Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2018

Mord in Ostfriesland

Serienmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
0

„...Rum muss, Zucker darf, Wasser kann...“

Im Jahre 2012 erlebt Renate, wie ihr Geliebter, von dem sie sich getrennt hatte, ihren Mann ermordet. Sie begeht Selbstmord. Der Mörder wird nie gefasst. Zwei ...

„...Rum muss, Zucker darf, Wasser kann...“

Im Jahre 2012 erlebt Renate, wie ihr Geliebter, von dem sie sich getrennt hatte, ihren Mann ermordet. Sie begeht Selbstmord. Der Mörder wird nie gefasst. Zwei Jahre später gibt es wieder einen Toten. Es scheint der gleiche Mörder zu sein.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen und spannenden Regionalkrimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.

Der Fall landet bei dem Ermittlerduo Nina Jürgens und Bert Linnig. Schnell gibt es eine Reihe von Verdächtigen. Nicht nur Enno Jansen, Gehilfe des Toten und Erbe seines Krabbenkutters, und Willem, ein Konkurrent mit unfairen Methoden, scheinen ein Motiv zu haben. Ich finde es gut, dass ich als Leser an jeder Stelle in etwa auf dem gleichen Stand war wie die Kriminalisten. Das ermöglicht das Mitraten und Mitdenken, lässt mich allerdings auch die ähnliche Irrwege begehen wie das Team. Während Bert die Ruhe selbst ist, kann Nina Dienst und Privatleben nicht gut trennen. Ihre Eifersucht nervt.

Der Schriftstil des Buches weist einige Besonderheiten auf. Auf den ersten Seiten werde ich ausführlich mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht. Positiv ist anzumerken, dass die vorhandenen Sehenswürdigkeiten nicht nur beschrieben, sondern im Text kursiv hervorgehoben werden. Dadurch hatte ich schnell ein Bild vor Augen. Auch die Sitten und Gebräuche der Gegend finden an passender Stelle Erwähnung, wie das obige Zitat zeigt. Ostfriesischer Dialekt wird sparsam eingesetzt, gibt der Geschichte aber dadurch ihre lokale Authentizität. Informationen über den Krabbenfang und die dafür geltenden Regeln wurden geschickt in die Handlung integriert.

Der Autor beherrscht das Spiel mit Worten und Metaphern. Das gilt sowohl für die Darstellung düstere Szenen, als auch für das Alltagsleben. Eine Prise Humor darf nicht fehlen. Emotionen wirken authentisch. Willems cholerisches Temperament, als auch Jans Angst und Unwohlsein sind nachempfindbar. Einen besonderen Stellenwert haben die knappen Dialoge der Krabbenfischer. Da fällt kein Wort zu viel.

Das Buch enthält noch weitere kleine Feinheiten und Lebensschicksale. Es bleibt dem zukünftigen Leser überlassen, diese zu entdecken.

Das Cover mit dem Hafen und dem Fischer im Vordergrund passt zur Geschichte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mich gut unterhalten, mir Land und Leute nahegebracht und mein Wissen über das Leben der Krabbenfischer erweitert.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Eine junge Frau findet ihren Weg

Die Schmugglerin
0

„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“

Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen ...

„...Zu viel Vertrauen könnte ihr Verderben bedeuten, zu wenig sie womöglich um eine Freundschaft bringen...“

Maria lebt in einem Dorf in den hohen Tauern. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Die Folgen des Krieges spalten die Einwohner in diejenigen, die vom Krieg profitiert haben und die, die ums Überleben kämpfen. Zu Letzteren gehört Marias Familie. Ihr Bruder Hansi hat ein Bein verloren. Der Vater kämpft mit psychischen Schäden nach dem Erleben der Schlachten. Nicht immer ist er im Hier und Jetzt. Bernhard, der zweite Bruder, sitzt im Gefängnis, weil er des Schmuggels überführt wurde. Bei seiner Verhaftung ist durch die Unachtsamkeit eines der Zöllner der Stall abgebrannt. Damit ging alles Vieh verloren. Die Hilfsbereitschaft der Einwohner geht gegen Null, die Klatschsucht nicht.
Um einen weiteren Beitrag zur Familienkasse zu leisten, soll Maria nun den Schmuggel von Bernhard fortsetzen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.
Der Schriftstil ist über weite Strecken ernst und bedrückend. Das liegt ganz einfach an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Während des Krieges hielten die Frauen das Zepter in der Hand. Nun werden sie wieder an den Kochtopf verbannt. In Marias Familie allerdings entscheidet der Vater wichtige Dinge nicht, ohne sie mit seiner Frau zu besprechen.
Sehr deutlich wird Marias Entwicklung herausgearbeitet. Sie weiß, was ihre Arbeit für die Familie bedeutet, hat es aber satt, immer fremdbestimmt zu werden. Als der Apotheker und der Kaufmann sie für den Schmuggelauftrag nicht haben wollen, greift sie zu einer List. Nach und nach setzt sie ihren willen durch. Das ist keine lineare Entwicklung. Es gibt natürlich Rückschläge.
Positiv auf Maria wirkt das Erscheinen der jungen Schauspielerin Loni im Dorf. Maria bewundert ihr Selbstbewusstsein. Erst im Laufe der Handlung muss sie erkennen, dass auch bei Loni nicht alles so ist, wie es scheint. Das Eingangszitat bezieht sich auf Marias innere Auseinandersetzung darüber, wie sie sich gegenüber Loni verhalten soll, denn das Kennenlernen erfolgt in einer für Maria schwierigen Situation..
Der Herr Bürgermeister versteht es, aus allem den größten Nutzen für sich zu ziehen. Das folgende Zitat belegt sein Vorgehen:

„...Dieser windige Brückner! Er will seine Theateraufführungen, und gleichzeitig Arbeitskräfte, die ihm kostenlos das alte Gasthaus renovieren...“

Er hat es ebenfalls auf den Bauernhof von Marias Familie abgesehen. Menschen sind für ihn Spielfiguren nach seinem Willen.
Ab und zu blitzt bei Maria eine sarkastische Ader auf. Das geschieht vor allem dann, wenn sie die Klatschtanten des Dorfes reden hört.
Marias Gedanken werden kursiv in die Geschichte eingefügt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Brisantes Thema

Herz im Fadenkreuz
0

„...Es ist falsch, was ihr tut. Ihr könnt euch nicht über das Gesetz stellen und Gewalt mit Gewalt bekämpfen...“

Esther ist das erste Mal mit ihren Freundinnen in der neuen Kneipe. Da sieht sie einen ...

„...Es ist falsch, was ihr tut. Ihr könnt euch nicht über das Gesetz stellen und Gewalt mit Gewalt bekämpfen...“

Esther ist das erste Mal mit ihren Freundinnen in der neuen Kneipe. Da sieht sie einen großen, schlanken und blonden Mann. Einige Tage später kommt ihr dieser zur Hilfe, als sie ein anderer belästigt. Aus beiden wird ein Paar. Doch die Verbindung hat ihre Tücken.
Die Autorin hat einen fesselnden Gegenwartsroman geschrieben. Sie ermöglicht mir nicht nur einen Blick in die linksradikale Szene, sondern zeigt auf, wie tief dieses Leben in das tägliche Tun und Handeln eingreift.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich. Romantische Stunden zwischen Esther und Lys wechseln mit knallharten Entscheidungen von Lys` Vorgesetzten. Die sind mir übrigens die gesamte Handlung über suspekt geblieben. Sie ziehen die Fäden und lassen andere die Drecksarbeit machen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Die 20jährige Esther ist Studentin. Nebenbei verdient sie sich an der Uni ein paar Euro dazu. Mit ihrer besten Freundin Laura tauscht sie über ihr Leben aus.
Lys, der junge Mann, ist gebürtiger Ungar und ein begabter Sportler. Im Gegensatz zu Esther weiß ich von Anfang an, dass er einer linksradikalen Gruppe angehört, die Attentate gegen die rechte Szene verübt. Sein Motiv dafür erfahre ich im Laufe des Geschehens.
Sehr gut herausgearbeitet werden die unterschiedlichen Ansichten in der Gruppe. Jörg, Lys` bester Freund, bestimmt in dieser Freundschaft, wo es lang geht. Ein Anruf von ihm genügt, damit sich Lys auf den Weg macht. Lys erscheint einerseits als eiskalter Killer, hat andererseits aber ziemliche Schwierigkeiten, sogenannte Kollateralschäden zu akzeptieren. Zur Gruppe gehört noch Silke. Die junge Frau reagiert völlig emotionslos, was das folgende Zitat belegt:

„...Es ist bedauerlich, aber zivile Opfer sind unter solchen Umständen nicht zu vermeiden...“

Obwohl ihm Jörg mit der Forderung, sich von Esther zu trennen, immer wieder in den Ohren liegt, versucht Lys, außerhalb seiner Aufträge eine normales Leben zu führen und die Beziehung mit Esther zu festigen. Das gelingt ihm auch über weite Strecken. Trotzdem wird Esther zunehmend misstrauisch. Sie ahnt, dass etwas nicht stimmt. Lys wiederum muss damit fertig werden, das er selbst in unbeobachteten Momenten von Rechtsradikalen erkannt werden kann. Er weiß, dass dies auch eine Gefahr für Esther bedeutet.
Die Autorin macht einerseits durch die Handlung, andererseits mit gekonnt ausgearbeiteten Gesprächen deutlich, dass Gewalt nie die Lösung ist, sondern immer neue Gewalt erzeugt. Die Spirale geht steil nach oben.
Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehören für mich die letzten Gespräche von Esther und Lys. Das Eingangszitat stammt daraus. Esther steht zu ihrer Überzeugung.
Einen breiten Rahmen nehmen außerdem Lys` sportliche Aktivitäten ein. Ich habe dabei eine Menge über Taekwondo gelernt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist nahe an der Realität. Im Prinzip lebt Lys zwei Leben. Doch eines Tages wird er sich für eines entscheiden müssen. Keine gute Figur im Buch machen die staatlichen Sicherheitsdienste. Am Schluss soll nochmals ein Zitat von Esther stehen, dem nichts hinzuzufügen ist:

„...Es sind aber Menschen getötet und verletzt worden. Auch sie haben ein Recht auf Leben, selbst wenn wir ihre politische Meinung ablehnen...“

Veröffentlicht am 20.07.2018

Schöner historischer Roman

Die Flötenspielerin
0

„...Aber sicher ist eins: Flüche taugen nur so viel, wie die Zahl der Leute, die an sie glauben...“

Um nicht als Hexe verbrannt zu werden, muss Leah mit ihrer Ziehmutter Helena und Sebastian die Heimat ...

„...Aber sicher ist eins: Flüche taugen nur so viel, wie die Zahl der Leute, die an sie glauben...“

Um nicht als Hexe verbrannt zu werden, muss Leah mit ihrer Ziehmutter Helena und Sebastian die Heimat verlassen.
Einige Jahre sind vergangen. Helena ist tot. Sebastian findet bei einem Herzog eine Anstellung als Stallmeister. Leah hilft bei der Ausbildung der Pferde und arbeitet als Heilerin. In ihren stillen Stunden zieht sie sich mit der Flöte in den Wald zurück. Ihr Flötenspiel hört Alexander. Er lebt auf der alten Bergfeste, gilt im Dorf als Kapuzenmann und wurde durch Brandwunden entstellt.
Die Autorin hat eine märchenhafte historische Liebesgeschichte geschrieben. Das Buch lässt sich angenehm lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt spannende Szenen, aber auch romantische Momente. Gekonnt und behutsam wird erzählt, wie Leah und Alexander sich kennenlernen und sich nach und nach dem anderen öffnen. Bei der Gelegenheit erfahre ich Wesentliches über die Vergangenheit der beiden. Leahs Stand allerdings bleibt lange im Dunkeln. Beiden gemeinsam ist, dass der in Umlauf gebrachte Fluch auf die Intrige der jeweiligen Schwiegermutter zurückgeht. Darauf bezieht sich das Eingangszitat.
Sehr bildhaft und mit passenden Metaphern werden Natur und Umwelt beschrieben, wie das folgende Zitat belegt:

„...Das frische Grün des Frühlings ließ die Ebene wie einen Edelstein leuchten. Der Bach, der etwas oberhalb der Bergfeste mit einem kleinen Wasserfall entsprang, zog sich windend hinunter bis zum Dorf...“

Ausführlich werden einige Heilmethoden und die dafür durch Leah genutzten Kräuter beschrieben. Besonders interessant fand ich die von ihr entwickelte Heilsalbe.
Die Autorin versteht es, den Emotionen der Protagonisten den nötigen Raum zu geben. Alexanders Einsamkeit ist mit den Händen greifbar. Leahs Trauer berührt mich als Leser, als das neugeborene Fohlen nicht mehr lebt. Auch Wendels Hinterhältigkeit und Brutalität wird durch sein Handeln mehr als deutlich.
Für mich ist über weite Strecken Leah die Stärkere in der Beziehung. Sie hat sich ein Leben aufgebaut und wird anerkannt. Alexander braucht die Hilfe von Freunden, um den ihm gebührenden Platz wieder einnehmen zu können. Leah gibt ihm neuen Lebensmut, weil sie sich von seinen Narben nicht abschrecken lässt.
Natürlich werden auch typischen Ritterkämpfe in die Handlung integriert. Dabei werden gekonnt Informationen über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit eingeflochten, sei es die Tischordnung oder das Leben am herzoglichen Hof.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Fesselnd und brisant

Schattenmänner
0

„...Unsere Spekulationen werden immer geistreicher. Was nur beweist, dass wir keine Ahnung haben...“

Eine Frau wird in Berlin ermordet. Sie hatte ein Verhältnis mit einem Minister, der aus Bayern kommt. ...

„...Unsere Spekulationen werden immer geistreicher. Was nur beweist, dass wir keine Ahnung haben...“

Eine Frau wird in Berlin ermordet. Sie hatte ein Verhältnis mit einem Minister, der aus Bayern kommt. Alles sieht nach einem Eifersuchtsdrama aus. Die Ermittlungen bekommt Hauptkommissar de Bodt übertragen.
In Düsseldorf wird ein Mann an einer grünen Ampel überfahren. Um den flüchtigen Fahrer soll sich Kommissarin Kern kümmern.
In Paris bittet man Lebranc, in die Dienststelle zurückzukehren. Er soll im Fall einer toten Frau ermitteln, die auf die Gleise der Bahn gestoßen wurde.
Der Autor hat erneut einen fesselnden und politisch hochbrisanten Thriller geschrieben. Es ist der vierte Teil mit de Bodt als Ermittler.
Es dauert eine Weile, bis der Zusammenhang zwischen den Fällen deutlich wird. De Bodt kann zwar schnell die Täterin überführen, erkennt dabei aber, dass sie zur Tat provoziert wurde. Er begibt sich auf die Suche nach den Hintermänner.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Kurze Kapitel und ein schneller Wechsel der Handlungsorte und Personen sorgen für einen hohen Spannungsbogen.
Die Täter erkennen bald, dass vor allem von de Bodt Gefahr für sie ausgeht. Deshalb landet er ebenfalls auf ihrer Abschussliste. Natürlich eckt de Bodt mit seiner unkonventionellen und eigenwilligen Art erneut bei seinen Vorgesetzten an. Auch Krüger wirft ihn im unpassendsten Moment sprichwörtlich Knüppel zwischen die Füße.
In Frankreich spielt vor allem Florin seine Fähigkeiten aus und bringt damit Schwung in die Ermittlungen. Die Schikanen von Lebranc steckt er kommentarlos weg. Er weiß, dass ihm die Zukunft gehören wird.
Gekonnt werden die Heucheleien und Spitzfindigkeiten der Politik entlarvt. Das beginnt schon damit, dass der Herr Minister glaubt, dass er über den Dingen steht. Dann führt der Fall in die Rüstungsindustrie. Ein gemeinsames Projekt zwischen Frankreich und Deutschland und eine neue Fabrik in den Niederlanden sollen Exportbeschränkungen für Rüstungsgüter aushebeln.
Ab und an erlaubt mir der Autor einen Blick in die Gedankenwelt der Täter, allerdings nur in die der Handlanger, denn die Hintermänner bleiben fast bis zum Schluss im Dunkeln.
Natürlich darf de Bodts Sarkasmus nicht fehlen, wie das Eingangszitat zeigt. Allerdings kann das Yussuf genauso gut. Das liest sich dann so:

"...Yussufs Augen schienen einer Fliege zu folgen. Aber natürlich versprühten die im Büro jede Menge Glyphosat, weil das Zeug ja so gesund war..."

Die kleinen Sticheleien im Team von de Bodt lockern die angespannte Atmosphäre auf. De Bodt kontert dabei gern mit Aussprüchen bekannter Philosophen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es nicht nur, fesselnd zu erzählen, er ermöglicht auch einen Blick hinter die Kulissen der Politik und entlarvt manche Scheinheiligkeit.