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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2020

Roadmovie im Mittelalter

Der gläserne Dolch
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„...Da ist nur noch die Stille, diese unglaubliche Stille. Kein Mensch, kein Vieh, selbst die Schwalben am Himmel ohne Schrei. [...] Ein kleiner versprengter Haufen hatte Blumenstein niedergemacht. Alles ...

„...Da ist nur noch die Stille, diese unglaubliche Stille. Kein Mensch, kein Vieh, selbst die Schwalben am Himmel ohne Schrei. [...] Ein kleiner versprengter Haufen hatte Blumenstein niedergemacht. Alles war tot. Alles und alle...“

Mit diesen Worten beginnt ein spannender historischer Roman. Wir befinden uns im Dreißigjährigen Krieg. Nur einer hat das Gemetzel im Dorf überlebt: der Ziegenhirte Jost Bicker.
Ziegen gibt es auch nicht mehr. Jost will weg. Also macht er sich auf den Weg ins Ungewisse.
Der Autor lässt mich Josts Leben bis zu seinem Ende begleiten. Er führt mich durch durch fast ganz Europa, bis Jost wieder in seine Heimat zurückkehrt. Doch was ihn ein Leben lang nicht loslassen wird, sind die Ereignisse kurz nach seinem Aufbruch.
Der Schriftstil des Buches hat mich begeistert. Er ist abwechslungsreich und passt sich gekonnt den Gegebenheiten an. Gleichzeitig gibt es viele Stellen, die kurz, prägnant, mit treffenden Worten ein besondere Situation schildern. Dazu gehört übrigens auch das Eingangszitat.
Auf seinem Weg trifft Jost Stina. Als sich der Söldner Rik van Straten an ihr vergehen will, schlägt Jost ihn nieder. Bis zu seinem Tod zeigt sich ihm der Söldner in seinen Alpträumen.
Außerdem begegnet Jost zwei Männern, die nach Mineralien suchen. Mit ihnen reisen er und die als Junge verkleidet Stina nach Venedig.
Jost, der bisher nur sein Dorf kennt, lernt die Welt und ihre Gefahren kennen. Eine Alpenüberquerung ist kein Kinderspiel. Außerdem muss immer wieder mit Wegelagerern gerechnet werden. Der Autor malt ein spannendes Bild dieser Reise. Verletzungen und Krankheit sind an der Tagesordnung.

„...Der kalte Arm des Todes trifft sein Herz, lässt sein Blut gefrieren, hält ihn einen Augenblick über der schwarzen Tiefe und Jost schwinden wieder die Sinne...“

Das Zitat ist ein Beispiel dafür, wie gekonnt der Autor mit Worten spielen kann und wie geschickt er Metapher einsetzt.
Über Innsbruck und Bozen wird endlich Venedig erreicht. Die Geschichte der Stadt wird thematisiert. Ich darf Jost bei einer Führung durch Venedig begleiten und einen Blick auf den historischen Karneval werfen.
Seine Reisebegleiter bringen Jost auf der Glasmacherinsel Murano unter. Das bedeutet auch die Trennung von Stina. In den nächsten Jahren erlebt er dort ein Auf und Ab. Dann aber wechselt der Besitzer der Glashütte. Jost entscheidet sich, nach Paris zu gehen. Das Vorhaben ist lebensgefährlich. Auf den Verrat des Glasgeheimnisses und die Flucht von der Insel steht der Tod. Deshalb wird auch Paris nur eine kurze Episode. Es geht weiter gen Norden und zurück in die Heimat.
Es sind viele kleine Episoden, die dem Buch etwas Besonders geben.

„...Und es heißt wirklich Fußball?“ hakt Sabato nach. „Ein Turnier mit verschiedenen Mannschaften dauert oft bis zum Einbruch der Dunkelheit. […] Der Ball ist aus weißem Leder und mit Luft gefüllt. Ich denke mal, das Spiel wird sich nicht durchsetzen.“...“

Das Buch ist wie ein farbige Gemälde der Zeitverhältnisse im und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Den Zerstörungen in Mitteleuropa stehen der Reichtum Venedigs und der Beginn des Absolutismus in Frankreich gegenüber.
Ergänzt wird die Geschichte durch einen Auszug aus Georgius Agricolas Buch über die Glasherstellung.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Ein wichtiges Buch

Die verratene Generation
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„...Wie erklärt man den Kindern und Enkeln, was in einem totalitären Terrorregime für den Einzelnen möglich ist? Können sie sich bei all den Freiheiten, die für sie heute selbstverständlich sind, überhaupt ...

„...Wie erklärt man den Kindern und Enkeln, was in einem totalitären Terrorregime für den Einzelnen möglich ist? Können sie sich bei all den Freiheiten, die für sie heute selbstverständlich sind, überhaupt vorstellen, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben?...“

Das sind nur zwei der Fragen, die der Autor im Vorwort seines Buches formuliert. In diesem Buch gibt er Frauen eine Stimme, Frauen, die Vertreibung und Gewalt erfahren, Frauen, die im Bombenhagel um die Kinder gebangt haben. Es bleibt nur noch eine kurze Zeitspanne, Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. Dieses Mal hat der Autor Frauen aufgesucht, um sie zum Sprechen zu bewegen.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Am Anfang analysiert der Autor, was der Krieg für die Frauen bedeutet hat. Dabei geht es auch um Fragen der Schuld und um die heutige Sicht auf das Geschehene. Dann folgt ein zweiter Teil zum Thema Vertreibung. Der dritte Teil wendet sich dem Bombenkrieg zu.
Auch der zweite Abschnitt beginnt mit einem Überblick über die damaligen politischen Entscheidungen und die konkreten Folgen. Dann folgen fünf Erlebnisberichte. Gisela, die zu Kriegsbeginn 14 Jahre war, erzählt zum Beispiel:

„...Aber nach Stutthof sind Juden aus anderen Gebieten deportiert wurden, mit Zügen, klammheimlich und nachts an der Stadt vorbei. Das haben wir nach dem Krieg erfahren. Geahnt hat das niemand. Auch dass dort eine Menge katholischer Priester ermordet worden sind, bekamen wir erst später mit...“

Die Erlebnisberichte werden vom Autor durch Faktenwissen ergänzt.
1944 wird Gisela zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. In letzter Minute plant die Führerin die Flucht.

„...Dirschau diente als Eisenbahnknotenpunkt. Dort wurden wir in einen Güterzug gesteckt, mit den wir drei Tage unterwegs waren. Der Zug hielt an verschiedenen Ortschaften, wo wir notdürftig mit Wasser, Suppe und Brot versorgt wurden. Die Kälte blieb unerträglich...“

In allen Berichten wird eines deutlich: Die Flucht geschah etappenweise. Glaubte man sich sicher, kam die Armee näher und es hieß, sich wieder auf den Weg zu machen. Hinzu kam, dass weder die Geflüchteten noch die Vertriebenen in der neuen Heimat willkommen waren.
Der dritte Teil befasst sich mit dem Bombenkrieg. Hier zitiert der Autor den Philosophen Anthony Clifford Grayling:

„...War das Flächenbombardement notwendig? Nein. War es verhältnismäßig? Nein...“

Den theoretischen Ausführungen folgen wiederum sieben Erlebnisberichte. Für uns Nachgeborene ist es unvorstellbar, Nacht für Nacht in einen Bunker fliehen zu müssen, ohne zu wissen, ob man ihn lebend verlässt. Der Bericht von Marianne aus Dresden klingt so:

„...Wir saßen übermüdet im Keller, hatten wie immer Brot und Wasser dabei und freuten uns darauf, gleich wieder hoch ins Bett zu dürfen. Aber dann krachte und donnerte es so fürchterlich, dass der Putz von den Wänden fiel und die Decke bebte. […] Wir dachten, dass wir nicht mehr rauskommen...“

Manchmal entscheiden nur wenige Meter über Tod oder Leben.
Ein Nachwort und ein Register ergänzen das Buch.
Das Buch hat mich tief beeindruckt. Es ist mit Sicherheit keine leichte Lektüre, denn es lässt einen auch mit der Frage zurück, wie der eigene Blick auf die Vergangenheit der Familie ist. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

„...Was ist unsere Erinnerungskultur wert, wenn wir gar nicht mehr den Versuch wagen, die Vergangenheit zu verstehen?...“

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Spannend und tiefgründig

Mach nie die Augen zu
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„...Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere ...

„...Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere beim Anblick dieser Bilder die gleiche nervöse Energie spürten wie sie...“

Harper ist eigentlich Tatortfotografie. Doch ihr wurde eine Pause verordnet. Nun hat sie sich auf Naturfotografie spezialisiert. Nach dem Fotografieren des Bären fällt ihr allerdings am anderen Flussufer eine Frau auf, die von einem Mann verfolgt wird. Sie bekommt mit, dass er sie erschießt. Sie fotografiert die Szene. Als der Mann nach oben blickt, flieht sie.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.Er unterstützt die teils rasante, teils gefühlvolle Handlung.
Bei ihrer Flucht stürzt Harper und verliert die Kamera. Heath hat ihren Schrei gehört und kümmert sich um sie. Beide kennen sich aus ihrer Kindheit, haben sich aber jahrelang nicht gesehen.
Harper ist mit ihrer Schwester Emily, einer Krimiautorin, unterwegs. Sie sind auf dem Campingplatz untergekommen. Während es Harper um die Fotografien geht, möchte Emiliy nach vielen Jahren das Haus ihrer Kindheit wiedersehen, das sich hier im Ort befindet.
Der Sheriff steht Harpers Aussage kritisch gegenüber. Er hat gerade an einem anderen Fall zu arbeiten. Zwar lässt er die Gegend absuchen, aber es gibt weder eine Leiche noch irgendwelche Spuren.
Relativ schnell wird klar, dass Harper ein Erlebnis aus ihrer Kindheit nicht verarbeitet hat. Es hat tiefe Narben in ihrer Seele hinterlassen. Deshalb legt sie Wert darauf, dass der neue Fall aufgeklärt wird. Sie bittet Heath um Hilfe. Harper ahnt nicht, dass sie in akuter Lebensgefahr ist, Heath schon.

„...Heath hatte absolut kein gutes Gefühl bei der Sache. Am Ende würde Harper sich durch ihre Suche nach Beweisen dem Täter noch auf einem Silbertablett servieren...“

Ab und an gestattet mir die Autorin einen Blick auf den Täter. Der scheint in einer Mission unterwegs zu sein und hat keinesfalls vor, die Gegend zu verlassen.
Einst waren Harper und Heath gute Freunde, bis Harpers Mutter überstürzt die Gegend verlassen hat. Auch heute kribbelt es zwischen beiden. Sie geben sich aber keine Zukunft. Jeder von ihnen hat dafür einen Grund.
Zu den für mich beeindruckendsten Protagonisten gehört Evelyn. Sie führt Heath den Haushalt und wirkt wie eine mütterliche Freundin. Als sie um das Leben ihres Sohnes Leroy bangt, hat sie noch die Zeit und die Kraft, andere zu trösten und für sie zu beten.

„...Er ist ein Kämpfer. Er wird es schaffen. Gott wacht über uns...“

Nach und nach muss auch der Sheriff begreifen, dass in seinem kleinen Ort eine Menge nicht stimmt. Doch es ist nur das Vorspiel. Der Shutdown soll ganz woanders stattfinden.
Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen hoch zu halten. Die Raffinesse des Täters spielt ihr dabei in die Hände.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht in die Tiefe und hinterfragt menschliches Verhalten.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Spannender Regionalkrimi

Tegernsee-Connection
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„...Ich sehe das wie im Film vor mir: Der Brandstifter wird in flagranti ertappt, ringt den Security – Mann nieder und schlägt ihm anschließend den Schädel ein...“

Ob der Rechtsmediziner im Prolog ahnt, ...

„...Ich sehe das wie im Film vor mir: Der Brandstifter wird in flagranti ertappt, ringt den Security – Mann nieder und schlägt ihm anschließend den Schädel ein...“

Ob der Rechtsmediziner im Prolog ahnt, wie nahe er am wirklichen Tathergang ist? Was allerdings noch fehlt, ist der Täter. Und der hatte hier ein zweites Mal zugeschlagen.
Kommissar Markus Kling ermittelt im ersten Brandfall. Ein ehemaliges Luxushotel am Tegernsee wurde bis auf die Grundmauern abgefackelt. Schnell kristallisieren sich zwei Verdächtige heraus. Sie hatten Interesse an der Immobilie, mussten sich aber de Auflagen des Denkmalschutzes beugen. Die haben sich nun nach dem Brand erledigt. Ein dritter Interessent wollte das Haus wider im alten Stil eröffnen. Hat das jemand gestört?
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen.
Markus Klings glasklare Analysen erinnern mich stellenweise an die Krimis von Sherlock Holmes.
Allerdings weiß ich mehr als er. Ich kenne den Täter und durfte ihn bei seinem Vorgehen über die Schulter schauen. Allerdings kenne ich nicht den Auftraggeber. Doch auch Markus ist klar, dass keiner seiner Verdächtigen selbst Hand angelegt haben durfte.
Bei seinen Ermittlungen stößt er auf ein Geflecht aus Bestechlichkeit und Vorteilsnahme.
Gut ausgearbeitete Gespräche bringen die Handlung voran und geben mir einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Mit seinen Freund Leo, einen Versicherungsmakler, tauscht sich Markus über ihre Einstellungen zum Beruf aus.

„...Wenn man die Lösung direkt auf den Präsentierteller bekäme, wäre das doch todlangweilig. Stell dir einen Kriminalroman vor, bei dem du nach zehn Seiten schon den Täter kennst...“

DEN behält auch der Autor lange in der Hinterhand. Er ermöglicht mir zwar, mit zu rätseln, lässt mich aber auch manchen Umweg gehen. Eines aber hat der Auftraggeber nicht bedacht. Der Brandstifter verhält sich anders als erwartet.
Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche von Markus mit seinem Vorgesetzten und seinen Eltern nach dem Selbstmord eines Verdächtigen.

„...Ich verstehe, dass es dich aufwühlt, aber man kann eben nicht auf alles vorbereitet sein. Denk an den Brandstifter, mit dem hat ja auch niemand rechnen können...“

Mir gefällt der Aufbau der Geschichte. Einerseits gibt es immer wieder logisch fundierte Analysen der Sachlage, andererseits bleibt Raum für das Privatleben des Kommissars.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Die Geschichte wird konsequent zum Schluss gebracht.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Spannende Fortsetzung

Avaritia
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„...Ein eigenartiges Gefühl bemächtigt sich seiner. Als streife das Schicksal ihn bloß einmal flüchtig...“

Es ist 1987, als Edo dieses Gefühl hat. Noch ahnt er nicht, wie begrenzt seine Lebenszeit ist. ...

„...Ein eigenartiges Gefühl bemächtigt sich seiner. Als streife das Schicksal ihn bloß einmal flüchtig...“

Es ist 1987, als Edo dieses Gefühl hat. Noch ahnt er nicht, wie begrenzt seine Lebenszeit ist. Die Begegnung mit dem Vater bestimmt nicht nur sein Schicksal.
Dann wechselt die Erzählung ins Heute und Hier. Edda wird von ihrem Großvater verpflichtet, ihn an einem Adventwochenende zu seinem Bruder Leander zu begleiten. Edda hatte sich das Wochenende anders vorgestellt. Doch Audorn bekommt, was er will.
Auch im sechsten Teil der Reihe gelingt es der Autorin, eine fesselnde Geschichte zu erzählen.
Leander lebt auf Mönchshut. Der Cousin Philipp hat sofort ein Auge auf Edda geworfen, sie allerdings nicht auf ihn.
Zufällig kommt Edda hinter das Geheimnis ihres Onkels. Auch ihr Großvater muss zugeben, dass die Reise keine gute Idee war. Sein Bruder will Geld, koste es, was es wolle. Renè hat eine Auge auf Edda und spielt ihren Freund. Er ahnt, was sein Cousin vorhat. Dabei macht Edda mit Renè eine völlig neue Erfahrungen:

„...Schätzchen, niemand weiß besser, wie eine Frau von einem Mann geküsst werden will, als ein Mann, der in der Regel Männer küsst...“

Wie schon in den vorherigen Bänden ist Gunnar der Ruhepol für Edda. Er gibt ihr Halt, wenn sie wieder einmal nicht weiter weiß. Ansonsten kann sie sich nicht nur mit Worten bestens wehren.

„...Bei dieser Verwandtschaft verliert der Tod seinen Schrecken, Großvater. Die sind ja alle noch schlimmer als du...“

Sehr ambivalent ist Eddas Verhältnis zu ihrem Cousin Renè. Einerseits mag sie ihn, andererseits kann sie noch nicht vergessen, wie er zu Beginn ihrer Bekanntschaft das willfährige Werkzeug seines Vaters war.
Ab und an lässt mich Edda an ihren Alpträumen teilnehmen. Dort erlebt sie, wie ihr Kindheit vielleicht verlaufen wäre, wenn der Großvater schon damals von ihr gewusst hätte. Mittlerweile hat sich zwischen beiden eine Art Hassliebe eingestellt. Audorn hält seine schützende Hand über sie, möchte sie aber gern nach seinem Bilde formen. Das ist bei einer ca. 30 Jahre alten Frau nicht mehr so leicht möglich. Edda dagegen kämpft mit ihren Gewissensbissen, wenn sie der Meinung ist, dass sie Audorn zu ähnlich wird. Es sind Gunnars Worte, die ihr helfen:

„...Verlernst du beiden Audorns vielleicht gerade, was bedingungslose Liebe ist? Dann erinnere dich bewusst daran: Wir lieben dich, Edda. Weil du bist wie du bist...“

Natürlich bastelt sich auch in diesem Teil Audorn seine ganz eigene Wahrheit zurecht. Und der Schlagabtausch zwischen Edda und Renè ist wie gehabt vom Feinsten. Sie schenken sich nichts.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die kurze Leseprobe vom nächsten Teil weckt Interesse.

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