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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2017

Umzug ins Dorf

Ein verrückter Hühnerhaufen
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„...Plötzlich steht da ein riesiger Hund vor mir, ein schwarzer Köter mit weißen und rostbraunen Fellflecken, der mich wütend anknurrt. Es gibt zwar einen morschen Zaun zwischen uns, aber ob der Hund da ...

„...Plötzlich steht da ein riesiger Hund vor mir, ein schwarzer Köter mit weißen und rostbraunen Fellflecken, der mich wütend anknurrt. Es gibt zwar einen morschen Zaun zwischen uns, aber ob der Hund da nicht einfach drüberspringen kann?...“

Heute ist Lucies Umzugstag. Zusammen mit ihren Eltern zieht sie von der Stadt aufs Dorf. Die ersten Bewohner, die ihr begegnen, sind zwei Jungen. Sie scheinen in galaktischen Sphären zu schweben. Am nächsten Tag erkundet Lucie ihr Umfeld. Tiere sind für sie fremde Wesen. Als Rolfi, der Nachbarhund, am Zaum lautstark bellt, geht sie auf Sicherheitsabstand. Sara, das Nachbarmädchen, zeigt ihr braune Schafe und ein mit der Flasche aufgezogenes Wildschwein.
Die Autorin hat ein sehr realistisches und humorvolles Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Lucie selbst zählt. Die Leser erleben, wie Lucie sich nach und nach auf dem Dorf einlebt. Hilfreich dafür ist ihre Freundschaft mit Sara.
Der Sprachstil ist der Zielgruppe angemessen. Die galaktische Sprache von Timm und Torben, die an Raumschiff Enterprice erinnert, hat mich häufig zum Schmunzeln gebracht. Doch die beiden entpuppen sich bald als ganz normale Jungen, ausgestattet mit einer großen Prise Phantasie. Orte und Personen werden gut beschrieben. Die Dialoge sind abwechslungsreich und kindgemäß. So muss Lucie begreifen, dass es normal ist, wenn eine Katze auf Mäusefang geht.
Viele Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen das Geschehen.
Das Cover ist ein Hingucker und weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Hier wird zum einen das Thema Freundschaft anschaulich dargestellt, zum anderen werden die Besonderheiten des Dorflebens, insbesondere die vielseitige Tierwelt, hervorgehoben.

Veröffentlicht am 10.10.2017

Lesenswert!

Der beste Schulausflug aller Zeiten
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In der Schule ist Rittertag. Stefan trägt eine richtig teure Rüstung, Tommi hat sich seine Rüstung selbst gebastelt. Außerdem hat die Klasse ihn manch fantastischen Einfall zu verdanken. Dann aber kündigt ...


In der Schule ist Rittertag. Stefan trägt eine richtig teure Rüstung, Tommi hat sich seine Rüstung selbst gebastelt. Außerdem hat die Klasse ihn manch fantastischen Einfall zu verdanken. Dann aber kündigt die Lehrerin eine Klassenfahrt an. Tommis Mutter fehlt das Geld dafür. Sie ist alleinerziehend und arbeitet als Verkäuferin. Da hat Anna, Tommis Freundin, eine besondere Idee.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Das Buch stammt aus der Leserabe - Reihe und wird für Lesestufe 2 empfohlen. Dem entspricht die große Schrift und die kurzen Texte. Liebevoll gestaltete Bilder veranschaulichen das Geschehen.
Die Kinder erleben, dass man auch ohne viel Geld Spaß haben kann, wenn man seine Fantasie anstrengt. Die Klasse wächst zusammen, finanzielle Unterschiede spielen keine Rolle mehr.
Nach jedem Abschnitt wird eine Frage gestellt. Damit kann das verstehende Lesen gefördert werden. Am Ende des Buches befinden sich verschiedene Leserätsel.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich finde es wichtig, dass Kinder es lernen, nicht nur auf Äußerlichkeiten zu achten. Das wird hier geschickt thematisiert.

Veröffentlicht am 10.10.2017

Freisals neuer Fall

Giftzwerg
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"...Keine überhasteten Aktionen...! Das machen vielleicht die Kollegen im Tatort - wir nicht..."

Kriminalhauptkommissar Freisal möchte etwas für seine Gesundheit tun. Momentan steht er in einem Sportfachgechäft ...

"...Keine überhasteten Aktionen...! Das machen vielleicht die Kollegen im Tatort - wir nicht..."

Kriminalhauptkommissar Freisal möchte etwas für seine Gesundheit tun. Momentan steht er in einem Sportfachgechäft und lässt sich von seine Kollegin, Kriminalkommissarin Yasmine Gutzeit, beim Kauf von Laufschuhen beraten. Doch der Sport muss warten. Yasmine erreicht ein Anruf, dass in eine Kleingartenanlage ein Tote neben einem Rollator und einem mobilen Sauerstoffgerät gefunden wurde.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi kreiert. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Es war mein erstes Buch mit den beiden Ermittlern. Ich konnte aber der Handlung problemlos folgen.
Horst Kessler, der Tote, war Pächter des Gartens und in der Anlage als Giftzwerg verschrieen. Jede Kleinigkeit, die nicht den Regeln entsprach, wurde von ihm notiert und gegebenenfalls zur Anzeige gebracht. Dementsprechend groß ist nun die Zahl der Verdächtigen. Da in der Anlage gerade das Sommerfest stattfindet, haben die Kommissare Gelegenheit, die ersten Personen zu vernehmen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Der Autor verfügt über einen feinen Humor. Das zeigt sich insbesondere in den verschiedenen Sprüchen seines Kommissars. Einen habe ich oben zitiert, ein zweiter darf hier folgen:
"...Ich habe ja zwei linke Hände. Bin schon beim Einräumen meines Geschirrspülers am Limit..."
Allerdings nehmen sich Hajo und Yasmine in ihren Dialogen nichts. Sie agieren fast auf Augenhöhe. Deshalb soll auch ein Zitat von Yasmine nicht fehlen:
„...Sind Sie schon im Jogging - Modus? Dann müssen Sie ganz langsam und locker beginnen, nicht so hastig und angespannt...“
Beide arbeiten konzentriert und haben einen Blick für Details. Trotz der kleinen Sticheleien herrscht zwischen ihnen eine angenehme Atmosphäre. In der Kleingartenanlage präsentiert mir der Autor die unterschiedlichsten Protagonisten, wie es eben im Leben so ist. Dem einen rutscht bei seinem Sohn schnell die Hand aus, der zweite möchte seine Laube zur Dauerwohnung umbauen und ein dritter hat für die Kinder ein Baumhaus errichtet, das etwas größer als erlaubt ist. Alle sind auf Kessler nicht gut zu sprechen. Auf die Polizei allerdings auch nicht, weshalb Hajo erst ziemlich deutlich werden muss. Das sind aber noch nicht alle Geheimnisse, die sich in der Kleingartenanlage auftun. Gut beschrieben wird die Anlage, die sich zum Teil auf einem alten Friedhof befindet. Hier gewährt mir der Autor einen Blick in die Berliner Geschichte. Es fallen Namen wie Wilhelm Vogt und Klaus Bonhoeffer. Ab und an ist in die Handlung gekonnt Faktenwissen eingelagert. So erfahre ich einiges über die Beschaffenheit von Papier und das Berliner Hansaviertel.
Gut gefallen hat mir, dass Hajo ebenfalls seine weiche Seite zeigen darf. Er kümmert sich um eine ältere Dame im Haus, die zunehmend an Demenz leidet.
Da ich als Leser immer über den gleichen Wissensstand wie die Kriminalisten verfüge, kann ich schön mit raten und gehe natürlich auch jeden Irrweg mit.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende bleibt keine Frage offen. Der Fall wurde konsequent logisch durchkonstruiert. Der feine Humor, der die Handlung durchzieht, macht das Lesen zum Vergnügen. Über den verfügt übrigens auch Claus, Hajos Vorgesetzter.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Was Freundschaft vermag

Das Leben meines besten Freundes
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„...Elternbesuch war in seinem Plan nicht vorgesehen...“

Jacob steht auf dem 10 – Meter – Brett. Er will umkehren. Springen stellt für ihn eine Unmöglichkeit dar. Doch hinter ihm wartet Henri mit seinen ...

„...Elternbesuch war in seinem Plan nicht vorgesehen...“

Jacob steht auf dem 10 – Meter – Brett. Er will umkehren. Springen stellt für ihn eine Unmöglichkeit dar. Doch hinter ihm wartet Henri mit seinen Freunden. Wird Jacob nicht springen, so werden sie nachhelfen. Plötzlich ertönt eine Warnung. Henri ist abgelenkt. In der kurzen Zeit haben Samir und Jacob den Platz getauscht. Gelassen springt Samir vom Turm.
Die Autorin hat einen spannenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell gefesselt.
Im Mittelpunkt stehen die Freunde Jacob und Samir. Die einleitende Worte weisen darauf hin, dass die beiden kaum zu unterscheiden sind, wenn sie die gleichen Sachen anhaben. Ihre Lebenswirklichkeiten aber könnten nicht unterschiedlicher sein.Jacob stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus. Vor allem sein Vater erwartet von ihm, dass er etwas aus seinem Leben macht. Jacobs schulische Leistungen aber stehen dem diametral entgegen.
Deshalb soll er in wenigen Tagen auf ein Eliteinternat wechseln. Das kommt für ihn aber nicht infrage, denn das würde eine Trennung von seiner Freundin Fine bedeuten.
Samirs Eltern sind Flüchtlinge aus Syrien,. Sie leben schon länger in Deutschland und haben sich mit einer Schneiderei einen bescheidenen Lebensstandard erarbeitet. Seit drei Monaten aber ist Samirs Vater verschwunden. Seitdem muss seine Mutter jeden Cent umdrehen, denn die Schneiderei wird nun von den Cousins betrieben. Die Polizei fällt eher durch Inaktivität auf. Als Samir eine Spur zu seinen Vater findet, ist sein Leben plötzlich in Gefahr. Jacob und Samir beschließen, ihre Identitäten zu tauschen. Samir geht aufs Internat, Jacob zieht bei Samirs Mutter ein.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt für die jugendliche Zielgruppe. Als besonderes Stilmittel verwendet die Autorin Mitschnitte von Mailgesprächen. Auf diesem Weg unterhalten sich Jacob und Samir, aber auch Jacob mit seiner Cousine, die zur Zeit in England ein Praktikum macht und ihm häufig von seinem Vater als Vorbild vor Augen gestellt wird.
Als Jacob von seinem Vater im Internat abgeliefert wird, verspricht der ihm für das kommende Wochenende einen Besuch, damit man in Ruhe miteinander sprechen könne. Obiges Zitat ist Jacobs stille Reaktion darauf.
Samirs Internatsleben steckt trotz allen Ernstes voller feinen Humor. Er muss sich in einer Welt zurecht finden, die nicht seine ist. Dabei tritt er natürlich in manches Fettnäpfchen. Allerdings geht es Jacob nicht viel besser. Bei Samirs Mutter ist Mitarbeit gefragt. Auch die Beaufsichtigung von Samirs zwei jüngeren Geschwistern sorgt für manche Überraschung.
Für beide bringt die Zeit neue Erfahrungen. Sie wachsen mit ihren Aufgaben und erkennen, was ihnen wirklich wichtig ist.
Doch auch die Schattenseiten Berlins werden von der Autorin thematisiert. Schutzgelderpressung und Kontrolle durch arabische Clans spielen im Samirs Kiez eine wichtige Rolle. Widerstand wird rigoros geahndet. Und doch siegt ab und an die Menschlichkeit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag nicht nur an dem hohen Spannungsbogen, sondern vor allem an der komplexen Geschichte, die an vielen Stellen zeigt, wie wichtig Freundschaft ist, denn es geht nicht nur um die Freundschaft von Samir und Jacob.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Hanna und die Esoteriker

Buttgeflüster
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„...Tja, immer nur platt wie eine Flunder am Strand zu liegen, um trotz aller Warnungen der Hautärzte so richtig schön broilermäßig braun zu werden, und dabei die lieben Kleinen mit einem Auge beim Quallenvergraben ...

„...Tja, immer nur platt wie eine Flunder am Strand zu liegen, um trotz aller Warnungen der Hautärzte so richtig schön broilermäßig braun zu werden, und dabei die lieben Kleinen mit einem Auge beim Quallenvergraben zu beaufsichtigen, haut schließlich eventmäßig auf die Dauer niemanden so richtig vom Hocker...“

Hanna Hemlokk ist genervt. Die Kornkreise auf Fridjof Plattmanns Weizenfeld ziehen Scharen von Touristen an. Hinzu kommt, dass sie schon den ganzen Sommer von einer Frau gestalkt wird, die sich als Möchtegern-Schriftstellerin sieht.
Dann erscheint eine Frau bei Hanna und bittet sie um ihre Hilfe. Ihr Mann Reinhold Schmale ist angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er ist die Steilküste herabgestürzt. Seine Frau glaubt nicht an einem Unfall.
Kurze Zeit später hat Hanna ein zweites Problem zu lösen. Ihr Freund Johannes wird von der esoterischen Gemeinde geschnitten. Deshalb wurden ihm schon seine Aufträge als Tischler gekündigt. Er soll am Verschwinden von Juliane Schott Schuld sein, weil eine gewisse Klara diese Botschaft empfangen hat.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden und humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Sie wird von Hanna selbst erzählt.
Dass Hanna, die mit beiden Füßen fest im Leben steht, gerade in der Esoterikszene ermitteln muss, birgt schon eine Spur Ironie in sich. Doch auch der Tote Reinhold Schmale ist eher nicht ihr Fall. Dass er ein Zahlenmensch ist, mag ja noch gehen, seine Pedanterie, sein übersteigertes Selbstbewusstsein und seine Menschenverachtung machen ihn nicht gerade sympathisch. Dadurch hat er sich allerdings eine ganze Reihe von Feinden gemacht, die Hanna nun konsequent unter die Lupe nimmt. Im esoterischen Zirkel dagegen ist die Ermittlung eher schwierig, weil die Befragten in ihren eigenen Sphären leben. Ein gewisser St. Germain, der allerdings schon lange tot ist, kommt trotzdem stets wieder zur Sprache.
Die Geschichte lässt sich angenehm lesen. Einen kleinen Einblick in Hannas deutliche Sprache mit der gewissen Prise Sarkasmus zeigt das obige Zitat. Es bezieht sich auf die neue Situation durch die Kornkreise. Wie die allerdings zustande gekommen sind, darüber hat Hanna logischerweise ihre ganz eigene handfeste Meinung.
Besonders beeindruckend ist Hannas Verhörtaktik. Meist kommt sie sehr schnell zum Punkt und lässt dem Gegenüber nicht viel Zeit für Ausflüchte. Bloß bei den Esoterikern funktioniert das nicht. Bei deren Gefasel wird man als Leser gleichzeitig zum Lachen und Kopfschütteln animiert. Dass in diesen Kreisen aber auch ein gesundes Konkurrenzdenken funktioniert, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Nebenbei hat Hanna einige private Probleme am Hals. Als sich zwei Käufer für ihre Schildkröten melden, wird klar, dass die von Tierhaltung null Ahnung haben. Auch Hannas Mutter und ihre Freundin Marga haben im Eifer für den Schutz der Natur und der Meere ihre Finanzen überschätzt. Glücklicherweise normalisiert sich Hannas Beziehung zu Harry wieder. Das kommt vor allem dessen Neffen Daniel zugute, der den Erziehungsversuchen seines Onkels nicht viel abgewinnen kann.
Es gibt im Buch viele kleine Szenen, die Anlass zum Schmunzeln bieten.
Immer wieder klingt der lokale Aspekt der Geschichte durch. Zum einen werden Land und Leute gut beschrieben, zum zweiten erhalte ich einen Einblick in die nordische Küche und zum dritten gibt es ab und an den örtlichen Dialekt. Sehr gut gefällt mir, dass bei Hannas Schilderung in jeder Zeile zu spüren ist, wie sie das Flair ihrer Heimat liebt.
Der Krimi hat mich ausgezeichnet unterhalten. Neben der spannenden Handlung, Hannas unwiderstehlichen Schriftstil haben dazu auch die im Text geschickt integrierten Wissensbröckchen beigetragen. Zum Abschluss darf Hanna nochmals zu Wort kommen:
„...Nur weil man etwas pausenlos wiederholt, wird es auch nicht wahrer, sondern rückt höchstens bei der Google-Suche weiter nach oben. Obwohl das für viele ja leider gleichbedeutend ist...“