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Veröffentlicht am 02.03.2018

Mord durch einen Bullen?

Rindsmord
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„...Westermann konnte bloß mit Geld umgehen und gut quatschen. Der hätte auch Kühlschränke an Eskimos verkaufen können...“

Kommisssar Piet Petersen ist in Gedanken bei seiner Frau Mara. Ihr Mörder wurde ...

„...Westermann konnte bloß mit Geld umgehen und gut quatschen. Der hätte auch Kühlschränke an Eskimos verkaufen können...“

Kommisssar Piet Petersen ist in Gedanken bei seiner Frau Mara. Ihr Mörder wurde bisher nicht gefunden. Da erreicht ihn ein Anruf von Hauke Hansen. Auf einer Weide in Söderbrock wurde ein Toter gefunden. Der Mann wurde von einem Bullen angegriffen. Piet aber sieht sofort, dass der Mann niederschlagen wurde. Ob die Verletzungen durch den Bullen zuvor oder danach geschahen, ist Sache der Gerichtsmedizin. Der zu Hilfe gerufene Tierarzt erkennt in dem Toten den Bankdirektor Kurt Westermann.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.
Schnell stellt sich heraus, dass der Tote kein unbeschriebenes Blatt ist. Er hat sich eine Menge Feinde gemacht. Nicht nur, dass er eine Stiftung für aufstrebende Künstler sehr selbstherrlich leitet, mit fiktiven Anlagen mehreren Leuten das Geld aus der Tasche gezogen hat und von Frauen kaum die Hand lassen kann, auch in seiner Vergangenheit gibt es dunkle Flecken.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Akribisch arbeiten Piet und Hansen die verschiedenen Verdachtsmomente ab. Das führt dazu, dass ich immer auf dem gleichen Wissensstand wie die Kriminalisten bin und logischerweise jeden Um- und Irrweg mitgehe. Gut ausgearbeitete Dialoge sorgen für einen raschen Fortgang der Handlung.
Obiges Zitat ist das Urteil einer der Verdächtigen. Es ging um die Frage, wie viel Ahnung Westermann als Förderer von Künstlern selbst von dem Metier hatte.
Ab und an kommuniziert Piet gedanklich mit seiner Frau. Dabei kommen ihn neue Ideen und Lösungsansätze.
Trotz er Kürze der Geschichte ermöglicht mir die Autor während der Ermittlungen Einblick in unterschiedliche gesellschaftliche Verhältnisse. Das sorgt für Abwechslung.
Erstaunlich fand ich, wie wenig Schuldbewusstsein der eine oder andere für seine Verfehlungen hatte.
Der Autorin ist es gelungen, den eigentlichen Täter fast bis zum Schluss unter der Decke zu halten. Allerdings ist es gerade der Schluss, der mich bewog, nur vier Sterne zu geben. Dem nämlich hätten ein paar Sätze mehr gut getan.

Veröffentlicht am 03.02.2018

SOKO Norddeich 117 ermittelt

Wetterleuchten und ein Todesfall
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„...Wir stehen hier sozusagen vor einer Feuerprobe. Man hat uns aufs Abstellgleis geschoben, weil man dachte, da können die nicht mehr viel kaputt machen und sie sind auch nicht im Weg...“

Kriminalkommissar ...

„...Wir stehen hier sozusagen vor einer Feuerprobe. Man hat uns aufs Abstellgleis geschoben, weil man dachte, da können die nicht mehr viel kaputt machen und sie sind auch nicht im Weg...“

Kriminalkommissar Herbert Krull soll die Soko Norddeich 117 übernehmen. Das sind mit ihm fünf Personen in einem 25 m² großen Raum. Thekla de Groot hat Probleme mit ihren Augen, Agneta Schlupp leitet an Diabetes. Auch die beiden Herren Otto Fahnster und Siegfried Schuster haben ihr Päckchen zu tragen. Die Ausstattung des Raumes ist spartanisch. Schnell begreift Herbert, dass sie eine Soko auf dem Abstellgleis sind.
Doch dann ruft Greta an und berichtet, dass sie während des Wetterleuchtens einen Gegenstand im Wasser gesehen hat. Außerdem hat eine Frau ihren Mann als vermisst gemeldet. Für Stindt, den Vorgesetzten Herberts, ist der Fall so gut wie abgeschlossen. Mit obigen Zitat spornt Thekla ihre Kollegen an, sich in die Ermittlungen zu knien.
Die Autorin hat nicht nur ein besonderes Team kreiert, sie hat auch einen spannenden Krimi geschrieben.
Die Geschichte beginnt verhalten. Man trinkt Tee und Kaffee, der männliche Teil des Teams spielt Skat. Selbst der erste Anruf von Greta wird nicht ernst genommen. Doch dann zeigt sich, dass in den Polizisten mehr steckt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gekonnt wird die Entwicklung der einzelnen Personen dargestellt. Vor allem Thekla beweist logisches und strategisches Denken und bringt mit ihren Vorschlägen die Ermittlungen voran. Bei dem Gespräch mit möglichen Verdächtigen arbeitet sie geschickt mit Herbert zusammen und stellt wichtige Fragen.
Erste Sympathien zwischen den Kriminalisten werden deutlich. Siegfried und Okko sind verheiratet. Siegfried hat es nicht einfach. Das Verhalten seiner Frau ihm gegenüber ist leicht grenzwertig.
Amüsant fand ich das Gespräch von Agneta und Thekla über ihre männlichen Kollegen. Jeder hat seine Eigenheiten. Okko zum Beispiel geht mit seinen Leberwurstbroten alle auf die Nerven, zumal er mit seinen Fettfinger gern Spuren hinterlässt.
Die Geschichte durchzieht neben allen Ernst auch ein feiner Humor. Man könnte es auch als Sarkasmus bezeichnet. Als Leser habe ich mir die Lautstärke vorgestellt, wenn fünf nicht gerade moderne Telefone bei einem einzigen Anruf alle gleichzeitig klingeln.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich auf weitere Teile.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Auf der Suche nach dem Vater

Der erste Schluck Wasser
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„...Wir Menschen sind komisch, denke ich unvermittelt. Die Welt kann über uns zusammenbrechen, wir suchen immer noch nach Bequemlichkeit. Als wäre nichts passiert...“

Nejla erfährt an ihrem 15ten Geburtstag, ...

„...Wir Menschen sind komisch, denke ich unvermittelt. Die Welt kann über uns zusammenbrechen, wir suchen immer noch nach Bequemlichkeit. Als wäre nichts passiert...“

Nejla erfährt an ihrem 15ten Geburtstag, dass sie und ihre jüngere Schwester Lucie ins Heim müssen. Dabei hat sie sich alle Mühe gegeben, die schwierigen häuslichen Verhältnisse vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Das war nie einfach. Hinzu kommt, dass sie in der Schule gemobbt wird. Sie kann modisch mit den anderen nicht mithalten. Um sich abzugrenzen, trägt sie grundsätzlich Schwarz. Außerdem hat sie mehrere Piercings. Nun sorgt die Großmutter dafür, das die Mutter in eine Klinik kommt. Für die Mädchen bleibt nur das Heim.
Bei einem heimlich belauschten Gespräch hat Nejla erfahren, dass ihr Vater in Griechenland lebt. Sie macht sich auf die Suche nach ihm und fliegt nach Griechenland.
Die Autorin hat ein abwechslungsreiches und spannendes Jugendbuch geschrieben.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Nejla erscheint manchmal älter und reifer als sie ist. An anderen Stellen wiederum kommen pubertäre Macken durch. In Griechenland auf der Insel Amorgos, wo einst ihre Mutter Urlaub gemacht hat, kommt sie in einer Pension bei Christina, einer Deutschen, und deren 15jähriger Tochter Xenia unter.
Das Besondere des Buches besteht darin, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Nejla und Xenia erzählt wird. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. So gibt es über Nejlas Familiengeschichte und die Probleme der Großeltern und Tante nur vage Andeutungen.
Während es in Nejlas Part um die Suche nach dem Vater geht, erfahre ich von Xenia eine Menge über das Leben auf einer griechischen Insel. Das junge Mädchen träumt vom Leben in einer Großstadt. Die insel engt sie ein.
Die aufkeimende Freundschaft zwischen Xenia und Nejla ist allerdings sehr fragil. Misstrauen und Eifersucht kommen auf. Außerdem ist Xenias Mutter nicht bereit, die Suche zu unterstützen. Sie warnt Nejla vor den möglichen Folgen. Sehr gut wird dargestellt, wie Nejla sich im Laufe der Handlung innerlich weiter entwickelt. Sie erkennt die Probleme, die es auf der Insel gibt und ergreift in eiern kritischen Situation die Initiative.
Zu Hause hatte sich nach anfänglichen Widerständen Nejlas eine Freundschaft mit Hannah entwickelt. Sie galt ebenfalls als Außenseiter, hatte aber entsprechenden Halt in ihrer Familie und in ihrem Glauben. Von ihr stammt das folgende Zitat.
„...Genau wenn es dir nicht so gut geht, brauchst du Gott. Er nimmt dich in die Arme und gibt dir Kraft...“
Als die lebenslustige und aufgeschlossene Xenia Nejla erzählt, dass sie auch an Gott glaubt und mit einer Nonne befreundet ist, ist das für Nejla unfassbar. Doch die Einsamkeit in der Natur und eine Nacht unter dem Sternenhimmel lassen sie nachdenklich werden. Das Eingangszitat stammt von Xenia in einer für sie schwierigen Situation, denn Nejlas Anwesenheit rüttelt auch Xenjas Familie heftig durcheinander.
Detailliert wird die Insel und ihre Sehenswürdigkeiten beschrieben. Hier malt die Autorin schöne Bilder mit treffenden Metaphern.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonisten haben Ecken und Kanten und sind trotzdem liebenswürdig.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Hartes Leben eines Stars

Famous in L.A.
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„...Wir sind jetzt deine Familie. Rund um die Uhr sind wir für dich da, sorgen für dich...“

Die 26jährige Amber Ames arbeitet am Helpdesk einer Computerfirma, obwohl sie Informatik studiert hat. Doch ...

„...Wir sind jetzt deine Familie. Rund um die Uhr sind wir für dich da, sorgen für dich...“

Die 26jährige Amber Ames arbeitet am Helpdesk einer Computerfirma, obwohl sie Informatik studiert hat. Doch sie verfügt nur über ein geringes Selbstbewusstsein, kann sich schlecht durchsetzen und scheut Konflikte. Sie nimmt in ihrer Freizeit Gesangsunterricht, will aber nach einer Blamage in ihren jungen Jahren nie wieder vor Publikum auftreten. Da meldet sie ihre Freundin Rose ohne Rückfrage bei einer Castingshow in L.A. an.
In der Firma hat Chris als Programmierer neu begonnen. Amber fühlt sich zu ihm hingezogen. Er redet ihr zu, an der Veranstaltung teilzunehmen. Amber gewinnt das Casting, muss aber Chris verleugnen, denn die Gewinnerin muss Single sein. .
Der Autor hat einen abwechslungsreichen und spannenden Roman über das Leben im Showgeschäft geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist von leichter Art, passt sich aber den Gegebenheit des Geschehens an.
Der Sieg bedeutet für Amber, dass sie vier Wochen lang das Leben eines Stars führen muss. Naiv und unerfahren, wie sie ist, hat sie sich den Vertrag nicht durchgelesen. Dadurch ist es für sie eine herbe Überraschung, als ihr sämtliche Kontakte zu ihren Familie und Chris gekappt werden. In dem Zusammenhang äußert ihr Manager das Eingangszitat.
Sehr gut wird die Härte des Lebens als Star wiedergegeben. Die Kamera ist stets präsent, der Zeitplan straff und Ruhezeiten kaum eingeplant. Matthew, der für die Videoaufnahmen verantwortlich ist, hat keinen einfachen Job. Das zeigt das folgende Zitat:
„...Ich bin kein abgebrühter Hollyoodstar, der sich keine Gedanken darüber macht, welche Blumenbeete er zertrampelt...“
Nach einem Monat bekommt Amber einen neuen Vertrag angeboten. Nach und nach wird deutlich, wie sie sich ihrer Umwelt anpasst und sich charakterlich verändert. Zu den wichtigsten Szenen gehört der Aufenthalt in Rio. Dort wird Amber mit den dunklen Seiten des Lebens konfrontiert, zeigt Menschlichkeit und beginnt nachzudenken.
Die gut ausgearbeiteten Dialoge ermöglichen einen Blick in die Psyche der Protagonisten. Das inhaltlich und sprachlich gelungenstes Gespräch ist das zwischen Amber und Melinda Gates. Die erfahrene Frau legt sofort den Finger in die Wunde und stellt die richtigen Fragen. Einen ihrer Ratschläge möchte ich hier zitieren:
„...Wir müssen unsere Gaben und die vom Leben gegebenen Rahmenbedingungen einsetzen, um die Welt ein bisschen besser zu machen...“
Deutlich wird die Rolle der Social Medien. Instagram und Facebook warten auf die neuesten Bilder. Die Vergangenheit und Amber und ihrer Umwelt wird durchleuchtet. Jeder Fehler wird gnadenlos kommentiert.
Der Autor macht deutlich, durch welche Achterbahn der Gefühle die Protagonistin gehen muss, bis sie zu sich selbst finden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie Stars gemacht werden und wie schnell sich das Blatt wenden kann.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Was der Zeitgeist mit uns macht

Das Buch vom Zeitgeist
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„...Der Zeitgeist, der Lifestyle und die Industrie leben ganz gut von dieser unserer Angst, nicht zu genügen, nicht anerkannt und geliebt zu werden...“

Die Autorin ist Kulturwissenschaftlerin und Zeitgeist-Expertin. ...

„...Der Zeitgeist, der Lifestyle und die Industrie leben ganz gut von dieser unserer Angst, nicht zu genügen, nicht anerkannt und geliebt zu werden...“

Die Autorin ist Kulturwissenschaftlerin und Zeitgeist-Expertin. In 11 Kapiteln beleuchtet sie das Phänomen Zeitgeist. Sie legt dar, was Zeitgeist ist und wie er uns beeinflusst.
Dabei durchzieht der Inhalt des obigen Zitats wie ein roter Faden das Buch. Wir wollen dazu gehören. Also machen wir jeden Trend mit und sorgen dafür, dass er Dynamik und Gewicht erhält.
Die Rezension zu dem Buch fällt mir nicht leicht, weil es völlig unterschiedliche Gefühle in mir ausgelöst hat. Ich gehe gern mit der Behauptung mit, dass der Zeitgeist
Entwicklungen steuert und ein Antrieb für die Gesellschaft ist. Mir fehlt aber der Blick auf die Gefahren. An vielen Stellen wird deutlich herausgearbeitet, wie geschickt die Manipulation der Massen funktioniert. Die Autorin erklärt, wie man die Anfänge neuer Trends erkennt und dann auf den Zug aufspringen kann und sollte. Und wenn ich das nicht will? Die Möglichkeit wird nur wenig thematisiert. Mehrmals aber wird mir suggeriert, dass ich dann eben nicht zu den Erfolgreichen gehöre, wie auch das folgende Zitat belegt.
„...Der Zeitgeist entscheidet darüber, ob unser Ich in seiner Zeit als erfolgreich gilt oder nicht...“
Es legt nahe, dass man sich dem Zeitgeist anzupassen hat. Allerdings weist die Autorin darauf hin, dass der sich circa alle 7 Jahre ändert. Demzufolge wäre ich gezwungen, dann mein Leben den neuen Anforderungen anzugleichen.
Sehr detailliert legt die Autorin dar, wie der Zeitgeist alle Seiten des Daseins durchdringt. Die Art der konsumierten Drogen ist ebenso ein Zeichen der Zeit wie die politischen Verhältnisse und wirtschaftliche Gegebenheiten. Letzteres nutzt den durch geschickte Werbung zur Gewinnmaximierung.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Fachbegriffe erschließen sich aus dem Kontext. Vielfältige Beispiele verdeutlichen das Gesagte. Ab und an ist ein feiner Humor zu spüren. Als besonders positiv habe ich die kursiven Abschnitte empfunden. Dort wertet die Autorin praktische Forschungsergebnisse und Gespräche mit Probanden aus.
Das Buch ist in einem christlichen Verlag erschienen. Wer nun erwartet, dass Glaubensfragen unter dem Licht des Zeitgeistes betrachtet werden, wird enttäuscht sein. Der Glaube spielt im Buch so gut wie keine Rolle. Auch das Thema „bleibende Werte“ wird nur kurz erwähnt.
Andererseits wagt die Autorin einen Blick in die Zukunft und stellt unterschiedliche mögliche Entwicklungen des Zeitgeistes dar. Dabei erwähnt sie allerdings, dass nur minimal veränderte Randbedingungen zu einer völlig anderen Konstellation führen können.
Ein ausführliches Glossar und ein Vorwort ergänzen das Buch.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich es mit kritischem Blick gelesen habe. Mit einem letzten Zitat möchte ich meine Rezension beenden:
„...Sobald das Alte zu viel Spannung erzeugt, sei es, weil es uns zu einseitig, zu streng, zu selbstverständlich oder zu langweilig wird, liefert uns der Zeitgeist neue Ideen...“