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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2023

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt

Und dennoch pflanze ich einen Garten
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„...Wir Menschen sind leider in der Lage, großes Chaos in die Ökosysteme zu bringen. Durch unser Eingreifen in die Natur haben wir schon viele Schäden angerichtet...“

In drei Kapitel zeigt die Autorin ...

„...Wir Menschen sind leider in der Lage, großes Chaos in die Ökosysteme zu bringen. Durch unser Eingreifen in die Natur haben wir schon viele Schäden angerichtet...“

In drei Kapitel zeigt die Autorin auf, wo die momentanen Problemen im Umgang mit den natürlichen Ressourcen liegen und wie sie sich mögliche Lösungen vorstellt. Dabei bezieht sie immer wieder Fragen des Glaubens mit ein.
Der Schriftstil ist meist sachlich und lässt sich gut lesen.
Im ersten Kapitel geht es um eine Analyse des heutigen Zustands. Kurz und knapp werden die Probleme dargelegt. Danach wendet sie sich der Schöpfungsgeschichte zu. Den heftigen Einschnitt in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen formuliert die Autorin so:

„...Adam und Eva hatten sich jedoch dazu entschieden, ihr eigenes Ding zu machen….“

Die Menschen sollten sich die Erde untertan machen, haben sie aber zunehmend gnadenlos ausgenutzt. Deutlich nennt sie eines der wesentlichen Motive: die Gier.
Im zweiten Kapitel geht aus vor allem um die Beziehung zu Jesus. Außerdem beschäftigt sich die Autorin ausführlich mit dem neuen Himmel und der neuen Erde. Nicht in allen Fragen gehe ich mit ihr konform, muss ich aber auch nicht.
Einen Satz aber finde ich wichtig:

„...Ich bin nicht, was ich besitze…“

Sie bezieht vielfältige Zitate aus der Bibel mit ein. Es geht erneut um Umweltsünden, aber auch um Fragen der Gerechtigkeit.
Im dritten Kapitel dann wird es konkret. Hier gibt es ein Vielzahl von Vorschlägen, was der einzelne für eine Heilung der Welt tun kann. Nicht alles ist für jeden passend. Dass wir aber wegmüssen von der Wegwerfgesellschaft ist unbestritten.
Das Buch zeichnet sich durch eine große Anzahl an hochwertigen Fotos aus. Ungewöhnlich ist, dass die Anmerkungen immer am äußeren Rand der Seite stehen.
Die Aufmachung des Buches ist hochwertig. Das betrifft den Einband und die Papierqualität, aber auch das Format.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bietet Stoff zum Nachdenken und zum Weiterdenken.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Gelugener Abschluss

Eine Dame mit Geheimnissen
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„...Wie von selbst strich Nanettes Hand den starren Rock ihrer Gouvernantentracht glatt, fuhr über die Stellen mit den verborgenen Polstern, die ihren Körper fülliger wirken ließen, unförmiger...“

Mit ...

„...Wie von selbst strich Nanettes Hand den starren Rock ihrer Gouvernantentracht glatt, fuhr über die Stellen mit den verborgenen Polstern, die ihren Körper fülliger wirken ließen, unförmiger...“

Mit diesen Zeilen beginnt der letzte Teil der Romanreihe über das Lilienpalais Die Kinder sind bald aus dem Haus. Nanette muss über ihre weitere Zukunft nachdenken.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Abschlussband geschrieben. Ab und an tauchen Geschehnisse aus den anderen Bänden auf. Der Schriftstil ist locker und leicht.
Gut gefällt mir, dass die einzelnen Kapitel unterschiedlichen Personen zugeordnet sind. Damit ergibt sich ein differenziertes Bild der Ansichten und Einstellungen.
Wir befinden uns im Jahre 1827. In Bayern wurde die Pressezensur aufgehoben. Nanette bietet dem Zeitungsverleger Ferdinand von Rückl einen weiteren Fortsetzungsroman des Autors Anonymus an. Der ist von der Frau beeindruckt. Zwischen beiden beginnt es zu knistern.
Mit dem Verleger kommt auch mehr Politik in die Geschichte als bei den anderen Teilen.

„...Und Bayern war ein wichtiger Ansprechpartner für Russland, wenn es sich stärker gegen Preußen und Österreich aufstellen wollte...“

Es ist auffallend, dass sich Nanette nie mit ihren vollständigen Namen vorstellt. Auch wird schnell deutlich, dass sei ihr wahres Aussehen verheimlicht. Dafür aber hat sie vielfältige Kontakte.

„...Wenn meine Zeit im Lilienpalais endet, brauche ich Geld, um mein Leben zu bestreiten. Zeugnisse, Fleiß und Verschwiegenheit zahlen weder Miete noch Essen...“

Recht bald ist mir als Leser klar, wer Nanette in Wirklichkeit ist. Viele andere aber versuchen, hinter ihr Geheimnis zu kommen.
Zu den inhaltsreichen Gesprächen gehört das zwischen Ferdinand und Elisabetta, der oberst4en Hofdame der Königin bei der Eröffnung des Odeons..

„...Menschen zu schützen, erachte ich als sehr wichtig. Dennoch bin ich überzeugt, Konflikte lassen sich mit Worten besser lösen als mit Waffen...“

Am Ende bleibt keine Frage offen. Für Nanette kann die Zukunft beginnen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Und welcher Charakter bist du?

Die Geschwister M.
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„...Die Arschkriecherei ist ein Kunst, bei der man des eigenen Vorteils wegen schöne Worte säuselt, ohne dabei die Gesichtsfarbe zu verändern...“

Der Autor bringt hier die Charaktereigenschaft haarscharf ...

„...Die Arschkriecherei ist ein Kunst, bei der man des eigenen Vorteils wegen schöne Worte säuselt, ohne dabei die Gesichtsfarbe zu verändern...“

Der Autor bringt hier die Charaktereigenschaft haarscharf auf den Punkt. Nach der Definition kommt er zu den Folgen eines solches Handelns für den, der die Eigenschaft hat, aber auch für den Gegenüber.
Der Autor hat 15 menschliche Eigenschaften ins Visier genommen und sie in kurzen Geschichten verarbeitet. Dazu gehören der Gefräßige und der Hamsternde, aber auch die Gewissenhafte und die Beistehende.
Der Schriftstil ist leicht und locker. Ab und an weist er eine Spur schwarzen Humor auf.
Meist werden die Eigenschaften definiert, und dann das Verhalten beschrieben. Bei einigen Themen ist auffallend, dass es am Ende eine unerwartete Pointe gibt. Stets reichen knapp drei Seiten für die Ausführung.
Es werden keine Namen genannt. Es gibt jeweils nur den Anfangsbuchstaben. Das assoziiert, dass damit fast jeder gemeint sein könnte. Dort, wo Bezug zu politischen Themen genommen wird, habe ich als Leser natürlich ein Person vor Augen.

„...Schon lange bevor Herr T. Präsident wird – erst recht aber seitdem – findet er bei Frau L. mehr als nur ein offenes Ohr. Welche Unwahrheit ihm auch immer in den Sinn kommt, Frau L. Und der Sender F. berichten darüber...“

Jeder Charaktereigenschaft vorangestellt, ist eine phantasievolle Zeichnung.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Als Leser stellt man schnell fest, dass man durchaus die eine oder andere Eigenschaft sein eigen nennt, in welcher Ausprägung auch immer.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Erstens kommt es anders ...

Es sei denn, es geschieht ein Wunder
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„...Genauso fröhlich und unbekümmert, wie die Vögel heute ihr Nest bauen, hat mein Kind heute unser Nest verlassen. Jetzt ist sie endgültig flügge geworden...“

Wehmut klingt aus den Worten von Martina, ...

„...Genauso fröhlich und unbekümmert, wie die Vögel heute ihr Nest bauen, hat mein Kind heute unser Nest verlassen. Jetzt ist sie endgültig flügge geworden...“

Wehmut klingt aus den Worten von Martina, als ihre Tochter Linda die Reise nach Israel antritt. Linda will sich ihren Traum erfüllen. Sie ist an einer renommierten Schule angenommen wurden und will anschließend zum Judentum konvertieren. Die Entwicklung zeichnet sich seit Jahren ab.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er gibt einen Einblick in das unterschiedliche Leben in Israel.
An der Midrascha, der Schule für jüdische Studien, lebt sich Linda schnell ein. Linda erhält eine Unterkunft bei den Eltern ihrer Mitschülerin Rivka. Dort wird sie mit den Regeln für das Alltagsleben in Israel bekanntgemacht.

„...Meine Frau und ich sind kurz nach unserer Einwanderung mit dem Touristenbus nach Bethlehem gefahren. Damals konnten wir das machen, weil wir die israelische Staatsbürgerschaft noch nicht hatten...“

Bethlehem liegt in Zone A. Die darf von Israelis nicht betreten werden. Durch Linda lerne ich die jüdischen Speisevorschriften kennen und erlebe, wie der Schabbat gefeiert wird.
Beim Besuch der Machpela entkommt sie ganz knapp einem Attentat. Das hinterlässt trotzdem Spuren bei ihr.

„...In diesem Gebäude trafen sich Muslime wie Juden zum Beten, allen war die Stätte heilig. Wozu dann diese sinnlosen Attentate?...“

In der Schule lernt Linda Mariana kennen. Sie kommt aus Argentinien. In Ramallah will sie eine Familie besuchen, die sie aus ihrer Heimat kennt. Linda begleitet sie. Allerdings muss sie dafür auf die strenge jüdische Kleidung verzichtet, denn es ist palästinensisches Gebiet.
Gut werden der Markt und die Lebensverhältnisse beschrieben. Ayscha zeichnet sich durch ihre Gastfreundschaft aus. Sie akzeptiert auch, dass Linda anfangs Speise und Trank ablehnt, weil sie nicht koscher sind. Deshalb bäckt sie extra eine Pizza für sie. Deutlich wird Lindas Zwiespalt zwischen ihrer Glauben und ihre Haltung. Beeindruckt ist sie von Achmad. Sie kann die Augen nicht von ihm lassen. Er erzählt aus seinem Leben.

„...Der Sohn bleibt im Haus seiner Eltern wohnen, das machen hier alle so. Wenn es nicht groß genug ist, wird einfach ein Stockwerk obendrauf gebaut...“

Linda ist verliebt. Das lässt sie ihre Lebensplanung völlig über den Haufen werfen. Sie plant die Hochzeit mit Achmad und informiert ihre Eltern darüber. In meinen Augen ist sie ziemlich naiv und blauäugig. Sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt.
Während ihr Vater gelassen abwartet, was passiert, macht sich ihre Mutter Sorgen, die sie im Tagebuch niederschriebt.
Weil ihr Visum abgelaufen ist, kehrt Linda nach Deutschland zurück. Da sie keine Arbeit findet, fliegt sie eher als gedacht zurück. Was dann geschieht, hat sie nicht erwartet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen guten Einblick in die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in Israel. Mit Linda bin ich allerdings nur bedingt arm geworden. Sie erscheint mir über weite Strecken sehr ungefestigt.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Verstrickungen in Schuld

Helle Tage, dunkle Schuld
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„….Carl ging mehrmals um die Tote herum und betrachtete sie aus jedem nur möglichen Blickwinkel...“

Noch einem Prolog, der im April 1945 spielt, beginnt mit obigen Satz die eigentliche Handlung im Jahre ...

„….Carl ging mehrmals um die Tote herum und betrachtete sie aus jedem nur möglichen Blickwinkel...“

Noch einem Prolog, der im April 1945 spielt, beginnt mit obigen Satz die eigentliche Handlung im Jahre 1948. Die Tote hieß Adelheid Hoffmann. Noch war unklar, ob sie aus dem Fenster ihres Hauses gestürtzt war oder ob jemand nachgeholfen hat.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben, der historische Fakten mit einer Krimihandlung kombiniert. Die Geschichte spielt in Essen.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Der ergibt sich nicht nur aus dem Kriminalfall, sondern auch aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Nicht zuletzt bringen die gesellschaftlichen Verhältnisse einen weiteren Spannungseffekt.
Carl Bruns war bei der Polizei wieder eingestellt worden, nachdem er während des Krieges untertage gearbeitet hatte. Zu verdanken hatte er dies der Tatsache, dass sein Großvater Jude war. Sein damaliger Vorgesetzter hatte bewusst nicht darüber hinweggesehen.
Die Tote war die Mutter eines SS-Mannes, der wegen der Erschießung von Ostarbeitern zum Tode verurteilt worden war. Doch er konnte rechtzeitig untertauchen.
Als Erbe hat die Tote ihren Enkelsohn Emil eingesetzt, dessen Mutter mit ihm rechtzeitig vor dem gewalttätigen Vater geflohen war.
Carl macht sie ausfindig und trifft dabei auch auf ihre Schwester Anna, seine Jugendliebe.
Dann gibt es einen weiteren Toten. Wieder ist Carl der ermittelnde Beamte. Der Pathologe weißt ihn auf eine Besonderheit hin.

„...Dieser Mann war bei der Waffen-SS. Kommt mir immer wieder unter. Manche brennen es sich weg, andere benutzen ein Messer. Der hier hat es mit dem Messer gemacht, nicht besonders filigran. Weg mit Schaden, würde ich sagen...“

Neben der vielschichtigen Handlung geht es in dem Buch auch um die Schuldfrage. Nicht nur, dass Carl seine alten Kollegen auf dem Revier wieder trifft, selbst sein ehemaliger Vorgesetzter setzt alle Hebel in Bewegung, um erneut eingestellt zu werden. Seine Chancen stehen gut.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind immer noch schwierig. Das war auch der Grund, dass Frieda, Emils Mutter, mit ihren Schwestern nach Essen zurückgekommen und in die Wohnung ihrer Schwiegermutter gezogen ist.

„...Trotz der jahrelangen leidvollen Erfahrung fiel es den Leuten immer noch schwer, die entsetzliche Grundregel hinter der Rationierung zu begreifen: Auf den Lebensmittelmarken standen keine Mindest-, sondern Höchstmengen. Weniger ging immer...“

Es bleibt aber bei Frieda die Angst, dass ihr Mann plötzlich auftauchen könnte. Die Polizei vermutet, dass er für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist.
Das Nachwort trennt Realität von Fiktion.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es wird deutlich, dass Recht und Gesetz ein noch sehr fragiles Gut waren.

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