Extrem spannende Ermittlungen in Dresden
„...Das Leugnen der Gefahr war für Karin die einzige Möglichkeit ihr seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und nicht vor Angst durchzudrehen...“
Ina läuft ihre gewöhnliche Morgenrunde. Am vergangenen ...
„...Das Leugnen der Gefahr war für Karin die einzige Möglichkeit ihr seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und nicht vor Angst durchzudrehen...“
Ina läuft ihre gewöhnliche Morgenrunde. Am vergangenen Abend hatte sie ein paar Drinks zu viel zu sich genommen. Deshalb braucht sie einen Moment, bis sie begreift, dass am Baum vor ihr eine Toter im Wind baumelt.
Drei Tage zuvor war der 16jährige Lukas in einer Tiefgarage unterwegs. Als ein Rentnerehepaar aus einem BMW steigt, glaubt Lukas, das geforderte Auto gefunden zu haben. Er öffnet den Wagen und beugt sich über die Hintersitze. Ein Schlag auf den Kopf beendet sein Leben.
Sein Job hat Leon Cullen das erste Mal nach Dresden geführt. Er hat Zeit und kann die Stadt in Ruhe genießen. Hektik wäre in seinem Aufgabenbereich lebensgefährlich.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Fall Lukas landet bei Kriminalhauptkommissarin Karin Wolf. Das Buch zeichnet sich durch einen extrem hohen Spannungsbogen aus und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es ist der 5. Band der Reihe.
Der Schriftstil ist ausgewogen. Einerseits unterstützt er die rasante Handlung, andererseits gibt es Zeiten der Ruhe und Besinnung.
Der Tod eines Jugendlichen erfordert von Karin und ihren Team schnelles und effektives Handeln. Dabei muss Karin aber mit der nötige Vorsicht agieren, denn im letzten Fall ist sie einem Politiker auf den Schlips getreten. Der hat einen Killer auf sie angesetzt. Zwar hat ihre Kollegin und Lebensgefährtin Sandra dessen Mordaufrufe stets aus dem Netz gelöscht, doch sie erschienen erneut. Leider sind sie dem Auftraggeber nicht nachzuweisen. Was das für Karin bedeutet, bringt das obige Zitat zum Ausdruck.
Wegen des vermutlichen Zusammenhangs von Mord und Autodiebstahl wird Hoa zum Team hinzugezogen. Ihr trockener Humor sorgt für eine besondere Nuance, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Komm, wir gehen jetzt raus auf die Straße...und für jeden Jugendlichen, den wir ohne Handy aufgreifen, zahle ich dir 50 Euro. Die gehen eher ohne Hosen aus dem Haus, als auf ihr liebstes Teil zu verzichten...“
Es fällt, weil sie bei Lukas kein Handy gefunden haben.
Sehr exakt werden die Emotionen der Protagonisten wiedergegeben. Daniels Angst, weil er seinen Freund Lukas nicht erreichen kann, Sandras Verzweiflung, die gern mehr für Karin tun würde, und Karins Spagat zwischen äußerer Gelassenheit und innerer Furcht.
Leon Cullen ist derjenige, der auf Karins Spur gesetzt wurde. Sehr detailliert darf ich als Leser seine Entwicklung in der Rückschau verfolgen. Er tötet nicht um des Tötens willen. Er wird als vielschichtige Persönlichkeit dargestellt.
Gut gefällt mir der Zusammenhalt in Karins Team. Auch ihr Vorgesetzter steht im Ernstfall an ihrer Seite.
Die Geschichte entwickelt sich weit komplexer, als die ersten Seiten vermuten lassen. Vieles ist nicht so, wie es scheint. Ein lebenslanges Versteckspiel wird nun zur Gefahr.
Der Autor führt mich gekonnt in die psychischen Abgründe der Protagonisten. Selbst Heidelinde, sehr korrekte und stets dienstbeflissene Kriminalistin, zeigt eine neue Seite. Doch sie hat sich im Griff.
„...Nur Verlierer lassen sich von den Schatten besiegen, die in den versponnenen Höhlen ihrer Seele lauern...“
Es sind besondere Feinheiten, die der Geschichte eine zusätzliche innere Spannung geben. In den Erzählsträngen spielen häufig nur die Vornamen eine Rolle. Dadurch bleibt lange im Dunkeln, wer sich wirklich dahinter versteckt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Krimi ist logisch bis zum Schluss durch konstruiert. Am Ende bleibt keine Frage offen.