Zwei Frauen
„...Ich lernte an diesem Abend noch etwas Wichtiges über Hannah. Sie war nicht nachtragend...“
Wir schreiben das Jahr 1990, als die 28jährige Marylin in Flushing in den USA neue Nachbarn erhält. Es sind ...
„...Ich lernte an diesem Abend noch etwas Wichtiges über Hannah. Sie war nicht nachtragend...“
Wir schreiben das Jahr 1990, als die 28jährige Marylin in Flushing in den USA neue Nachbarn erhält. Es sind die 25jährige Hannah Jensen aus Deutschland und ihr 5jähriger Sohn Jonathan.
Auf weniger als 100 Seiten gestattet mir die Autorin einen Einblick in die Entwicklung der Freundschaft zwischen Hannah und Marylin. Dabei wird die Geschichte aus Marylins Sicht erzählt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Hannah ist eine selbstbewusste und ehrgeizige junge Frau. Sie arbeitet als Aushilfslehrerin, doch sie will mehr in ihrem Leben erreichen. Deshalb nutzt sie jede Möglichkeit der Bildung. Mit dem Blick in ihre Vergangenheit erfahre ich auch, warum sie für ihr weiteres Fortkommen die USA gewählt hat.
Marylin lebt mit Graham zusammen. Sie hat bisher einen Sohn und eine Tochter. Sie ist eine Schwarze und arbeitet zeitweise in einem Supermarkt. Andererseits nimmt sie sich viel Zeit für ihre Kinder.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen, obwohl er über weite Strecken sehr sachlich wirkt. Sehr genau werden die kulturellen Unterschiede, die sich auf den Lebensstil und die Lebensweise auswirken, herausgearbeitet. Dadurch kommt es auch zu dem einen oder anderen Missverständnis. Darauf bezieht sich das obige Zitat. Deutsche Pünktlichkeit und das Einhalten von Zusagen wurden Hannah in die Wiege gelegt. Für Marylin ist da manches neu. Marylin erzählt ausführlich über ihre Vergangenheit. Hier zeigt sich zum Beispiel, dass die Religion in den USA einen ganz anderen Stellenwert hat als in Deutschland.
27 Jahre darf ich als Leser die beiden Frauen begleiten. Kurz nach Hannahs Zuzug entwickelt sich eine feste Freundschaft. Männer kommen und gehen, Die Freundschaft bleibt. Beide steigen auf der Karriereleiter. Dabei legt Marylin allerdings Wert darauf, dass die Familie nicht zu kurz kommt. Manchmal scheint Jonathan mehr bei ihr als bei seiner Mutter zu sein. Marylin bekommt noch weitere Kinder, bei Hannah ist das Thema abgeschlossen. Beide allerdings finden eine Liebe, die wie ein Traum scheint. Und bei beiden kommt der schmerzliche Abschied. Bei Hannah eher und unverhofft.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie beinhaltet zwei Lebensbilder, die von der Herkunft unterschiedlicher kaum sein könnten. Trotzdem wissen die Frauen in schwierigen Situationen, was sie aneinander haben.