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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2017

Berührender Briefroman

Die kleinen Sterne leuchten immer - Briefe einer Sternenkindmutter
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„...Sie wird für immer meine süße kleine Tochter sein. Sie ist für mich ein kleiner Engel der kurz mit seinen Flügeln die Erde berührt hat...“

Eine Frau schreibt Briefe an ihre verstorbene Mutter. Die ...

„...Sie wird für immer meine süße kleine Tochter sein. Sie ist für mich ein kleiner Engel der kurz mit seinen Flügeln die Erde berührt hat...“

Eine Frau schreibt Briefe an ihre verstorbene Mutter. Die Art der Briefe zeigt, wie sehr sie ihre Mutter vermisst und wie vertrauensvoll das Verhältnis zu Lebzeiten gewesen sein muss.
Anfangs geht es um alltägliche Freuden und Probleme mit ihrem Mann Torben und den kleinen Sohn Fynn.
Dann wird sie unerwartet schwanger geworden. In den Briefen schwingt die Freude auf das zu erwartende Kind mit. Doch eine Ultraschalluntersuchung bringt zeigt, das das Kind außerhalb des Mutterleibs nur wenige Tage leben wird. Es hat eine schwere Behinderung.
Die nun folgenden Brief zeigen den inneren Kampf um die richtige Entscheidung. Soll sie das Kind abtreiben oder austragen?
Diese Briefe sind getragen von der Suche nach Hilfe und Antwort, der Reflexion, was die Mutter ihr wohl empfehlen würde. Dabei wird auch immer wieder die Frage berührt, was für das Kind das Beste ist. Und sie hat Schuldgefühle, dass ihr Verhalten die Krankheit bewirkt haben könnte. Unterhaltungen mit Ärzten, die Hinwendung zu einer Gruppe Betroffener und intensive Gespräche in der Familie helfen bei der Entscheidung. Sehr ausführlich werden die Gefühle für das Ungeborene wiedergegeben. Am Ende siegt die Liebe. Sie spürt ihr kleines Mädchen und hofft, es in den Armen halten zu dürfen. Wichtig finde ich, dass sie in den Briefen darauf hinweist, dass jeder in dieser Situation selbst seinen Weg, ob Abtreibung oder Austragung, finden muss. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Freunde und Nachbarn stehen ihnen in der kommenden Zeit zur Seite.
Zwei Tage dürfen sie ihr kleines Mädchen bei sich haben. Dann müssen sie es abgeben in die Ewigkeit. Diese Formulierung habe ich bewusst gewählt, denn ich fand es berührend, wie stark der Glaube in den Briefen zum Ausdruck kommt, dass die Großmutter auf ihr Enkelkind wartet.
Bis zur Geburt ist die Familie zusammengewachsen. Auch Fynn durfte seine kleine Schwester kennenlernen und von ihr Abschied nehmen, als sie noch lebte. Doch die Zeit der Trauer bringt Probleme. Jeder trauert anders und hat andere Erwartungen an die Zukunft.
Die Schreiberin der Briefe sucht sich professionelle Hilfe, weil sie weiß, das sie für ihren kleiner Sohn und die Familie wichtig ist. Langsam findet sie ins Leben zurück. Damit ist die Trauer nicht vorbei, aber sie dominiert nicht mehr den Alltag.
Der Schriftstil der Briefe ist sehr ehrlich. Gleichzeitig erfahre ich als Leser dadurch eine Menge über die Vergangenheit und die Werte, die ihr von den Eltern vermittelt worden sind.
Mit bewegenden Worten schildert sie ihren inneren Kampf, ihre Sorgen, ihre Zweifel. Ein besonderes Zeichen ihres psychischen Zustands sind die Grußworte, die genau wie die Anrede in Schreibschrift wiedergegeben werden.
Drei Briefe schreibt sie auch an ihr Sternenkind. Das lässt sie dann aber, weil es sie innerlich zu sehr aufwühlt.
Das Buch hat mich tief berührt. Der Briefroman ist ein großartiges Dokument von Menschlichkeit und Ehrfurcht vor dem Leben. Mit einem zitat aus der Zeit der Schwangerschaft möchte ich abschließen:
„...Nun spüre ich meine Tochter in mir, sie lebt in mir...Sie gibt mir ihre Liebe...Manchmal ist es wie ein Gespräch zwischen uns. Ohne Worte, aber mit viel Gefühl...“

Veröffentlicht am 01.07.2017

Tiefgründig und bewegend

Solange die Hoffnung uns gehört
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„...Musik richtete nicht, fragte nicht, klagte niemanden an. Sie war einfach da. Mal leise, oftmals laut, fröhlich und ausgelassen konnte sie sein, dann wieder schwermütig und einfühlsam, voller Schmerz. ...

„...Musik richtete nicht, fragte nicht, klagte niemanden an. Sie war einfach da. Mal leise, oftmals laut, fröhlich und ausgelassen konnte sie sein, dann wieder schwermütig und einfühlsam, voller Schmerz. Ihre Nähe war wie eine sanfte Umarmung, die einen auffing, tröstete...“

Anni Kluger ist Sopranist an der Frankfurter Oper. Ihre 6jährige Tochter Ruth begleitet sie häufig zu den Vorstellung. Sie ist Georginas Garderobenmädchen. Das Theater ist die Welt ihrer unbeschwerten Kindheit. Doch wir schreiben das Jahr 1933. Zwar sind Annis Eltern, als sie 2 Jahre alt war, zum Protestantismus konvertiert, doch das interessiert niemand. Laut ihrem Ausweis ist sie Jüdin. Ruths verstorbener Vater war Katholik. Das macht Ruth zur Halbjüdin. Es genügt eine Pause in der Vorstellung, um Anni des Theaters zu verweisen und ihre Stellvertreterin weitersingen zu lassen. Diese hatte es mit ihren Kontakten darauf angelegt. Damit gibt es auch für Ruth die Welt des Theaters nicht mehr. Die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei. Freunde werden zu Feinden.
Die Autorin hat einen fesselnden, tiefgründigen und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Ich möchte mich auf zwei beschränken. Das ist zum einen Georgina, der eigentlich Norbert heißt. Er wird immer der starke Freund an Annis Seite bleiben, obwohl er in der Nazizeit selbst vorsichtig sein muss. Zum anderen ist es Walter. Der Junge ist Jude, wohnt im Nachbarhaus von Anni, ist zwei Jahre älter als Ruth und teilt mit ihr die Liebe zur Musik.
Als sich alle Ausreiseversuche zerschlagen haben, nimmt Anni dir ihr gebotene Chance war und sendet Ruth 1938 mit der von Quäkern organisierten Kinderlandverschickung nach England. Da ihre Großmutter väterlicherseits Ruth Geld für die Ausbildung vererbt hat, kann sie dort ein Internat besuchen. Anni wird von den Verantwortlichen Hoffnung gemacht, dass sie ihrem Kind bald folgen darf. Als es fast so weit ist, kommt es zum Krieg zwischen Deutschland und England. Die Hoffnungen zerschlagen sich.
Das Buch ist durch einen gehobenen Schriftstil gekennzeichnet. Von der stellenweise bildhaften Sprache zeugt das obige Zitat. Für Ruth ist die Musik über viele Jahre Trost und Hilfe. Gleichzeitig verwendet die Autorin musikalische Inhalte, um Ruths Emotionen wiederzugeben. Ein jüdisches Lied, das sie oft gemeinsam mit der Mutter gesungen hat, ist wie ein Bild für Zusammenhalt und Trennung. Was das genau bedeutet, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Sehr detailliert wird das Leben am Theater beschrieben. Es ermöglicht eine Freiheit und einen Freiraum, der nun nach und nach beschnitten wird. Stück für Stück lässt mich die Autorin an den gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland teilnehmen. Anni erlebt, wie die Reichskristallnacht die Situation verschärft. Jüdische Theater werden geschlossen, der Judenstern wird zur Pflicht. Doch es soll noch schlimmer kommen.
Nachdem Ruth abgereist ist, wird abwechselnd ein Kapitel aus Deutschland und eins aus England erzählt. Berührend sind die Briefe, die sich Mutter und Tochter schreiben. Doch die Zeit wirkt zermürbend. Bombenangriffe auf beiden Seiten sorgen für Angst und Schrecken. Und ob die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht schlimm genug wären, kommen noch persönliche Misstöne hinzu. Verrat ist in Deutschland an der Tagesordnung. Die Autorin zeigt aber auch, dass es Menschen gab, sich sich Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft bewahrt haben. Manchmal kam Hilfe von unerwarteter Seite, denn die Liebe schert sich nicht um Konventionen und politische Befindlichkeiten. Auch in England war das Leben nicht nur Sonnenschein. Die Angst um die Angehörigen, das Heimweh, die Sehnsucht nach der Mutter werden gut durch die Handlungen der Protagonisten wiedergegeben. Nicht jeder Engländer war von den deutschen Flüchtlingen begeistert. Häufig waren sie außerhalb des Internats Anfeindungen ausgesetzt. Eifersucht und Neid bleiben im Internatsleben nicht aus.
In einem ausführlichen Nachwort trennt die Autorin Realität und Fiktion. Für viele der im Roman vorkommenden Schicksale gibt es Personen, die Ähnliches erlebt haben.
Das Cover mit der in die Ferne blickenden jungen Frau weist insbesondere durch die nostalgisch wirkende Farbgestaltung auf vergangene Zeit hin.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung. Zu den Gründen gäbe es noch viel zu sagen. Das würde aber zum einen den Umfang dieser Rezension sprengen und zum anderen zu tief in die Handlung des Buches führen.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Mord in dörflicher Idylle

Bernsteinblut
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Kommissar Piet Petersen wird zu einem Mord gerufen. Der 80jährige Heinrich Lüdersen wurde mit seiner Mistgabel erstochen. Auf dem Körper des Toten liegt ein Bernstein. Es soll nicht der letzte Mord in ...

Kommissar Piet Petersen wird zu einem Mord gerufen. Der 80jährige Heinrich Lüdersen wurde mit seiner Mistgabel erstochen. Auf dem Körper des Toten liegt ein Bernstein. Es soll nicht der letzte Mord in dem beschaulichen Dorf Söderbrock gewesen sein.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Piet hat sich nach dem ungeklärtem Mord an seiner Frau in die Gegend versetzen. Sein Kollege Hauke Hansen dagegen kennt sich im Dorf ausgezeichnet aus und weiß um die Befindlichkeiten der Bewohner.
Der Schriftstil ist angenehm lesbar. Die Verhältnisse in Dorf werden detailliert wiedergegeben. Als Leser lerne ich einige Bewohner und ihre Vorlieben kennen. Dazu gehört, dass es nicht alle mit der Treue genau nehmen. Die Ermittlungen zeigen, dass der Tote sehr stur sein konnte und sich mit anderen angelegt hat. Damit gab es sofort Verdächtige. Als aber der Journalist Ingo einen Artikel über ein brisantes Bauprojekt veröffentlicht, rückt ein zweites Tatmotiv in den Vordergrund. Ein besonderes Stilelement hat die Autorin für Piet ersonnen. Er sieht an jedem Toten das Gesicht seiner Frau. Erscheint es nicht, weiß er, dass der Verletzte noch lebt. Dass ihn dies allerdings psychisch belastet, ist nachvollziehbar. Ab und an findet sich eine Spur feiner Humor. So ist streit nicht gleich Streit.
Geschickt versteht es die Autorin, ab und an kleine Hinweise zu geben, die aber schnell durch den Dorfklatsch überdeckt werden. Gut ausgearbeitete Gespräche sorgen für einen Fortgang der Ermittlungen und ermöglichen mir das Mitraten. Natürlich bin ich dabei sämtlichen Um- oder Irrwegen gefolgt. Gleichzeitig wird das Bild des zuerst Getöteten differenzierter gezeichnet. Vorurteile und Heuchelei spielen eine nicht unwesentliche Rolle im dörflichen Zusammenleben.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Am Ende bleibt keine Frage zum aktuellen Fall offen, auch wenn ich das Motiv des Täters nicht nachvollziehen kann.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Beeindruckender Schriftstil

Das Haus der schwarzen Schwäne
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„...Auf einmal wandelte eine Frau im schwarzen Schleier an Falka vorbei, und Falka sah einzig nur nach ihr. Sie war alt, sie hatte weißes Greisenhaar, sie war in Trauer, aber der Schleier machte sie schön. ...

„...Auf einmal wandelte eine Frau im schwarzen Schleier an Falka vorbei, und Falka sah einzig nur nach ihr. Sie war alt, sie hatte weißes Greisenhaar, sie war in Trauer, aber der Schleier machte sie schön. ...Da wandelte die Nacht mitten durch den Tag, und alles Taghelle verblasste vor der einen Gestalt, die auf dem Meeresboden ihrer Trauer in Finsternis ging...“

Wir schreiben das Jahr 1693. Falka wird von ihrer Heimatinsel vertrieben, nachdem ihr Vater und Peder, ihr Geliebter, auf See geblieben waren. Die Bewohner werden ihr Schadenszauber vor. Falka wird nach Tondern gebracht, wo sie in der Fabrik von Willem Tondernsen Spitze klöppeln soll. Drehen, kreuzen, drehen, kreuzen – das begleitet sie durch den Tag. Immer 12 Mädchen sind in einer Kammer unterbracht, die nach 16stündiger Arbeit ihr Heim ist.
Die Autorin hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Bedauerlicherweise aber gibt es keine Information darüber, was historische Wahrheit und was Phantasie ist.
Die Hochzeit von Lily, Willem Tondernsens einziger Tochter, ist als ein besonderes Fest geplant. Das wird sie auch, aber anders, als es sich die Beteiligten vorgestellt haben. Zehn Klöppelmädchen aus Falkas Kammer stürzen sich vom Dach der Fabrik in den Tod. Ihr Vermächtnis trägt Falka weiter.
Der Schriftstil zeichnet sich durch außergewöhnliche und vielfältige Sprachbilder aus, wie schon das obige Zitat zeigt. Sie unterstreichen die düstere Stimmung, die die Handlung bis zum Schluss durchzieht. Die Verhältnisse werden detailliert beschrieben. Während die Mädchen hungern und frieren, wird Willem durch die gefragte Spitze reich. Mit dem Selbstmord setzen die Mädchen ein Zeichen. Besonders Lily wird das Geschehen ihr Leben lang nicht loslassen. Unter den Toten ist ein Kind, das schon zur Weihnachtsmesse die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Das Kind bekommt Lily nicht aus ihren Gedanken.
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Falka. Sie ist eine begabte Klöpplerin und versteht es zunehmend, Mädchen und Frauen in ihren Bann zu ziehen. Kunstvoll geklöppelte schwarze Schleier werden zu einem Symbol der Freiheit. Doch Falka ist in der Wahl ihrer Mittel nicht wählerisch. Sie sieht nur ihr Ziel, die Herrschaft der Mädchen, und erwartet zunehmend, dass sich alle ihr unterordnen.
„...Die ganze Menschheit wird von Frauen geboren. Dann sollen Frauen auch über die gesamte Menschheit gebieten...“
Mit diesen Worten formuliert Falka ihr Ziel. Dafür geht sie über Leichen. Dafür stößt sie Freundinnen vor den Kopf. Natürlich wird an vielen Stellen der Handlung deutlich, dass Mädchen in der damaligen Zeit keinerlei Rechte hatten. Der Autorin gelingt es anschaulich und eindringlich nachzuweisen, dass man Unrecht nicht beseitigt, indem man selbst Unrecht tut und in die Radikalität abgleitet. Einer der Gegenspieler Falkas ist ihr Mann Till. Er hatte als Junge die Grausamkeiten des Krieges in Pommern erlebt, war vor Krieg und Unrecht geflohen und sah nun die Gefahr, dass alles von vorn los ging.
Es gab durchaus Situationen, wo Falka gekonnt mit ihren weiblichen Reizen spielte. Sie erhielt Einblick in die große Weltpolitik. Der dänische König war nicht bereit, sich an einem Krieg zu beteiligen. Er wollte Frieden für sein Volk. Die Beziehungen zwischen Dänemark, Russland, Schweden und Polen werden gekonnt im Buch thematisiert.
Das dunkle Cover passt zur Handlung.
Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn die Geschichte am Ende unrealistische Züge annahm. Genau deshalb hätte ich mir ein erklärendes Nachwort gewünscht. Falka war mit ihrem Ziel ihrer Zeit weit voraus. Die Wahl der Mittel allerdings beweisen die dunkle Seite ihres Charakters.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Flucht mit einem Mörder?

Aargau-Fieber
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„...Andrina wurde schlecht bei den Gedanken, mit einem Mörder im Auto zu sitzen. Würde er sie nun töten? Sie sollte aus den Auto springen...“

Der Roman beginnt mit einer heftigen Erpressung. Heftig deshalb, ...

„...Andrina wurde schlecht bei den Gedanken, mit einem Mörder im Auto zu sitzen. Würde er sie nun töten? Sie sollte aus den Auto springen...“

Der Roman beginnt mit einer heftigen Erpressung. Heftig deshalb, weil der Erpresser droht, sich an Frau und Kindern seines Gegenüber schadlos zu halten, wenn der nicht spurt.
Dann wechselt die Geschichte zu einem morgendlichen Treffen der beiden Schwestern Andrina und Seraina. Während des Gesprächs wird es Seraina schlecht und sie bricht zusammen. In der Klinik fällt sie ins Koma.
Während Andrina um das Leben ihrer Schwester bangt, klingelt es an der Tür. Ein Enrico Bianchi behauptet, Marcos Bruder zu sein. Marco Feller ist Polizist und Andrinas Freund.
Als Enrico beschuldigt wird, für den Tod zweier Mitarbeiter in Jura Med AG, in der er Geschäftsführer ist, verantwortlich zu sein, warnt ihn Andrina und flieht mit ihm aus Aargau.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Es war mein erster Roman von der Autorin, doch ich hatte keinerlei Probleme, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Das Besondere daran ist, dass ich das gesamte Geschehen durch die Augen von Andrina sehe. Das bedeutet, dass ich zwar mitbekomme, wie die Protagonisten handeln, aber kaum Informationen über ihre Motive habe. Dadurch wird der Spannungsbogen hochgehalten. Sehr deutlich wird, dass Feller von Anfang an Bianchi ablehnt. Er verbietet Andrina jeden Kontakt mit ihm. Dann aber zwingen sie die Verhältnisse in ihrem Verlag, mit Bianchi zusammenzuarbeiten, denn Sophie, die für das neue Projekt verantwortlich war, wird mit den gleichen Symptomen wie Seraina in die Klinik eingeliefert. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel.
Fehlendes Vertrauen durchzieht die Handlung wie ein roter Faden. Andrina begleitet zwar Bianchi auf der Flucht, wobei ihr vermutlich selbst nicht klar ist, wie sie in diese Rolle kam, traut ihm aber nicht. Das beweist das obige Zitat. Nicht ganz unschuldig an Andrinas Handeln ist Feller, von dessen Misstrauen ihr gegenüber Andrina vor der erneuten Begegnung mit Bianchi erfahren hat. Doch auch Bianchi gibt sich wenig Mühe, Andrina von seiner Rechtschaffenheit zu überzeugen. Nur bruchstückhaft versorgt er sie mit Informationen, deren Wahrheitsgehalt nicht kontrollierbar ist und die manchmal recht abenteuerlich klingen. Auch die Fluchtroute bleibt sein Geheimnis. Obwohl er eigentlich die wahren Mörder finden will, bleibt Zeit zum Einkaufen und Baden. Für mich als Leser wird allerdings bald deutlich, dass da jemand im Hintergrund die Fäden zieht und in der Lage ist, selbst die Polizisten gekonnt zu manipulieren. Im Laufe der Handlung nimmt Andrinas innere Zerrissenheit zu. Einerseits kann sie Fellers Verhalten ihr gegenüber nicht nachvollziehen, andererseits liebt sie ihn nach wie vor, selbst in Momenten, wo sie das Gegenteil behauptet. Bianchi sieht seine Chance, nutzt jede Berührung, scheut aber vor der letzten Konsequenz.
Als Bianchi und Andrina erste Hinweise erhalten, was zu Serainas Krankheit geführt haben könnte, wird es für beide lebensgefährlich.
Die Flucht durch die Schweiz wird detailliert beschreiben. Dadurch lerne ich so manche Sehenswürdigkeit kennen.
Das Cover mit der lila Blüte passt zur Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte war geschickt aufgebaut und wurde logisch zu Ende geführt.