Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2018

Tod in Meran

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
0

„...Die meisten Bücher funktionieren ganz ähnlich wie eine komplizierte Gleichung mit vielen Unbekannten. Es handelt sich um ein Rechenkunststück. Die Handlungsstränge werden zum Schluss aufgedröselt, ...

„...Die meisten Bücher funktionieren ganz ähnlich wie eine komplizierte Gleichung mit vielen Unbekannten. Es handelt sich um ein Rechenkunststück. Die Handlungsstränge werden zum Schluss aufgedröselt, sodass alle Fragen beantwortet werden...“

Ein Mann in Schwarz wartet auf den Nachtzug von Bozen nach München. Es ist Commissario Pavarotti. In Meran wurde ein deutsches Ehepaar erschossen. Lex Sander, der Tote, arbeitete auf dem Finanzsektor und analysiert Fonds. Anna, sein Frau, war Schriftstellerin. Sie schrieb vorwiegend Krimis, die in Südtirol spielten.
In München wird Pavarotti von Lissie von Spiegel erwartet. Die beiden kennen sich aus vergangenen Fällen. Lissie verlegt ihre Bücher im gleichen Verlag wie Anna.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch ließ sich schwer aus der Hand legen. Das lag nicht nur daran, dass das Motiv für den Mord lange im Dunkeln blieb. Zwei Dinge kamen dafür als Grundlage infrage. Zum einen hatte Lex einige Fonds unterdurchschnittlich bewertet, zum anderen wurde vermutet, dass sich Annas nächstes Buch mit der Rattenlinie beschäftigen würde, also den Fluchtweg vieler Nazis über Südtirol. Nicht zuletzt aber spielen die zunehmenden Spannungen zwischen Pavarotti und Lissie eine Rolle. Die beide mögen sich, können aber momentan nicht miteinander. Emmenegger, Pavarottis Untergebener, stellt sich auf Lissies Seite,. Das macht das Ganze nicht einfacher. Außerdem ist Pavarotti ein komplizierter Mensch. In manchen Situationen ist das allerdings von Vorteil. Im Buch liest sich das so:

„...Die Kälte in ihm, die hin und wieder dafür sorgte, dass sich Menschen von ihm abwandten, diese Kälte sorgte jetzt dafür, dass sein Verstand seine Gefühle ausklammerte und mit der Präzision eines Uhrwerks funktionierte...“

Der Schriftstil ist ausgereift. Er unterstützt sowohl die rasanten Handlungsabschnitte als auch die ruhigen Momente des Geschehens. Als besonderes Highlight hat die Autor kursiv die Lebensgeschichte oder Vorgeschichte einige der Protagonisten in die Handlung integriert. Das betrifft die beiden Toten, aber auch Personen, die im Jahre 1947 im Rahmen der Rattenlinie eine Rolle spielten.
Während in Vorgängerbänden Pavarotti und Lissie zusammengearbeitet haben, geht nun jeder eigene Wege. Emmenegger fühlt sich von Pavarotti an den Rand gedrängt und ermittelt ebenfalls auf eigene Faust. Dabei sind auch die Ziele unterschiedlich. Pavarotti will den Mörder finden. Emmenegger möchte vor allem Lissies Unschuld beweisen. Lissie sucht nach Hinterlassenschaften von Anna. Dass sie damit selbst im Fokus des Mörders steht, nimmt sie in Kauf. Ab und an lässt mich die Autorin an den Gedanken des Täters teilhaben, ohne die dahinterstehende Person zu verraten.
Zu den Höhepunkten des Buches gehören die fast philosophisch anmutenden Teile. Das ist zum Beispiel der gut ausgearbeitete Dialog zwischen dem Verleger und Pavarotti. Daraus stammt das Eingangszitat, das einen interessanten und nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Mathematik und Literatur konstruiert. Aber auch Lissies Gedanken zum Thema Wahrheit gehören in diesen Bereich.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf. Hier darf Lissie zu Wort kommen:

„...Kein Wein war ehrlich zu ihr gewesen, und die teuersten waren die schlimmsten Heuchler. Man zahlte viel Geld, um sich kultiviert zu betrinken, und alles, was man am Ende davon hatte, war ein grässlicher Kater am nächsten Morgen, genau der gleiche wie nach einem billigen Müller-Thurgau aus dem Zwei-Liter-Getränkekarton...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt an den vielen Feinheiten der Geschichte, aber auch dem überraschenden Ende, dass alle Handlungsfäden gekonnt zusammenführt. Gleichzeitig lässt die Beziehung zwischen Pavarotti und Lissie Raum für Spekulationen, denn da ist noch nicht alles geklärt.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Eine Frau setzt sich durch

Die Frauenburg
0

„...Aber noch faszinierender sind ihre Geistesgaben. Sie hat einen scharfen, wachen Verstand und scheint ihm doch nicht zu vertrauen. Als wäre sie zu oft für ihre Klugheit gescholten worden...“

Wir schreiben ...

„...Aber noch faszinierender sind ihre Geistesgaben. Sie hat einen scharfen, wachen Verstand und scheint ihm doch nicht zu vertrauen. Als wäre sie zu oft für ihre Klugheit gescholten worden...“

Wir schreiben das Jahr 1308. Die neunjährige Loretta, Tochter des Grafen Bernhard von Salm, darf ihre Eltern nach Trier begleiten. Dort begegnet sie zum ersten Mal zwei Männer, die ihren Lebensweg entscheidend mit prägen werden. Zum einen ist es der Erzbischof Balduin, ein junger Mann aus dem Geschlecht derer von Luxemburg, zum anderen Graf Johann von Starkenburg-Sponheim, ein Freund ihres Vaters.
Im Jahre 1315 heiratet Loretta auf Befehl des Vaters Martin von Starkenburg-Sponheim. Sie schenkt ihm drei Söhne. Als Martin 1324 stirbt, überträgt ihr Schwiegervater Johann ihr die Regentschaft für den unmündigen Enkel Johann. Graf Johann kann sie aber nur wenige Monate beraten, dann stirbt auch er.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Ich darf den Weg der Gräfin Loretta über etliche Jahre begleiten. Im Mittelpunkt steht ihre Beziehung zu Balduin. Es ist einerseits eine Geschichte von Liebe und Vertrauen, Verrat und Neuanfang, andererseits ein detailliertes Gemälde der damaligen Zeit.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Schnell wechselnde Kapitel und Handlungsorte sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Anfangs wird abwechselnd das Leben von Balduin und Loretta geschildert. Dabei werden die Protagonisten vor allem durch ihr Tun und Handeln gut charakterisiert. Das gilt selbst für Nebenfiguren. Balduin gelingt es, durch raffiniertes politisches Handeln und hart an der Grenze des Rechts agierend, sein Besitztum kontinuierlich zu vergrößern. Loretta möchte nur eins: Den Besitz für ihren ältesten Sohn erhalten. Doch das ist nicht einfach. Als Frau wird sie in der damaligen Zeit normalerweise nicht ernst genommen. Zwar steht ihr Matthias, Geistlicher und Bruder des Grafen Johann, hilfreich zu Seite, doch durchsetzen muss sie sich allein.
Das Eingangszitat stammt von Balduin. Er ahnt nicht, wie Recht er damit hat. Schon als Neunjährige in Trier bekommt Loretta von ihre Mutter gesagt:

„...Schon wieder Fragen, Loretta. Zu viel Neugier schickt sich nicht für ein sittsames Mädchen...“

In gemeinsamen Fehden zeigt sich Loretta gegenüber Balduin großzügig und überlässt ihm den Großteil des Sühnegeldes.. Das nimmt der als selbstverständlich, wertet es als weibliche Schwäche und reagiert ausgesprochen unwirsch, wenn ihm Loretta doch einmal Widerworte gibt. Trotz seiner Einschätzung nimmt er sie als Regentin nicht für voll. Dass sie sich eine eigene Burgbauen lässt, wertet er als Affront.
In der Geschichte spielen weitere starke Frauen eine Rolle. Dazu gehört insbesondere die Miriam, eine jüdische Frau, die nach dem grausamen Tode ihres Mannes sein Geschäft weiterführt. Sie wird für Loretta zur Vertrauten. Ihre Gespräche sind fein ausgearbeitet, berühren persönliche, aber auch gesellschaftliche Aspekte und gehen in die Tiefe. Einmal geht es zum Beispiel um die Stellung der Frau in der Familie. Das folgende Zitat zeigt, wie geschickt Miriam agiert:

„...Ich habe in meiner Ehe immer sorgfältig darauf geachtet, nie in Gegensätze oder gar Streit mit Thaddäus zu geraten. Die Weichen dazu stellt eine kluge Frau weit im Voraus, so dass ihr Gemahl gar nicht merkt, dass sie ihn leitet und lenkt...“

Loretta erlebt die Grausamkeiten von kriegerischen Auseinandersetzungen. Deshalb sucht sie neue Wege, um ihr Recht durchzusetzen. Hilde, ihre Hebamme, Heilerin und Kinderfrau, gibt ihr dafür ein wichtiges Argument:

„...Keine Eroberung ist ist jemals ehrenhaft, Herrin. Es sind die kleinen Leute, die für die Hoffart ihrer Herren zu büßen haben, ganz gleich, wie eine solche Eroberung vonstatten geht...“

Zwei historische Karten und ein ausführliches Personenverzeichnis befinden sich zu Beginn des Buches. Im Nachwort trennt die Autorin Fiktion von geschichtlicher Wahrheit und begründet geringfügige zeitliche Abweichungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet das Bild einer starken Frau in einer von Männern dominierten Welt. Mit einem Wort von König Johann von Böhmen, einem Neffen Balduins, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat, möchte ich meine Rezension abschließen:

„...In der Welt der Mächtigen lässt jeder jeden bespitzeln...“

Veröffentlicht am 25.07.2018

Humorvoller bayrischer Krimi

KAMASUTRA IN UNTERFILZBACH
0

„...In Bayern ist sowieso grundsätzlich alles, an dem zwei Biertische samt Bänken beteiligt waren, ein Volksfest...“

Hansi Scharnagl arbeitet beim Bauhof in Unterfilzbach. Als er mit dem Snow-Magic-Hero ...

„...In Bayern ist sowieso grundsätzlich alles, an dem zwei Biertische samt Bänken beteiligt waren, ein Volksfest...“

Hansi Scharnagl arbeitet beim Bauhof in Unterfilzbach. Als er mit dem Snow-Magic-Hero unterwegs ist, um die Straßen von Eis und Schnee zu befreien, findet er den toten Apotheker. Kriminalhauptkommissar Joseph Baumgartner aus Oberfilzbach geht von einen Unfall aus. Wenige Tage später ist Hansi beim Metzgermeister, um für sein Team die Brotzeit zu holen. Im Kühlraum wurde kurz zuvor die erfrorene Metzgereiverkäuferin Sandra gefunden. Wieder geht die Polizei von einem Unfall aus, denn die Tür ließ sich wegen eines Fehlers nicht mehr öffnen. Hansi und sein Freund Sepp entschließen sich, eigene Ermittlungen anzustellen.
Die Autorin hat einen humorvollen bayrischen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen. Ich habe mich dabei köstlich amüsiert.
Im Fokus der Ermittlungen der beiden Hobbydetektive steht Ashanti, mit bürgerlichen Namen Alois Amberg. Er bietet nicht nur Kamasutrakurse an, sondern schwört auch auf Ernährung durch Lichtenergie. Außerdem scheint er die Apothekerfrau sehr schnell über ihren Verlust hinweggetröstet zu haben. Hansi Ehefrau Bettina hat bei ihm Kurse belegt und möchte die Familie von gesunden Ernährung überzeugen. Hansi Standpunkt dazu lautet.

"...Was hilft es mir, wenn ich gesund lebe und überhaupt keinen Spaß am Essen habe?..."

Glücklicherweise sieht das Bettina nicht ganz so verbissen wie der Guru.
Die Autorin hat einige interessante Charaktere kreiert, die wohl jedes Dorfleben auf ihre Art bereichern. Insbesondere möchte ich Berta erwähnen, eine ältere Frau, die zu allem und jedem ihre Meinung hat und alles besser weiß.
Etwas aus der Reihe geschlagen ist auch Hansis jüngste Tochter Indira. Gegen den Willen ihres Vaters hat sie es durchgesetzt, dass sie ihr Abitur machen kann. Später möchte sie studieren. Mittlerweile ist Hansi stolz auf seine Tochter.Wenn es nötig wird, legt sie sich selbst mit dem Bürgermeister an.
Die Geschichte vereint alle Ereignisse, die man auf einem Dorf so erwartet, sei es das Volksfest, den Stammtisch oder die Fahnenweihe. Natürlich will man in jedem Fall die Nachbargemeinde Oberfilzbach übertrumpfen.
Bei ihren eher unkonventionellen Ermittlungen stoßen Hansi und Sepp auf manch interessantes Detail. Neben Ashanti kristallisieren sich weitere Verdächtige heraus, denn vor allem Sandra war eine flotte Biene.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Mit dem bayrischen Dialekt hatte ich keinerlei Probleme. Gut ausgearbeitete Gespräche sorgen für einen Fortgang der Handlung oder dienen der Beschreibung des dörflichen Lebens. Bei den Dialogen von Hansi und Sepp kann es aber auch einmal so aussehen:

"...Hm, manchmal war es auch besser, wenn Männer einfach nur so dasaßen. Da klärte sich auch irgendwie viel..."

Natürlich tappen die beiden Ermittler in das eine oder andere Fettnäpfchen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist lebensnah, bedient auf unkonventionelle und humorvolle Art manch Klischee des dörflichen Lebens und erzählt eine spannende Geschichte.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Zwei wie Feuer und Wasser

Ohne Schuld
0

„...Blutsschwestern ein ganzes Leben, unsere Träume sollen wahr werden, ich werde eine berühmte Modeschöpferin und du mein schönstes Modell...“

Jenny und Nina sind acht Jahre alt, als sie sich versprechen, ...

„...Blutsschwestern ein ganzes Leben, unsere Träume sollen wahr werden, ich werde eine berühmte Modeschöpferin und du mein schönstes Modell...“

Jenny und Nina sind acht Jahre alt, als sie sich versprechen, Blutsschwestern zu bleiben. Das Eingangszitat stammt von Jenny. Doch schon in dem Alter zeigt sich der Unterschied zwischen den beiden. Nina will alles gleich und sofort. Sie setzt sich gern über Regeln hinweg. So war sie diejenige, die Jenny zum Spiel am Wasserfall überredet hat, obwohl beider Eltern es verboten hatten. Jennys Reaktionsschnelligkeit und Einsatzbereitschaft ist es zu verdanken, dass das Ganze nicht zur Katastrophe ausartet.
Die Autorinnen haben einen fesselnden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Nina hat Figur und Auftreten eines Models. Deshalb wird sie von Jungen umschwärmt. Dazu gehört auch Charly, von dem sie mit 17 Jahren schwanger wird. Allerdings reagiert Nina sehr impulsiv, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht. Sie kann ihren Mund nicht halten und lässt sich selbst zu Beleidigungen hinreißen. Im Verhältnis zu Jenny ist sie in weiten Strecken die Nehmende.
Jenny hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom. Deshalb vergibt sie Nina ihr negatives Verhalten immer wieder. Sie ist die Gebende in der Beziehung. Außerdem wirkt sie mit den Jahren sehr viel reifer als Nina. Sie nimmt nicht nur ihr eigenes Leben in die Hand, sondern opfert sich für andere auf ungewöhnliche Weise auf. Dabei erfüllt sie sich trotzdem noch ihren Traum, eigene Mode zu kreieren. Sie hat ein Gespür dafür, was ankommt und näht selbst. Sie leidet lange darunter, dass sie nicht besonders schlank ist. Ninas Einschätzung von Jenny liest sich so:

„...Meine Freundin ist so. immer verantwortungsbewusst, ehrlich, pragmatisch...“

Der Schriftstil des Buches ist ungewöhnlich. Das beginnt schon damit, dass die Geschichte abwechselnd von Jenny und Nina erzählt wird. Der Spannungsbogen ergibt sich vor allem daraus, dass Ninas Reaktion niemals voraussehbar ist. Manch dunkle Stunden in Jennys Leben sind Ninas Gedankenlosigkeit und Rachsucht zu verdanken.
Kurze, fast abgehackte Sätze unterstützen die Spannung, stehen aber ebenfalls für die Unreife und Zerrissenheit der Protagonisten. Das gilt nicht nur für Nina und Jenny, sondern in gleicher Art für die menschlichen Jugendlichen. Diese wirken wie Getriebene, nicht wie aktiv Handelnde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Nur das Ende lässt mich eher skeptisch zurück, weil Nina für mich trotz aller Entwicklung ungefestigt bleibt.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Spannender Western

Shewadsneh
0

„...Wenn die weißen Bewohner begreifen würden, dass der Wind singt, die Bäume reden und die Gräser im Morgengrauen einander zuflüstern, dann gäbe es endlich Frieden in diesem Land...“

Shewadsneh will ...

„...Wenn die weißen Bewohner begreifen würden, dass der Wind singt, die Bäume reden und die Gräser im Morgengrauen einander zuflüstern, dann gäbe es endlich Frieden in diesem Land...“

Shewadsneh will dem befreundeten Ehepaar Dirk und Sally Miller helfen. Eine Gruppe Indianer ist auf den Weg, um deren Wildpferdherde zu stehlen. Mit einer List gelingt es ihnen, vor den Indianer zu fliehen. Doch der mittlere Westen birgt noch mehr Gefahren. Die Jagd nach Gold hat begonnen. Und Dirk kennt einen der Fundorte.
Der Autor hat einen spannenden und vielschichtigen Western geschrieben. Shewadsneh ist nach dem Tod seiner Eltern 10 Jahre bei den Indianern aufgewachsen. Die Begriffe Halbindianer oder Mestize für ihn haben mich anfangs irritiert, aber das gibt sich mit dem Fortschreiten der Geschichte. Ein alter Indianer nennt ihn „Zweiseelenmann“. Das trifft es sehr gut.
Nicht nur die Indianer sind ihnen auf der Spur, sondern auch vier Desperados. Sie wissen von dem Goldfund und wittern ihre Chance.
Etwa zur selben Zeit hat Virgil Henderson und seine Mitstreiter einen Siedlertreck in die Gegend gebracht. Er lässt sich gut dafür bezahlen. Shewadsneh sucht Virgil, denn der war am Tod seiner Eltern schuld.
Auch Sam Coperfield, ein Nugget Digger, ist zu Millers unterwegs und findet eine verbrannte Farm vor. Er ist mit dem Ehepaar befreundet und macht sich auf die Suche nach ihnen.
Damit finden sich im Roman alle Gruppen und Einzelpersonen wieder, die historisch eine Rolle gespielt haben.
Deutlich macht der Autor außerdem, dass die Indianer keine homogene Gruppe sind. Es gibt die Sioux um Sitting Bull, die auf ehrliche Verträge der Weißen hofften. Aus ihrem Reihen stammt das Eingangszitat. Später liest sich ihre Erkenntnis so:

„...Die Blassgesichter machen deshalb mit uns brüchige Verträge. Sie lachen freundlich dabei, aber ihre Zungen sind gespalten...“

Eine andere Gruppe um Silver Fox setzt allein auf Gewalt. Sie zerstören Farmen und greifen Siedlertrecks an. Verdenken kann ich ihnen das nicht. Allerdings begreifen sie nicht, dass sie keine Chance haben. Ihre Politik der Nadelstiche schürt den Hass und die Gewaltbereitschaft der Blauröcke, die wiederum dafür Indianerdörfer zerstören.
Das Gold, das Dirk gefunden hat, liegt an einem Heiligen Ort der Indianer. Sie beobachten genau, was geschieht. An ihrer Schlussfolgerung gibt es nicht zu bemänteln:

„...Die gelben Körner sind mit dem Fluch der Coyoten beladen! Sie zerstören hinterlistig und heimtückisch. Sie verwandeln Menschen in dunkle Schatten, die sich vor dem Licht verbergen müssen...“

Hier zeigt sich auch, dass der Autor gerade bei den Gesprächen der Indianer untereinander einen sehr bildhaften Schriftstil pflegt. An anderen Stellen unterstützt der Schriftstil die rasanten Ereignisse im Kampf der Weißen untereinander und mit den Indianer, um das sichere Fort zu erreichen. Auch die Landschaft wird ausreichend beschrieben.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt ein differenziertes Bild der damaligen Zeit, einer Zeit, die auf die entscheidenden Indianerkriege zuläuft.