Eine Frau kämpft um ihr Recht
Der Schwur der Gräfin„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“
Jakobäa, einzige Tochter des Grafen ...
„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“
Jakobäa, einzige Tochter des Grafen von Holland, ist mit Jean de Valois, einen französischen Prinzen, verheiratet. Die beiden haben schon als Kinder miteinander gespielt. Doch die Ehe ist nicht glücklich. Deshalb gibt ihr der Vater diesen Rat.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen, gibt aber auch die Zeitverhältnisse gut wieder, die geprägt sind von kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Roman beginnt im Jahre 1415.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Ihr Vater hat dafür gesorgt, dass Jakobäa eine umfangreiche Bildung genoss. Sie kann Lesen und Schreiben, reitet zur Jagd und kann auch mit Waffen umgehen. Die Zeitverhältnisse aber verlangen, dass sie nur dann Land und Titel behalten kann, wenn sie einen Mann an ihrer Seite hat.
„...Zum Glück brauchte sie sich über die ferne Zukunft noch keine Sorgen zu machen. Ihr Vater strotzte nur so vor Lebenskraft und Tatendrang...“
Dann aber stirbt Jeans älterer Bruder. Plötzlich ist Jean der Thronfolger. Doch auch sein Leben währt nur noch wenige Wochen. Kurz darauf verstirbt Jakobäas Vater an den Folgen eines Hundebisses. Auf dem Totenbett lässt er Jakobäa schwören, dass sie um ihr Erbe kämpfen wird.
„...Schwöre mir hier und jetzt, dass du die Grafschaften bis aufs Blut verteidigen wirst. Du wirst alles dafür tun, dass du Titel und Thron hältst und du wirst deinen Völkern eine gerechte Herrscherin sein...“
Dieser Schwur wird fortan ihr Leben prägen. Entgegen dem Willen des Vaters wird sie mit Jan von Brabant verheiratet. Über den möchte ich nicht viele Worte verlieren, denn mit ihm beginnt der Anfang vom Ende. Jakobäa ist verstrickt in kriegerische Auseinandersetzungen mit der Herrschaft von Kabeljau. Außerdem will ihr Johann Ohnesorg, ihr Onkel, ihr Land nehmen.
Sehr anschaulich werden die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten wiedergegeben. Außerdem versteht es die Autorin, Jakobäas innere Kämpfe lebendig zu machen. Sie versucht, ungewöhnliche Wege zu gehen, wird aber gekonnt ausgebremst.
Der Krieg kostet zunehmend Opfer in der Bevölkerung. Dadurch verliert sie die Zuneigung ihrer Untertanen. Nun ist es nicht mehr Johann, den sie fürchten muss, sondern ihr Cousin Philipp. Der spätere Herzog von Burgund ist ein raffinierter Politiker, der es versteht, Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Es sollte Jahre dauern, bis Jakobäa auf einen Mann trifft, der ihr aufzeigt, dass ihr Vater sie einst mit dem Schwur völlig überfordert hat. Sie war zu jung und unvorbereitet, um der Aufgabe gewachsen zu sein. Hinzu kam, dass ihre Mutter ebenfalls nur ihre eigenen Interessen im Blick hatte. Und sie kann hart formulieren.
„...Mädchen sind wertlos, wie du weißt. Die niederen Lande würde heute ganz anders aussehen, wärest du ein Knabe geworden….“
Die Geschichte ist gut recherchiert. Das spürt man als Leser. Ein Nachwort trennt Fakten von Fiktionen. Eine Karte Hollands und ein Personenverzeichnis befinden sich am Anfang des Buches.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es spielt in einer Zeit, die man auch als Zeit des Umbruchs bezeichnen könnte. Es ist Philipp, dem es gelingt, die Clanstreitigkeiten in Holland zu beenden und das Land zu einen. Jakobäa war nur eine Figur auf seinem Spielbrett. Doch sie hat es ihm nicht immer einfach gemacht. Im Gegensatz zu anderen Herrschern aber war als Sieger großzügig, wenn es sich mit seinen Vorhaben vereinbaren ließ.