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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2017

Wenn das Gefühl überwiegt ...

Der stumme Junge
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„...Reden heißt sterben. Schweigen heißt leben...“

Mila, eine junge Frau, wird ermordet. Es gelingt ihr, dafür zu sorgen, dass ihr kleiner Sohn Benny die Wohnung verlässt, bevor die Situation eskaliert. ...

„...Reden heißt sterben. Schweigen heißt leben...“

Mila, eine junge Frau, wird ermordet. Es gelingt ihr, dafür zu sorgen, dass ihr kleiner Sohn Benny die Wohnung verlässt, bevor die Situation eskaliert. Unterwegs stößt Benny mit Larissa zusammen. Larissa bringt ihn in die Wohnung und findet die Frau. Da das Jugendamt nicht besetzt ist und niemand ans Telefon geht, nimmt sie das Kind mit zu sich nach Hause.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Für mich ist es die erste Geschichte mit Larissa. Allerdings ist alles an Informationen enthalten, die ich brauche, um die Zusammenhänge zu begreifen.
Larissa ist Polizistin. Sie arbeitet in einer Spezialabteilung, die sich um Fehlverhalten von Polizisten kümmert. In den neuen Fall wird sie nicht nur durch Benny verwickelt. Gleichzeitig meldet sich ein Zeuge, der gesehen hat, wie zum Tatzeitpunkt ein Polizeiauto die Straße, in der Mila wohnt, verlassen hat.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Sehr ausführlich wird Larissa Intention dargestellt. Obwohl sie weiß, das der Junge in die Hände eines erfahrenen Kinderpsychologen und des Jugendamtes gehört, tut sie alles, um ihn bei sich zu behalten. Sie glaubt, die einzige zu sein, die ihn schützen kann, denn falls er was gesehen oder gehört hat, ist er potentiell in Gefahr. Das sie mit letzterem Recht hat, zeigen die Handlungsstränge, in denen ich mit dem Gedankengut der Täter konfrontiert werde. Bei Larissa siegt Empathie über Vernunft. Damit gefährdet sie aber auch ihre Familie. Ihr Mann Michael distanziert sich und wendet sich zunehmend dem eigenen Sohn zu. Jonas, der Junge der beiden, reagiert eifersüchtig auf das fremde Kind. Daran ist Larissa nicht ganz unschuldig, denn sie kümmert sich mehr um Benny als um Jonas. Die nötigen Aussprachen kommen einerseits zu spät, andererseits sind sie zu kurz und eher nichtssagend. Dass Karen, Larissas Vorgesetzte, kein Machtwort spricht, ist für mich nicht nachvollziehbar. An mehreren Stellen wird deutlich, wie gefährlich die Situation in Wirklichkeit ist. Gleichzeitig lernt Larissa ihren Vater kennen, der bisher für sie nie vorhanden war. Auch mit dieser Situation kann sie schlecht umgehen. Ihr ganzes Leben droht zu zerbrechen. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, sie hat sich eine Scheinwelt aufgebaut, die bei der ersten wirklichen Problemlage zusammenfällt. Von Michaels gelobter Empathie ist nicht viel zu spüren. Schmollen ist kein Lösungsansatz, Flucht auch nicht.
Währenddessen führen die Ermittlungen in den Bereich der organisierten Kriminalität. Obiges Zitat äußert ein möglicher Kenner der Szene. Schwierig gestaltet sich die Sache deshalb, weil ich als Leser nur raten kann, wer von den ermittelnden Beamten gleichzeitig der Täter ist. Deshalb lässt wirkliche Arbeit von Verschleierung kaum trennen oder unterscheiden. Das sorgt für einen immens hohen Spannungsbogen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass auch Polizisten Menschen mit Schwächen sind, und es notwendig ist, persönliche Gefühle und berufliche Anforderungen im Gleichklang zu halten.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Eine Welt in der Welt

Die Anderen und Johannes der V.
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„...Es wird das Wohlergehen des anderen und das Wohlergehen des gesamten Volkes immer über das eigene gestellt. Wir haben erkannt, dass Individualität uns nicht vorwärts bringt, sondern immer nur einzelne ...

„...Es wird das Wohlergehen des anderen und das Wohlergehen des gesamten Volkes immer über das eigene gestellt. Wir haben erkannt, dass Individualität uns nicht vorwärts bringt, sondern immer nur einzelne Personen...“

Der zweite Teil der Geschichte schließt punktgenau an den ersten Teil an. Johannes wird in der Welt der Anderen begrüßt. Er ist der Gast, dem aber für die Zukunft eine besondere Aufgabe zukommt.
Der Autor hat eine spannende und inhaltsreiche Geschichte geschrieben. Er beleuchtet die Probleme unserer Welt und konzipiert dazu ein Gegenprojekt. Das Buch lässt sich gut lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Allerdings möchte ich erwähnen, dass es für mich eine Erzählung der Fantasy ist. Trotzdem ist das Gesellschaftsbild, dass der Autor kreiert, faszinierend. Es herrschen paradiesische Zustände. Das bedeutet in erster Linie ein Leben im Einklang mit der Natur.
Der Protagonist Johannes lernt unter der Erde eine Welt kennen, die in vielen Dingen gegenüber der ihm bekannten völlig gegensätzlich ist. Ihre Bewohner, insbesondere die Asen, bezeichnen sich als die Schöpfer der Menschen. Neben den Asen gibt es Riesen, Elfen, Zwerge und Wanen. Sie kamen einst aus dem Sternbild Adler. Alle diese Völker leben friedlich miteinander. Das Gebot der Nächstenliebe ist das höchste Gebot in ihrem Reich. Obiges Zitat drückt dies sehr schön aus.
Den Schriftstil des Buches würde ich als gehoben bezeichnen. Das sieht man schon allein an den philosophischen Gedankengut, das den Roman durchzieht. Über die Welt im Inneren und ihre faszinierenden technischen Spielereien möchte ich nicht allzu viel sagen. Das zu entdecken, bleibt dem zukünftigen Leser überlassen. Johannes` Aufgabe wird es sein, die Welt des Inneren mit der Welt der Menschen zu vereinigen. Auf dem Umsetzung im Band 3 bin ich gespannt, auch wenn ich es realistischerweise für utopisch halte.
Als besonderes Stilmittel sind ab und an kursive Abschnitte eingefügt, die aus irdischen Quellen zitieren. Dabei geht es um Massentierhaltung, Alkoholmissbrauch und weitere Themen, die ein ungünstiges Licht auf die Zeitverhältnisse werfen und die es in der unterirdischen Welt nicht gibt.
Drei Gruppen von Wesen gibt es, die über die Jahrtausende den Kontakt zu den Menschen hergestellt haben und versuchten, dass Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Es sind Verbinder, Wanderer und Flüsterer. Natürlich fallen dabei im Zusammenhang mit der Vergangenheit Namen wie Leonardo de Vinci und Jules Verne. Momentan unternehmen sie verstärkte Anstrengungen, um die Menschheit behutsam auf den Wandel vorzubereiten.
Ein einziges Mal war Johannes während seiner siebenjährigen Lehrzeit unter der Erde zurück im oberirdischen Bereich. Dabei befand er sich in einer Gegend, wo noch ursprüngliches Leben möglich ist. Beeindruckend fand ich die Begründung, weshalb man sich um die Menschheit sorgt und sie nicht ihrem Schicksal überlässt.
Die technischen Errungenschaften werden allgemeinverständlich beschrieben. Für die Natur und die Architektur findet der Autor treffende Metapher. `Johannes` Faszination von seinem neuen Leben, aber auch seine Angst vor der Größe der ihm zugedachten Aufgabe sind mit Händen greifbar.
Ein Stichwortverzeichnis und eine Faktenliste ergänzen die Handlung.
Das Cover mit der ursprünglichen Natur und dem Wasserfall wirkt edel. Der schwarze Leineneinband und das Lesebändchen sorgen zusätzlich für ein gehobenes Erscheinungsbild.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es legt den Finger auf die Wunden unserer Zivilisation und zeichnet einen fesselnden Gegenentwurf.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Spannende Fortsetzung der Reihe

Alea Aquarius 3. Das Geheimnis der Ozeane
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„...Der goldblaue Regen beschwor ein großes Gefühl in ihr herauf, ein Gefühl von immenser Freiheit und unendlicher Weite. Und von Glück. Wie in einem wilden Freudentaumel schauerte der Regen sein Lied ...

„...Der goldblaue Regen beschwor ein großes Gefühl in ihr herauf, ein Gefühl von immenser Freiheit und unendlicher Weite. Und von Glück. Wie in einem wilden Freudentaumel schauerte der Regen sein Lied auf sie herab...“

Lennox und Alea sind zurück auf der Alpha Cru. Ihre Erlebnisse in Schottland (siehe Teil 2 der Serie) geben für die Fahrt des Schiffes ein neues Ziel vor. Alea hofft, ihren Vater in Island zu treffen. Doch der Weg dorthin ist nicht ohne Gefahren. Alea weiß noch zu wenig, wie sie sich im Meer zu verhalten hat.
Die Autorin hat erneut ein fesselndes Abenteuer der Cru mit Alea, Lennox, Tess, Ben und Samuel geschrieben. Das Buch ließ sich nur schwer aus der Hand legen.
Der Schreibstil des Buches ist angenehm lesbar. Mehr und mehr darf ich als Leser über die untergegangene Welt unter Wasser erfahren. Gleichzeitig lerne ich weitere magische Wesen kennen. Sie werden gut beschrieben und haben jeder ihre besondere Aufgabe. Die Welt unter Wasser birgt für Alea ungeahnte Gefahren. Nicht alle sind menschengemacht. Bei den durch Menschen verursachten Problemen werden in dem Teil zwei besonders hervorgehoben. Das ist zum einen die Ansammlung von Plastemüll, zum anderen die kostengünstige Verklappung von Gift im Meer. Beides Themen sind geschickt in die Handlung integriert und erhöhen den Spannungsbogen.
Gleichzeitig werden die persönlichen Beziehungen auf dem Schiff komplizierter. Vor allem Alea, Tess und Lennox sind in einem Alter, wo aus Freundschaft schnell mehr werden kann. Wie aber geht man auf engem Raum damit um? Diese Frage spielt vor allem Dingen in den ersten Kapiteln eine Rolle.
Sehr schön dargestellt wird die Landschaft auf Island. Dort erlebt Alea nicht nur eine Überraschung. Das Rätsel des Virus steht genauso im Mittelpunkt wie die spannende Erzählung einer Nixe. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Alea eine besondere Aufgabe in ihrem Volk hat, dass sie dazu aber die Hilfe der Landgänger, wie die Meermenschen die Menschen nennen, braucht. Zwei Gedanken bewegen sie. Zum einen hofft sie, andere Meerkinder zu finden, zum zweiten hält sie es für möglich, mit Hilfe ihres Blutes einen Impfstoff gegen das Virus zu bekommen, denn es muss ja einen Grund haben, dass sie dagegen immun ist.
Schöne Lieder sind im Laufe der Reise entstanden. Die Cru-Mitglieder konnten ihre Talente weiter entfalten. Und Samuel muss staunend erkennen, dass seine Fusselsammlung einen ganz besonderen Schatz birgt.
Neben ernsten und spannenden Abschnitten finden sich im Buch auch romantische Stellen. Obiges Zitat ist ein Beispiel für die Aussagekraft der Sprache und die Verwendung treffender Metapher. Schön dargestellt werden die Emotionen der Protagonisten. So ist die Freude von Tess und Alea über die erste selbstständige und gelungene Schleusenfahrt mit den Händen greifbar. An anderen Stellen überwiegen Melancholie und Hoffnungslosigkeit. Ben ist und bleibt der Ruhepol der Cru, während Samuels überschäumende Lebensfreude und seine Anschmiegsamkeit manch ernste Situation auflockern.
Das Cover mit dem tanzenden Pärchen auf den Wellen ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Da mir die Autorin auf den letzten Seiten schon verraten hat, wohin die Reise geht, freue ich mich auf weitere Abenteuer.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Lea und der Luchs
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„...Das erinnerte mich an meine Mutter. Als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte sie mir erklärt, dass das Rauschen der Tannen Musik für die Waldelfen sei...“

Die 14jährige Lea freut sich auf ...

„...Das erinnerte mich an meine Mutter. Als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte sie mir erklärt, dass das Rauschen der Tannen Musik für die Waldelfen sei...“

Die 14jährige Lea freut sich auf die Sommerferien. Sie besucht ein Internat, lebt aber bei den Wäldern und Seen Nordkanadas. Ihr Vater ist Ranger. Ihre Mutter lebt nicht mehr.
Das Flugzeug, das Lea zu ihrem Vater bringen soll, gerät in einen Gewittersturm. Dabei wird Lea aus dem Fenster geschleudert. Sie landet auf einer Tanne, ist nahezu unverletzt, erreicht glücklich den Boden und hat ihren Rucksack bei sich. Neben dem Handy befindet sich darin ein GPS-Gerät, das ihr ihre Freundin Sarah beim Abschied im Internat geschenkt hat.
Die Autorin hat einen fesselnden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte ist spannend geschrieben.
Lea kommt entgegen, dass sie durch ihren Vater das Leben in der Wildnis gewohnt ist. Er hat ihr schon in den vergangenen Jahren bei gemeinsamen Unternehmungen Überlebensstrategien beigebracht.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Lea ist ein junges Mädchen mit Träumen und Sehnsüchten. Sie hat gelernt, nicht aufzugeben, konsequent logisch zu denken und die Situation bewusst zu analysieren.
Die Geschichte wird nach dem Unglück in drei Handlungssträngen erzählt. Lea erzählt ihr Erleben selbst. Im zweiten Handlungsstrang begeben sich Mike, der Pilot, sowie Leas Vater und Sarah auf die Suche nach Lea. Außerdem ist in der Wildnis noch der junge Indianer Tahmoh mit seiner Hündin Leika unterwegs.
Schwerpunkt bilden Leas Erlebnisse. Ihr Handy funktioniert nicht. So ist sie gezwungen, sich in der Wildnis zu orientieren und sich den Weg zu bahnen. Schwierig ist es, jeden Tag für die nötige Nahrung zu sorgen. Glücklicherweise ist ihr bekannt, welche Früchte essbar sind. Auch zeigt sie Talent beim Fischen. Die Schönheit der Landschaft, aber auch ihre Gefahren werden detailliert beschrieben. Hier findet die Autorin passende Metapher. Als Lea einen verletzten Luchs befreit, hat sie plötzlich einen stillen Begleiter. Das soll sich noch als Segen erweisen. In schwierigen Situationen ruft Lea die Erinnerungen an ihre Mutter wach. Obiges Zitat weist darauf hin. Es zeigt außerdem den häufig bildhaften Schriftstil der Autorin.
Tahmoh hat einen Traum. Er sieht darin, dass jemand seine Hilfe braucht. Er hofft, denjenigen mit seinem Hund rechtzeitig zu finden.
Bei dem Handlungsstrang mit Leas Vater stehen neben den nötigen Beschreibungen des Weges vor allem die Emotionen im Mittelpunkt. Die Angst um Leas Leben und die Hoffnung, sie rechtzeitig zu finden, halten sich die Waage. Schöne aussagekräftige Gespräche gibt es zwischen Sarah und Leas Vater. Sie streifen die Vergangenheit und Leas Erinnerungen an die Mutter. Durch ihr Handeln beweist Sarah außerdem, wie wichtig ihr die Freundschaft zu Lea ist.
Sehr gut gefallen haben mir die unterschiedlichen sachlichen und fachlichen Informationen, die gekonnt in das Geschehen eingebettet wurden. Dabei geht es um die Tierwelt Kanadas, um Orientierungsmöglichkeiten in der Wildnis und mancherlei mehr. Damit ist das Buch nicht nur ein spannender Abenteuerroman, sondern er vermittelt gleichzeitig einiges Wissen.
Das Cover mit Lea und dem Lutz vor den Hintergrund in verschiedenen Grüntönen weckt Interesse und zieht die Blicke an.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen, sympathische Protagonisten und eine abwechslungsreiche Handlung aus.

Veröffentlicht am 26.03.2017

humorvoller Krimi

Voll von der Rolle
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„...Als das Schicksal Frank Zitronen schenkt, macht Loretta einfach Limonade daraus...“

Loretta streicht Franks Büdchen blau. Es handelt sich um einen Kiosk, mit dem sich Frank einen Traum erfüllt hat. ...

„...Als das Schicksal Frank Zitronen schenkt, macht Loretta einfach Limonade daraus...“

Loretta streicht Franks Büdchen blau. Es handelt sich um einen Kiosk, mit dem sich Frank einen Traum erfüllt hat. Doch am nächsten Tag ist der Kiosk durch eine Farbbombe verschandelt. Und ein paar Tage später stürzt Loretta über einen toten Skater, der vor dem Kiosk liegt.
Die Autorin hat einen humorvollen und spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Es war das erste Buch der Autorin für mich. Obwohl ich also die Vorgängerbände nicht kannte, war ich schnell im Geschehen drin.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Loretta ist hilfsbereit und aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen. Natürlich kann sie nicht lassen, selbst Ermittlungen anzustellen. Das gefällt ihrem Freund Pascal gar nicht. Er wünscht sich, dass sie aus der Schusslinie bleibt. Unterstützung erhält Loretta von Erwin, einen pensionierten Polizist. Er kann logisch denken und verfügt immer noch über eine hohe Reaktionsschnelligkeit. Das bekommt Keanu, ein junger Skater, zu spüren, als er vom Tisch vor dem Büdchen eine Geldbörse klaut.
Der tote Skater gehört zu einer Gruppe von vier Jugendlichen, die sich darauf spezialisiert haben, in Kiosken und Läden umsonst einzukaufen. Sie stehlen nicht, sie erpressen und schüchtern durch raffinierte Drohungen ein. Auch Frank ist betroffen. Keanu, der Tote, war ihr Anführer und noch minderjährig. Sein Nachfolger allerdings ist volljährig. Loretta und Erwin fragen sich also nicht nur, ob Keanus Tod ein Unfall war oder jemand nachgeholfen hat. Sie wollen den Jugendlichen auch das Handwerk legen.
Der Schriftstil ist über weite Strecken voller Humor. Das liegt an Lorettas unnachahmlicher Art, zu sagen, was sie denkt. Hinzu kommen weitere Protagonisten, die mich ständig zum Schmunzeln brachten. Das sind drei Rentner, die ihre Tage auf einer Bank vor dem Büdchen verbringen und das Geschehen in Mundart kommentieren. Natürlich gibt es auch ernste Szenen. Dazu gehören Lorettas Gespräche mit dem Vater des toten Jungen. Er ist alleinerziehend und hat ohnmächtig zugesehen, wie sein Sohn ihm immer mehr entglitt. Die Dialoge zwischen Loretta und Kriminalkommissarin Küpper sind durch unterschwellige Spannungen gekennzeichnet. Ab und an gibt es gekonnte Anspielungen auf gesellschaftliche Probleme. Lorettas private Situation und ihr innerer Zwiespalt werden schön thematisiert.
Jedes Kapitel beginnt mit einer besonderen Inhaltsangabe: kurz, prägnant, hintergründig. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür.
In einem kurzen Nachwort informiert die Autorin über Kioske im Ruhrpott.
Das Cover ist sehr gelungen und passt zum Thema.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem Zitat enden, das Loretta äußert, als sie die Jungen in einem Film bei ihren Sprüngen auf der Halfpipe sieht:

„...Was ich sah, waren einfach ein paar lachende Jungen, die sichtlich Spaß an ihrem Hobby hatten. Wirklich tragisch, dass ihnen das irgendwann nicht mehr gereicht hat...“