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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2017

Ein Kriegsschicksal

Das Foto
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„...Er hatte sich den Krieg ganz vorgestellt, damals, als er noch bei der Hitlerjugend gewesen war und von einem abenteuerlichen, heroischen Soldatenleben in fernen, exotischen Ländern träumte...“

Herr ...

„...Er hatte sich den Krieg ganz vorgestellt, damals, als er noch bei der Hitlerjugend gewesen war und von einem abenteuerlichen, heroischen Soldatenleben in fernen, exotischen Ländern träumte...“

Herr Yildiz arbeitet seit Jahren bei der Müllabfuhr. Beim Leeren eines Containers entdeckt er, dass ein Bild festgeklemmt ist. Es zeigt eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm. Herr Yildiz nimmt das Bild mit.
Das Buch erzählt die Geschichte, die hinter dem Bild steckt.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben, der besonders die Probleme der Kriegs- und Nachkriegsgeneration zum Inhalt hat. Das Besondere an dem Buch ist, dass die Geschichte ohne zeitlich linearen Verlauf erzählt wird.
Im Mittelpunkt des Romans steht Gustav. Sein Leben wird in einzelnen Episoden erzählt. Dabei beschränkt sich die Autorin auf wichtige Etappen, die schlaglichtartig seine Entwicklung vom Kind bis zum Tod wiedergegeben. Nach und nach erfahre ich, was es dabei mit dem Bild auf sich hat.
Der Schriftstil ist weitgehend erzählend und spiegelt in großen Teilen eine düstere Atmosphäre wider. Das ist meist den Ereignissen geschuldet. Schon als Kind wird der Junge mit Missachtung und Gewalt konfrontiert. Wie dann die Kriegsereignisse in Afrika auf ihn wirkten, zeigt obiges Zitat. Erschreckend fand ich die Zustände in der amerikanischen Gefangenschaft. Dort durften die alten Strukturen beibehalten werden. Wer im Krieg das Sagen hatte, hatte es auch in der Gefangenschaft und entschied im Ernstfall selbst dort über Leben und Tod. Es wird deutlich herausgearbeitet, wie in der Nachkriegszeit die Erlebnisse nachwirkten und das Leben emotional dominierten. Der Autorin gelingt es, die innere Zerrissenheit ihrer Protagonisten klar zu veranschaulichen. Gustavs Trauer überschattet die neue Ehe. Er hält Schläge für eine adäquate Erziehungsmethode, fühlt sich dabei aber selbst nicht wohl. Die gesellschaftlichen Verhältnisse nach dem Krieg zeigen, dass der alte Geist noch überall gegenwärtig ist.
Einzelne Abschnitte zeigen die Entwicklung von Gustav` Kindern und Enkeln. Neues Gedankengut setzt sich zwar durch, doch selbst für diese Generationen sind noch Spuren der Vergangenheit prägend.
Ab und an erlaubt die Autorin Einblicke in das Seelenleben der Nachbarn von Gustav. Vor allem Sigrun, Tochter eines Gutsbesitzers aus Ostpreußen, möchte ich erwähnen. Fest in ihr Gedächtnis gebrannt sind die grausamen Bilder der Flucht, genauso wie die Erkenntnis eigener Schuld. Dies wird selbst in der Zeit der Demenz nicht gelöscht.
Tief berührend sind die Briefe, die Gustav mit Leni, der Frau vom Foto, tauscht. Er weiß dabei nicht, dass sie etliche nie mehr erhalten wird.
Das Cover mit dem fehlenden Foto weckt Interesse.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das bruchstückhaft wiedergegebene Leben zeugt von den Folgen des Krieges. Gustav wurde zu einem geachteten Bewohner des Ortes, hat sich aber emotional nie von der Vergangenheit lösen können. Die seelischen Verletzungen waren zu groß.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Spannende Geschichte

Ich schenk dir eine Geschichte 2017 - Das geheimnisvolle Spukhaus
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„...Warum können Gespenster keine Fußballprofis werden? - Weil sie zu durchsichtig spielen!...“

Moritz feiert zu seinem Geburtstag eine Gruselparty. Von seiner Tante Isabella bekommt er ein Buch mit den ...

„...Warum können Gespenster keine Fußballprofis werden? - Weil sie zu durchsichtig spielen!...“

Moritz feiert zu seinem Geburtstag eine Gruselparty. Von seiner Tante Isabella bekommt er ein Buch mit den besten Gespensterwitzen. Obiges Zitat stammt daraus. Moritz bedankt sich mit einem Brief. Wenige Tage später kommt ein Brief von Tante Isabella zurück. Zuerst ist Moritz sauer, denn die Tante hat seinen eigenen Brief zurückgeschickt und mit roten Kringeln versehen. Auch wenn Tante Isabella Deutschlehrerin ist, findet er es nicht fair, seine Fehler anzustreichen. So etwas hat sie noch nie gemacht. Dann aber sieht er sich die Kringel genauer an und erlebt eine Überraschung.
Die Bücher der Reihe „Ich schenke dir eine Geschichte“ sind speziell für den Tag des Buches für Kinder geschrieben und können über die Schulen kostenlos verteilt werden. Damit sollen Schüler der vierten und fünften Klasse zum Lesen angeregt werden.
Die diesjährige spannende Gespenstergeschichte wird dem Vorhaben sicher gerecht. Sie enthält alles, was spannende Lektüre ausmacht: Protagonisten, mit denen sich die Kinder identifizieren können; eine abwechslungsreiche Geschichte; einen gedanklichen Ausflug in die Zeit der Römer; Gruseleffekte und eine Schatzsuche.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Große Schrift und kurze Kapitel sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Ein literarisches Rätsel ist ebenfalls enthalten.
Am Ende des Buches gibt es die Geschichte ein zweites Mal – in Bildern.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wurde Spannung und Wissensvermittlung gut kombiniert.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Eine spannende Lebensgeschichte

Paula – Ein Leben
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„...Das Leben ist ein Geschenk und man sollte mit diesem Geschenk sorgsam umgehen...“

Mit obigen Zitat endet ein Buch, in dem die Autorin ihr Leben beschreibt, ein Leben, das bisher mehr als 80 Jahre ...

„...Das Leben ist ein Geschenk und man sollte mit diesem Geschenk sorgsam umgehen...“

Mit obigen Zitat endet ein Buch, in dem die Autorin ihr Leben beschreibt, ein Leben, das bisher mehr als 80 Jahre währte und den zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau, den Mauerfall und die Jahrhundertwende einschloss.
Paula wurde als dritte von vier Töchtern 1931 in eine Kölner Arbeiterfamilie geboren. Ihrer Heimatstadt blieb sie bis ins hohe Alter treu.
Das Buch lässt sich flott lesen. Kurze Kapitel und eine angenehme Schriftgröße sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Der erzählende Schriftstil ist durchsetzt von Dialogen in Kölnscher Mundart. Die werden für alle Nichtkölner kursiv in Klammern dahinter übersetzt.
Einen breiten Raum nimmt die Zeit des Krieges ein. Das liegt unter anderen daran, dass die alleinstehende Mutter nach dem Unfalltod des Vaters arbeiten musste und die Kinder deshalb mehrmals an der Kinderlandverschickung teilnehmen durften. So lernte Paula verschiedene Gegenden Deutschlands kennen. Ausführlich schildert sie, wie sie bei den Familien aufgenommen wurde und wie sie das andere Leben empfand. Neben schönen Zeiten in der Fremde gab es auch unangenehme Erlebnisse. Natürlich gehören zu den prägenden Ereignissen die Luftangriffe, die bei manchen lebenslange Spuren hinterließen. Gut gefallen hat mir der Zusammenhalt in der Familie. Nach dem Krieg musste sich Paula neuen Anforderungen stellen. Es galt, den Schulabschluss nachzuholen, eine Ausbildung zu machen und Geld zu verdienen. Durch die erneute Heirat der Mutter wurde dem eigenen Wollen enge Grenzen gesetzt.
Freundschaften werden thematisiert, gemeinsame Unternehmungen der jungen Leute geschildert. Der Lebenslauf ihres Mannes Hubert ist ebenfalls im Buch enthalten.
Einige Jahre später ziehen Musik und Theater zunehmend in Paulas Leben ein. Sie schreibt eigene Texte und spielt mit Kindern Theater. Die Freude an dieser Beschäftigung ist in jeder Zeile spürbar. Natürlich bleiben auch in den Jahren des bescheidenen Wohlstands Probleme nicht aus.Trotzdem spiegelt sich im Buch selbst in harten Zeiten immer die optimistische Grundhaltung.wider.
Mehrere Bilder ergänzen die Geschichte. Auch ein Zeugnis wurde abgedruckt.
Im Anhang sind die von der Autorin geschriebenen Theaterstücke und Bücher aufgeführt.
Das Cover mit dem lichtdurchfluteten Wald in zarten Grüntönen wirkt edel.
Positiv hervorheben möchte ich ebenfalls das Lesebändchen, was heute in Büchern eher selten vorkommt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein gelungenes Zeitdokumente der letzten 80 Jahre.

Veröffentlicht am 02.06.2017

Der Geschmack von Freiheit

Die Badende von Moritzburg
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„...Sie hielt Kurs auf die offene Wasserfläche, wo der Wind den Wellen weiße Krönchen aufsetzte...“

Wir schreiben das Jahr 1910. Weil Clara Schimmelpfenninck an Atemnot leidet, wurde sie von ihrem Vater ...

„...Sie hielt Kurs auf die offene Wasserfläche, wo der Wind den Wellen weiße Krönchen aufsetzte...“

Wir schreiben das Jahr 1910. Weil Clara Schimmelpfenninck an Atemnot leidet, wurde sie von ihrem Vater in das Dresdner Sanatorium am Weißen Hirsch geschickt. Gegründet von Lahmann setzt man hier auf Luftbäder, vegetarische Kost und Nährsalze. Clara hat zwar keine Anfälle mehr, aber sie langweilt sich. Als sie zum Arzt gerufen wird, trifft sie auf einen neuen Arzt. Maximilian Brandstetter setzt auf die Erkenntnisse von Freud. Außerdem lädt er Clara zu einem Ausflug nach Moritzburg ein.
Der Autor hat eine stimmungsvolle Sommernovelle geschrieben. Die kurze Geschichte lässt sich zügig lesen. Sie gibt einen Einblick in die Zeit wenige Jahre vor dem ersten Weltkrieg.
Der strengen Erziehung Claras in ihrem begüterten Elternhaus steht die Freiheit der Künstlerkolonie „Die Brücke“ gegenüber., die in Moritzburg arbeitet. Wird es Clara gelingen, für wenige Stunden aus den Konventionen ihrer Gesellschaftsschicht zu entfliehen?
Der Autor bezeichnet sein Buch als Sommernovelle. Das trifft den Kern. Nach sachtem Beginn steuert die Geschichte auf einen unerwarteten, ja fast skandalösen Höhepunkt zu, bevor dann das überraschende Ende kommt. Die Protagonisten werden sparsam charakterisiert. Ich weiß, was für das Verständnis des Geschehens notwendig ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Sprachstil ist stellenweise klar strukturiert. Das trifft vor allem auf die eher sachlichen Gespräche im Sanatorium zu. Gut aufgebaut ist der Dialog zwischen Clara und Maximilian, in dem der Arzt versucht, die Fragetechnik von Freud anzuwenden. Ganz anders lesen sich die Abschnitte, die in Moritzburg spielen. Hier finden sich passende Metapher und fast verspielte Formulierungen. Ein Beispiel für die bildhafte Sprache ist obiges Zitat. Sehr gut gefallen haben mir die Darlegungen von Kirchner zu seinen Vorstellungen von Kunst. Wie diese Kunst auf Außenstehende wirkt, kann ich Claras Worten entnehmen. Als Claras Vater die Bühne der Handlung betritt, wechselt die Sprache in preußische Korrektheit.
Im Nachwort äußert sich der Autor zu den historischen Hintergründen.
Das in Rot gehaltene Cover mit dem Gemälde von Kirchner wirkt ansprechend und weckt Interesse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Für Clara wird nach den wenigen Stunden in Moritzburg nichts mehr sein wie es war. Sie kennt nun den Geschmack der Freiheit.

Veröffentlicht am 30.05.2017

Mut zur Freiheit

Die wilden Hamster. Krümel auf großer Tour
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„...Er wusste, wie weich und Pelzig Walnuss und Mümmel waren. Aber Menschen? Die hatten schließlich nur auf dem Kopf Fell...“

Krümmel lebt zusammen mit seinen Geschwistern Mümmel und Walnuss in einem ...

„...Er wusste, wie weich und Pelzig Walnuss und Mümmel waren. Aber Menschen? Die hatten schließlich nur auf dem Kopf Fell...“

Krümmel lebt zusammen mit seinen Geschwistern Mümmel und Walnuss in einem Käfig in der Tierhandlung. Bei jedem Besucher des Geschäfts könnten sie getrennt werden, falls einer von ihnen gekauft wird. Krümmel kann sich mit den Gedanken nicht anfreunden. Immer wieder erinnert er sich an die Geschichte, die ihm seine Mutter vom Schlüsselblumenland in der wilden weiten Welt. Und genau dahin will Krümmel.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Krümmel gelingt es, in die Freiheit zu gelangen. Hamsterdame Molly hilft ihm und wird zu seiner Begleiterin und Freundin. Doch die Freiheit kennt eine Menge an Gefahren für kleine Hamster. Neue Verbündete und eigener Mut sind gefragt, insbesondere als sich herausstellt, dass sich auch Mümmel und Walnuss auf den Weg ins Schlüsselblumenland gemacht haben.
Der Schreibstil des Buches ist kindgerecht. Obwohl die Tiere selbst agieren, stimmen viele der vorkommenden Fakten mit dem tatsächlichen Leben der Hamster überein. Ich denke dabei insbesondere an ihre Futterbeschaffung, aber auch das Auftreten ihrer natürlichen Feinde. Krümmel muss erst lernen, Freund und Feind auseinander zu halten. Im Laden fand er die Kätzchen friedlich und niedlich. In der wilden weiten Welt muss er sich vor Katzen in Acht nehmen. Gut gefallen hat mir, dass all die Worte der Mutter, an die sich Krümmel erinnert, in kursiver Schrift gedruckt werden. So weiß der Leser sofort, dass es jetzt um Erinnerungen geht.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es eine kleine Zeichnung. Ab und an gibt es solche Zeichnungen auch zwischen den Texten. Einige Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen die Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um Freundschaft und den Mut, an seine Träume zu glauben und sie verwirklichen zu wollen.