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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tödliche Fälschung
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„...Gravierend verschobenes Selbstbildnis, hätte Karoline gesagt. Jede Menge blinder Flecken bei zugleich mangelndem Reflexionsvermögen, dafür mit jeder Menge Zulagen ausgestattet und hervorragend bezahlt...“

Nina ...

„...Gravierend verschobenes Selbstbildnis, hätte Karoline gesagt. Jede Menge blinder Flecken bei zugleich mangelndem Reflexionsvermögen, dafür mit jeder Menge Zulagen ausgestattet und hervorragend bezahlt...“

Nina Bertini ist seit ihrer Geburt blind. Doch sie möchte einmal bei einem Marathon mitlaufen. Deshalb trainiert sie mit ihrem Hund Haku. Plötzlich bleibt der Hund stehen und knurrt. Es fällt ein Schuss und Nina wird fortgezerrt.
Tanja Lindinger ist Saalmeisterin im Konzerthaus. Sie ärgert sich mit den Launen der Stars herum. Als der Bratschist Holl nicht erscheint, begibt sie sich in seine Garderobe – und findet einen Toten.
Hauptkommissar Robert Worschlädl ist mit seiner Frau Karoline auf den Weg ins Konzert. Er kommt gerade zurecht, um den Fall übernehmen zu können.
Der Autor hat einen fesselnden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte halten den Spannungsbogen hoch. Sehr gut werden die Protagonisten charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihr Verhalten und den Blick in ihre Gefühlswelt.
Nina ist nach dem Tode der Eltern bei ihrem Großvater aufgewachsen. Sie ahnt nicht, dass er der Grund für ihre Entführung ist, weil er sich erlaubt hat, zu den falschen Leuten „Nein“ zu sagen. Schon zu Beginn wird deutlich, dass Nina ihren Großvater mag und zu ihm ein innig Verhältnis hat. Sie hat es außerdem gelernt, in jeder noch so schwierigen Situation nach einem Ausweg zu suchen und sich nicht aufzugeben.
Robert Worschädl hat das große Glück, dass er eine Frau an seiner Seite hat, die Verständnis für die Unwägbarkeiten des Berufes hat. Weniger gut kommt er mit seinem karrieregeilen Chef Stefan Schweizer aus. Die Dialoge zwischen beiden gleichen einem Schlagabtausch. Für besondere Situationen im Geschehen sorgt Worschädls Höhenangst.
Seine berufliche Partnerin Sabine Schinagl fechtet gerade heftige Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter aus. Dadurch hat sie für dienstliche Belange nicht immer den Kopf frei.
Das Eingangszitat beschreibt exakt den Politiker Sedlak. Von seinem dienstlichen Konto ist eine große Menge Geld verschwunden. Natürlich ist er sich keiner Schuld bewusst.
Der Schriftstil und die Wortwahl passen sich gekonnt den Gegebenheiten an. Das folgende Zitat beschreibt die Dirigentin beim Gespräch mit Worschädl:

„...Schräg nach außen vorgestreckte Arme, Handflächen nach oben, eine impulsive und breite Geste der Entrüstung. Dazu eine Körperspannung, die gewohnt war, sich Raum zu verschaffen...“

Zu einem der stilistischen Höhepunkt gehört für mich der Besuch von Wörschädl mit seiner Frau in der Oper „Rigoletto“. Der Gesang auf der Bühne und Worschädls Gedanken und Verhalten wirken wie eine gewollte Einheit.
Ab und an blitzt im Gespräch der Kriminalisten ein feiner Humor auf. Das gilt auch für die Dialoge von Worschlägl mit seiner Frau.
Gekonnt kreiert der Autor ein paar Nebenschauplätze, deren Sinn für die Auflösung des Falles sich nach und nach entschließt. Missgunst und Neid im Kreise der Musiker sorgen für mögliche Verdächtige. Doch der Fall zieht schnell weitere Kreise. Mehr möchte ich aber dazu gar nicht sagen.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Ermittlungen waren spannend, die Kriminalisten wirken sympathisch und in der Geschichte sind viele kleine sprachliche Feinheiten versteckt.

Veröffentlicht am 08.03.2018

Gelungener Abschluss

Herrscher des Nordens - Die letzte Schlacht
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„...Ruhm ist eine flüchtige Sache und vergeht wie Schall und Rauch...“

Wir schreiben das Jahr 1042. Nach einer Diskussion mit seinen Getreuen fällt die Entscheidung. Harald wird den Volksaufstand in Konstantinopel ...

„...Ruhm ist eine flüchtige Sache und vergeht wie Schall und Rauch...“

Wir schreiben das Jahr 1042. Nach einer Diskussion mit seinen Getreuen fällt die Entscheidung. Harald wird den Volksaufstand in Konstantinopel unterstützen, den Palast stürmen und Kaiserin Zoe befreien.
Der Autor hat einen gut recherchierten und fesselnden historischen Roman geschrieben. Der letzte Teil der Trilogie um Harald Hardrada schließt zeitnah an den Vorgängerband an.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Harald selbst ist der Erzählende. Detailliert werden wichtige Handlungsorte beschrieben. Dazu gehört der Palast in Konstantinopel und die Zisterne, die der Wasserversorgung der Stadt dient. Im Verlaufe der Handlung wird immer wieder deutlich, dass Konstantinopel zu den am besten entwickelten Orten der damaligen Zeit gehörte. Das Staatswesen, das Beamte und Steuern kannte, eine von Brunnen unabhängige Wasserversorgung und die herrschenden Gesetze sind Beispiele dafür. So gab es in Konstantinopel schon die Möglichkeit des Kirchenasyls.
Der Kampf um den Palast wird spannend dargestellt. Es gehört sprachliches Können dazu, in Momenten von Kampfeslärm plötzlich einen Augenblick absoluter Stille zu erzeugen, so dass es wie selbstverständlich wirkt.Nicht alles aber läuft nach Haralds Wünschen. Die Plünderung lässt sich nicht vermeiden. In der empörten Bevölkerung sind die Stimmen der Vernunft in der Minderheit.
Ein stilistischer Höhepunkt in diesem Abschnitt war für mich das Gespräch zwischen der Kaiserin Zoe und ihrer Schwester Theodora. Letztere tritt für Recht und Gesetz ein, Zoe will Rache. Wer wissen will, welcher Standpunkt sich durchgesetzt hat, muss das Buch lesen.
Die Wahrheit des Eingangszitats erlebt Harald, als er mit einen Leuten Konstantinopel verlassen will.
Auch in der Fremde spürt man in jeder Zeile, wie sehr Harald und seinen Männern die Heimat fehlt. Das Heimweh können die Annehmlichkeiten der Stadt nicht lindern.
Harald kehrt zurück nach Kiew. Die nächsten drei Jahre sind eine Zeit der relativen Ruhe. Mit der Prinzessin Elisif wartet eine junge Frau auf ihn, die weiß, was sie will, und das auch durchsetzen kann. Sie ist selbstbewusst und macht es Harald nicht immer leicht.
Dann endlich beginnt Haralds Reise zurück nach Norwegen. Wieder geht es um Intrige und Macht. Kleine Scharmützel und blutige Kämpfe prägen die Zeit. Harald ist eine kluger Stratege. Doch die Zeit hat ihn verändert. Er ordnet seiner Macht viel unter, zu viel? Es soll noch viele Jahre dauern, bis er vor sich selbst diese Frage beantwortet und Bilanz zieht. Andererseits bringen seine Erfahrungen aus Konstantinopel und der Rückblick auf die Fehler seines Bruders Olaf für Norwegen einige Entscheidungen, die dem Wohle des Landes und seiner positiven Entwicklung dienen.
Tief im Inneren aber bleibt Harald der Krieger und Kämpfer. Das wird sein Schicksal!
Freundschaft und Feindschaft, Beistand und Verrat, Liebe, die geduldig wartet, Familienbande, die auch über weite Entfernungen gehalten haben, sind Themen, die sich wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen.
Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Nachwort, das die Fakten ergänzt, die mir Harald nicht mehr mitteilen konnte, eine Übersicht historischer Ortsnamen und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der letzte Teil ist ein würdiger Abschluss, der keine Frage offen lässt.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Beeindruckend

Mehr als nur ein Traum
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„...Würde die Menschheit jemals begreifen, dass Gott sie alle in ihrer Unterschiedlichkeit geschaffen hatte, weil er Freude daran hatte, das Leben so bunt und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten? ...

„...Würde die Menschheit jemals begreifen, dass Gott sie alle in ihrer Unterschiedlichkeit geschaffen hatte, weil er Freude daran hatte, das Leben so bunt und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten? Und das er alle seine Kinder liebt?...“

Das Buch beginnt im Jahre 1961 mit einem Mord. Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1963. Die 26jährige Felicitas arbeitet in einem Fotoatelier. Ihre Fotos sind gefragt. Felicitas hat jüdische Wurzeln und die Zeit der Naziherrschaft in verschiedenen Verstecken überlebt. Danach hat sie ein neues Leben angefangen. Ihre Freundin Kerstin arbeitet in einem Notariat und ist mit einem amerikanischen Offizier liiert. Da Felicitas davon ausgeht, dass niemand ihr neues Leben kennt, ist sie verwundert, als sie durch das Schreiben eines Anwalts von einer Erbschaft in Amerika erfährt. Eine Tante hat ihr ein Haus im Staate Mississippi hinterlassen. Nach einigem Hin und Herr entscheidet sie sich, die Erbschaft anzunehmen. Sie ahnt nicht, in welchen Hexenkessel sie geraten wird.
Die Autorin hat einen fesselnden und komplexen Roman geschrieben. Das Buch ließ sich nur schwer aus der Hand legen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert, Ich möchte mich auf die wichtigsten Personen beschränken. Das sind in erster Linie Felicitas und Landon.
Felicitas ist eine aufgeschlossene junge Frau. Natürlich hat sie ihre Vergangenheit geprägt. Das zeigt sich zum einen darin, dass sie zu schnellen und spontanen Entschlüssen neigt, zum anderen bleibt ihre Herkunft ihr Geheimnis, von dem nur ihre Freundin Kerstin weiß.
Landon arbeitet als Sheriff. Er ist nach dem Tod seiner Eltern in dem Haus aufgewachsen, welches Felicitas geerbt hat. Im Ort hat er das Sagen, scheint aber eine zweite Identität und einen besonderen Auftrag zu haben. Darauf deutet der eine oder andere Satz am Anfang hin.
Eine Protagonistin hat mich besonders beeindruckt. Deshalb möchte ich sie erwähnen. Es ist Birdie, eine ältere schwarze Frau. Ihre Lebensweisheit, ihr tiefer Glaube und ihr Verständnis für die Widrigkeiten des Lebens haben mich beeindruckt. Das Eingangszitat stammt von ihr. Ein zweites Zitat möchte ich hier ergänzen:

„...Gott verzeiht mir Tag für Tag … meine Fehler und Unzulänglichkeiten, das Böse in meinem Herzen. Wie könnte ich dir dann meine Vergebung vorenthalten?...“

Felicitas Erbe liegt einsam außerhalb des Ortes. Auf den Weg dorthin kommt sie an einem Dorf der schwarzen Bevölkerung vorbei. Unvoreingenommen geht sie auf die Menschen zu.
Zwei Ereignisse beeinflussen die Handlung entscheidend im Hintergrund. Das ist zum einen der Kampf von Martin Luther King für gleiche Rechte der Schwarzen, aber auch die ersten Stationierungen amerikanischer Soldaten in Vietnam. Der Autorin gelingt es, diese historischen Ereignisse gekonnt mit dem Leben eines kleinen Ortes im Staate Mississippi zu verbinden, wo die Männer mit den weißen Kutten ihr ganz eigenes Recht schaffen wollen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er zeugt vom Können der Autorin. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass es über Felicitas früheres Leben nur wenige Sätze gibt und trotzdem spielt es permanent eine Rolle. Die Autorin erwähnt kaum, was geschehen ist, lässt es aber in Felicitas Gefühlen sehr lebendig werden. Emotionen wie Beklemmung und Angst, Felicitas Reaktionen in engen Räumen, ihre stilles Beten in schwierigen Situationen sagen mehr als viele Worte.
Sie, die selbst Ausgrenzung erlebt hat, sieht nicht ein, warum sie die Dorfbewohner meiden soll. Sie ahnt nicht, welch Macht Hass und Menschenverachtung entfalten können. Für Felicitas zählen Menschenwürde und Gerechtigkeit. Doch bald weiß sie nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Landon scheinen die Aufklärung der Vorkommnisse nicht sehr am Herzen zu liegen. Als Fotografin ist Felicitas eine exzellente Beobachterin. Aber ihr Wissen ist nicht gefragt, ja für sie selbst hochgefährlich.
Zu den Höhepunkten gehören für mich die tiefgehenden Gespräche zwischen Felicitas und Birdie. Warum, habe ich schon weiter oben ausgeführt.
Ganz anders wirken die Dialoge zwischen Felicitas und Landon. Hier schwingt stellenweise ein feiner Humor mit, manchmal wirken sie wie ein Schlagabtausch und oft haben beide Probleme, zu verbergen, dass sie sich eigentlich anziehend finden. In seinen Warnungen wird Landon sehr deutlich, wie das folgende Zitat beweist:

„...Du bist in Mississippi. Hier besitzt jeder Junge spätestens ab seinem 10. Lebensjahr ein Gewehr!...“

Der hohe Spannungsbogen wird durch die komplexen Beziehungen im Ort, die lange unausgesprochene Geheimnisse im Hintergrund und das gegenseitige Misstrauen der beiden Bevölkerungsgruppen getragen.
Das Buch besteht aus dem Prolog und vier Teilen. Jedem Teil sind einige Worte aus der Rede Martin Luther Kings vorangestellt. Der Gegensatz zwischen seinen Träumen und dem praktischen Leben zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Eine Liste der historischen Personen, ein informativer Nachwort zu den geschichtlichen Ereignissen und ein kurzer Anhang ergänzen die Geschichte.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie hat mich tief berührt. Parallelen zur Gegenwart werden unterschwellig geschickt spürbar. Die abschließenden Worte darf nochmals Birdie haben:

„...Vertraue auf Gott, mein Mädchen. Er kann aus Schlechtem Gutes machen...“

Veröffentlicht am 05.03.2018

Wunderschönes Kinderbuch

Auf die Piste, fertig, los!
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Der Fuchs Ixi und der Husky Basti sind befreundet. Sie unternehmen viele sportliche Aktivitäten miteinander. Nun ist im Winterwald ein Wettkampf angesetzt. Daran werden auch der Schneehase Mimi und der ...

Der Fuchs Ixi und der Husky Basti sind befreundet. Sie unternehmen viele sportliche Aktivitäten miteinander. Nun ist im Winterwald ein Wettkampf angesetzt. Daran werden auch der Schneehase Mimi und der Hirsch Marcello teilnehmen. Es gibt vier Sportarten, in denen die Sieger ermittelt werden.
Die Autoren haben ein wunderschönes Kinderbuch geschrieben. Zwei Dinge stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Zum einen sollen die kleinen Leser spüren, wie viel Spaß es macht, sich zu jeder Jahreszeit im Freien zu bewegen. Zum anderen vermittelt die Handlung, dass manchmal Freundschaft und Hilfsbereitschaft wichtiger ist als ein Sieg.
Das Buch zeichnet sich durch kurze Texte mit großer Schrift und viele bunte Illustrationen aus, die das Geschehen veranschaulichen. Die Tiere ist wunderschön und sehr ansprechend gezeichnet. Die Texte sind der Zielgruppe angemessen und leicht verständlich.
Sehr gut gefallen hat mir die Seite „Vor dem Start..“ . Dort wird erklärt, welche realen Personen warum durch die Tiere verkörpert werden und wie es zu den Namen kommt.
Ein weiterer besonderer Punkt besteht darin, dass sich auf der ersten Innenseite ein kleines Tier den Kindern vorstellt, dass sich dann auf jeder Doppelseite einmal versteckt hat.
Das Kinderbuch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.03.2018

Wertvolle Texte für die Fastenzeit

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer
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„...Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein...“

Mit diesem Zitat beginnt der erste Tag eines Andachtsbuches. ...

„...Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein...“

Mit diesem Zitat beginnt der erste Tag eines Andachtsbuches. Dieses Buch soll den Leser 40 Tage durch die Fastenzeit begleiten.
In der Einleitung erläutert der Autor den Aufbau des Buches, der sich bei unterschiedlichen Themen an allen der 40 Tage gleicht. Ein Lesebändchen erweist sich beim Durcharbeiten des Buches als nützliche Beigabe.
Jeder Tag steht unter einem anderen Thema. Danach folgt unter dem stilisierten Kopf von Dietrich Bonhoeffer ein Originalzitat aus einem der Werke von Bonhoeffer. Die entsprechende Quelle ist darunter exakt angegeben. Da ich schon Texte von Bonhoeffer gelesen habe, ist mir der Schriftstil nicht neu. Ansonsten ist es empfehlenswert, sich für diesen Teil Zeit zu lassen. Bonhoeffer bleibt nicht an der Oberfläche. Er geht mit seinen Aussagen in die Tiefe der Schrift und des Glaubens. Seine Sprache ist ausgereift und konsequent logisch. Es ist allerdings zu beachten, dass die Texte in einer Zeit vor ca. 60 Jahren verortet sind. Das bedeutet häufig komplexe Satzstrukturen. Einige seiner Gedanken zum Thema „Nachfolge“ mögen das verdeutlichen:

„...Ein Christentum ohne lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist eine Idee, Mythos...“

Den Worten Bonhoeffers folgt ein Bibelzitat, auf das sich zum Teil Bonhoeffer selbst bezogen hat. Dem vorangestellt ist das Bild der aufgeschlagenen Bibel.
Darunter befindet sich die Zeichnung einer Bank, gefolgt von drei leeren Zeilen. Hier darf ich eigene Gedanken niederschreiben, die die Beschäftigung mit dem Vorangegangenen in mir erweckt hat.
Unter dem Symbol der Brille erfolgen Erläuterungen des Autors. Sie haben verschiedene Inhalte. Einerseits stellen sie das Zitat in die Zeit Bonhoeffers und ergänzen es durch Informationen über dessen damalige Lebensumstände, andererseits interpretieren sie den Text für unsere Gegenwart. Als Beispiel für letzteres möge ein Zitat aus dem Thema „Schöpfung“ stehen:

„...Die Schöpfung gibt uns Hinweise auf die Güte des Schöpfers – und es ist angemessen, dass wir dankbar dafür sind....Wenn Gott eine Schöpfung liebt, dann kann sie uns nicht gleichgültig sein...“

Der Schriftstil dieses Teils ist leicht verständlich und gut gegliedert. Er weitet den Blick für das entsprechende Thema.
Unter dem Fragezeichen stehen, wie sollte es anders sein, Fragen. Es sind allerdings keine Fragen danach, ob ich den Text richtig verstanden habe. Es geht vielmehr darum, mein zukünftiges Tun und Handeln unter der Sicht des Textes zu hinterfragen. Hier möchte ich ein Zitat aus dem Thema „Arbeiten“ ergänzen:

„...In welchen Verhältnis stehen Beten und Arbeiten in meinem Leben?...“

Zum Abschluss folgen Vorschläge zum Beten. Der Aufbau ergibt sich aus den Anregungen Bonhoeffers. Zuerst stehen Dankgebete, dann Bitten. Beides ist kurzgefasst und kommt sofort auf den Punkt. Ein Zitat aus dem Thema „Richten“steht dafür:

„...Ich bitte um Mut, konstruktiv miteinander statt übereinander zu reden...“

Die vielfältigen Themen der 40 Tage bauen logisch aufeinander auf. So folgen zum Beispiel „Schöpfung“, „Sünde“ und „Nachfolge“ aufeinander. Über den Inhalt gäbe es viel zu sagen, es bleibt aber den zukünftigen Leser überlassen, den für sich ganz persönlich zu erschließen. Auffallend ist allerdings an allen Tagen, dass Dietrich Bonhoeffer stets Jesus Christus in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt. Der letzte Tag und damit das Buch enden mit Ausführungen zu Bonhoeffers bekanntesten Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Umfang für jeden Tag ist so gewählt, dass er selbst an hektischen Tagen zu bewältigen ist und eine Zeit der Ruhe und Besinnung ermöglicht. Eine Frage insbesondere soll mich in den künftigen Zeit begleiten und steht deshalb am Schluss meiner Rezension:

„...Was würde Jesus dazu sagen?...“