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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2017

Spannende Verfolgungsjagden

Ein Kinderspiel
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„...Und mit seinen Hormonen würde er auch noch ein ernsthaftes Wörtchen zu reden haben...“

Walter Bernstein möchte, dass Markus Neumann mit Janna Berg zusammenarbeitet. Er will Janna eine Festanstellung ...

„...Und mit seinen Hormonen würde er auch noch ein ernsthaftes Wörtchen zu reden haben...“

Walter Bernstein möchte, dass Markus Neumann mit Janna Berg zusammenarbeitet. Er will Janna eine Festanstellung in seiner Behörde anbieten. Dazu testet er, wie sie in Krisensituationen reagiert. Jann kann nicht ahnen, dass die Erfahrungen des Tests in den nächsten Tag für Markus und sie lebenswichtig werden. Ihr fallen erstaunlich unkonventionelle Lösungen ein.
Zwar ist Markus gerade erst aus Russland zurückgekommen, doch schon wartet er nächste Auftrag auf ihn und Janna. Sie sollen aus Krakau einen 18jährigen Hacker, der sich mit dem organisierten Verbrechen angelegt hat, und seine 12jährige Schwester abholen. Erstere kommt ins Zeugenschutzprogramm, Maja, die Schwester, zu Verwandten in Deutschland. Die Eltern der beiden sitzen eine langjährige Haftstrafe ab.
Erneut hat die Autorin einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Das Buch ist zwar nur knapp über 100 Seiten lang, enthält aber alles, was eine spannende Geschichte ausmacht. Es ist der 10. Teil mit Markus und Janna.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist vielseitig. Stellenweise unterstützt er die rasante Handlung, so bei den Versuchen, den Verfolgern zu entkommen. Im privaten Zusammensein dagegen wirkt er fast romantisch. Markus und Janna spüren, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen zunimmt, wollen es aber nicht zugeben. Obiges Zitat stammt von Markus, als er mit Janna ein gemeinsames Hotelzimmer in Krakau bezieht. Es zeigt, das die Autorin ihrer Protagonisten ab und an einen feinen Humor gestattet. Wieder anders wirken die Teile, wo sich Janna insbesondere um Maja kümmert. Das Mädchen hat Angst. Hier kommt Jannas mütterliche Ader zum Tragen. Sie versteht es, sie zu beruhigen. Markus wäre damit völlig überfordert. Das zeigt auch, wie gut sich die beiden im beruflichen Umfeld ergänzen. Natürlich passiert es Janna nach wie vor, dass sie in Stresssituationen in einen Dauerredefluss ausbricht. Gleichzeitig wird deutlich, wo die Schattenseiten ihrer neuen Arbeit liegen werden, falls sie sich dafür entscheidet. Sie wird selbst gegenüber ihren Eltern über das wahre Tun schweigen müssen. Das ist sicher nicht immer einfach.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein hoher Spannungsbogen, sympathische Protagonisten und ein aktionsreiches Geschehen sind einige Gründe dafür.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Eine Oase der Ruhe

Das Haus im Amselgarten
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„...Eine Libelle setzt sich ins trockene Ried, fächert zart mit ihren Regenbogenflügeln. In ihnen schimmert die Nachmittagssonne in pastellenen Farben...“

Die Erzählerin möchte in Ruhe die Tage des Frühlings ...

„...Eine Libelle setzt sich ins trockene Ried, fächert zart mit ihren Regenbogenflügeln. In ihnen schimmert die Nachmittagssonne in pastellenen Farben...“

Die Erzählerin möchte in Ruhe die Tage des Frühlings genießen. Dann kommen zwei Dinge zusammen. Sie findet im Garten einen gefiederten Indianerpfeil und vor ihrem Haus raubt ihr ein Preßluftbohrermann mit seinem Werkzeug den letzten Nerv. Dann findet der Pfeil sein Ziel, und sie zieht für eine gewisse Zeit in das Häuschen ihrer Großmutter in Thüringen.
Die Autorin hat eine humorvolle und lockerleichte Sommergeschichte geschrieben. Im Gegensatz zu vielen an den Büchern dieses Genre spielt die Geschichte zwar auch in der Gegenwart, aber sie strahlt ab und an das Flair der Vergangenheit aus.
Im Häuschen der Großmutter fühle ich mich als Leser in eine Zeit zurückversetzt, wo das Leben mit und in der Natur alltäglich war und Hektik ein Fremdwort. Das heißt nicht, dass nicht geschieht. Aber alles passiert in Ruhe und in der jahrelangen Routine.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Der Autor gelingt es, Erinnerungen an die Kindheit abzurufen. Das gilt für die Erzählerin, aber auch für mich als Leser. Mit einer bildhaften Sprache voller Metapher und treffenden Adjektiven werden die Jahreszeiten und ihre Besonderheiten beschrieben. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Die Erzählerin darf an liebgewordenen Ritualen der Großmutter teilnehmen, sei es das Kaffeekränzchen oder das Sammeln erster Pilze und Beeren. Die Großmutter ist aber auch offen für Veränderungen. Für die Zeit, wenn die Enkelin wieder in ihre Welt zurückkehrt, wünscht sie sich einen Hund. Der sorgt für Abwechslung im Lebensablauf,
und er wird nicht das einzige Tier bleiben. Sehr geschickt versteht es die Großmutter, der Enkelin klar zu machen, was sie zu tun und zu lassen hat. Einkochen, Ansetzen von Likör und Gartenarbeit strukturieren den Tag. Mit dem einen Nachbarn kann man, mit dem anderen weniger. Um geistig fit zu bleiben, löst die Großmutter Kreuzworträtsel. Gewinne sind eine gewünschte Zugabe. Die fränkisch-thüringische Mundart der Großmutter gibt dem Buch seine besondere lokale Atmosphäre. Für Nichtthüringer wird jeweils durch die Erzählerin übersetzt. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung.
Etwas Besonderes sind die 5 alten Rezepte, die im Laufe der Geschichte nicht nur beschrieben, sondern auch abgedruckt werden. Eines davon ist auch in der Kurrentschrift enthalten, in der es einst angefertigt wurde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erinnert wieder einmal daran, welche Ruhe und Schönheit in der Natur im Laufe des Jahres zu finden ist. Die Erzählerin konnte in dieser Zeit viel Kraft tanken und mir hat sie einige wenige Stunden der Besinnlichkeit und der Erinnerung geschenkt.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Bewegende Gedichte

Zärtlichkeiten
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„...Nichts,
was bleiben soll,
kommt schnell.

Nichts,
was für die Ewigkeit ist,
geschieht sofort.

Nichts,
was Bestand hat,
passiert gleich.

Aber alles,
was sein soll,
findet gerade statt...“

Das ist ...

„...Nichts,
was bleiben soll,
kommt schnell.

Nichts,
was für die Ewigkeit ist,
geschieht sofort.

Nichts,
was Bestand hat,
passiert gleich.

Aber alles,
was sein soll,
findet gerade statt...“

Das ist eines der Gedichte, welches sich in der Sammlung der Autorin befindet. Ich werde später nochmals darauf zurück kommen. Die Veröffentlichung in der Rezension wurde mir von der Autorin gestattet.
Die Sammlung beginnt mit dem Prolog, einem kurzen Prosatext. Schon hier fällt die bildhafte Sprache der Autorin auf. Der letzte Beitrag ist wiederum Prosa, ein Liebesbrief. In poetischen Worten wird Emotionen und Gedanken wiedergegeben. Die Autorin bleibt dabei nicht an der Oberfläche, sie geht in die Tiefe der Empfindungen.
Ein dritter und letzter Prosatext befindet sich etwa in der Mitte des Büchleins. Dazu werde ich keine Ausführungen machen, denn er war in Englisch.
Die restlichen Seiten füllt die Autorin mit Gedichten. Es geht nicht nur um Liebe und Zärtlichkeit, auch um das Hier und Jetzt, um Bindungen und erwachsen werden. Die Autorin versteht es, mit Worten zu bewegen und zu berühren. Manchmal nutzt sie dazu eine mit Metaphern angereicherte Sprache, an anderen Stelle kurze und bündige Aussagen. Adjektive und gekonnt gewählte Verben sorgen für den treffenden Inhalt der Verse.
So unterschiedlich wie der Inhalt, so unterschiedlich ist der Aufbau der Gedichte. Auf drei der vielen von der Autorin gewählten Formen möchte ich näher eingehen.
Eines ist das oben Zitierte. Die ersten drei Strophen beginnen mit dem gleichen Wort. In der vierten Strophe kommt die Aussage zum Gegenteil. Auffallend ist die bewusste Wahl unterschiedlicher Verben in der jeweils dritten Zeile jeder Strophe. Das ist kein Einzelfall. Solche Gedichte finden sich häufiger. Gerade durch ihre Gegensätzlichkeit regen sie zum Nachdenken an und machen Unterschiede deutlich.
Ab und an nutzt die Autorin bewusst Wiederholungen:

„...Neues ist auf dem Weg.
Neues hat sich geregt.

Neu ist das neue Frei.
Und, ja: Ich bin dabei...“

Auch hier setzt sie die letzte Zeile bewusst von dem Rest ab.
Zu den Gedichten, die mich besonders beeindruckt haben, gehören die Vierzeiler. Manchmal nur in 8 Worten steckt eine Menge an Gefühl und Aussagekraft.

„...Meine Versuche
sind Schritte
im Gedenken
an dich...“

Zwei besondere Stilmittel verwendet die Autorin in den Überschriften. Die meisten sind durch einen Punkt geteilt, so LIEBES.KIND, eines meiner Lieblingsgedichte, oder SUCH.FELD.
Bei einigen wenigen ist ein Buchstabe in Klammern gesetzt wie ERWACH(S)EN. Der Inhalt des Gedichts passt zu der Überschrift mit und ohne Klammer.
Der Gedichtband hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin beherrscht das Spiel mit Worten, vermag Emotionen und Gedanken so auszudrücken, dass sie mich als Leser berührt und bewegt haben

Veröffentlicht am 29.07.2017

Winstons vierter Fall

Winston (Band 4) - Im Auftrag der Ölsardine
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„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater ...

„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater Winston und seine Freunde haben ein Problem. Im Ort sind wiederholt giftige Köder aufgetaucht, die zum Tod von Hunden und Katzen führen. Manche waren in Wurst versteckt, andere in Ölsardinen. Kira, die mit ihrer Mutter bei Professor Hagedorn lebt, hat mit ihren Schulfreunden Zettel entworfen, kopiert und im Ort verteilt, um die Tierbesitzer zu warnen.
Auch der vierte Katzenkrimi der Autorin lässt für mich als Leser keine Wünsche offen. Winstons Erzählstil begeistert mich nach wie vor.
Zwei Blockflöten und ein schräger Gesang strapazieren Winstons Gehör. Weil die Menschen sich das geduldig anhören, fällt obiges Zitat. Dann verschwindet er nach draußen. Im Hof unterhalten sich die Katzen darüber, was man Weihnachten eigentlich feiert. Nur Odette, eine weiße Katze und Winstons Freundin, weiß es. Das passt Winston allerdings nicht, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Sagte ich, dass ich intelligente Frauen liebe? Ich korrigiere mich: Intelligente Frauen sind die Pest...“
Der Schriftstil steckt voller Humor und geschickten Wortspielen. Die Gespräche von Winston und Odette haben ihren besonderen Reiz. Was tut Kater nicht alles für Katze!
Neben den Ermittlungen erzählt Odette von ihrer Vergangenheit. Nach ihrem Erleben ist klar, dass sie Menschen äußerst kritisch gegenübersteht.
Als die Kinder per Telefon die ersten Informationen zu denjenigen, die Gift auslegen, erhalten, erleben sie nicht nur eine Überraschung. Klasse finde ich, wie es Winston immer wieder gelingt, Kira seine Wünsche verständlich zu machen. Auch Babuschka, Kiras Oma, hat erneut einen großen Auftritt.
Die Geschichte ist spannend und hat einen realistischen Hintergrund.
Sie hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Schluss darf Winston nochmals zu Wort kommen.
„...Alleine können Hunde gar nicht zielgerichtet jagen...Wie anders sind da wir Katzen! Wenn wir einen Menschen lieben, kommen wir ganz allein auf die Idee, ihm mal so eine erjagte Maus auf die Fußmatte zu legen...“

Veröffentlicht am 28.07.2017

Eine schöne Sommergeschichte

Millionärin wider Willen - Elenas Haus
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„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – ...

„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – und das, bevor sie noch irgendetwas geleistet haben...“

Elena und ihre Freundin Henriette treffen sich zu einer gemeinsamen Teestunde. Bei diesem Gespräch erfahre ich als Leser, was in der letzten Zeit seit Elenas Lottogewinn und dem Kauf des Hauses in der Nelkenstraße in ihrer umfangreicher Familie so passiert ist. Axel, der Sohn, ist voll in den Wahlkampf seiner Partei, der Ökologischen Mitte, eingespannt. Deshalb hatte seine Frau Maren, Immobilienmaklerin, von ihm nicht viel Hilfe beim Umzug in das Haus in der Nelkengasse.
Kerstin, Elenas Tochter, hat im gleichen Haus ihre Anwaltskanzlei eröffnet. Sie ist mit Klaus, einem Arzt, liiert, der zwei Kinder hat und mit seiner Frau in Scheidung lebt. Ossi, Elenas Ex-Mann und Kunstmaler, leidet unter dem Tod seiner Mutter. Er spielt mit den Gedanken, sein Haus im Waldgau zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen. Und dann gibt es noch den Anwalt Helmut, mit dem Elena gern eine nähere Beziehung eingehen würde.
Auch der zweite Teil mit Elena lässt sich flott lesen. Die Autorin hat erneut einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben.
Der Schriftstil ist locker und leicht. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung. Elena hat mit ihrer großen Familie alle Hände voll zu tun. Ihr Bestreben, mit allen gut auszukommen und ausgleichend zu wirken, geht ab und an nach hinten los, weil es falsch verstanden wird. Zwei pubertierende Jugendliche, Roland und Yvonne, sorgen für weiteren Stress. Biene, Klaus` kleine Tochter, macht ihren Vater klar, wo sie ab sofort zu leben wünscht. Obiges Zitat stammt von ihrem Vater. Es ist nicht das einzige kritische Wort, das in dem Roman fällt. Besonders Axel muss lernen, dass seine hehren Ideale in der alltäglichen politischen Praxis schnell angegriffen werden. Dann sind seine konkreten Entscheidungen gefragt. Dabei kann es durchaus um die Wahl zwischen Anspruch und Karriere gehen. Familiäre Bindungen werden von Journalisten schon mal zu Wahlkampfzwecken ausgeschlachtet.
Gut fand ich, dass die Geschichte in kurzen Kapiteln jeweils aus unterschiedliche Sicht erzählt wird. Das sorgt für Abwechslung.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die exakt ausgearbeiteten Gespräche. Sie zeigen die Standpunkte und Ansichten des einzelnen.
Ein Personenverzeichnis ergänzt das Buch.
Das Cover ist ansprechend und weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auf leichte Art wird die Vielfalt in menschlichen Beziehungen thematisiert.