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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2017

Aus der Sicht eines Hundes

Betrachtungen eines Hundes
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„...Das Erste, das ich meiner neuen Familie beigebracht habe, ist, dass sie meinen Anspruch auf einen Platz auf ihrer Couch respektiert...“

Der Hund Philo erzählt seine Geschichte. Seine Vergangenheit ...

„...Das Erste, das ich meiner neuen Familie beigebracht habe, ist, dass sie meinen Anspruch auf einen Platz auf ihrer Couch respektiert...“

Der Hund Philo erzählt seine Geschichte. Seine Vergangenheit liegt zum großen Teil im Dunkeln. Er lebte einige Zeit auf der Straße und kam dann ins Tierheim. Er sollte an eine Pflegefamilie vermittelt werden. Sein ansprechendes Äußeres war sein Kapital, doch er war es nicht gewohnt, an der Leine zu gehen.
Die Autorin hat einen amüsanten Hunderoman geschrieben. Das Büchlein lässt sich schnell lesen. Kurze Abschnitte sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Der Schriftstil ist leicht und locker. Phil hat ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, wie schon das Eingangszitat zeigt. Er testet gekonnt seine Grenzen aus. Allerdings begreift er auch schnell, wenn er den Bogen überspannt hat.
Zur ersten Geduldsprobe wird der Kauf eines Hundehalsbandes. Die Hundeschule erweist sich als ungeeignet. Erst eine Hundeflüsterin bekommt Kontakt zu Phil. Einige ihrer Ideen findet er gar nicht schlecht.
Gekonnt analysiert und beschreibt Phil sein neues Leben, seien es Spaziergänge, der Inhalt des Futternapfes oder unvermeidliche Besuche beim Tierarzt. Nicht immer passen Wunsch und Wirklichkeit zusammen. Phil buddelt gern und liebt es, sich in stinkendem Dreck zu suhlen. Das führt zu unangenehmen Duschgängen.
Viele farbige Hundebilder illustrieren das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der Autorin ist es geschickt gelungen, den tierischen Blick auf die Welt in Worte zu fassen und dabei die unterschiedlichen Auffassungen von Mensch und Tier herauszuarbeiten. Trotzdem ist in jeder Zeile zu spüren, dass sich Phil in seinem neuen Zuhause wohlfühlt.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Ratte Prinz und Weihnachten

Ratte Prinz im Weihnachtsbaum
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Ratte Prinz stammt aus königlichem Geschlecht, jedenfalls ist er dieser Meinung. Vor einiger Zeit wurde er von der 6jährigen Rapunzel aus einem Kanal vor dem Ertrinken . gerettet. Seitdem lebt er bei ihrer ...

Ratte Prinz stammt aus königlichem Geschlecht, jedenfalls ist er dieser Meinung. Vor einiger Zeit wurde er von der 6jährigen Rapunzel aus einem Kanal vor dem Ertrinken . gerettet. Seitdem lebt er bei ihrer Familie. Rapunzels Eltern sind Künstler. Sie hat noch fünf Geschwister. Nun wird Prinz das erste Mal die Advents- und Weihnachtszeit unter Menschen verbringen.
Die Autorin hat ein schönes und empfehlenswertes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Durch die angenehme Schriftgröße und die kurzen Kapitel ist es auch für Erstleser geeignet.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Stellenweise ist er beschreibend, andererseits ist er von einem feinen Humor durchdrungen. Für letzteres sorgt häufig Prinz. Natürlich möchte er bei allen Ereignissen dabei sein, sei es in der Schule oder auf dem Adventsmarkt. Doch stille halten ist nicht sein Ding, besonders wenn die Neugierde siegt. Das führt dann zu tragischen oder komischen Komplikationen.
Prinz ist allerdings auch eine besondere Ratte. Er kann mit den Menschen kommunizieren, beherrscht die Mathematik besser als die Kinder und hilft ihnen beim Erlernen von Fremdsprachen.
Eine schöne Idee fand ich es, dass sich die Geschwister untereinander mit den Namen von Märchenfiguren anreden. Meist gibt es dafür einen besonderen Grund, weshalb der Name gewählt wurde.
Ausführlich beschrieben wird die Adventszeit. Das Backen von Plätzchen, Weihnachtssingen, Weihnachtsbasteln und das Besorgen der Geschenke gehören unter anderen dazu. Auch Prinz hat sich ein besonderes Geschenk einfallen lassen.
Kurzzeitig kommt bei ihm eine Art Heimweh auf. Er sehnt sich nach seinen Artgenossen. Deshalb unternimmt er einen Ausflug zum nahegelegenen Fluss.
Schöne farbige Bilder illustrieren die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es steckt voller kleiner Überraschungen.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Das Englandspiel

Tod von oben
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„...Du bist wie ein Blatt im Wind, Gerhard. Und wohin der Wind weht, dahin lässt du dich treiben. Und jetzt treibt er dich geradewegs ins Feuer...“

Wir schreiben das Jahr 1941. Die Niederlande stehen ...

„...Du bist wie ein Blatt im Wind, Gerhard. Und wohin der Wind weht, dahin lässt du dich treiben. Und jetzt treibt er dich geradewegs ins Feuer...“

Wir schreiben das Jahr 1941. Die Niederlande stehen unter deutscher Besatzung. Reichskommissar ist Arthur Seyß-Inquart.
Ein Flugzeug aus England bringt zwei Agenten in die Niederlande, den Deutschen Gerhard Prange und den Niederländer Aart Alblas. Sie werden schon während des Absprungs getrennt. Sofieke, eine junge Frau, beobachtet den Absprung von Gerhard. Er wird fast sofort von zwei Polizisten verhaftet. Er beruft sich auf seine Bekanntschaft mit Seyß-Inquart. Das rettet ihm zwar das Leben, doch er muss sich als Agent für die Deutschen verpflichten.
Der Autor hat einen spannenden Roman über ein Stück Kriegsgeschichte geschrieben. Der Hintergrund der Handlung ist in großen Teilen real.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Gerhard ist schwer zu durchschauen. Mit Rückblick auf die vergangenen Jahre formuliert sein Vater das oben angeführte Zitat, bevor er den Kontakt zum Sohn abbricht. Was will Gerhard wirklich? Warum hat er sich auf das riskante Abenteuer eingelassen? Erst nach und nach werden seine Motive klar.
Sofieke ist Jüdin. Sie hat den Namen gewechselt, ihr Elternhaus und den Wohnort verlassen und versucht sich nun als Niederländerin durch das Leben zu schlagen. Das wird immer gefährlich, denn jetzt soll auch in den Niederlanden die Judenfrage gelöst werden. Dabei gehen die Verantwortlichen äußerst raffiniert vor, da die niederländische Bevölkerung schon einmal gezeigt hat, dass sie in dem Punkt sehr sensibel reagiert. Andererseits bemerken Gerhard und vor allem Aart, dass es nicht einfach ist, die Niederländer für den Widerstand zu gewinnen. Sie wollen endlich in ruhe und Frieden leben und nehmen dafür die eine oder andere Unannehmlichkeit auf sich.
Schwierig zu verstehen ist das Handeln der Engländer. Sie haben nicht nur die Lage in den Niederlagen falsch eingeschätzt, sondern schicken wieder und wieder junge Männer in das sichere Verderben. Es fehlen eine angemessene Ausbildung, unangreifbare Papiere und sichere Kontaktadressen. Hinzu kommt, dass die Agenten über mögliche Gefahren völlig im Unklaren gelassen werden.
Gut finde ich, dass mir der Autor auch Einblick in das Familienleben von Seyß-Inquart gewährt. Für die Tochter Dorli ist es eine schwierige Zeit. Sie weiß nicht, wofür ihr Vater alles verantwortlich zeichnet, darf das Grundstück nie allein verlassen und hat keine Freundinnen.
Für zusätzliche Komplikationen sorgen die Spannungen zwischen der SS und der Wehrmacht, hier der Abteilung Abwehr. Jeder neidet dem anderen einen möglichen Erfolg.
Bei den Dialogen wird jedes Wort sprichwörtlich auf die Goldwaage gelegt. Eine Karte der Niederlage, ein ausführliches Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen, eine Übersicht über Institutionen sowie Quellenangaben ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ermöglicht historische Einblicke in die Agententätigkeit abseits der Front.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Erinnerungen an eine vergangene Zeit

Inhalt: Äußerst bedenklich
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„...Doch die Erinnerungen lassen sich nicht verschieben, sie drängen hervor wie die Kinder aus der Schultür, nachdem es zum Unterrichtsende geklingelt hat...“

Erinnerungen sind es, die den Inhalt des ...

„...Doch die Erinnerungen lassen sich nicht verschieben, sie drängen hervor wie die Kinder aus der Schultür, nachdem es zum Unterrichtsende geklingelt hat...“

Erinnerungen sind es, die den Inhalt des Buches bilden. Es sind Episoden einer Zeitenwende, aufgeteilt in zwei Teile. Der erste Teil umfasst 16 Kurzgeschichten und spielt vor 1989. Der zweite Teil beginnt zur Zeit der Grenzöffnung und enthält 9 Erzählungen.
Jede Erzählung spiegelt ein Stück Geschichte und gleichzeitig ein Stück persönlicher Erfahrung wider.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und passt sich den handelnden Personen an. Das Besondere des Buches ist, das die Person des Erzählenden von Geschichte zu Geschichte wechselt.
Da sind die Großeltern, die bei der Rückkehr aus dem Westen an der Grenzkontrolle zittern, denn sie wissen, dass sie einiges bei sich haben, was nicht eingeführt werden darf. Und trotzdem probieren sie es bei jeder Reise wieder.
Und dann gibt den Nachbar Klaus. Er ist in der Lage, Konverter für die Programme des Westfernsehens exakt einzubauen. Die Bezahlung ist vielfältig. Mal ist es Mangelware, die nicht jeder bekommt, mal sind es Westmark.
Die Kusinen aus dem Westen sind zu Besuch. In jeder Zeile spürt man, dass sie Besseres gewohnt sind, als das, was ihnen hier in der DDR geboten wird.
Ein Lehrer legt seine Erfahrungen mit Kollegen und Schülern dar. Auch unter den Schülern kursieren die Mitbringsel aus dem Westen, seien es Poster oder Zeitschriften. Ob der Vater ein hohes Tier in der Politik ist, interessiert Sohn und Tochter nicht.
Eine Verkäuferin erlebt den Wechsel vom Intershop in den örtliche Konsum. Das hat auch seine Vorteile, vor allem, wenn es in der Weihnachtszeit die knappen Südfrüchte gibt.
Im zweiten Teil ändert sich der Schriftstil. Hier überwiegt zuerst Begeisterung. Jetzt kann man fahren, wohin man will und kaufen, was man gern hätte. Doch es deuten sich schon die ersten Schattenseiten an. Der Pastor steht vor leeren Kirchenbänken. Der Tankwart muss sehen, wie lange das Gemisch langt.
Mal auf ernste, mal auf humorvolle Weise werden kurze Details aus dem DDR-Alltag gegenwärtig. Die Darstellung ist realistisch, weder beschönigend noch abwertend. Die Autorin versteht es gekonnt, den Punkt auf manche Wunde zu legen. Was in der Öffentlichkeit gelebt wurde und was hinter der Wohnungstür passierte, waren oft zwei Welten, vor allem wenn es Westkontakte gab. Wer das nicht getrennt hat, bekam Probleme.
Ein Glossar, ein Inhaltsverzeichnis und ein kurzer Lebenslauf der Autorin ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Schöne Erinnerungen

Zwei Mark für ein Lächeln
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„...Und zum ersten Mal spürte sie in ihrem kindlichen Herzen, wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein...“

Außer einem kurzem Vorwort erhält das Buch 25 Geschichten, die meist aus den Nachkriegsjahren ...

„...Und zum ersten Mal spürte sie in ihrem kindlichen Herzen, wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein...“

Außer einem kurzem Vorwort erhält das Buch 25 Geschichten, die meist aus den Nachkriegsjahren stammen.
Die Geschichte haben unterschiedliche Thematik und verfügen damit auch über verschiedene Schriftstile.
Auf einige wenige möchte ich besonders eingehen.
In „Der Herzenswunsch“ träumt ein Kind von einem Puppenwagen. Doch die finanziellen Möglichkeiten reichen nicht. Da hat Frau Link, eine Freundin der Familie, eine besondere Idee. Die Geschichte zeigt, wie Einfallsreichtum und Mitgefühl zu einem guten Ende führen. Obiges Zitat stammt aus der Erzählung.
Das Thema Puppenwagen greift die Autorin in einem völlig anderen Zusammenhang in einer späteren Erzählung nochmals auf. Die spielt in der Gegenwart. Eine alte Dame im Seniorenheim fährt täglich mit einem uralten Puppenwagen ihre Runde. Das bringt die Besucher auf den Gedanken, ihr ein besonders Weihnachtsgeschenk zu machen.
Von Gottes Bewahrung berichtet die Autorin in den Geschichten „Am Gardasee“ und „Schrecksekunde in Italien“.
Es gibt auch humorvolle Erzählungen. Allerdings ist den Mädchen in „Fünf Mädchen und drei Jungen“ der Humor vergangen, als am Sonntag die Jungen mit ihren Mopeds im Ort lautstark auf sich aufmerksam machten.
Andere Geschichten erzählen von liebevoller Zuwendung und Hilfsbereitschaft. Nur wenige Themen wenden sich den düsteren Seiten des Lebens zu. Hier geht es insbesondere um Unachtsamkeit der Eltern gegenüber dem Kind oder der Sehnsucht nach dem fehlenden Vater.
Der Schriftstil liest sich leicht und angenehm. Schöne Sprachbilder und eine gekonnte Wiedergabe der Emotionen der Protagonisten zeichnen ihn aus.
Der Aufbau der einzelnen Erzählungen ist einheitlich gestaltet. Über der Überschrift sind zwei stilisierte Blumen gezeichnet. Am Ende der Geschichte steht kursiv ein Bibelspruch, der zum Inhalt passt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es weckt Erinnerungen an ein Zeit, die weniger hektisch war und wo der Wert von Kleinigkeiten noch geschätzt wurde. Dabei hat die Autorin durchaus thematisiert, dass auch diese Zeit ihre besonderen Schwierigkeiten hatte.