als wenig geeignet erwiesen. Wenige Jahre später wird er seine Meinung grundlegend geändert haben.
Das Buch zeichnet Darwins Leben bis zu seinem Tode nach. Dabei ist es eine gekonnte Kombination aus neutrale Beschreibungen und Wiedergabe von persönlichen Tagebucheinträgen.
Das Buch gliedert sich in neun Kapitel. Nach Kindheit und Schulzeit folgen die Jahre in Edinburgh und Cambridge. Die entscheidende Wende kommt mit Darwins Reise auf der Beagle. Ausführlich werden die Beobachtungen und Spekulationen beschrieben.
Dem Umzug nach Down House folgt intensive Arbeit und endlich die Veröffentlichung des ersten Buches über den Ursprung der Arten. Anschließend werden die Reaktionen darauf thematisiert, bevor die letzten Schriften und sein Vermächtnis das Buch abrunden.
Der Aufbau erfolgt nach immer dem gleichen Schema. Für ein Teilthema steht eine Doppelseite zur Verfügung. Am linken Rand erfolgt fett gedruckt eine kurze Zusammenfassung. Mehrere Artikel gehen auf das Thema der Überschrift ein. Außerdem wird mindestens einmal aus Darwins Tagebuch zitiert. Gleichzeitig kommt ein Zeitgenosse zu Wort. Unterschiedliche Illustrationen, mal Fotos, mal Zeichnungen oder Skizzen, veranschaulichen das Gesagte. Die verschiedenen Schriftgrößen und Schriftarten sorgen für Auflockerung, da ein Teil doch in sehr kleiner Schrift gesetzt ist.
Sehr detailliert erfahre ich, wie Darwin einerseits bei seinen Sammlungen während der Reise und andererseits bei seiner Analyse der Ergebnisse vorgegangen ist.

„...in Südamerika erlebte Darwin erstmals hautnah fremde Kulturen und Bräuche. Die Vergleiche, zu denen ihn diese Kontakte anregten, flossen sehr viel später in seine Werke über den menschlichen Charakter ein...“

Gleichzeitig geben die persönlichen Aufzeichnungen einen Einblick in die Gedankenwelt des Wissenschaftlers und zeigen, wie sich seine Ansichten im Laufe des Lebens ändern. Ab und an schwingt ein sehr eigener Humor mit.

„...Die Leute sprechen gern vom ständig lachenden Tropenhimmel, aber das ist blanker Unsinn! Wer bewundert schon das Gesicht einer Dame, die immer nur lächelt?...“

Im Buch werden auch offene Fragen und Fehlinterpretationen von Darwins Ausführungen angesprochen. So der Eugenik ein spezieller Abschnitt gewidmet.
Das Buch zeichnet sich durch seine hochwertige Aufmachung aus. Die Texte stehen auf beigem Untergrund, jedem der neun Kapitel ist ein Bild von Darwin über der Überschrift vorangestellt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt Darwin nicht in erster Linie als Wissenschaftler, sondern als Mensch mit all seine Stärken und Schwächen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Wer übt Rache?

Nebel im Aargau
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„...Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an. Ja, das würde er tun. Die Tat würde nicht ungesühnt bleiben. Er senkte der Kopf und betrachtete das Grab...“

Bei diesen Worten aus dem Prolog stellte ich ...

„...Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an. Ja, das würde er tun. Die Tat würde nicht ungesühnt bleiben. Er senkte der Kopf und betrachtete das Grab...“

Bei diesen Worten aus dem Prolog stellte ich mir sofort die Frage: Wer plant hier was? Das „Was“ wurde schnell beantwortet, mit dem „Wer“ ließ mich die Autorin fast bis zum Schluss im Unklaren.
Im Kanton Aargau ist ein trüber Novembertag. Trotzdem unternimmt Enrico mit Andrina einen Spaziergang. Er ist der Meinung, dass sie während der Schwangerschaft ab und an frische Luft braucht. Plötzlich kommt ihnen eine aufgeregte Frau entgegen. In einem der Pfahlbauten liegt ein toter Mann.
Auch der neue Krimi der Autorin lässt an Spannung keine Wünsche offen. Trotzdem bleibt Zeit für das Privatleben der Protagonisten.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Dabei scheint immer wieder die Düsternis des Novembergraus durch. Anfangs interessiert der Tote Andrina nicht. Sie ist schon öfter über eine Leiche gestolpert und hat damit eher schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem gibt es im Verlag, in dem sie als Lektorin arbeitet, gerade Stress: zu viel Arbeit für zu wenig Mitarbeiter.
Die Ursachen für den Tod sind ungewöhnlich. Das einzige Indiz ist ein stark gesunkener Zuckerspiegel. Hier wird gut erklärt, wie das Zusammenspiel von Zucker, Alkohol und Insulin im Körper funktioniert.
Doch es soll nicht der einzige Tote bleiben. Andrina ist die erste, die zwischen den Fällen einen Zusammenhang vermutet. Und dann gerät ihr Kollege Lukas in den Fokus der Ermittler.
Im Verlag werden gerade Krimis lektoriert. Gekonnt werden Gemeinsamkeiten zwischen diesen Büchern und den aktuellen Fällen konstruiert.
Die Kriminalisten sind gewöhnungsbedürftig. Anstatt Andrina als Zeugin zu vernehmen, hat sie immer wieder den Eindruck, dass sie sie am liebsten verdächtigen würden. Nur Susanna macht eine Ausnahme.

„...“Dir muss nichts leidtun. Auf so eine Idee können nur Männer kommen. Und dazu so taktlos.“ Wütend starrte Susanna Marco an...“

Im Gegensatz dazu tauschen Andrina und Enrico ihre Eindrücke und Gedanken sachlich aus, wobei sie sich geschickt ergänzen und mögliche Motive analysieren.
Seraina, Andrinas Schwester, bringt ihre Meinung zu den Ermittlungen deutlich zum Ausdruck:

„...Ich werde das Gefühl nicht los, in dem Team ist einiges im Argen, und keiner weiß, was der andere tut. Ich meine, die Koordination untereinander ist mangelhaft...“

Der Spannungsbogen spitzt sich gekonnt zu. Andrina ahnt nicht, dass sie selbst in höchster Gefahr ist. Sie hat die falschen Fragen gestellt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende ist keine wichtige Frage offen.

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