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Veröffentlicht am 07.02.2024

Mutige Frauen in schwieriger Zeit

Sturmmädchen
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„...Ich bin Margot. Wir haben ab heute hier ein Ferienhaus. Wollen wir Freundinnen sein?...“

Mit diesen Worten tritt die 6jährig Margot zu Käthe und Elli. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen. Wir schreiben ...

„...Ich bin Margot. Wir haben ab heute hier ein Ferienhaus. Wollen wir Freundinnen sein?...“

Mit diesen Worten tritt die 6jährig Margot zu Käthe und Elli. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen. Wir schreiben 1933. Die ersten Schatten fallen auf die Freundschaft, denn Margot ist Jüdin. Ihre Eltern haben in Aachen ein Geschäft.
Die Autorin hat einen tiefgründigen und sehr gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Er spielt in einen kleinen Ort unweit der belgischen Grenze.
Der Schriftstil ist ausgereift. Dazu gehört auch, dass die Personen sehr gut charakterisiert werden. Elli lebt mit ihrer Mutter in einem Gebäude auf dem Hof des Bauern Janssen. Ihre Mutter arbeitet als Hebamme. Elli hat eine körperliche Behinderung. Deshalb wird sie von ihrer Mutter überbehütet. Käthe muss mit ihrem Vater und den älteren Brüdern zurecht kommen. Die sind dem Alkohol ziemlich zugetan.
Nach dem Prolog sind weitere 5 Jahre vergangen. Die politischen Entwicklung hat Spuren hinterlassen. Käthe hofft, durch ihre Mitgliedschaft in der Frauenschaft ihrem Elend entfliehen zu können. Margot schweigt sich über die Probleme aus, die ihrer Familie drohen.
Und dann ist dann noch Schwester Gertrud, die zu den unterschiedlichsten Zeiten bei Alma, Ellis Mutter, auftaucht. Ab und an hat sie einen ziemlich trockenen Humor.

„...Fritz Todt heißt der Trottel, der sich diesen Blödsinn mit der Verteidigungslinie ausgedacht hat. Bei uns sind alle wohlauf. Noch...“

Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben. In dem kleinen Ort ist es schwierig, etwas unter den Teppich zu kehren. Auf Grund ihrer Behinderung wird Elli ausgegrenzt. Ihre Freundschaft mit Käthe geht in die Brüche, weil letzte der Masse hinterher läuft. Elli dagegen hat für das neue Regime nichts übrig.
Die Autorin versteht es, Ellis Entwicklung deutlich zu machen. Sie möchte eine Aufgabe, möchte sich nützlich machen. Als sie mitbekommt, wie sich die Verhältnisse von Margot und ihrer Familie verschlechtern, wächst sie über sich hinaus. Dabei ist sie anfangs ziemlich naiv. Nur ihre Mutter ahnt die Gefahren und versucht, sie auszubremsen.
Das Buch hat viele verschiedene Facetten. Die sorgen für den hohen Spannungsbogen. Als Leser ahnt man, was sich im Untergrund abspielt. Berichtet wird aber lange Zeit nur das Geschehen, was Elli betrifft.
Auch bei Käthe gibt es eine Entwicklung. Die vollzieht sich allerdings im Stillen. Nach außen hält sie ihre Fassade geschlossen.
Ein inhaltsreiches Nachwort schließt die Geschichte ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Manches der Ereignisse ist heftig, aber so waren die Zeiten.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Spannender Abschluss

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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„...Die Freifrau von Porz schickt mich. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie und Ihr Gatte sofort fliehen müssen...“

Vor wenigen Stunden ist Maximilian von Weilert 64 Jahre alt geworden. Nun flieht er ...

„...Die Freifrau von Porz schickt mich. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie und Ihr Gatte sofort fliehen müssen...“

Vor wenigen Stunden ist Maximilian von Weilert 64 Jahre alt geworden. Nun flieht er mit Marlene aus den sowjetischen Sektor. Ihm wird Kollaboration mit den Nazis vorgeworfen,
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Reihe geschrieben. Die Schriftstil ist ausgereift. Er gibt die Verhältnisse der Jahre 1948 und 1949 gut wieder. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Der eine spielt in Westberlin, der andere vorwiegend in Weißensee.
Lissi hatte sich gefreut, mit ihrer Tante Marlene zusammenzuarbeiten. Doch ihr erster Arbeitstag als Assistenzärztin ist auch der, an den Marlene in Westberlin angekommen ist. Lissis Betreuerin wird Doktor Franka Feigenspann
Die baulichen Verhältnisse in der Klinik lassen zu wünschen übrig. Daran kann selbst der neue Leiter, Professor Igor Nowikow, nichts ändern, selbst wenn seine Worte hoffnungsvoll klingen.

„...Ich bin überzeugt, dass wir als Kollektiv alle Probleme meistern werden! Vor allem, weil die tatkräftige Genossin Vogel die Pflegeleitung übernommen hat und auch die Instandsetzung der Klinik geplant ist...“

Emma Vogel ist Lissis Mutter. Wenige Wochen nach der Flucht stirbt Maximilian von Weilert. Für Marlene bricht eine Welt zusammen. Es dauert, bis sie sich um eine neue Stellung als Ärztin in Charlottenburg kümmert. Auch die Beziehung zu ihrer Tochter Katharina ist schwierig.
Währenddessen gibt es in der Kinderklinik andere Probleme. Es treten die ersten Fälle von Kinderlähmung auf. Für Lissi, die einst selbst an dieser Krankheit litt, ist das ein Schock. Ihre Mutter erinnert sich, wie lange Lissi gebraucht hat, sich wieder ins Leben zu kämpfen.
Mir gefällt, dass auch Patientenschicksale im Buch eine Rolle spielen.
Nicht zuletzt sind es die politischen Verhältnisse, die der Geschichte eine zusätzliche Spannung geben. Dazu gehören die Währungsreform und die Blockade Berlins.
Die Autorin versteht es, die Geschehnisse, die sich zwischen den Bänden 3 und 4 ereignet haben, geschickt in den Handlungsverlauf einzubeziehen. So erfahre ich nebenbei, wie und wo Emma, ihr Mann Kurt und die Kinder die Jahre des Krieges überstanden haben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es rundet die Ereignisse gekonnt ab.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Gelebter Glaube

Das Kleinste ist nicht zu klein
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„...Auf den Weg durch mein Leben schreibe ich von Begegnungen mit Menschen. Einige dauerten nur einen Moment, einen Augenblick lang – nicht länger als ein Stoßgebet – und doch erinnere ich mich genau daran...“

Mit ...

„...Auf den Weg durch mein Leben schreibe ich von Begegnungen mit Menschen. Einige dauerten nur einen Moment, einen Augenblick lang – nicht länger als ein Stoßgebet – und doch erinnere ich mich genau daran...“

Mit diesen Zeilen aus den Prolog lädt die Autorin in ihr Buch ein. Es ist ihre Biografie, in die weitere Lebensgeschichten eingebettet sind.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es sind meist kurze Episoden, mit denen mich die Autorin in ihr Leben blicken lässt. Eingebettet sind einige ihrer Lieder.

Ihre Eltern gehörten zur Künstlerszene der 60er Jahre. Man tauschte alles aus – auch Drogen. Deshalb verbrachte Sarah die ersten vier Jahre außerhalb der Familie. Dann holten sie ihre Eltern zurück. Sie hatten die Sucht überwunden und waren zum Glauben gekommen.
Die Eltern hatten nach wie vor einen großen Freundeskreis. Sarah formuliert das so:

„...Viele faszinierende Persönlichkeiten gingen bei uns ein und aus – kunterbunte Originale, einzigartige Menschen auf dem Weg zum Leben...“

Die Jahre der unbeschwerten Kindheit prägen sie. Früh wird sie an die Musik herangeführt. Sie muss Blockflöte lernen und begeistert sich für die Mundharmonika. Das Spielen der Gitarre bringt sie sich selbst bei. Den Glauben hat sie verinnerlicht. Schon als Teenager schreibt sie ihre ersten christlichen Lieder. Warum auf Englisch, sagt sie allerdings nicht.
Mit ihrem Mann und weiteren Freunden ziehen sie als Künstlerkommunität in ein Schloss bei Dresden. Der Anfang war nicht einfach:

„...Das Gemeinschaftsleben war eine Berg- und Talfahrt. Auch schwere Zeiten gehörten dazu. Wir mussten erfahren, dass eine gesunde Gemeinschaft nicht ohne verantwortungsvolle Leitung funktionieren kann…“

Sie bieten Wohnungen für Flüchtlinge an. Mit den Familien entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis. Bitter ist es, als eine albanische Frau mit ihren drei kleinen Kindern ausgewiesen wird. Sarah besucht sie in deren Heimat und kümmert sich um eine Schule für die Kinder. Sie stammen aus dem Volk der Roma und finden selbst kaum Unterstützung.
Manche Geschichten von diesen Familien hat die Autorin in ihrem Buch erzählt.
Sarah hat beim Umgang mit Menschen keinerlei Berührungsängste. Sie bringt den Obdachlosen, denen sie begegnet, nicht nur Speise und Trank, sie umarmt sie auch, wen sie es für richtig hält und vorher gefragt hat, ob das recht ist.
Mit ihrer Musik geht sie in Gefängnisse, nicht nur in Deutschland. Sie spricht über ihren Glauben. Ihre Familie steht dahinter und unterstützt sie.
Manche Kapitel beginnen mit einem Zitat:

„...Manchmal muss man die Augen schließen, um klarer zu sehen...“

Viele Fotografien sind im Buch enthalten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird gelebter Glaube geschildert. Außerdem macht die Autorin deutlich, dass jeder Mensch wertvoll ist.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Spannendes und informatives Kinderbuch

Fred in der Eiszeit
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„...Der Junge mit den braunen Haaren betrachtete die Schwielen an seinen Händen. Den ganzen Vormittag schon drehte er zwischen seinen Handflächen ein kurzes, etwa fingerdickes Stöckchen...“

Die Geschichte ...

„...Der Junge mit den braunen Haaren betrachtete die Schwielen an seinen Händen. Den ganzen Vormittag schon drehte er zwischen seinen Handflächen ein kurzes, etwa fingerdickes Stöckchen...“

Die Geschichte beginnt in der Eiszeit. Bo übt gerade das Feuermachen. Doch es ist nicht leicht.
Die Autorin hat ein spannendes und informatives Kinderbuch geschrieben.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Die Sprache passt für die Zielgruppe. Die Handlung vollzieht sich anfangs in zwei Strängen. Das Buch verfügt stellenweise über einen hohen Spannungsbogen.
Während Bo in seiner Höhle ist, nimmt Fred mit seinen Eltern an einer Führung durch eine Höhle in der schwäbischen Alb teil.

„… Fred versuchte, sich auf die Führung zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Er wäre viel lieber ohne Führung durch die Höhle gestreift...“

Deshalb geht er schon einmal ein Stück voraus. Er sieht sich die Wandmalereien an und glaubt, die Tiere würden schweben.
Als bei Bo endlich ein Feuerfunke zündet, weht ein Wind durch die Höhle und plötzlich steht ein Junge vor ihm. Fred ist in der Eiszeit gelandet.
Zusammen mit Fred lerne ich das Leben in der Eiszeit kennen. Die beiden Jungen kommen gut miteinander aus. Durch Fred findet Bo wieder Lebensmut, den er nach dem Tod seines Freundes verloren hatte. An dessen Beispiel wird deutlich, wie gefährlich das Leben in der Eiszeit war und dass man geduldig warten musste, bis man reif zur Jagd war.
Das Besondere an dem Buch sind die eingeschobenen Infoblöcke. Sie erläutern und vertiefen die Geschichte. Und beginnen immer mit einer Überschrift:

„...Eiszeitklänge – die ältesten Musikinstrumente der Welt...“

In den diesen Blocks wird auch erklärt, was man aus Fundstücken ableiten kann und wo man bisher nur auf Vermutungen angewiesen ist.
Der umfangreiche Anhang enthält Informationen zur Eiszeit, zu den Ausgrabungen, ein Glossar und Ausflugtipps zu den schwäbischen Höhlen und zu Museen.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Die farbigen Bilder geben das Leben gut wieder. Zu den Infoblöcken gibt es außerdem häufig Schwarz-Weiß-Skizzen.
Auf den beiden inneren Umschlagseiten befindet sich jeweils ein Karte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dadurch wird Geschichte für Kinder lebendig.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Hausbau mit Ecken und Kanten

Abriss, Neubau, Notaufnahme
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„...Die angenehme Seite des Mieterdaseins wogen weit schwerer. Man musste sich nicht um die Müllabfuhr kümmern. Die Hausordnung wurde von Heinzelmännchen erledigt. Wenn das Wasser oder die Heizung mal ...

„...Die angenehme Seite des Mieterdaseins wogen weit schwerer. Man musste sich nicht um die Müllabfuhr kümmern. Die Hausordnung wurde von Heinzelmännchen erledigt. Wenn das Wasser oder die Heizung mal nicht warm wurde, genügte ein Anruf beim Hausmeister...“

Doch dann bekommen sie eine Nachbarn mit einer starken Soundanlage. Jetzt werden die Schattenseiten sichtbar. Deshalb entschließt sich der Autor mit „...der besten Ehefrau von allen...“, ein Haus zu bauen. Und an seinen Erfahrungen lässt er mich als Leser teilhaben.
Der Schriftstil ist über weite Teile sachlich, durchsetzt mit feinem Humor und eine Spur Ironie.
Die Kapitel sind kurz. Jedes beginnt mit einem Notizzettel und eine kurzen Bemerkung und endet mit einem Blick auf die angefallenen Kosten gegenüber Plan und dem Gemütszustand.
Die Qual der Wahl führt zu einem Abbruchhaus mitten in der Altstadt.

„...Dass in dem Haus vor seinem völligen Zerfall vier Familien gewohnt hatten und ein Laden untergebracht gewesen war, bereitete uns keine schlaflosen Nächte...“

Zwei Entscheidungen sollten sich als äußerst positiv erweisen: die Wahl des Architekten und die Bevorzugung örtlicher Unternehmer.
Detailgenau darf ich Abriss, Planung und Neubau verfolgen. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Kostenplan hinten und vorn nicht stimmte. Mittlerweile hatten Corona und Krieg für neue Preise im Bausektor gesorgt. Außerdem hat eine Lückenbebauung so ihre Ecken und Kanten. Wie drückt es der Bauherr mehrmals aus?

„...Wieder einmal hatte ich den Verdacht, dass wir tatsächlich die ersten Menschen waren, die ein Haus bauten, jedenfalls eins mit einer Treppe. Und alle übten mit uns und wunderten sich, was so alles schief gehen konnte...“

Was lange währt, wird gut. Nach drei Jahren Stress war es geschafft. Das Buch endet mit einem Dank an alle, die entweder vor den Erfolg mit verantwortlich waren oder die durch den Bau verursachten Unannehmlichkeiten ohne Murren ertragen haben. Verständige Nachbarn sind Gold wert!
Das Buch hat mich prima unterhalten. Für zukünftige Bauherren ist es ein Muss!

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