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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2018

Mehr als eine Reise

Die Tochter der Toskana
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„...Es ist zwar schon hell, aber die Sonne sieht man noch nicht. Und dann fangen die Ränder der Bergkämme im Osten an zu leuchten, als wären sie aus purem Gold. Erst ist es nur ein schmaler Rand, doch ...

„...Es ist zwar schon hell, aber die Sonne sieht man noch nicht. Und dann fangen die Ränder der Bergkämme im Osten an zu leuchten, als wären sie aus purem Gold. Erst ist es nur ein schmaler Rand, doch er wird immer breiter und leuchtet immer heller...“

Wir schreiben das Jahr 1832. Die Kinder von Cerreto, einem Dorf der Toskana, warten auf die Ankunft der Hirten. Anfang Mai kehren sie von der Alm zurück. Dann wird ein Fest gefeiert. Der umschwärmte Star des Dorfes ist der Paolo, der Sohn des Müllers. Der bemüht sich plötzlich um Antonella. Als er sein wahres Gesicht zeigt, bleibt Antonella nur die Flucht. Ein leben mit Paolo könnte sonst ein lebenslanges Martyrium werden.
Auf dem Weingut Aberi d`Argento erscheint Michele. Auf den Befehl seines Vaters war er zum Militär gegangen. Nun teilt er seinen Vater mit, dass er die Armee verlassen hat und sich der Bewegung von Mazzani für ein freies Italien anschließen wird. Der Vater verweist ihn des Hofes.
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Antonella ist eine selbstbewusste junge Frau, die ihr Leben in die eigenen Hände nehmen will. Die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrem Dorf aber verlangen von den jungen Frauen, dass sie das Leben weiterführen, wie es seit Jahrhunderten üblich war. Wer aus der Reihe tanzt, wird aus dem Gedächtnis gestrichen und gemieden.
Als Leser darf ich Antonella auf ihrer Reise nach Genua begleiten. Im Laufe der Handlung macht Antonella eine positive geistige Entwicklung durch. Dafür sorgen auch die tiefgehenden Gespräche mit Marco, mit dem sie reist, und der ihr eine neue Weltsicht vermittelt. Ihm hat sie zu verdanken, dass Paolo sein Ziel nicht erreicht hat. Über seine Herkunft schweigt er sich aus. Er gibt sich als Arbeiter in einem Weingut aus. Sein Verhalten gibt Antonella Rätsel auf. Sie erlebt das erste Mal, dass sie ein Mann als Gleichberechtigte behandelt und nach ihrer Meinung fragt. Vorsichtig legt er ihr seine Standpunkte zur politischen Lage in Italien dar. Auf ihre Bitte übt er mit ihr Lesen und Schreiben. Antonella erzählt ihm von ihrem bisherigen Leben. Die Menschen auf den Dörfern haben gelernt, in den strengen Winter alles zum Leben zu nutzen, was ihnen die Natur bietet. Das Hauptnahrungsmittel sind Kastanien.
Sehr detailliert werden die Strapazen und Gefahren der Reise beschrieben. Schneesturm und strömender Regen sind Naturgewalten, die für Unterbrechungen sorgen. Es gibt dabei Situationen, in denen wächst Antonella über sich hinaus.
Wie das Eingangszitat zeigt, findet die Autorin passende Metapher für eine romantische Beschreibung der Natur.
Behutsam wird die Annäherung von Antonella und Marco erzählt. Eigentlich hatte Antonella der Liebe abgeschworen. Zu groß waren ihre inneren Verletzungen. Ein Zitat aus dem Dorf beschreibt ihre damalige Einstellung gut:
„...Meine Mutter sagt immer, Liebe beginnt mit Klängen und Gesang und endet in einem Meer von Tränen...“
Für mich als Leser wird schnell deutlich, wie komplex das Netz derjenigen geknüpft ist, die für ein freies Italien kämpfen. Allerdings warten trotzdem in Genua noch Überraschungen auf mich.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus, denn Antonella ahnt nicht, dass Marco auf der Flucht ist und außerdem einen Geheimauftrag zu erfüllen hat.
Ein informatives Nachwort ergänzt die Geschichte.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die kurze Sage, die dem Roman vorangestellt ist.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Linn ermittelt wieder

Mörderische Macarons
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„...Seid wann gehört Geduld zu deinen Charaktereigenschaften? Oder weißt du was, was ich nicht weiß?...“

Linn freut sich auf ihr Treffen mit Polizeiinspektor Bas van de Groot. Dafür lässt sie sich von ...

„...Seid wann gehört Geduld zu deinen Charaktereigenschaften? Oder weißt du was, was ich nicht weiß?...“

Linn freut sich auf ihr Treffen mit Polizeiinspektor Bas van de Groot. Dafür lässt sie sich von Maurice Woodard frisieren.
Am Abend ist die Kellnerin gerade dabei, den Nachtisch zu holen, als Bas` Handy klingelt. Maurice Woodard wurde tot vor seinem Haus gefunden.
Die Autorin hat einen spannenden und amüsanten Krimi geschrieben, der in Kanada spielt. Es ist der Dritte aus der Reihe mit Linn und Bas – und es hätte mich gewundert, wenn deren erstes Treffen im Buch normal zu Ende gegangen wäre.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Natürlich kann Linn die Finger nicht von den Ermittlungen lassen. Das Eingangszitat stammt von ihrer Freundin, die damit Linn sehr genau charakterisiert. Nicht nur im Cafè, auch in der WG ist der Mord Gesprächsthema. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote kein unbeschriebenes Blatt war und sich eine Menge Feinde gemacht hat. Schwierig nur, dass Bas nicht erfahren darf, dass Linn am Nachmittag beim Friseur war. Warum? Dazu sollte man das Buch selbst lesen.
Plötzlich scheint es auch Verbindungen zu den Mitgliedern der First Nation zu geben. Lily und Brett sollen die Hinterlassenschaften von Beatrix` Vater versteigern. Er hat Kulturgüter der Ureinwohner gesammelt. Das kommt bei denen logischerweise nicht gut an, denn sie wollen ihr Eigentum zurück. Drei der Exponate wurden vor zwei Monaten gestohlen. Ihre Fotos tauchen nun im Zusammenhang mit dem Mord auf.
Neben den Ermittlungen bleibt auch Zeit für das Privatleben der Protagonisten. Das sorgt für eine Vielfalt im Schriftstil. Ernste und humorvolle Szenen wechseln sich ab. In Linns WG ist Norah wieder aufgetaucht, doch was seit ihrem Verschwinden mit ihr passiert ist, bleibt im Dunklen.
Schön beschrieben werden die gemeinsamen Unternehmen, die es endlich für Linn und Bas gibt. Dabei kommen immer wieder Unterschiede zwischen dem Leben in Kanada und Deutschland zur Sprache. Der regionale Aspekt wird gut herausgearbeitet.
Ein Bayer legt im Cafè seine Meinung dar. Sein Dialekt ist eine Herausforderung, sorgt aber für Auflockerung im Geschehen.
Linn wird unsichtbar begleitet von Engelchen und Teufelchen. Man könnte die beiden als zwei Seiten ihrer inneren Auseinandersetzung betrachten. Erstaunlicherweise sind sie ab und an sogar einer Meinung. Ansonsten fällt Teufelchen durch seine spitze Zunge und seinen trockenen Humor auf, wie das folgende Zitat beweist.
„...Klar. Und da Kekse so wenig Vitamine haben, muss man ganz viel davon futtern...“
Wie schon bei den Vorgängerbänden stecken in der eigentlichen Geschichte ein paar weitere Lebensgeschichten.
Der Mordfall ist geschickt konstruiert und findet ein überraschendes Ende.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf weitere Geschichten.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Spannender historischer Roman

Der fremde Reiter
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„...Es ist, als hätte ich vor dem Überfall ein anderes Leben geführt. Eins, das ich nicht mehr kenne...Wie bei einem Buch, bei dem die ersten Seiten verbrannt sind...“

Wir schreiben das Jahr 1188. Vissel ...

„...Es ist, als hätte ich vor dem Überfall ein anderes Leben geführt. Eins, das ich nicht mehr kenne...Wie bei einem Buch, bei dem die ersten Seiten verbrannt sind...“

Wir schreiben das Jahr 1188. Vissel ist ein Dorf am Rhein. Dort ist die 14jährige Lioba mit ihrem Bruder Friedrich im Wald unterwegs, um Lattichblätter gegen den Winterhusten zu sammeln. Plötzlich liegt vor ihnen ein verletzter Mann. Der Kranke wird zu Pastor Werinhart gebracht. Er kann sich an nichts erinnern und bekommt den Namen Thomas. Ida von Rothe, die Herrin des Dorfes, bestimmt, dass er dem Hof von Liobas Vater zugeteilt wird.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Wie Thomas sich fühlt, ist im Eingangszitat präzise formuliert. Lioba ist ein selbstbewusstes junges Mädchen. Doch sie hat eine schwere Bürde zu tragen. Ihre Stiefmutter mag sie nicht. Im Dorf wird sie wegen ihre Mutter verachtet. Erst nach und nach erfahre ich, was warum mit ihr geschehen ist. Das folgende Zitat bringt die Situation genau auf den Punkt:
„...Niemand, der reinen Herzens ist, hätte ihr etwas antun können. Es ist immer der Neid, der Böses in die Herzen der Menschen sät. Es sind die boshaften Zungen, es ist die Dummheit, die alles glaubt...“
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Schon die beiden Zitate zeigen, dass die Autorin die Situation sehr konkret und treffend schildert. Es geht nicht nur um Äußerlichkeiten. Sie ermöglicht mir einen Blick in die Psyche der Protagonisten.
Sehr behutsam wird die sanfte Annäherung von Thomas und Lioba beschrieben. Als Thomas seine wahre Identität wiederfindet, wird die Geschichte in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen darf ich Thomas oder Otto von Linn auf den Kreuzzug folgen, zum anderen Lioba durch bittere Jahre begleiten.
Die Kreuzfahrt wird mit all ihren Schattenseiten und Verlogenheiten thematisiert. Das geschieht vor allem in gut ausgearbeiteten Gesprächen. Plündern und Morden ist allgegenwärtig. Die Grausamkeiten allerdings werden nur mit wenigen Sätzen angedeutet. Das hebt die Geschichte wohltuend von manch anderen Büchern ab. In Ottos Verhalten ist deutlich ablesbar, wie ihn die Zeit auf dem Bauernhof verändert hat. Er zeigt Empathie und plötzlich auch Verständnis für einen Bruder.
Während die Kreuzritter angeblich das Christentum verteidigen, gibt es im heimatlichen Gefilden Ritter, die die Situation ausnutzen, um sich die schlecht geschützten Burgen anzueignen. Sie hoffen, dass keiner zurückkehrt. Dass die Burgen mittlerweile als Lehen der Kirche gehören, schert sie überhaupt nicht.
Auch auf Lioba kommen dunkle Jahre zu. Ihrer Freundin Christina hat sie es zu verdanken, dass sie neuen Lebensmut fasst. Hier gelingt es der Autorin, in berührenden Szenen die bitteren Folgen von Aberglauben und Dummheit auf die Psyche ihrer Protagonistin zu veranschaulichen. Lioba bleibt letztendlich nur die Flucht, will sie nicht das Schicksal ihre Mutter teilen.
Zu den beeindruckendsten Protagonisten gehört die Heilerin. In vielen tiefgehenden Gesprächen
macht sie Lioba klar, warum die Menschen so handeln, wie sie handeln. Es ist Neid und Missgunst, aber auch das Unvermögen, damit umzugehen, dass andere genauso oder mehr geliebt werden wie sie selbst. Hier sind ihre Worte:
„...Menschen mit einem großen Herzen können dulden, wenn der geliebte Mensch noch andere liebt. Aber die Kleinherzigen können das nicht. Sie ahnen nichts von der wahren Größe Gottes...“
Das Buch zeugt von exakter Recherche der Autorin. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen und verknüpft die historischen Geschehen gekonnt mit den persönlichen Schicksalen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Das Kreuz und Gottes Liebe

Weil du es ihm wert bist
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„...Aber möchten Sie wissen, was das Tollste daran war, dass er die Krone des Himmels gegen die Dornenkrone getauscht hat? Er hat es für Sie getan, nur für Sie...“

Das Buch besteht aus 16 Kapitel. Daran ...

„...Aber möchten Sie wissen, was das Tollste daran war, dass er die Krone des Himmels gegen die Dornenkrone getauscht hat? Er hat es für Sie getan, nur für Sie...“

Das Buch besteht aus 16 Kapitel. Daran arbeitet der Autor die Geschehen von Kreuz und Auferstehung auf. Dreizehn der Kapitel beschäftigen sich mit den Geschenken des Kreuzes.
Das erste Kapitel könnte man als Einführung bezeichnen. Hier zeigt der Autor, was schon der Mensch auf sich nimmt, um seinen Lieben ein Geschenk zu bereiten. Dann schlägt er den Bogen zum Ostergeschehen.
Im zweiten Abschnitt belegt der Autor, dass sich Jesus für uns demütigen ließ. Danach folgt die Darstellung der Dornen als Zeichen der Sünden, die Jesu für uns auf sich genommen hat. Weiterhin beschäftigt sich der Autor mit Vergebung. Er belegt, dass Gott unsere Sprache spricht, uns die Wahl lässt, sich für oder gegen ihn zu unterscheiden, und uns ein passendes Kleid gegeben hat. Vertrauen, progressive Heiligung sowie Güte und Gerechtigkeit werden ebenfalls thematisieert.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Der Grundaufbau der einzelnen Kapitel ist gleich. Vorangestellt ist eine Aussage darüber, worum es geht und welches Zeichen dafür genutzt wird. Dann folgt eine Seite mit Bibelsprüchen und Zitaten bekannter Persönlichkeiten. Danach schließen sich die Ausführungen des Autors an.
Wie immer arbeitet der Autor mit vielen praktischen Beispielen aus dem täglichen Leben und vergleicht dann mit dem biblischen Geschehen. Häufig werden wiederum Zitate eingeflochten.
Manche Dinge werden ausführlich formuliert, andere Ergebnisse kurz, knapp und schlagwortartig auf den Punkt gebracht.
Besonders bewegt hat mich die kursiv eingeflochtene Geschichte in Kapitel 7, die von unendlicher Vaterliebe spricht und zeigt, was uns davon trennt. Dazu gehört das folgende Zitat:
„...Wenn Stolz vor dem Fall kommt, dann ist Scham das, was Sie daran hindert, nach dem Fall wieder aufzustehen...“
In diesem Zitat ist ebenso wie im Eingangszitat sichtbar, dass der Autor mich als Leser mit seinen Ausführungen sehr persönlich anspricht. Er bleibt nicht im Allgemeinen, sondern nimmt mich als Leser durch seine Methode des Erzählens mitten in das Geschehen hinein.
Zwei Kapitel wichen von den anderen ab, eines stilistisch, das zweite inhaltlich.
Im Kapitel 14 steht jeweils fett eine Aussage oder Frage. Dann kommt in normaler Schrift die Antwort darauf. Hier schwingt vor allem in den Antworten ein feiner Humor mit.
Während die anderen Kapitel sich damit beschäftigen, welche Gaben wir am Kreuz finden, fordert uns das 15. Kapitel auf, unseren Ballast am Kreuz niederzulegen. Es geht also inhaltlich darum, was wir selbst zum Kreuz bringen.
Allerdings gibt es im Buch eine kleine Irritation, die bei aufmerksamen Lesen auffällt, aber der Übersetzung geschuldet sein dürfte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hilft, das Ostergeschehen und insbesondere das Opfer Jesu unter verschiedenen Aspekten neu zu betrachten.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Fesselnde Dystopie

Die Banner von Haven
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„...Die schlimmsten Stürme waren die, die einen veränderten. Die einem nicht wegen ihrer Windstärke in Erinnerung blieben, sondern wegen der Verwüstungen, die sie im eigenen Leben anrichtet hatten...“

Wir ...

„...Die schlimmsten Stürme waren die, die einen veränderten. Die einem nicht wegen ihrer Windstärke in Erinnerung blieben, sondern wegen der Verwüstungen, die sie im eigenen Leben anrichtet hatten...“

Wir befinden uns weit in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert. In den Orten an der Küstenstraße gelten besondere Regeln. Nur, wer in der Lage ist, ein Kind aufzuziehen und zu ernähren, erhält ein Banner. In Enids Familie gibt es solch ein Banner. Doch Olive, die zur Familie gehört, hatte eine Fehlgeburt. Enid selbst will kein Kind. Sie arbeitet als Ermittlerin. Zusammen mit Tomas, einem älteren Ermittler, wird sie nach Pasadan gerufen. Dort gibt es einen Toten.
Die Autorin hat eine fesselnde Dystopie geschrieben.
Das Buch spielt abwechselnd in unterschiedlichen Zeiten. Während Tomas und Enid in Pasadan ermitteln und gegen die Widerstände der Bewohner ankämpfen müssen, führen mich andere Kapitel zurück in Enids Vergangenheit.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Die neue Zeit wird gut beschrieben. Es gibt nur wenige Überbleibsel aus der Vergangenheit. Die werden besonders gehütet. Die einstigen Großstädte sind zu Ruinenstädten verkommen. Nach und nach erfahre ich, welche Katastrophen zu dieser Entwicklung geführt haben. Ab und an gibt Enid ihrer Tante Kath eine Stimme, indem sie sich an deren Erzählungen erinnert. Sie hatte im schon hohen Alter den Umbruch erlebt und kannte die Probleme, entscheiden zu müssen, was gerettet werden kann und was keine Chance hat.
Der Fall liegt in Enids Hand. Tomas ist der ruhende Pol, der sie bremst, wenn ihr Temperament überschäumt. Für ihn ist Güte wichtiger als Strenge. In Pasadan sind die Ermittler unerwünscht. Es besteht die Gefahr, dass sie nicht nur den Todesfall aufklären, sondern auch auf andere Unregelmäßigkeiten stoßen. Hinzu kommt, dass das örtliche Komitee, dass sie unterstützen soll, heillos zerstritten ist. Keiner traut dem anderen.
Bei den Rückblick in Enids Leben darf ich mit ihr und ihrem damaligen Freund Dak die Küste entlang wandern. Ich lerne dabei verschiedene Orte und ihre Lebensverhältnisse kennen, erfahre, was in den Ruinenstädten geschieht, und erlebe einen der heftigsten Stürme. In dem Zusammenhang fällt das obige Zitat. Dieser Sturm verändert Enid.
Es ist nicht einfach, mit den begrenzten Ressourcen auszukommen. Die Steuerung der Geburten scheint eine der Möglichkeiten. Die Ermittler sind nicht nur für Kriminalfälle zuständig, sondern kontrollieren ebenfalls die Einhaltung der Regeln. Dazu gehört, dass jede Familie nur ein bestimmtes Kontingent an landwirtschaftliche Produkten anbauen darf. Die Böden sollen nicht ausgelaugt werden. Immer wieder auftretende Stürme unterschiedlicher Stärke sorgen für schwere Schäden und erfordern die Anstrengung aller. Der Tote allerdings war ein Einzelgänger. Seine handwerklichen Fähigkeiten allerdings waren im Ort begehrt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt den Überlebenswillen der Menschheit in schwieriger Situation, lässt aber die Frage offen, ob ein Weg für alle der richtige ist. Enid versucht eine Antwort:
„...Die Regeln müssen für alle gelten, sonst sind sie nichts wert. Sonst sind wir alle gescheitert...“