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Veröffentlicht am 25.11.2019

Zwei bewegende Liebesgeschichten

Der Liebesbrief
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„...Die Liebe zerbrach Ketten, brach Türen auf, heilte Wunden...“

Die 29jährige Chloe ist Schauspielerin in Hollywood. Bisher ist sie in jedem ihrer Filme gestorben. Als sie plötzlich ein Drehbuch in ...

„...Die Liebe zerbrach Ketten, brach Türen auf, heilte Wunden...“

Die 29jährige Chloe ist Schauspielerin in Hollywood. Bisher ist sie in jedem ihrer Filme gestorben. Als sie plötzlich ein Drehbuch in die Hand bekommt, wendet sie sich an Jeremia, den Regisseur. Sie möchte die Rolle der Esther.
Auf einer Veranstaltung lernt sie Jesse kennen. Er ist der Drehbuchautor und hat in dem Film einen Ausschnitt aus seiner Familiengeschichte verarbeitet.
Im Jahre 1780 kehrt die 22jährige Esther aus London zu ihrem Vater nach Amerika zurück. Es ist die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Noch ahnt Esther nicht, dass ihr Vater und ihr Jugendfreund Hamilton auf verschiedenen Seiten der Front stehen. Ihr Vater hält treu zur Krone Englands. Hamilton will nicht kämpfen. Das ändert sich, als die Royalisten die Kirche der Presbyterianer anbrennen und der Pfarrer, sein Onkel, in den Flammen umkommt.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Er enthält zwei Zeitebenen. Zum einen wird die Geschichte von Hamilton und Esther erzählt, zum anderen darf ich in der Gegenwart Chloe und Jesse auf ihren Weg begleiten.
Anfangs hat mich der Strang der Vergangenheit deutlich mehr gefesselt. Esther ist eine selbstbewusste junge Dame, die genau weiß, was sie will. Ihr Vater allerdings ist noch im alten Denken verfangen.

„...Aus diesem Grund haben Frauen kein Wahlrecht. Sie haben keine Ahnung von Debatten und von der harten Linie, die ein Mann ziehen muss, um seine Grundsätze zu verteidigen...“

Zuvor hatte Esther geäußert:

„...Köng Georg sagt von sich, ein Mann des Gebets zu sein. Dann können wir nur hoffen, dass er auf den Allmächtigen hört und diesen Krieg beendet...“

Deutlich wird, wie der Krieg Hamilton verändert. Er muss Entscheidungen treffen, die er nie treffen wollte. Dadurch bekommt seine Liebe zu Esther Risse, denn er fühlt sich unwert und ihrer nicht mehr würdig. Hinzu kommt, dass Esthers Vater sein egoistisches Handeln durch geschickte Manipulation gegenüber Hamiltons Tante zu vertuschen sucht.
In der Gegenwart fühlen sich Chloe und Jesse schnell zueinander hingezogen. Beide aber scheuen sich, das zuzugeben, denn sie sind gebrannte Kinder. Im Laufe der Handlung erfahre ich, was jeweils passiert ist.
Das Buch greift gekonnt die Themen Vergeben und Verzeihen auf. Jeder der vier Protagonisten ist aus unterschiedlichen Gründen dazu angehalten. Erst als sie das erkennen, gerät ihr Leben in ruhigeres Fahrwasser.
Sehr fein herausgearbeitete Gespräche thematisieren unter anderen Glaubensfragen.

„...Hast du nie darüber nachgedacht? Gott wurde Mensch. Nein, ein Baby. Um die Welt zu retten, ja - aber auch um dich und mich zu retten. Es ist persönlich. Es ist die absolut gewaltigste Geschichte...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Mathilda auf Mördersuche

Lieblingsleiche
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„...Wenn Sie den Mörder meines Onkels finden wollen, müssen Sie aber ein bisschen früher aufstehen. Können wir uns in einer Stunde im Büro treffen?.Dann besprechen wir alles Weitere...“

Detektiv Walther ...

„...Wenn Sie den Mörder meines Onkels finden wollen, müssen Sie aber ein bisschen früher aufstehen. Können wir uns in einer Stunde im Büro treffen?.Dann besprechen wir alles Weitere...“

Detektiv Walther wird tot im Golfteich gefunden. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Seine Mitarbeiterin Mathilda sieht das anders. Sie möchte das Detektivbüro noch solange nutzen, bis sie den Mörder von Walther überführt hat. Dazu muss sie sich mit dem einzigen Erben des Verstorbenen einigen, seinem Neffen Sam. Der wurde bisher finanziell von seinem Onkel unterstützt.
Die Autorin hat eine amüsanten Cosy Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.
Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Neben den Ermittlungen lässt sich die Autorin selbstverständlich ebenfalls am Privatleben ihre Protagonisten teilnehmen.
Wie das Eingangszitat zeigt, ist Sam bereit, nach dem Mörder seines Onkels suchen zu lassen. Allerdings möchte er an den Ermittlungen beteiligt werden. Als ausgeprägter Hypochonder sieht er sich dabei insbesondere bei der Büroarbeit, während Mathilda die Außenaufgaben übernimmt. Ihre Tierliebe bringt sie dabei allerdings in manch prekäre Situation.
Mathilda lebt mit ihrer Freundin Ulla in einem Haus. Die schwärmt für das englische Königshaus. Mathilda hat zwei Kater, Ulla einen Corgi. Die Rangfolge ist für immer und ewig festgelegt.

„...Charles rannte, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, zu dem zerkratzten Chesterfieldsofa […].Obwohl aus der Zucht der englischen Queen stammend und so teuer wie ein Mittelklassewagen, stand er in der Rangordnung des Hauses auf unterster Stufe. Noch unter den Mäusen im Keller...“

Mathilda stammt aus einer Dynastie von Polizisten. Detektive sind für ihren Vater überflüssig. Deshalb hat Mathilda nie über den Beruf ihres Chefs gesprochen. Sie charakterisiert ihre Familie so:

„...Denen geht es um Gesetz und Ordnung, die waren echte Beamte und obrigkeitshörig bis zum Anschlag. Die sind nicht neugierig, die sind spießig...“

Humorvoll wird dargestellt, wie Sam und Mathilda um die Vorherrschaft im Büro mit feiner Klinge kämpfen. Es sind so kleine Spitzfindigkeiten, die ihr Verhältnis anfangs bestimmen. Dann aber zeigt sich, dass Sam wesentlich mehr kann, als es scheint. Mathilda dagegen nimmt auch gern mal ein Fettnäpfchen mit. Beide lernen, sich mit ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren und wachsen bei ihren Ermittlungen beruflich zusammen.
Sie suchen Walthers Mörder in dessen beruflichen Umfeld, lernen dabei aber eine bisher unbekannte Seite des Detektivs kennen. Einer ihrer Verdächtigen erweist sich nicht nur als hartnäckiger Stalker, sein Auftreten ist mehr als peinlich.
Ab und an arbeitet die Autorin mit Überzeichnungen. Das trifft insbesondere auch auf den Stalker zu.
Am Ende lösen die beiden den Fall mit Bravour, obwohl es noch einmal ziemlich haarig wird.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 22.11.2019

Bullys erster Fall

Bully Bond und die flotte Lotte
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„...Alles im Internet ist ein Ausschnitt, ein durchdachter und überarbeiteter Bereich, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat...“

Bully Bond ist eine englische Bulldogge. Mit seinem Herrchen Timo ...

„...Alles im Internet ist ein Ausschnitt, ein durchdachter und überarbeiteter Bereich, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat...“

Bully Bond ist eine englische Bulldogge. Mit seinem Herrchen Timo ist er auf den Weg zu Lotte. Timo ist Architekt und soll einen Auftrag ausführen. Bully wartet vor dem Haus, als er plötzlich einen Schrei hört. Er findet den toten Timo. Der scheint die Treppen herabgestürzt zu sein. Lotte kommt zu spät. Deshalb gibt sie sich die Schuld an Timos Tod. Bully allerdings glaubt nicht an einen Unfall.
Die Autorin hat einen spannenden und humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal aus der der Menschen, zum anderen aus der der Tiere.
Lotte nimmt Bully zu sich. Sie ist Bloggerin und Produkttesterin. Momentan aber läuft im Internet ein Shitstorm gegen sie. Das Eingangszitat stammt von ihr.
In Lottes Haushalt trifft Bully auf Frau Yoko, eine Siamkatze. Die macht ihm sofort klar, wer das Sagen hat. Als er meint, er müsse Timos Tod aufklären, reagiert Frau Yoko so:

„...Die Aufregung verstehe ich nicht, Menschen kommen leicht zu Tode, wenn sie fallen. Diese Wesen hätten es evolutionstechnisch gar nicht so weit bringen dürfen...“

Sehr amüsant lesen sich die Gespräche zwischen Bully und Frau Yoko. Dabei ordnet Bully sich unter. Er weiß, dass er nur Gast ist.
Spannend finde ich, wie Bully sich selbst sieht. Er wird gefürchtet und respektiert im Revier, schätzt sich aber selbst als ängstlich und sensibel ein. Im Laufe der Ermittlungen allerdings wächst er über sich hinaus. Er erkennt, dass er viel mehr Stärke hat, als er glaubt.
Lotte hat das Haus, in dem sie wohnt, geerbt. Sie lebt dort in einer Wohngemeinschaft mit Wendy, Greta und Max. Nach Timos Tod und den Problemen im Internet aber ist es schwierig einzuschätzen, wem sie vertrauen kann. Dabei stehe ich als Leser ihren Mitbewohnern deutlich kritischer gegenüber als sie selbst. Max, den sie seit Jahren kennt und der mehr für sie empfindet, kennt ebenfalls ihre Schwächen. Er ermahnt sie:

„...Du gibst uns allen ein Zuhause, bist zu jedem nett, kümmerst dich um Tier und Mensch gleichermaßen, aber was ist mit dir? Hast du keinen Selbstschutz?...“

Lottes Sorgen und ihre Zerrissenheit werden deutlich herausgearbeitet. Sie hatte sich gerade ein gewisses Selbstvertrauen aufgebaut und sieht nun ihre Zukunft in düsteren Farben. Rückblicke in ihre Kindheit und Jugend zeigen, dass dort die Ursachen für ihr Verhalten liegen.
Zu den tierischen Ermittlern gehören ebenfalls der Papagei Chris und zwei Schildkröten. Die Schildkröten erweisen sich als gute Zuhörer, die Katze und Hund mit einer wichtigen Nachricht versorgen.
Für Lotte gibt es einige Niederlagen, bis sich der Fall endlich aufklärt. Auch Frau Yoko erweist sich nach und nach gegenüber Bully als aufmerksame Freundin, auch wenn sie das geschickt verschleiern kann..
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Witzige Dialoge, ein realistischer Blick auf Internet und Fernsehshows und eine spannende Handlung sorgen für das Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Traumhaft schön

Die Häschenschule 5: Winter in der Häschenschule
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„...Fröhlich spricht der Lehrersmann:
„Morgen gehn die Ferien an,
denn der Ruprecht steigt nun wieder
zu dem Hasenwald hernieder.
Das mir keins die Pfötchen bricht!
Und vergesst das Rechnen nicht!“...“

Mit ...

„...Fröhlich spricht der Lehrersmann:
„Morgen gehn die Ferien an,
denn der Ruprecht steigt nun wieder
zu dem Hasenwald hernieder.
Das mir keins die Pfötchen bricht!
Und vergesst das Rechnen nicht!“...“

Mit diesem Vers beginnt ein nostalgischen Kinderbuch. Die Verse stammen von Albert Sixtus, dessen erstes Kinderbuch 1922 erschien. Auf vierzehn Doppelseiten darf nicht nur der kindliche Leser die Hasen durch ihren Winterurlaub begleiten. Basteln für Weihnachten, Besuch des Nikolauses bei den Hasenkindern, Weihnachtsgesang in der Kirche, Bescherung und Wintersport sind einige der behandelnden Themen.
Auf der linke Seite befinden sich die Gedichte, die jeweils aus einer Strophe mit 8 Zeilen bestehen. Passende Worte und gut gewählte Reime ermöglichen das Einprägen und Wiedergeben.
Unter den Gedichten wurde eine stilisierte passende Zeichnung in Grün gestaltet.
Auf der rechten Seite befinden sich die farbenfrohen Zeichnungen aus dem Leben der Hasen. Die zauberhaften Bilder wurde dem historischen Vorbild nachempfunden und ähnlich gestaltet. Das ist der Illustratorin ausgezeichnet gelungen.
Das Buch wird durch einen Überblick über das Leben des Autors ergänzt.
Ich mag die nostalgischen Kinderbücher.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Beeindruckende Begegnung mit Bach und Buxtehude

Der Flügel der Zeit
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„...Man kann Musik mit einem Festkleid vergleichen. Es braucht ein ordentliches Tuch, das ist die Harmonie, die dem Ganzen ein solides Gerüst gibt. Die Melodie ist so etwas wie die Fasson des Kleides. ...

„...Man kann Musik mit einem Festkleid vergleichen. Es braucht ein ordentliches Tuch, das ist die Harmonie, die dem Ganzen ein solides Gerüst gibt. Die Melodie ist so etwas wie die Fasson des Kleides. […] Doch dann gibt es noch die Stickereien und Applikationen. Wohl dosiert strahlen sie Eleganz aus...“

Der Ich – Erzähler hat in Lübeck ein altes Haus geerbt. Dort findet er eine Flügel. Der Erbauer des Flügels, der sich Silbermann nennt, verrät ihm, dass er so lange in die Vergangenheit reisen kann, wie er auf dem Flügel ein Musikstück spielt. Er möchte das ausprobieren und plant akribisch seine Reise. Die Musik von Bach schickt ihn ins Jahr 1705. Damals war der 20jährige Johann Sebastian Bach zu Besuch beim Kirchenmusiker Buxtehude.
Der Autor hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Der gehobene Schriftstil macht das Buch zu etwas Besonderen. Davon zeugt schon das Eingangszitat.
Neben all den historischen Betrachtungen ziehen sich zwei Schwerpunkte wie ein roter Faden durch die Geschichte. Das ist zum einen die Musik, zum anderen das Thema Zeit.
Der Ich-Erzähler verrät uns seinen Namen nicht. Für seinen Abstecher ins historische Lübeck wählt er sich den Namen eines englischen Gartenbauers.
Sehr detailliert wird Lübeck beschrieben. An der Seite des Protagonisten besuche ich einen Kupferstecher, die Ratsapotheke und die Schule. Dabei lerne ich nicht nur die Örtlichkeiten kennen, sondern erfahre eine Menge über das Handwerk oder damalige Schulgesetze.
Beeindruckend sind die bildhaften Beschreibungen der Musik. Das folgende Zitat zeigt das:

„...Dann setzte eine kraftvolle Fuge ein, ein Vierergespräch unter Freunden, die anscheinend über das Wesen der Zeit philosophierten...“

Mit Anna Buxtehude hat der Autor eine junge Frau kreiert, die sich bisher nach ihren Möglichkeiten entfalten konnte. Sie verfügt über ein reichhaltiges Wissen. Jetzt aber ist sie an einem Wendepunkt ihres Lebens angekommen. Ihr Vater will sie verheiraten.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die fein ausgearbeiteten Gespräche. Wenn sich der Ich-Erzähler mit Bach und Schiefferdecker habe Musik austauscht, kommen die unterschiedlichen Standpunkte und Ansichten zum Tragen. Bei Bach klingt das so:

„...Nun, die Musik ist die ausdrucksvollste Form, Gottes Zeit zu erleben. Sie ist die hohe Kunst des Augenblicks, denn in jeder Sekunde unseres Erdendaseins überflutet uns ein Strom an Empfindungen und Gedanken...“

Gekonnt hat der Autor weitere Geschichten in seine Geschichte integriert. Das sind zum einen zwei Sagen, zum anderen kleine Erzählungen, die Anna geschrieben hat und die ein Schlaglicht auf das Innenleben und die Gedankenwelt der jungen Frau werfen.
Das Buch lebt von einer inneren Spannung, die sich unter anderen daraus ergibt, dass der Ich – Erzähler sich jedes Wort gut überlegen muss. Hinzu kommen die historischen Gegebenheiten. Der Krieg, der sich der Stadt nähert, sorgt bald dafür, dass Fremde argwöhnisch betrachtet werden. Außerdem hat Silbermann dem Ich – Erzähler deutlich gemacht, wann eine Rückkehr für ihn unmöglich wird.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft historische Ereignisse mit den Blick auf verschiedene Musikstile der Zeit.