Spannend und brisant
Die Schlangentrommel„...Schweden ist ein sehr demokratisches Land, wo auch ein Beschuldigter seine Rechte hat...“
Wieder einmal treffen sich Kriminaloberkommissar Bruckner und Tillmann Halls, ein ehemaliger Profiler, in ...
„...Schweden ist ein sehr demokratisches Land, wo auch ein Beschuldigter seine Rechte hat...“
Wieder einmal treffen sich Kriminaloberkommissar Bruckner und Tillmann Halls, ein ehemaliger Profiler, in einer Gaststätte. Dort ist gerade eine Hochzeitsgesellschaft anwesend. Als der Musiker eine Schlangentrommel, ein typisches kambodschanisches Musikinstrument, auspackt, erinnert sich Halls an einen alten Fall aus Amerika. Zu dem war er damals als Berater hinzugezogen worden.
Der amerikanische Geheimdienst hatte sich auf die Spur von Rin Mura gesetzt. Der gehörte zur Elite des Pol-Pot-Regimes, hatte nach dessen Niederschlagung ins Ausland fliehen können und mit Duldung der Amerikaner in Stockholm gelebt. Nun schreiben wir das Jahr 2001 und Rin will eigene Wege gehen. Das kann und will der Geheimdienst nicht dulden. Er wird zur Gefahr, denn er weiß zu viel. Deshalb wird ein Team auf seine Spur gesetzt.
Der Autor hat einen fesselnden politischen Krimi mit hohen Spannungspotential geschrieben. Die Spannung entsteht auch deshalb, weil lange nicht klar ist, wer eigentlich welche Rolle spielt und ob Freund und Feind klar getrennt werden können.
Der Schriftstil ist wie gewohnt ausgefeilt. Detailgenau werden die Geschehnisse erzählt. Vor allem auf deutschen Boden nimmt der amerikanische Geheimdienst keinerlei Rücksicht. Wie so oft zeigt sich auch hier, dass die Wahrheit zuerst stirbt. Dass man in anderen Ländern vorsichtiger agieren muss, belegt das Eingangszitat.
Mehrere Teams sind in die Handlung involviert. Das sind zum einen die Leibwächter von Rin Mura, zum anderen der amerikanische Geheimdienst und nicht zuletzt zwei Kambodschaner, die mit Mura noch eine Rechnung aus der Vergangenheit offen haben. Der Tod der Angehörigen in Kambodscha durch das Regime soll nun gerächt werden. Dazu führen sie eine speziell präparierte Schlangentrommel mit sich. Ihr widersprüchliches Tun und Handeln wird von Tillmann gut zusammengefasst:
„...In Wirklichkeit sind auch diejenigen Täter, für die wir Sympathie haben und die für eine vermeintlich gerechte Sache ihre Taten begehen...“
Auch die Kambodschaner sind nicht wählerisch in ihren Mitteln, wenn sich jemand ihrer Racheplänen entgegenstellt. Andererseits stellen sie sich wenige Stunden später als Ersthelfer bei einem Verkehrsunfall zu Verfügung.
Ab und an wird ein Blick auf das schmutzige Geschäft der Politik geworfen. Vor allem die Unterstützung von Pol Pot und seinen Schergen durch die Amerikaner wird thematisiert. Die Reaktion der Täter liest sich dann so.
„...Ich habe nur Befehle ausgeführt. Wir hatten unsere Position in dieser Angelegenheit und haben getan, was notwendig war...“
Sehr exakt werden die einzelnen Handlungsorte beschrieben, sei es ein Berliner Fußballstadion, eine Schweizer Bank oder ein kleines Dorf in den italienischen Alpen. Das zeigt schon, dass ich beim Lesen weit herumgekommen bin. Auch die Fortbewegungsart und das Verkehrsmittel werden häufig gewechselt.
Zwischendurch wird in kurzen Gesprächen von Bruckner und Halls das Geschehen aufgearbeitet und analysiert.
Es fast zum Schluss wird klar, warum es letztendlich geht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.