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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2017

Mord in der Pfalz

Biertrinker sind verdächtig
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„...Es war deutlich, dass seine Kollegin etwas gegen den jungen Mann hatte...Da er aber etliche Jahre verheiratet war, wusste er, wann es für einen Mann besser war zu schweigen...“

Als Detlev Menke das ...

„...Es war deutlich, dass seine Kollegin etwas gegen den jungen Mann hatte...Da er aber etliche Jahre verheiratet war, wusste er, wann es für einen Mann besser war zu schweigen...“

Als Detlev Menke das Hotelzimmer betritt, liegt die Frau, die dieser treffen wollte, auf dem Bett. Doch dort wartet sie nicht auf das Rendezvous, denn sie ist tot. Detlev ruft die Polizei. Oberkommissarin Tabea Kühn und Norman Sand treffen auf Detlev. Normans Gedanken gibt das obige Zitat wieder.
Die Autorin hat einen humorvollen Krimi geschrieben. Die Protagonisten werden gut charakterisiert.
Detlev war 8 Jahre, seine Schwester Wiebke 12 Jahre, als der Vater starb. Die Mutter hat das Weingut der Familie weitergeführt. Nun steht ihr Wiebke zur Seite. Detlev ist allerdings in erster Linie Sohn. Als ihm die Familie droht, dass der monatliche Scheck ausbleiben könnte, macht er ein Detektivbüro auf. Sein erster Fall sollte der Nachweis der Untreue einer Ehefrau sein. Die Frau aber ist nun tot.
Der Ehemann scheint vom Tod seiner Frau nicht sehr betroffen. Er ist leidenschaftlicher Angler. Alles andere interessiert ihn nur marginal.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Selbst mit dem Pfälzer Dialekt von Peter Pawenke, dem Leiter der K11, hatte ich keine Probleme. Gekonnt kombiniert die Autorin eine spannende Handlung mit vielfältigen Informationen. Ich mag auch den Rechtsmediziner, der einerseits viel Humor hat und der mich außerdem darüber aufklärt, welche Unterschiede es zwischen einem Fernsehkrimi und der Wirklichkeit gibt. Die Besonderheiten von Bad Dürkheim, insbesondere der Wurstmarkt, spielen in der Geschichte ebenfalls eine Rolle. Gut dargestellt wird die Entwicklung von Detlev. Es ist nicht nur die Oberkommissarin, deren Ablehnung und Missachtung er ertragen muss. Auch die Standpauke, die ihm Anette auf dem Wurstmarkt hält, ist nicht von schlechten Eltern. Berührend fand ich das Gespräch zwischen Detlev und seiner Schwester. Es war eine der großartig ausgearbeiteten ernsten Szenen. Der mögliche Täter zeichnet sich relativ früh ab. Spannung wird aber dadurch aufgebaut, dass nicht klar ist, wie manch anderer in das Geschehen verstrickt ist. Die Wahrheit erfahren die Kriminalisten nur stückweise. Allerdings wird Tabea sehr schnell deutlich, wenn man versucht, ihr Märchen zu erzählen. Im Team der Kriminalisten herrscht eine angenehme Arbeitsatmosphäre.
Das Besondere der Schreibstils ist, dass es in bestimmten Abschnitten Ich-Erzähler gibt. So wird der beginn der Geschichte aus der Sicht von Detlev geschildert. In einem langen Monolog hat der Täter ebenfalls die Möglichkeit, mich über seine Vorgehensweise, seine Motivation und seine Vergangenheit zu informieren.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe auf weitere Fälle des Teams. Mit einem weiteren Zitat möchte ich die Rezension beenden:
„...Kennst du den Unterschied zwischen einen Rhein-Hessen und einem Pfälzer? Der aus Rheinhessen geht abends aus, trinkt drei Weinschorle, nimmt sich ein Taxi und lässt sich nach Hause fahren, der Pfälzer trinkt auch drei Weinschorle und ist der Fahrer...“

Veröffentlicht am 14.08.2017

Harte Zeiten

Von ferne klingt mein Lied
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"...Man stelle sich lieber nicht vor, wie das Schicksal des Feindes aussehen wird, falls die Rote Armee je die Oder überqueren sollte..."

Wir befinden uns im Dezember 1941. Cameron ist in die Sowjetunion ...

"...Man stelle sich lieber nicht vor, wie das Schicksal des Feindes aussehen wird, falls die Rote Armee je die Oder überqueren sollte..."

Wir befinden uns im Dezember 1941. Cameron ist in die Sowjetunion zurückgekehrt. Da erschüttert eine Nachricht die Welt. Die Japaner haben Pearl Harbor angegriffen und fast die gesamte Flotte der Amerikaner vernichtet. Plötzlich erhält der zweite Weltkrieg eine neue Dimension, Amerika ist unmittelbar betroffen..
Bei dem Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Sturmzeiten-Tetralogie. Er schließt fast zeitgenau an den Vorgängerband an.
Während Cameron in der Sowjetunion weiter mit der Bürokratie kämpft und die Suche nach ihren Halbbruder aufnimmt, eskaliert die Situation im Pazifik. Dort hat sich Blair, die zweite Schwester, ein neues Leben aufgebaut und wieder Kontakt zu Gary. Doch die Bombardierung der Philippinen durch Japan zwingt Blair, Manila zu verlassen.
In Amerika kommen auf Jackie, die Jüngste der Schwester, schwere Zeiten zu. Sie liebt Sam, einen japanischen jungen Mann.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Da die drei Schwester nicht nur völlig unterschiedliche Charaktere haben, sondern auch in verscheidnene Teilen der Welt zu finden sind, ergibtsich für die Autorin die Möglichkeit, den Krieg aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Sehr detailliert beschreibt die Autorin die Kriegshandlungen. Das betrifft in diesem Teil vor allem die Vorgänge auf den Philippinen. Dabei scheut sie sich nicht vor Kritik an Amerika. Die amerikanischen Soldaten und Offiziere sind im Mythos der Unbesiegbarkeit erzogen worden. Auf den Philippinen fühlen sie sich nicht nur allein gelassen, sondern müssen die Bitterkeit einer Niederlage erleben.
Vor allem Blair macht auf den Philippinen einen gewaltigen Reifeprozess durch. Als verwöhntes junges Mädchen aus reichen Haus muss sie lernen, sich unterzuordnen und anderen zu vertrauen. Es fällt ihr anfangs schwer zu begreifen, dass sie nicht der Mittelpunkt der Welt ist und nur ihre Bedürfnisse zählen. Sie braucht lange, bevor sie den folgenden Satz von Gary begreift.
„...Du bist ein Staubkorn verglichen mit all dem, was in diesen Tagen geschieht...“
Die Erfahrungen der Flucht zeigen ihr, dass das Leben kein Hollywoodfilm ist. Zunehmend öffnet sie sich für Glaubensgespräche. Diese Dialoge gehören für mich zu den sprachlichen Höhepunkten der Geschichte. Hier wird herausgearbeitet, dass der Glauben immer eine ganz persönliche Beziehung zu Gott ist. Außerdem räumt die Autorin mit der Vorstellung auf, dass ein Christ in jeder Beziehung perfekt sein muss.
In der Sowjetunion gelingt es den Journalisten, Gegenden zu besuchen, die von den deutschen Besatzern befreit wurden. Die Folgen der Besatzung werden in obigen Zitat zum Ausdruck gebracht. Auch Cameron befasst sich mit dem Glauben. Doch im Gegensatz zu Blair ist sie eine starke junge Frau. Sie befürchtet, diese Stärke abgeben zu müssen. Aber auch sie formt der Krieg. Der anfängliche Eifer an ihrem Beruf ist enormen Schwankungen unterworfen. Zu den berührendsten Szenen gehören die Schilderungen der Lebensumstände im eingeschlossenen Leningrad.
Jackie und Sam müssen damit leben, in ihrer Umgebung verachtet zu werden, er von seinen japanischen Freunden, Jackie von der weißen Bevölkerung. Dabei interessiert es niemand, dass Sam die amerikanische Staatsbürgerschaft hat. Er wird genauso behandelt wie diejenigen, die die Staatsbürgerschaft nicht haben.
Überraschende Charakterzüge zeigen die Eltern der Mädchen. Weihnachten lässt selbst einen Keagan weich werden. Und Jackies Mutter zeigt, dass sie sich gegen ihren Mann durchsetzen kann, wenn es ihr wichtig ist.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, bei aller Grausamkeit des Krieges auch der menschlichen Seite genügend Raum zu geben. Ihre Protagonisten dürfen in schwierigen Zeiten reifen und wachsen. Alle sind Menschen mit Stärken und Schwächen.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Pauline in großer Form

Schampus, Küsschen, Räuberjagd
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„...Männer sind was Wunderbares: als Dessert wohlgemerkt, als Hauptspeise können sie einem ganz schön im Magen liegen!...“

ER bricht in eine Stadtvilla in Bayreuth ein und stiehlt eine Kette. Die Flucht ...

„...Männer sind was Wunderbares: als Dessert wohlgemerkt, als Hauptspeise können sie einem ganz schön im Magen liegen!...“

ER bricht in eine Stadtvilla in Bayreuth ein und stiehlt eine Kette. Die Flucht wird schwierig, denn die Besitzerin hat eine Katze und der Dieb eine Katzenallergie.
Die Opernsängerin Pauline Miller soll die Isolde in Bayreuth spielen. Sie freut sich darauf, wird aber von der Nachricht überrascht, dass Silke von Hermann ebenfalls eine Rolle hat. Die beiden können sich nicht ausstehen.
Und dann findet Pauline in Yves` Tasche eine Kette mit dem Daw`aljarub, einen berühmten Diamanten. Yves weiß nicht, wie sie dorthin kommt. Was tun?
Die Autorin hat erneut einen amüsanten Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Pauline ist die Ich-Erzählerin. Sie nimmt wie schon im Vorgängerband jedes Fettnäpfchen mit, in das sie nur treten kann. Glücklicherweise gibt es ihre Agentin Bröcki, die manche Situation rettet. Ihre kleine Größe macht sie mit ihrem selbstbewussten und bestimmten Auftreten wett.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Das zeigt sich unter anderen in geschickt gewählten Namen und neuen Wortschöpfungen. So zeichnet sich Yves durch seine „...erfolgreiche Fortpflanzungsgymnastik...“ aus. Gleich zu Beginn stellt mir als Leser Pauline auf ihre unnachahmliche Art die Besetzungsliste der Oper vor. Anschaulich lerne ich dadurch die Protagonisten und ihre Eigenheiten kennen. Auch Ramadas, Paulines Boston Terrier, ist ab und an für eine Überraschung gut. Die Krönung und sprachlichen Höhepunkte allerdings sind eine Vielzahl der Sprüche von Pauline. Obiges Zitat ist nur ein Beispiel dafür. Auch der Schlagabtausch zwischen Pauline und Hermännchen macht das Lesen zum Vergnügen.
Neben all dem Humor gelingt es der Autorin aber auch, Fachwissen gekonnt in die Geschichte einzufügen. So erfahre ich zum Beispiel, wie Alkohol auf die Stimmbänder wirkt oder welche Vergangenheit der Diamant hat.
Als besonderes Stilmittel fügt die Autorin zwei Zeitungsausschnitte in die Handlung ein.
Natürlich gehört es zu Paulines Eigenheit, dass sie meist erst handelt und dann nachdenkt. Das führt zu amüsanten Situationen. Hinzu kommt, dass es in ihrem Privatleben momentan auch nicht so läuft, wie sie sich das gedacht hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist Training für das Zwerchfell. Mit folgendem Zitat möchte ich die Ausführungen beenden:
"...Hund oder Mann? Die Frage ist doch, will man sich nur den Teppich versauen lassen oder das ganze Leben?..."

Veröffentlicht am 11.08.2017

Spannend

Allmacht
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„...Wir werden die Wahrheit so schnell aus dem Wasser ziehen, wie du die Regenbogenforelle aus der Moskwa, die an deiner Datsche vorbeifließt...“


Im Jahre 1959 brechen 10 sowjetische Studenten zum Cholat ...

„...Wir werden die Wahrheit so schnell aus dem Wasser ziehen, wie du die Regenbogenforelle aus der Moskwa, die an deiner Datsche vorbeifließt...“


Im Jahre 1959 brechen 10 sowjetische Studenten zum Cholat Sjachl auf. Ein Schamane warnt sie. Einer der Studenten kehrt um, weil er sich nicht wohlfühlt. Die anderen Neun kommen bis zum Fuß des Berges. Diese Nacht soll ihre Todesnacht werden. Ihr Tod wird nie aufgeklärt.

Dann wechselt die Handlung in die Gegenwart. Maxim Charkow erhält an seinem freien Tag einen Anruf seiner Assistentin Priska. In einer Villa am Zürichsee wurde die Leiche des russischen Milliardärs Igor Komarow gefunden. Bei Ankunft der Polizei flieht ein junger Mann über das Dach. Alles sieht nach einem Mord mit homosexuellen Hintergrund aus. Doch Charkow ist skeptisch.

Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Geschickt verknüpft er die Geschehnisse in der Vergangenheit mit dem aktuellen Mord.

Die Personen werden gut charakterisiert. Charkow kann seine russischen Wurzeln nicht verleugnen. Das zeigt sich nicht nur in seinem Privatleben, sondern auch bei seinen Ermittlungen. Er weiß, wie seine Landsleute ticken und spürt die Angst bei dem einen oder anderen, er könne ein Wort zu viel sagen. Gleichzeitig herrscht im Team der Ermittler eine angenehme Atmosphäre.

Die Spannung ergibt sich aus der Verknüpfung mehrerer Handlungsstränge. Ich möchte bewusst hier nicht auf alle eingehen. Hinzu kommt, dass anfangs überhaupt nicht klar ist, wer von wem wie und warum abhängig ist.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und unterstützt den Spannungsbogen. Das bewirken auch die in kurze Abschnitte geteilten Kapitel, die einen schnellen Wechsel zwischen den Handlungsorten ermöglichen. Ab und an erhalte ich als Leser einen Einblick in die Ermittlungen oder eher in die kaum stattfindenden Ermittlungen zu den Ereignissen des Jahres 1959. Außerdem mag ich Charkows philosophische und gesellschaftskritische Ader, die das folgende Zitat belegt.

"...Die Feudalherrschaft aus dem Mittelalter hatte bis heute überlebt. Mit dem Unterschied, dass die obere Schicht erkannt hatte, der unteren Schicht ausreichend Brot und Spiele zu geben, damit sie sich ruhig verhielt und sogar die Interessen der Oberschicht verteidigte..."

Das Eingangszitat stammt ebenfalls von Charkow und ist ein Beispiel für die stellenweise bildhafte Sprache des Autors. Er beherrscht den Umgang mit Metaphern. Außerdem erlaubt mir der Schriftstil, die Ermittlungen detailgenau zu verfolgen. Gut finde ich, dass mir bei einigen der Protagonisten der Blick in ihre Vergangenheit gewährt wird. Dadurch eröffnet sich nach und nach die Sicht in ein menschenverachtendes System, dass ohne jegliche Kontrolle durch den Staat agiert – und das nicht nur in Russland, sondern auch in der Schweiz.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht der Frage nach, welche Methoden es gibt, den freien Willen des Menschen zu instrumentalisieren.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Spannender Fall

Endstation Neukölln
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„...Wenn du schon nichts einkaufen gehst außer deinem Fusel, dann lass den Kleinen wenigstens ihren Kakao...“

Hauptkommissar Stefan Breschnow hat seinen freien Tag. Er verbringt ihn mit seinem besten ...

„...Wenn du schon nichts einkaufen gehst außer deinem Fusel, dann lass den Kleinen wenigstens ihren Kakao...“

Hauptkommissar Stefan Breschnow hat seinen freien Tag. Er verbringt ihn mit seinem besten Freund, dem Alkohol.
Cosma und Robert, zwei Reporter, sind bei einer Veranstaltung des Vereins „Für Berlin“, verlassen diese aber vorzeitig. Dabei kommt ihnen der Türsteher dumm.
Kimmie hat vor kurzem einige Tage bei ihrem Freund Thomas Tollner, genannt Toto, übernachten. Dafür besorgt sie ihn Drogen. Plötzlich steht ein Mann in der Wohnung und verlangt Geld. Toto ist nicht mehr aufnahmefähig. Kimmie hat kein Geld. Der Fremde fordert sie zu sexuellen Handlungen auf, doch sie flieht in die Küche und greift nach einer Schere. Kurze Zeit später liegt ein Toter im Haus.
Aus diesen kurzen Handlungssträngen hat die Autorin einen spannenden Krimi gestrickt. Er führt mich als Leser in die dunklen Gegenden von Berlin.
Die Personen werden gut charakterisiert. Breschnow trinkt und raucht mehr, als für ihn gut ist. Trotzdem hält sein Team noch zu ihm.
Kimmie hat eine alkoholkranke Mutter, die regelmäßig Männer mit nach Hause bringt, aber sonst nichts auf die Reihe bekommt. Allerdings leben im Haushalt noch Kimmies kleine Zwillingsschwestern. Kimmie sorgt dafür, dass sie ab und an was zu Essen bekommen und bringt sie in den Kindergarten.
Kimmie und ihr Freund Toto waren bisher stets Opfer im Kiez. Sie haben sich kaum gegen ihre Peiniger gewährt.
Der Schriftstil des Buches ist der düsteren Atmosphäre der Handlung angepasst. Obiges Zitat fällt, als Kimmies Mutter gerade dazu kommt, wie Kimmie den Kleinen Kakao macht, das einzige, was im Haus noch zu finden ist. Sehr gut wird herausgearbeitet, wie Kimmie sich im Laufe der Handlung ändert. Sie will nicht länger Opfer sein.
Im Gegensatz dazu ignoriert Breschnow die gut gemeinten Ratschläge seiner Kollegen und greift stets erneut zum Alkohol. Andererseits hat er eine gewisse soziale Ader. So redet er mit Willy, einem Obdachlosen, wie mit Seinesgleichen und hat keine Berührungsängste. Als ein Verdächtiger eine Kollegin beleidigt, schlägt er kurzerhand zu.
Cosma träumt davon, eine Reporterin zu werden, die Missstände aufklärt. In dem Job aber ist sie auf das Wohlwollen ihrer Vorgesetzten angewiesen und muss zusehen, wie die ihre Artikel auf ein Minimum zusammenstreichen
Die äußere Spannung ergibt sich aus den Ermittlungen, die sich als schwierig erweisen. Es existiert aber auch eine innere Spannung, die aus den ungeklärten Beziehungen der Verdächtigen resultiert. Nebenbei geht das Leben weiter. Der Fall weitet sich aus. Manch einer lügt, dass sich die Balken biegen. Geschickt erfahre ich nach und nach, wie die Verstrickungen in der Drogenszene funktionieren. Das Jugendamt, das auf die Verhältnisse in Kimmies Familie aufmerksam gemacht wird, spielt meiner Meinung nach ebenfalls eine unrühmliche Rolle.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie Situationen eskalieren, weil Hilfe dort fehlt, wo sie dringend gebraucht wird. Der gesellschaftskritische Aspekt wurde anschaulich verdeutlicht. Breschnow hat sich am Ende die Frage gestellt, ob das Desaster zu verhindern gewesen wäre. Jeder Leser wird sicher darauf seine eigene Antwort finden.