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Veröffentlicht am 24.11.2023

Eine Frau kämpft um ihr Recht

Der Schwur der Gräfin
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„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“

Jakobäa, einzige Tochter des Grafen ...

„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“

Jakobäa, einzige Tochter des Grafen von Holland, ist mit Jean de Valois, einen französischen Prinzen, verheiratet. Die beiden haben schon als Kinder miteinander gespielt. Doch die Ehe ist nicht glücklich. Deshalb gibt ihr der Vater diesen Rat.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen, gibt aber auch die Zeitverhältnisse gut wieder, die geprägt sind von kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Roman beginnt im Jahre 1415.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Ihr Vater hat dafür gesorgt, dass Jakobäa eine umfangreiche Bildung genoss. Sie kann Lesen und Schreiben, reitet zur Jagd und kann auch mit Waffen umgehen. Die Zeitverhältnisse aber verlangen, dass sie nur dann Land und Titel behalten kann, wenn sie einen Mann an ihrer Seite hat.

„...Zum Glück brauchte sie sich über die ferne Zukunft noch keine Sorgen zu machen. Ihr Vater strotzte nur so vor Lebenskraft und Tatendrang...“

Dann aber stirbt Jeans älterer Bruder. Plötzlich ist Jean der Thronfolger. Doch auch sein Leben währt nur noch wenige Wochen. Kurz darauf verstirbt Jakobäas Vater an den Folgen eines Hundebisses. Auf dem Totenbett lässt er Jakobäa schwören, dass sie um ihr Erbe kämpfen wird.

„...Schwöre mir hier und jetzt, dass du die Grafschaften bis aufs Blut verteidigen wirst. Du wirst alles dafür tun, dass du Titel und Thron hältst und du wirst deinen Völkern eine gerechte Herrscherin sein...“

Dieser Schwur wird fortan ihr Leben prägen. Entgegen dem Willen des Vaters wird sie mit Jan von Brabant verheiratet. Über den möchte ich nicht viele Worte verlieren, denn mit ihm beginnt der Anfang vom Ende. Jakobäa ist verstrickt in kriegerische Auseinandersetzungen mit der Herrschaft von Kabeljau. Außerdem will ihr Johann Ohnesorg, ihr Onkel, ihr Land nehmen.
Sehr anschaulich werden die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten wiedergegeben. Außerdem versteht es die Autorin, Jakobäas innere Kämpfe lebendig zu machen. Sie versucht, ungewöhnliche Wege zu gehen, wird aber gekonnt ausgebremst.
Der Krieg kostet zunehmend Opfer in der Bevölkerung. Dadurch verliert sie die Zuneigung ihrer Untertanen. Nun ist es nicht mehr Johann, den sie fürchten muss, sondern ihr Cousin Philipp. Der spätere Herzog von Burgund ist ein raffinierter Politiker, der es versteht, Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Es sollte Jahre dauern, bis Jakobäa auf einen Mann trifft, der ihr aufzeigt, dass ihr Vater sie einst mit dem Schwur völlig überfordert hat. Sie war zu jung und unvorbereitet, um der Aufgabe gewachsen zu sein. Hinzu kam, dass ihre Mutter ebenfalls nur ihre eigenen Interessen im Blick hatte. Und sie kann hart formulieren.

„...Mädchen sind wertlos, wie du weißt. Die niederen Lande würde heute ganz anders aussehen, wärest du ein Knabe geworden….“

Die Geschichte ist gut recherchiert. Das spürt man als Leser. Ein Nachwort trennt Fakten von Fiktionen. Eine Karte Hollands und ein Personenverzeichnis befinden sich am Anfang des Buches.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es spielt in einer Zeit, die man auch als Zeit des Umbruchs bezeichnen könnte. Es ist Philipp, dem es gelingt, die Clanstreitigkeiten in Holland zu beenden und das Land zu einen. Jakobäa war nur eine Figur auf seinem Spielbrett. Doch sie hat es ihm nicht immer einfach gemacht. Im Gegensatz zu anderen Herrschern aber war als Sieger großzügig, wenn es sich mit seinen Vorhaben vereinbaren ließ.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Schöner Weihnachtsroman

Zimtlieben
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„...Sie können leider fürs Erste nicht in Ihre Wohnung…

Das hat Julia gerade noch gefehlt, als sie an einem Novembertag von der Arbeit in der Bank kam. Über ihrer Wohnung hat es gebrannt. Das Löschwasser ...

„...Sie können leider fürs Erste nicht in Ihre Wohnung…

Das hat Julia gerade noch gefehlt, als sie an einem Novembertag von der Arbeit in der Bank kam. Über ihrer Wohnung hat es gebrannt. Das Löschwasser macht ihre Wohnung nun unbewohnbar. Und als ob das nicht genügte, erhält sie per Mail von der Bank die Kündigung. Die gesamte Abteilung wird aufgelöst.
Die Autorin hat eine stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht und passt zum Thema.
Als Julia einen Hilferuf ihrer Schwester Bella erhält, entschließt sie sich kurzerhand, Wien für ein paar Tage zu verlassen und in die Steiermark zu gehen.

„..Hier war man miteinander bekannt, konnte in keiner anonymen Masse verschwinden. Hier kümmerte man sich umeinander...“

Otto, Julias Schwager, ist der Bürgermeister. Natürlich hatte der ganze Ort registriert, dass Julia wieder da war. Sie backt für ihre Schwester die Zimtschnecken und übernimmt den Verkauf auf dem Adventsmarkt.
Schnell zeigt sich, dass Julia jemand ist, der sich kümmert. Die Probleme der anderen lassen sie nicht kalt. Nebenbei bewirbt sie sich für einen neuen Job. Die Chancen stehen gut. Aber will sie das wirklich? Wieder von früh bis abends eingespannt sein?
Die Verhältnisse in dem kleinen Ort werden gut beschrieben. Die winterliche Atmosphäre sorgt für romantische Stimmung.
Julia ist in einem Gästehaus untergebracht. Eines Tages steht der Mathelehrer Alex vor der Tür. Normalerweise kann er dort übernachten, wenn es in der Schule mal wieder länger ging. Zwischen den beiden beginnt es zu knistern.
Doch von Jetzt auf Gleich zieht sich Julia zurück. Plötzlich interessiert sie erneut ihre Karriere. Sie stößt deshalb nicht nur Alex vor den Kopf. Zufrieden ist sie dabei mit sich nicht.
Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört für mich das Gespräch zwischen Julia und ihrer Mutter. Hier geschieht zweierlei. Zum einen kann Julia über ihre Verletzungen aus der Schulzeit sprechen, zum anderen fragt ihre Mutter sie, was sie wirklich will.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Am Ende weiß Julia, dass sie nicht in die Bank gehört. Dieser Lebensabschnitt hatte zwar seinen Sinn, aber jetzt geht sie neue Wege. Welche? Dazu muss man das Buch lesen.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Eher kein Thriller

Und nebenan der Tod
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„...Sei nicht so wehleidig, du weißt genau, was du getan hast, und ich weiß es auch. Steh auf und spiel hier nicht die Mimose...“

Die Zeilen stammen aus dem Prolog. Ein Pärchen vergräbt eine Leiche. Sie ...

„...Sei nicht so wehleidig, du weißt genau, was du getan hast, und ich weiß es auch. Steh auf und spiel hier nicht die Mimose...“

Die Zeilen stammen aus dem Prolog. Ein Pärchen vergräbt eine Leiche. Sie beschuldigen sich gegenseitig der Tat.
Die Autorin hat einen Thriller geschrieben, der tiefenpsychologisch das Verhalten der Personen ausleuchtet. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Sie wird abwechselnd von den Protagonisten erzählt.
Im Mittelpunkt stehen zwei Pärchen. Das ist zum einen Adele und Niklas. Beide sind nach der Hochzeit nach Venedig gezogen. Adele stammt aus begüterten Haus. Sie musste sich nie die Finger schmutzig machen. Außerdem hat ihr Vater ihr stets alle Hürden aus dem Weg geräumt. Niklas kann gut damit umgehen. Es zeigt sich, dass Adele Empathie und Verantwortungsbewusstsein besitzt. Nach der schweren Erkrankung ihrer Freundin will sie nach Berlin zurückkehren und ihr zur Seite stehen. Niklas und Adele entschließen sich für einen Wohnungstausch auf Zeit.
Das zweite Pärchen und ihre Tauschpartner sind Konstantin und Veronika. Hier wird schnell deutlich, dass die beiden eher eine Gemeinschaft bilden, die aus der Not entstanden ist. Veronika ist schwanger, trotzdem sagt sie, wo es lang geht. Mich wundert, dass Konstantin sich das gefallen lässt.

„...Du quengelst wie ein Kleinkind, das seinen Lolli nicht bekommt. Deine Unterlagen sind alle auf deinen Computer...“

Der Charakter der beiden bleibt für mich bis zum Ende undurchsichtig.
Die Geschichte geht ziemlich gemächlich los. Erst nach dem Wohnungstausch nimmt die Handlung an Fahrt auf. Vor allem Niklas bekommt durch Gespräche mit einer Hausbewohnerin mit, dass etwas im Argen liegen muss. Durch ein Gespräch über Skype wird Veronika klar, dass ihre Flucht nach Venedig nicht die Lösung war. Sie müssen handeln – und zwar schnell.
Die letzten Seiten zeichnen sich durch eine rasante Handlung aus. Plötzlich zeigt Konstantin, dass er auch anders kann.
Das Buch hat mir gut gefallen. Trotzdem hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle mehr Tiefe gewünscht. Das betrifft insbesondere die Beziehung zwischen Veronika und Konstantin. Der Fall ist zwar geklärt, aber nicht jede Frage für mich beantwortet.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Ein Offizier der Heilsarmee im Bundestag - Leseempfehlung

Ich hatte mir vorgenommen, Mensch zu bleiben
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„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“

Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. ...

„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“

Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. Dann wechselt das Geschehen mit dem ersten Kapitel in das 2009.
Der Autor hat eine abwechslungsreiche Biografie geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Mir gefällt insbesondere der schnelle Wechsel zwischen dem Beschreiben der Arbeit im Bundestag und den Rückblicken. Das macht die Geschichte lebendig. Durch die in Klammern gesetzten drei Pluszeichen wird außerdem klar, wann ein Zeitsprung oder eine Erklärung folgt.

„...Menschenrechte – dafür wollte ich kämpfen. Auch um der christlichen Geschwister in den fernen Ländern willen...“

Also bewirbt er sich für diesen Ausschuss. Die Arbeit wird ihn mehrmals nach Afrika führen. Was er dort erlebt hat, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Nur einen Gedanken des Autors möchte ich hier zitieren:

„...Frage ich mich, warum Gott das Leid zulässt? Nein, ich frage mich, warum wir es zulassen. Warum wir Menschen das göttliche Potential in uns nicht genug nutzen, um die Welt zu einer gesünderen und besseren zu machen...“

Frank Heinrich war Pastor der Heilsarmee, bevor er in die Politik ging. Das Buch enthält vielfältige Informationen zur Heilsarmee, ihrer Struktur und ihren Aufgaben. Nach seiner Ausbildung wurde er nach Chemnitz geschickt. Ausführlich und lebhaft erzählt er von dieser Zeit, den anfänglichen Niederlagen und den zunehmenden Erfolgen. Die Arbeit hat ihn geprägt. Das spürt man in jeder Zeile.
Deutlich wird, wie ihn seine Erfahrung auch bei seinen Entscheidungen im Bundestag leitet. Er hat es gelernt, auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und Argumente auszutauschen. Damit erregt er allerdings auch Anstoß.

„...Wie kann es christlich sein, Personen auszuschließen, weil man ihre Ansicht nicht teilt? Wie kann es christlich sein, sie nicht anzuhören? Ist es nicht gerade unsere Unterschiedlichkeit, die uns voneinander lernen lässt?...“

Im Buch kommen die Erfolge seiner Arbeit, aber auch die Schattenseiten zum Ausdruck. Er hat jeweils gut abgewogen, ehe er eine Entscheidung gefällt hat. Zwei Pute haben ihn besonders bewegt. Das waren Menschenhandel und Prostitution.
Mit seinem Eintritt in der Politik musste er bei der Heilsarmee kündigen. Nach seiner Abwahl ist er nicht zurück gegangen, sondern hat eine neue berufliche Perspektive begonnen.
Einige Fotos ergänzen die Ausführungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt den Mensch Frank Heinrich in seiner Entwicklung und seiner Vielschichtigkeit.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Gekonntes Verwirrspiel

Eric Holler: Gelsenkiller!
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„...Ja, es ist zu früh, um von einem Verbrechen auszugehen, aber in Anbetracht der Umstände haben wir keine andere Wahl und müssen vom Schlimmsten ausgehen...“
Kommissar Werthofen erscheint bei Eric Holler ...

„...Ja, es ist zu früh, um von einem Verbrechen auszugehen, aber in Anbetracht der Umstände haben wir keine andere Wahl und müssen vom Schlimmsten ausgehen...“
Kommissar Werthofen erscheint bei Eric Holler und bittet ihn um Hilfe. Innerhalb weniger Wochen sind drei junge Frauen verschwunden. Allerdings gibt es keine offiziellen Vermisstenanzeigen. Auch Holler waren die Zeitungsartikel schon aufgefallen, die von den Frauen berichteten.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil sorgt für einen hohen Spannungsbogen.
Eric wendet sich an Andy, einen Freund aus der USA, der die Hintergründe der verschwundenen Mädchen durchleuchten soll. Eric selbst hat bei dem Fall ein ungutes Gefühl. Warum reagieren die Eltern so gelassen? Auch auf den Arbeitsstellen macht man sich keine Sorgen. Die sozialen Netzwerke geben kaum etwas her. Eric sieht die kritisch.

„...Die Hälfte der Menschheit war in irgendeinem sozialen Netzwerk unterwegs und ein bedenklicher Teil davon tat unverhohlen kund, wie tief oder beschränkt sein eigener IQ war...“

Dann erscheint auf Werthofens Dienststelle ein gewisser Schwarz vom BKA. Der verlangt, dass die Ermittlungen auf ein Minimum runterzufahren sind, aber Werthofen an ihn persönlich täglich einen Bericht abzuliefern hat.
Jetzt beginnt ein Verwirrspiel vom Feinsten. Wer ist wer? Wem kann man trauen? Was ist das Ziel des BKA? Wer manipuliert wen warum? Welche Befragungen wurden wirklich durchgeführt und welche stehe nur auf dem Papier?
Paschke, Werthofens Vorgesetzter, sieht sich das ein Weile an. Dann kontert er die Leute vom BKA.

„...Wir sind hier nicht beim Geheimdienst oder in Amerika. Bei uns hier wird noch ehrlich betrogen...“

Hollers Erfahrungen aus seiner Vergangenheit sind nun Gold wert. Nach und nach zieht er die richtigen Schlüsse und entlarvt das komplexe Geflecht auf Lügen und Intrigen. Er weiß genau, wann er im Untergrund agieren muss. Allerdings lässt sich nicht vermeiden, dass nun Teile von seiner Vergangenheit für Werthofen offengelegt werden. Doch die Feinheiten behält Eric für sich.

„...Ziemlich unbekannt waren die Kapazitäten der CIA dem deutschen Beamtenapparat, erst recht dem Bürge. Geriet eine Person in das Visier des Geheimdienste, fiel der Betroffene in das Raster des NSA...“

Sehr raffiniert ist auch das Ende des Falls.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Auch als Leser hatte ich so meine Probleme, hinter die gekonnt gesponnenen Fäden des Täters zu kommen.

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