Eine spannende und sehr authentisch anmutende Geschichte zum Überleben in der Wildnis
„Lea und der Luchs oder das Überleben in der Wildnis“ ist ein wunderschönes, tiefsinniges Buch, geschrieben von Tanja Wenz, welches 2017 im Geest Verlag erschienen ist. Den broschierten Umschlag ist zurückhaltend ...
„Lea und der Luchs oder das Überleben in der Wildnis“ ist ein wunderschönes, tiefsinniges Buch, geschrieben von Tanja Wenz, welches 2017 im Geest Verlag erschienen ist. Den broschierten Umschlag ist zurückhaltend und dennoch eine wahre Augenweide von Britta Reinhard gestaltet.
Tanja Wenz schreibt schon seit längerem Bücher zu völlig verschiedenen, unter anderem sehr berührenden und ernsten Themen. Und auch das hier vorliegende Buch hat diese Qualitäten in sich vereint.
Gleich zu Anfang lernen wir die 14jährige Lea kennen, die in Kanada, im Bundesstaat Alberta auf ein Internat geht. Sie freut sich auf die langen Sommerferien, da sie in den kommenden ca. drei Monaten mit ihrem Vater Chris, der als Ranger im Wood Buffalo National Park in den Northwest Territories arbeitet, verbringen möchte. Leas Mutter ist plötzlich und unerwartet vor vier Jahren verstorben. Dieser Umstand und dass Chris zum einen arbeiten muss, aber zum anderen seiner Tochter das in der fortführenden Schule vermittelte Wissen nicht so einfach beibringen kann führte dazu, dass sie ins Internat geht. Dort hat sie zum Glück eine liebe Freundin namens Sarah gefunden. Die Beiden verabschieden sich voneinander für den Sommer und Leas Reise in den Norden Kanadas kann beginnen. Als Lea jünger war, hat sie häufig ihre Eltern ins Reservat begleitet, wurde von ihnen unterrichtet und konnte so sehr viel über das Leben und Überleben in der Wildnis lernen. Dieses Wissen muss sie leider auch direkt anwenden, da bei einer ungeplanten Notlandung der Propellermaschine, die in ein Gewitter geraten ist, aus der Maschine gesogen wird und alleine in den Wäldern strandet.
Schon beim Lesen der ersten Seiten ist man direkt in der Geschichte angekommen, lernt Leas Gedanken und Gefühle kennen, da die Autorin einen sehr schön beschreibenden und einfühlsamen Schreibstil hat. So erfahren wir Leser*innen viel von dem, was Lea so denkt und fühlt. Auch die Beschreibungen der Umgebung, der Landschaft und was diese in Lea auslösen unterstützen das Ankommen in der Geschichte. Auch dass man direkt den Atlas aufschlagen kann und die aufgeführten Orte und Routen nachvollziehen kann, steuern dazu bei.
Zum Glück ist es Lea, der dieser Unfall passiert, denn jede/r andere der Passagiere wäre nicht so gut auf einen längeren Aufenthalt in der Natur vorbereitet! Leas Liebe zur Lebensweise ihres Vaters, bzw. ihrer früheren Lebensweise führt dazu, dass sie ihren Rucksack, ihr „Survival-Pack“, mit einigen Dingen bestückt hat - Tabletten zur Aufbereitung von Wasser, Messer, Streichhölzer, Erste Hilfe-Kit - die einem das Überleben erleichtern. Auch kann sie ihr angesammeltes Wissen anwenden, denn zum Glück sie ist weder körperlich noch geistig verletzt, höchstens etwas eingeschüchtert. Aber auch hier kann sie gelernte Informationen abrufen. So schafft sie es, das Unterfangen, in der Wildnis zu überleben und Menschen zu finden, als Herausforderung zu akzeptieren und nicht an der Größe der Aufgabe zu verzweifeln und von vornherein aufzugeben. In der Phase, in der sie alleine unterwegs ist, spricht Lea viel mit sich selbst, bzw. erfährt der Leser viel über Leas Leben, ihre Einstellung zu Dingen und ihre Motivation.
Ich möchte nicht zu viel über ihre Suche/Reise erzählen, außer, dass sich natürlich Suchtrupps auf den Weg machen, um sie zu finden. Ihr Vater, Mike, der Pilot der Propellermaschine und ihre beste Freundin Sarah sind mit von der Partie. Und auch deren Schwierigkeiten, aber auch Ansichten und Gefühle bei der Suche nach Lea werden einem Näher gebracht. Und wie es im Titel schon dargestellt wurde, ist der Luchs ein wichtiger Partner bei diesem Kampf ums Überleben.
Das Buch entführte mich in die unberührte Natur Kanadas. Die Autorin hat intensiv recherchiert, sodass mir alles sehr reell erscheint. Ich bin tief in die Geschichte um Leas Wanderung eingetaucht. Gerne hätte Lea, ihren Vater und ihre Freunde noch länger begleitet. Mich hat das Buch völlig überzeugt, daher vergebe ich 5 von 5 Sterne.