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Veröffentlicht am 27.01.2024

Mord unter Auswanderern

Man erntet, was man sät - Zweiter Teil des Auswanderer-Krimis
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„...Friedrich Kumlien begriff erst einige Sekunden nach dem Vorbeifahren, was sein Blick da soeben gestreift hatte. Er brachte die Pferde zum Stehen, stieg vom Kutschbock und näherte sich vorsichtig dem ...

„...Friedrich Kumlien begriff erst einige Sekunden nach dem Vorbeifahren, was sein Blick da soeben gestreift hatte. Er brachte die Pferde zum Stehen, stieg vom Kutschbock und näherte sich vorsichtig dem blutüberströmten Mann...“

Nach einer kurzen Zusammenfassen des ersten Teils geht die Geschichte gleich heftig los. Wir befinden uns im Jahre 1883 in Nord-Dakota. Die meisten Auswanderer, die sich hier niedergelassen haben, sind Deutsche. Das trifft auch auf Georg Block,den Toten.-, zu.
Der Schriftstil des Buches lässt sich flott lesen. Er ist einfach gehalten.
Als der Sheriff eintrifft, findet etwas entfernt noch eine tote Frau. In wenigen Tagen findet die Neuwahl des Sheriffs statt. Bis dahin sollte der Fall aufgeklärt sein.
Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben der Siedler, die sich hier eine Zukunft aufgebaut haben. Clara, die tote Frau, lässt ihre kleine Tochter zurück. Glücklicherweise kommt sie bei Verwandten unter.
Clara kannte sich in Finanzgeschäften aus. Sie hat die anderen Gewarnt.

„...Wenn du einen Kredit aufnimmst, ist das der Anfang vom Ende. Da kommst du nicht mehr raus, ein Land gehört irgendwann der Bank...“

Der Sheriff stellt fest, dass beide Personen mit der gleichen Waffe erschossen wurden. Es handelt sich um ein seltenes Modell. Im Ort scheint die keiner zu haben, obwohl es eine Menge an Personen gibt, die sich mit Georg nicht Grün waren.
Schnell wird außerdem deutlich, dass nicht jeder das ist, wofür es sich ausgibt.
Die Härte des Lebens zeigt sich ebenfalls darin, dass viele auf eine gute Ernte gehofft haben. Dann aber trifft eine Heuschreckenplage viele hart.
Es zeigt sich, dass das Motiv für den Mord im ersten Band der Reihe lag.
Das Buch hat mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Gegen das VErgessen

Von ganz, ganz unten
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„...Mein Vater war der jüdische Teil der Familie. Er stammte aus einer vermögenden Familie, die in Dresden lebte. Sie besaßen eine bekannte und große Zigarettenfabrik. Er war das sogenannte schwarze Schaf ...

„...Mein Vater war der jüdische Teil der Familie. Er stammte aus einer vermögenden Familie, die in Dresden lebte. Sie besaßen eine bekannte und große Zigarettenfabrik. Er war das sogenannte schwarze Schaf der Familie...“

Der Autor selbst wurde 1933 geboren. Er erzählt im Buch seine Lebensgeschichte, ungeschminkt und sehr detailliert. Ausgespart bleiben allerdings die Kriegsjahre. Der Schriftstil ist vorwiegend sachlich.
Da die Mutter sich weigert, sich scheiden zu lassen, wird die Familie in ein baufälliges Haus eingewiesen. Der Vater gehört zu den sogenannten Moorsoldaten. Ivar hat sieben Geschwister. Mit sechs Jahren wird er als Halbjude der Schule verwiesen.

„...Hör zu, Du kleiner Judenbengel, Du nimmst sofort Deine Sachen aus der Klasse und machst Dich auf den schnellsten Weg nach hause! Du brauchst morgen auch nicht wiederzukommen...“

Dieses Erlebnis hat ihn für sein zukünftiges Leben geprägt. Gegen Ende des Buches wird er deshalb noch einmal darauf zurückkommen.
Nach dem Krieg hätten er und seine Geschwister die Möglichkeit gehabt, in die USA auszuwandern. Für die Mutter als Deutsche gab es aber kein Visum. Außerdem hatte sich der Vater kurz nach seiner Rückkehr von der Familie abgewandt. Die Kinder entschlossen sich, im Lande zu bleiben und der Mutter das zurückzugeben, was sie in den vergangenen Jahren für sie getan hatte.
Der Titel des Buches ist Programm. Von ganz unten kommend steigt der Autor nach und nach auf der Leiter des Erfolgs nach oben. Natürlich gibt es Rückschläge.
Was das Buch aber zu etwas Besonderen macht, ist der Einblick in das Nachkriegsdeutschland. Ivar gilt als staatenlos, obwohl seine Mutter Deutsche ist und er in Deutschland geboren wurde. In den Ämtern steht er zum Teil den gleichen Leuten gegenüber wie in der Nazizeit. Erst 1964 erhält er die deutsche Staatsangehörigkeit. Das bedeutet, dass er keine Lehre machen kann und auf Hilfsarbeiten angewiesen ist. Doch er findet immer wieder Menschen, die ihm eine Chance geben, so zum Beispiel die Familie Karp.

„...Du kannst bei uns bleiben und mit uns arbeiten, wir sorgen für ordnungsgemäße Papiere, wir tragen Dich auf unseren Umsatzsteuerheften ein, und Du wirst am Gewinn beteiligt und kannst bei uns Wohnen...“

Mit seiner Frau Dagmar, die er entgegen des Willens ihres Vaters heiratet, geht er durch dick und dünn. Sie ist nicht nur Ehefrau und Mutter, sondern selbst auch Geschäftsfrau.Er weiß sich von ihr auch in schwierigen Situationen unterstützt. Und die gibt es mehr als genug. Als er sich für den Erhalt des Turmes von St. Nikolai einsetzt, steht er mehr und mehr in der Öffentlichkeit. Das bringt eine Menge an Neidern auf den Plan. Außerdem erlebt er immer wieder antisemitische Anfeindungen.
Verscheiden Fotos von der Familie und von Dokumenten ergänzen das Buch. Ein Vorwort des Ersten Bürgermeisters von Hamburg führt in die Geschichte ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor belegt, dass Antisemitismus kein Phänomen der Neuzeit ist, sondern unterschwellig nie verschwunden war. Gleichzeitig ist er ein Mahner vor dem Vergessen.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Was hat sie wirklich erreicht?

Wir waren frei
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„...Tatsächlich ist heute der erste Tag eines vollkommen neuen Lebens, dass ich bald beginnen werde...“

Dem ist wohl so, aber davon ahnt die 16jährige Vinnie noch nichts. Sie wird heute ihren künftigen ...

„...Tatsächlich ist heute der erste Tag eines vollkommen neuen Lebens, dass ich bald beginnen werde...“

Dem ist wohl so, aber davon ahnt die 16jährige Vinnie noch nichts. Sie wird heute ihren künftigen Bräutigam kennenlernen, den ihr auf Lex ein Computerprogramm ausgewählt hat.
Die Autorin hat eine Dystopie geschrieben, die mich nicht nur in eine Zukunft führt, die mich eher an die Vergangenheit erinnert, sondern in einem zweiten Handlungsstrang auch erläutert, wie es dazu kam.
Lex ist eine künstliche Insel irgendwo in den Weiten des Ozeans. Vinnie hat in ihrem Leben der Regeln verinnerlicht, die sich so zusammenfassen lassen.

„...Alles ist genau festgelegt. Jeder hat seinen Platz in dem System...“

Natürlich ist sie nervös vor dem Treffen. Begegnungen mit männlichen Wesen außerhalb der Familie gab es nicht mehr, seitdem sie die Schule verlassen hat. Mädchen werden nur vier Jahre lang unterrichtet. Die Mutter macht ihr klar:

„...Senke den Blick und sprich nur nicht so viel, das erwartet er gar nicht. Je weniger du redest, desto besser...“

Und dann kommt der Schock. Der Mann ihrer Träume entpuppt sich als älterer Witwer, mit dem sie sich ein Zusammenleben nicht vorstellen kann. Er stößt sie ab und macht ihr Angst.
Vinnie entwickelt sich zur Rebellin. Als sie bei einem Spaziergang mit ihrer Schwester im Wald ein verstecktes Buch findet, nimmt sie es mit. Das kommt Staatsverrat gleich. Das Buch enthält die Tagebuchaufzeichnungen eines gewissen Paul, der die Gründung von Lex miterlebt hat. Das ist mittlerweile 70 Jahre her.
So weit, so gut. Leider hat die Geschichte eine Menge an logischen Brüchen. Vinnie stellt innerhalb weniger Tage ihr gesamtes Leben infrage. Sie verwendet Begrifflichkeiten, die sie von nirgendwoher kennen kann, denn die Bildung war unzureichend und Literatur gibt es keine.
Dass sie nun selbst über ihr Leben bestimmen möchte, kann ich ja noch nachvollziehen. Ihre Handlungen aber sind wenig durchdacht. Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Sie verlässt in der Nacht ihr Zimmer im ersten Stock durch ein Fenster. Ein Ast bremst den Fall. In wenigen Stunden aber muss sie zurück sein. Wie will sie ins Haus gelangen?
Gut gefällt mir beim Blick in Pauls Tagebuch, dass dort die Probleme unserer Zeit angesprochen werden. Die Autorin hat dabei auch Ideen, wie sich die Situation weiter zuspitzt. Genau das ist der Grund für die Errichtung von Lex.
Das Buch hat eine Menge an Potential. Das wurde aber leider nicht konsequent umgesetzt. Auch hätte ich mir einen tiefen Blick in Vinnies Gedanken gewünscht. Zwar klingt das eine oder andere vor allem im letzten Teil der Geschichte an, ist aber nicht immer nachvollziehbar.
Konsequent war das Ende. Doch der Sinn dieses Endes erschließt sich mir nicht. Was hat sie damit erreicht?

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Ein gestohlenes Wochenende

Rheinsberg
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„...Ich finde es heiter. Denk mal, mein Papa und meine Mama sitzen jetzt im Kontor, fahren in die Stadt hinaus und glauben ihr Töchterchen wohlgeborgen im Schoße der treusorgenden Freundin...“

Doch Töchterchen ...

„...Ich finde es heiter. Denk mal, mein Papa und meine Mama sitzen jetzt im Kontor, fahren in die Stadt hinaus und glauben ihr Töchterchen wohlgeborgen im Schoße der treusorgenden Freundin...“

Doch Töchterchen Claire ist mit ihren Freund Wolf ausgeflogen. Sie wollen drei unbeschwerte Tage in Rheinsberg verleben.
Der Autor hat eine lockerleichte Sommergeschichte geschrieben. Die Novelle ist fein ausgearbeitet und lässt sich flott lesen.
Neben romantischen Stellen während der Ausflüge zeigt sich sehr realistisch, dass die Verliebten auch gern streitbare Dialoge führen. Dann gibt es fasr philosophische Einblicke in das wahre Leben.

„..Alles andere ist ein Vorspiel: die Werbung, die Gewährung, das Genießen. Dann fängt es an und hört nimmer auf...“

Doch das Wochenende währt nur kurz. Dann muss sich die Liebe wieder im Alltag bewähren, heimlich und verschwiegen..
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Klar, es ist nicht die Sprache der heutigen Zeit und trotzdem hat das Buch das gewisse Etwas.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Gottes eerstaunliche Wege

Die Zacken einer Krone
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„...Das gelb gestrichene, große Gebäude vor mir gleicht einem Spielzeughaus, das in einer Mülldeponie ausgesetzt wurde. Die hohen Fassade mit den vielen Fenstern, der verzierte Zaun mit dem breiten Tor ...

„...Das gelb gestrichene, große Gebäude vor mir gleicht einem Spielzeughaus, das in einer Mülldeponie ausgesetzt wurde. Die hohen Fassade mit den vielen Fenstern, der verzierte Zaun mit dem breiten Tor und die sorgfältig gepflegten Grünflächen im Vorhof – mitten im heruntergekommenen Nirgendwo in Kasachstan...“

Im Jahre 2009 kehrt Natascha an den Ort ihrer Kindheit zurück. Sie besucht das Kinderheim, dass von Deutschen für die Kinder des Ortes eingerichtet wurde. Dabei flammen Erinnerungen auf, Erinnerungen an eine Kindheit voller Schmerz, Hunger und Angst.
Die Autorinnen haben eine bewegte Biografie geschrieben. Der Schriftstil ist einfach gehalten. Der Handlungsablauf folgt nicht immer dem Zeitstrahl.
Natascha wird im Jahre 1990 geboren. Dem Zusammenbruch der Sowjetunion folgt der Zusammenbruch ihrer Familie. Die Mutter wird zur Alkoholikerin, der ältere Stiefbruder bringt das Kind fast um. Sie lebt auf der Straße. Von den anderen Kindern wird sie zu einer Geisterbeschwörung eingeladen. Manche Szenen im Buch, die mich als Leser etwas irritiert haben, sind meiner Meinung nach auf dies prägende Ereignis zurückzuführen.

„...Das mulmige Gefühl in mir wächst. Ja, bestimmt wohnen hier Geister, wahrscheinlich von Verstorbenen. Vielleicht Vorfahren von denen, die dieses Haus verlassen haben...“

Natascha bezeichnet sich selbst als Niemandskind. Nach dem Tod der Mutter kommt sie in ein christliches Kinderheim. Es fällt ihr schwer, sich an die Regeln zu halten. Dann geschieht für sie das erste Wunder. Sie wird von einem Ehepaar, die selbst Russlanddeutsche sind, adoptiert und lebt fortan in Deutschland. Doch das erträumte Schlaraffenland hat auch seine Schattenseiten. Wieder gibt es Regeln, die zu beachten sind. Außerdem muss sie Deutsch lernen.

„...Aber einiges nervt mich. Zum Beispiel, immer den Rock tragen und die Haare zusammenbinden zu müssen. Immer soll ich brav sein und zuhören...“

Schon in Kasachstan war Natascha mit den Glauben an Jesus in Berührung gekommen. Sie möchte mehr davon wissen. In der Gemeinde der Adoptiveltern aber fühlt sie sich eingeengt. Dort lernt sie jedoch ihren zukünftigen Mann kennen. An seiner Seite engagiert sie sich ehrenamtlich in verschiedenen Projekten. Zusammen wechseln sie die Gemeinde. Ihr Glauben wird tiefer. Das Buch enthält viele Glaubenserlebnisse,
Viele Fotos veranschaulichen das Geschehen.
Die ehrliche Biografie hat mich sehr bewegt. Sie zeigt, welch ungewöhnliche Wege Gott manchmal mit den Menschen geht. Wer das Strahlen auf dem Cover sieht, ahnt nicht, welch bittere Kindheit hinter der Protagonistin liegt.

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