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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2019

Spannende Fortsetzung

Luxuria
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„...Das kleine Ding hat nicht darum gebeten, zu leben. Aber das tut es jetzt nun einmal; und wer bin ich, ihm dieses Recht zu verwehren? Wenn es schon kommt, dann will ich es auch behalten...“

Bei Edda ...

„...Das kleine Ding hat nicht darum gebeten, zu leben. Aber das tut es jetzt nun einmal; und wer bin ich, ihm dieses Recht zu verwehren? Wenn es schon kommt, dann will ich es auch behalten...“

Bei Edda und ihrer Familie schien Ruhe eingekehrt. Das aber täuscht, denn Edda hat ein Problem. Sie ist schwanger. Edda als Mutter ist schwer vorstellbar, aber wie das Eingangszitat zeigt, steht sie zu ihrer Verantwortung. Es war eine einzige Nach des Begehrens, als es passierte. Wo und mit wem erfahre ich erst später, denn über den Vater schweigt Edda sich aus. Außerdem möchte sie verhindern, dass Audorn, ihr Großvater, von der Schwangerschaft erfährt.
Die Autorin hat erneut eine spannende Fortsetzung der Geschichte um Edda Betony und ihre Familie geschrieben. Der Schriftstil ist wie gehabt sehr abwechslungsreich. Neben eher ruhigen
Szenen stehen spannende Abschnitte.
Als Astrid von der Schwangerschaft erfährt, kramt sie die Kindheitserinnerungen von Edda aus. Dabei greift Edda nach einem alten Märchenbuch. Darin entdeckt sie einen handschriftlichen lateinischen Test ihres Vaters. Damit sind neue Verwicklungen vorprogrammiert, sollte er Audorn in die Hände geraten, denn nichts was ihr Vater Edo irgendwo hinterlassen hat, ist ohne Bedeutung..
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören nach wie vor die Auseinandersetzungen zwischen Audorn und Edda. Während Edda es nicht lassen kann, die Finger in Audorns tiefste Wunde zu legen, beherrscht Audorn diffizile Machtspielchen. Bei Edda klingt das so:

„...Erzählst du mir allen Ernstes etwas von Verantwortung? Edo rotiert in seinem Grab, hörst du es nicht?...“

Carl ist bei Edos Energieprojekt endlich der Durchbruch gelungen. Natürlich soll Edda auf der Pressekonferenz ihren Part darlegen. Auch das läuft nicht ganz so, wie Audorn es geplant hat, denn als einer der Journalisten nach den Vater des Kindes von Edda fragt, entgegnet sie genervt:

„...Der Klapperstorch persönlich; und der hat ein riesen Teil unter seinem Gefieder, schreib dir das auf!...“

Und dann gibt es noch ein ganz anderes Begehren, von dem selbst Audorn nichts ahnt. Plötzlich ist Edda in Lebensgefahr. Jetzt dürfen Carl und Audorn auch einmal ihre weiche Seite zeigen.
Die Geschichte hat mir erneut ausgezeichnet gefallen. Auf den letzten Seiten gibt es allerdings eine Begegnung, die neue Probleme heraufbeschwören dürfte.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Mut zum Neuanfang

Ich fühle, was du hörst
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„...Das Leben ist die Kunst, unzählige Teile und Stücke zusammenzunähen, um daraus etwas zu machen, was am Ende für einen selbst sowohl Sinn macht als auch bereichernd für andere ist...“

Mandy Harvey ...

„...Das Leben ist die Kunst, unzählige Teile und Stücke zusammenzunähen, um daraus etwas zu machen, was am Ende für einen selbst sowohl Sinn macht als auch bereichernd für andere ist...“

Mandy Harvey träumt davon, Musiklehrerin zu werden. Doch während ihres ersten Studienjahres verlor sie nach und nach ihr Gehör. Auch Hörgeräte waren bei ihrer Krankheit nur für kurze Zeit eine Hilfe.
In dem Buch erzählt die Autorin, wie sie aus dem Tief nach der Diagnose herauskam und sich ein neues Leben aufgebaut hat. Gleichzeitig möchte sie anderen mit ihren Erfahrungen helfen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Damit ist das Buch sowohl eine Biografie als auch ein Sachbuch.
Bevor ich das Buch gelesen habe, war es für mich unvorstellbar, wie man Lieder singen und komponieren kann, ohne sie selbst zu hören. Detailgenau schildert die Autorin, wie sie Musik fühlt und welche technischen Möglichkeiten sie nutzt, neue Lieder zu lernen.
Doch bis es so weit war, musste sie durch das Tal der Depression. Es war ihr Vater, der sie mit in den Musikraum des Hauses nahm und ihr die Gitarre in die Hand drückte. Das war der Moment des Aufwachens. Plötzlich erkannte sie, dass sie trotz ihrer Behinderung weiter das machen kann, was bisher ihr Leben dominiert hat: die Musik.
Zu den Teilen des Buches, die Mandys Leben beschreiben, möchte ich es bei den wenigen Zeilen belassen.
In vielen Kapiteln aber hat sie, ausgehend von ihrem Leben wertvolle Ratschläge eingebettet. Das geschieht auf sehr persönliche Weise. Was sie gelernt hat, gibt sie weiter. Ein Ratschlag lautet:

„...Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steige ab...“

Es ist eine Indianerweisheit. Mandy leitet davon ab, dass man sich ein neues Ziel suchen muss, wenn sich der alte Traum aus objektiven Ursachen nicht realisieren lässt. Wichtig finde ich auch ihren Ratschlag, sich die Hoffnung auf die Erfüllung des Traumes nicht rauben zu lassen.
Für mich gibt es im Buch drei Kapitel, die mich besonders angesprochen haben, ohne dadurch die anderen abwerten zu wollen.
In dem einen geht es um den Umgang mit Behinderten. Dabei hat sie unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Das Besondere ist, dass ihre Behinderung für einen Außenstehenden nicht sichtbar ist und damit oft nicht wahrgenommen wird. Dadurch hat sie manche Unfreundlichkeit aushalten müssen.
Sie mahnt deshalb Vorsicht mit vorschnellen Urteilen an. Folgendes Zitat bringt es auf den Punkt.

„...Nur weil etwas nicht sichtbar ist, heißt es noch lange nicht, dass es nicht real ist...“

In einem weiteren Kapitel geht sie darauf ein, wie das Erleben ihren Glauben beeinflusst hat und welche Erfahrungen sie mit christlichen Gemeinschaften gemacht hat. Von Freunden erhielt sie den folgenden Ratschlag:

„...Du darfst nicht wütend auf Gott sein. Denk immer daran, wenn du genügend Glauben hast, wird Gott dich heilen...“

Das hat sie tief getroffen. Damit wird ihr selbst die Schuld an dem Gehörverlust zugeschoben. Es ist ihre Familie, die sie aufbaut und ihren Glauben stärkt. Ausführlich legt sie im Buch ihre Sicht der Dinge dar.
In einem weiteren Kapitel geht es um Mitgefühl und Mitleid. Darin formuliert sie fünf Verbote und erklärt sie dann. Eines davon ist:

„...Geh nie davon aus, behinderte Menschen seien unglücklich...“

Danach folgen drei Gebote. Damit wäre ich wieder beim Aufbau des Buches. Häufig formuliert die Autorin in den Kapiteln mehrere Regeln, Verbote oder Gebote, um dann an ihren persönlichen Leben zu zeigen, welche Auswirkungen sie haben.
Zum Schluss jedes Kapitels folgt eine kurze Zusammenfassung und ein wesentliches Zitat aus dem Kapitel. Übrigens beginnt auch jedes Kapitel mit einem Zitat und einer aussagekräftigen Überschrift.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Fesselnder Krimi

Nur wer die Hölle kennt
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„...Sie müssen sich mit der Vergangenheit aussöhnen. Fangen Sie dort an, wo ihr Leben aus dem Ruder gelaufen ist...“

Melody ist 15 Jahre alt, als sie heimlich zu Simones Geburtstagsfeier geht. Bei der ...

„...Sie müssen sich mit der Vergangenheit aussöhnen. Fangen Sie dort an, wo ihr Leben aus dem Ruder gelaufen ist...“

Melody ist 15 Jahre alt, als sie heimlich zu Simones Geburtstagsfeier geht. Bei der Rückkehr steht ihr Elternhaus in Flammen. Ihre Mutter und ihr kleiner Bruder sterben. Viele halten Melody für die Brandstifterin, denn ihr Verhältnis zur Mutter war gespannt. Melody verlässt das Dorf.
Nach zwanzig Jahren kehrt sie mit ihrem kleinen Sohn Linus zurück. Den Ratschlag hat ihr ihre Therapeutin gegeben, wie das Eingangszitat zeigt. Vom Erbe ihrer Mutter hat sie sich ein Haus gekauft. Wieder lädt Simone sie zu ihrem Geburtstag ein. Dort behauptet diese, dass sie den wahren Brandstifter kennt. Zwei Tage später ist Simone tot. Ihr Haus ist abgebrannt.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Ermittlungen liegen in den Händen von den Kommissaren Nola van Heerden und Renke Nordmann. Beide sind mittlerweile privat ein Paar, was aber nicht bekannt ist.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autorin erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Einerseits erfahre ich, wie weit Nola und Renke mit den Nachforschungen sind, andererseits werde ich detailgenau über die Vorgänge des Jahres 1997 informiert. Klar wird dabei lange Zeit nur eines: Melody hat das Feuer nicht gelegt. Wer aber dann? Und warum?
Sehr gut werden die Personen charakterisiert. Für eine der handelnden Personen liest sich das so:

„...Rosi war groß und kantig und hatte riesige Hände. Ihr schwarzes Haar, das aussah, als würde sie es nie kämmen, reichte bis zu den Schultern...“

Melodys Rückkehr bringt das Leben ihrer ehemaligen Freunde gehörig durcheinander. Plötzlich flammen längst verschüttet geglaubte Gefühle wieder auf. Eifersucht spielt eine entscheidende Rolle. Und für Wulf, den Partner von Melodys Mutter und den Vater ihres toten Bruders, ist Melody nach wie vor die Schuldige. Er geht so weit, der Polizei Inkompetenz und Vertuschung vorzuwerfen.
Während die dienstliche Zusammenarbeit zwischen Nola und Renke gut funktioniert, gibt es im Privaten Probleme. Der Fall reißt bei Renke alte Wunden auf und erinnert ihn an den Tod von Frau und Tochter.
Sehr gut wiedergegeben werden die Emotionen der Protagonisten. Das geschieht nicht ur durch Worte, sondern auch durch ihre Taten. So zeigt sich Wulfs Trauer um den Sohn völlig anders als seine Wut auf Melody. Julias Verzweiflung und Eifersucht hat fast zerstörerische Züge. Ein Satz, den sie zur Hochzeit gesagt bekam, klingt für sie nun bitter:

„...Liebe bedeutet nicht, einander anzusehen, sondern gemeinsam in dieselbe Richtung zu schauen...“

Geschickt gelingt es der Autorin, mich beim Mitraten in die Irre zu führen. Am Ende klärt sich alles logisch auf.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Daran ändert auch der heftige Cliffhanger nichts.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Warum mussten die Frauen sterben?

Und ewig sollst du schweigen
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„...Es ist nicht die Angst, die Seelen auffrisst, sondern die Gier. Sie zerstört, sie tötet, weil manche dafür morden und für ihren eigenen Profit andere Menschen opfern...“

Eine Frau geht spazieren. ...

„...Es ist nicht die Angst, die Seelen auffrisst, sondern die Gier. Sie zerstört, sie tötet, weil manche dafür morden und für ihren eigenen Profit andere Menschen opfern...“

Eine Frau geht spazieren. In Gedanken erlebt sie nochmals die schönsten Stunden ihrer Vergangenheit. Doch dann gibt ihr Hund Laut. Er hat eine Tote ausgegraben.
Kriminalkommissarin Emma Hansen wird von der Nachricht ihrer Mutter überrascht, dass diese in ihre Nähe ziehen und sich gelegentlich um Luiz kümmern will, Emmas kleinen Halbbruder, den seine Mutter und die zweite Frau ihres Vaters bei Emma abgeliefert hat, bevor sie verschwand. Aus den Vorgängerbänden ist bekannt, dass Emmas Mutter nicht gerade pflegeleicht ist.
Dr. Heinz – Ulrich Steinhoff soll im Auftrag von PalPha das Unternehmen Pharma Schilling, das sie aufgekauft haben, wieder sanieren. Deshalb hat er Timotheus zu sich gebeten, den ehemaligen Besitzer der Firma.
Es sind nur drei der Szenen zu Beginn des Krimis, die vom Autor zu einer spannenden Handlung verknüpft werden. Die Geschichte geht zwar sachte los, steigert aber schnell ihr Tempo. Es gilt, den Tod zweier junger Frauen aufzuklären. Besonders tragisch ist, dass eine von beiden einen behinderten Bruder hat. Er ist das Opfer eines Medikamentenskandals. Nun steht die Mutter mit dem Kind allein da. Die zweite war die Kindergärtnerin von Luiz.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich. So beherrscht der Autor den Umgang mit passenden Metaphern, was sich unter anderen bei Landschaftsbeschreibungen zeigt.

„...Der Schneefall setzte erneut ein. Puderfeine Kristalle schwebten zur Erde nieder und setzten sich wie gehauchte Küsse auf die bereits in Weiß gekleidete Umgebung...“

Sehr gut herausgearbeitet werden ebenfalls die Emotionen der Protagonisten, sei es die Wut der Eltern, denen die Polizei sagt, dass nach Erwachsenen erst nach einer gewissen Zeit gesucht wird, die Eifersucht einer jungen Frau über den Erfolg der Freundin oder die kalte Arroganz von Elisabeth Schilling gegenüber ihrem Sohn Timotheus. Bei Josys Vater drückt sich die Wut verbal so aus:

„...Wo leben wir denn? Ich habe die Polizei um Hilfe gebeten, nein angefleht, endlich etwas zu unternehmen, aber nichts ist passiert...“

Spannend gestaltete Dialoge bringen die Handlung voran. Allerdings helfen sie kaum beim Mitraten, da sie mich dabei häufig in die Irre führen. Der Polizei geht es allerdings nicht besser. Gekonnt werden wichtige Informationen verschwiegen oder nur angedeutet. Stilistisch gesehen hat mir insbesondere die Szene gefallen, wo Emma und Matthias von ihrem Chef sinnbildlich den Kopf gewaschen bekommen. Sie hatten es verdient.
Auch moralische Fragen werden thematisiert. Man könnte es kurz auf den Nenner bringen: Heiligt der Zweck die Mittel? Bei der folgenden Aussage lief es mir kalt den Rücken runter, denn sie verschleiert auf perfide Weise den Drang nach Maximalprofit um jeden Preis:

„...Es müssen einzelne Individuen sterben, damit die große Mehrheit überlebt. Das ist der Lauf der Welt und nur darauf baut der Fortschritt der Medizin auf. Ob wir das gut finden oder nicht...“

Es ist von Vorteil, die Vorgängerbände zu kennen, denn die Privatgeschichte der Ermittler wird fortgeschrieben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft gekonnt aktuelle Probleme und zwischenmenschliche Befindlichkeiten zu einer fesselnden Handlung. Erst am Ende werden alle Fragen geklärt.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Spannender Auftakt

Die Falkenburg Chroniken / Die Falkenburg-Chroniken: Der Ägyptologe
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„...Leider haben sowohl Howard Carter als auch Lord Carnarvon die Angewohnheit, dickköpfig zu sein. Selbst die Esel im Tal der Könige sind dagegen folgsam wie Lämmer...“

Gerade 19 Jahre sind Carl und ...

„...Leider haben sowohl Howard Carter als auch Lord Carnarvon die Angewohnheit, dickköpfig zu sein. Selbst die Esel im Tal der Könige sind dagegen folgsam wie Lämmer...“

Gerade 19 Jahre sind Carl und Richard von Falkenburg, als sie wie viele andere in der Schlacht an der Somme im Jahre 1918 verheizt werden sollen. Doch beide treffen auf einen englischen Offizier, der sich seine Menschlichkeit bewahrt hat und sie am Leben lässt. Es ist der Sohn vom Earl of Carnarvon.
Im Jahre 1922 treffen sich die Zwillingsbrüder wieder. Richard kommt von Ausgrabungen in Mexiko, und Carl hat sich für die Teilnahme an den Ausgrabungen in Luxor beworben. Die Erfolge von Howard Carter sind gerade in aller Munde.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dazu haben nicht zuletzt die umfangreichen und exakten Recherchen des Autors beigetragen, die in jeder Beschreibung zu spüren sind.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und ab und an von einem feinen Humor durchsetzt. Das zeigt das obige Zitat, das einen Ausschnitt aus dem Gespräch in der Antikenverwaltung wiedergibt. Dort ist man bemüht, die Fäden in der Hand zu behalten.
Die innere Spannung entsteht durch die unterschiedlichen Interessen und Ansichten der Protagonisten. Hinzu kommt, dass Ägypten nun ein freies Land ist und selbst über seine Reichtümer entscheiden möchte.
Carter ist kein einfacher Charakter. Er muss sich aber damit abfinden, dass Lord Carnarvan derjenige ist, der die Grabungslizenz besitzt und das Geld zur Verfügung stellt. Also hat er das Sagen. Sonst hätte Carl zum Beispiel keine Chance gehabt, an der Grabung beteiligt zu werden.
Auch die Antikenverwaltung macht Carter Vorschriften. Hinzu kommt, dass das Militär ganz eigene Vorstellung hat, wer die Altertümer ausgraben darf und wer nicht. Dass man selbst die eigenen Leute nur benutzt, kommt in folgendem Zitat zum Ausdruck:

„...Schon die alten Pharaonen wussten, dass es manchmal ein wenig Zeit bedurfte, um in den Genuss der Rache zu kommen...“

Sehr detailliert wird das Vorgehen beim Öffnen des Grabes beschrieben. Interessant finde ich die Technik, mit der jeder Schritt exakt per Foto belegt wurde. Auch wer alles am Grab erscheint, um es zu besichtigen, wird genau dargelegt.
Eine der spannendsten Fragen für einen Teil des Teams ist die Frage nach der Herkunft des Tutanchamun. Ist er ein Sohn Echnatons? Probleme ergeben sich wiederum dadurch, dass sich die Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern nicht grün sind. Jeder beäugt den anderen misstrauisch.
Nach dem plötzlichen Tod von Lord Carnarvon wird die Situation noch schwieriger. Das Gerücht vom Fluch des Pharaos kommt auf und verunsichert die einheimischen Arbeiter. Noch sieht Carter das gelassen:

„...Mister Falkenburg, wenn ich eines in meiner Zeit in Ägypten gelernt habe, dann, dass sich politische Verhältnisse manchmal schneller ändern, als ein Krokodil zuschnappen kann...“

Gleichzeitig gibt es Versuche, die Lizenz für Lord Carnarvons Erben nicht zu erneuern. Doch jetzt zeigt sich, dass es unter den Ägyptologen trotz aller Differenzen einen gewissen Ehrencodex gibt. Keiner ist bereit, Carters Aufgabe zu übernehmen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.