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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2023

Und welcher Charakter bist du?

Die Geschwister M.
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„...Die Arschkriecherei ist ein Kunst, bei der man des eigenen Vorteils wegen schöne Worte säuselt, ohne dabei die Gesichtsfarbe zu verändern...“

Der Autor bringt hier die Charaktereigenschaft haarscharf ...

„...Die Arschkriecherei ist ein Kunst, bei der man des eigenen Vorteils wegen schöne Worte säuselt, ohne dabei die Gesichtsfarbe zu verändern...“

Der Autor bringt hier die Charaktereigenschaft haarscharf auf den Punkt. Nach der Definition kommt er zu den Folgen eines solches Handelns für den, der die Eigenschaft hat, aber auch für den Gegenüber.
Der Autor hat 15 menschliche Eigenschaften ins Visier genommen und sie in kurzen Geschichten verarbeitet. Dazu gehören der Gefräßige und der Hamsternde, aber auch die Gewissenhafte und die Beistehende.
Der Schriftstil ist leicht und locker. Ab und an weist er eine Spur schwarzen Humor auf.
Meist werden die Eigenschaften definiert, und dann das Verhalten beschrieben. Bei einigen Themen ist auffallend, dass es am Ende eine unerwartete Pointe gibt. Stets reichen knapp drei Seiten für die Ausführung.
Es werden keine Namen genannt. Es gibt jeweils nur den Anfangsbuchstaben. Das assoziiert, dass damit fast jeder gemeint sein könnte. Dort, wo Bezug zu politischen Themen genommen wird, habe ich als Leser natürlich ein Person vor Augen.

„...Schon lange bevor Herr T. Präsident wird – erst recht aber seitdem – findet er bei Frau L. mehr als nur ein offenes Ohr. Welche Unwahrheit ihm auch immer in den Sinn kommt, Frau L. Und der Sender F. berichten darüber...“

Jeder Charaktereigenschaft vorangestellt, ist eine phantasievolle Zeichnung.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Als Leser stellt man schnell fest, dass man durchaus die eine oder andere Eigenschaft sein eigen nennt, in welcher Ausprägung auch immer.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Junge Frauen kämpfen um ihren Arbeitplatz

Die Postbotin
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„...Die Kolleginnen haben sich vier Jahre lang für einen mageren Lohn abgerackert. Sie haben die Hälfte von dem verdient, was die Männer sonst kriegen. Und jetzt, wo man sie nicht mehr braucht, setzen ...

„...Die Kolleginnen haben sich vier Jahre lang für einen mageren Lohn abgerackert. Sie haben die Hälfte von dem verdient, was die Männer sonst kriegen. Und jetzt, wo man sie nicht mehr braucht, setzen sie sie auf die Straße...“

Dieses Zitat gibt den Grundkonflikt wieder, der in der Geschichte steckt. Wir schreiben das Jahr 1919. Mit der Rückkehr der Männer aus dem Krieg sind die Stellen der weiblichen Postzusteller in Gefahr.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben Der Schriftstil ist locker und leicht. Die unterschiedlichen Handlungsstränge geben einen guten Einblick in das Zeitgeschehen. So heißt es von der Gegend um die Orangenburger Straße:

„...Seit Kriegsende wurde an dieser Ecke der Stadt jede Nacht gefeiert und getanzt. Wer das große Töten an West- und Ostfront überlebt hatte, wollte das Leben wieder mit jeder Pore seines Körpers spüren...“

Regine ist Postbotin. Sie möchte sich dafür einsetzen, dass die Kolleginnen ihren Job behalten. Das aber ist nicht einfach. Einerseits hat sie keine Erfahrung, andererseits war ihr Vater Postbeamter. Er hätte keinerlei Verständnis für seine Tochter.
Als Regine den Gewerkschafter Kurt kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Es gibt aber noch eine anderen Mann, der Regine mag. Und er könnte ihr eine sichere Zukunft bieten.
Ihre Freundin Evi, die Telefonistin ist, hatte mit einem Vorgesetzten ein Techtelmechtel. Seine Zurückweisung hat sie noch nicht verarbeitet. Außerdem ist sie auf der Suche nach ihrem im Krieg verschollenen Bruder. Ihr Vater ist Musiker und hat die Familie verlassen. Die Mutter, Hugenottin und aus einst begüterten Haus, kommt mit dem sozialen Abstieg nicht zurecht.
Aus dieser komplexen Anfangskonstellation entwickelt sich die Handlung. Zu Beginn steht der mögliche Streik im Vordergrund.

„...Um auf die Lage im Dienst zurückzukommen – ich denke, wir sollten den Vorschlägen der Gewerkschaft folgen und ein Streikkomitee bilden. Dann hat unsere Bewegung endlich eine ordentliche Vertretung...“

Was sich so einfach anhört, erweist sich als schwierig. Viele der Frauen haben andere Sorgen, als im Streikkomitee mitzuarbeiten. Deshalb wird dieses Thema bald nur noch marginal behandelt. In den Mittelpunkt treten dafür die persönlichen Probleme der Protagonisten.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören manche der Gespräche. So erfahre ich einiges über das Wirken der Gewerkschaft in dieser Zeit. Gleichzeitig wird in anderen Dialogen deutlich, wie die jungen Frauen denken und welche Träume sie haben.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht restlos überzeugen. Das liegt zum einen daran, dass es am Ende eine Petition der Frauen gibt, ohne dass deren Entstehung nochmals beschrieben wird. Zum anderen gibt es eindeutig zu viele lose Enden, deren Fortführung der Phantasie des Lesers überlassen bleibt.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Mord auf offener Bühne

Der Tod spielt auf der Luisenburg
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„...Das reinste Theaterstück – und wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Jeder spielt hierbei nach seinem eigenen Drehbuch...“

Diese Aussage fällt im Gespräch zwischen Kriminalhauptkommissar Johann Kranzfelder ...

„...Das reinste Theaterstück – und wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Jeder spielt hierbei nach seinem eigenen Drehbuch...“

Diese Aussage fällt im Gespräch zwischen Kriminalhauptkommissar Johann Kranzfelder und Kriminalkommissarin Klara Stern. Der Fall macht ihnen Kopfzerbrechen. Was war passiert?
Die Autorin hat eine fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil animiert zum Mitraten und sorgt für den hohen Spannungsbogen.
Kriminalkommissarin Klara Stern besucht mit ihren Freund Sebastian Mayer eine Vorstellung auf der Luisenburg. Plötzlich bricht einer der Schauspieler tot zusammen. Es stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde.

„...Die Luisenburg war Deutschlands älteste Freilichtbühne und ein unverkennbarer Besuchermagnet...“

Der Handlungsort wird sehr gut beschrieben. Mehrmals darf ich die Ermittler bei den Lauf durch die vielen Ebenen der Bühne begleiten.
Der Kriminalrat legt fest, dass Kranzfelder und Stern mit ihren Bayreuther Kollegen Mayer und Himmelreiter zusammenarbeiten. Die Leitung liegt in Kranzfelders Hand.
Alles spricht dafür, dass der Täter in den Reihen der Schauspieler zu suchen ist. Schnell stellt sich heraus, dass Jens Weber, der Tote, durch seine charmante und zugewandte Art die Menschen für sich einnehmen konnte. Viele davon sind aber hart in der Realität aufgewacht. Das sorgt für eine Reihe von Verdächtigen.

„...“Und wer lügt jetzt hier?“, überlegte Kammermayer. „Das ist bei einer Horde ausgebildeter Schauspieler schwierig herauszufinden“, brummte Kranzfelder...“

Dieses Gespräch bringt das Dilemma der Ermittler auf den Punkt. Hinzu kommen die komplexen Beziehungen zwischen den Akteuren. Jeder misstraut jedem. Der Tote ist daran nicht unschuldig.
Das Buch lässt Raum für das Privatleben der Kommissare. Auch da geht es zeitweise turbulent zu.
Ab und an verwendet die Autorin der regionalen Dialekt. Das gibt dem Buch seine örtliche Authentizität. Die Überschriften der einzelnen Kapitel sind ebenfalls im Dialekt formuliert.
Natürlich gehe ich als Leser sämtliche Irrwege mit. Es ist eben nicht immer so, wie es scheint.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Die Schlager-Goldies ermitteln wieder

Die Schlager-Goldies greifen ein - 2
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„...In diesem Dorf kannte man noch seine Nachbarn und kümmerte sich um sie. Jeder kannte jeden und wusste meist über alle Bescheid...“

Vor Jahren war auch Magda in diesen Ort gezogen. Sie singt im Chor ...

„...In diesem Dorf kannte man noch seine Nachbarn und kümmerte sich um sie. Jeder kannte jeden und wusste meist über alle Bescheid...“

Vor Jahren war auch Magda in diesen Ort gezogen. Sie singt im Chor und löst zwischendurch mit ihren Freundinnen Kriminalfälle. Die Damen sind mittlerweile fast alle über 60, wissen aber ihr Leben zu leben und Spaß zu haben.
Der Schriftstil ist locker und leicht.

„...Sie haben nachts die Fensterscheiben eingeschlagen und die Kasse mitgenommen...“

Im ersten Fall bittet die Kindergärtnerin um Hilfe. In der Kasse war nicht viel Geld, aber es ist auch ein Wandgemälde verschwunden. Gekonnt bezieht die Autorin hier auch Protagonisten ihree anderen Bücher mit ein, um den Fall lösen zu lassen.

„...Manche Häuser sahen nicht so aus, wie sie es erwartete, aber immer häufiger war sie sich sicher, schon einmal hier gewesen zu sein...“

Nelly, eine junge Frau, macht mit ihrer Freundin Urlaub an der See. Dort blitzen Erinnerungen auf, die sie sich nicht erklären kann. Wieder zu Hause bittet die Magda um Hilfe. Die Frauen kommen auf eine ungewöhnliche Spur.

„...Die Leute tauchen auf, kassieren Geld und verschwinden wieder….“

Der versprochene Bus kommt nie. Auch der Staatsanwaltschaft ist das Problem bekannt. Viele der älteren Leute haben die Kassierer fotografiert. Magda analysiert die Fotos. Dabei fallen ihr zwei Dinge auf. Sie sind der Schlüssel für die Lösung des Falls.

„...Männer sähen nun mal hübsche junge Dinger lieber als hässliche und ich sollte mich nicht so anstellen...“

In einer Berufsschule wird ein Lehrer übergriffig. Die Reaktion des Großvaters einer Schülerin gibt das Zitat wieder. Den Frauen gelingt es, dem Lehrer das Handwerk zu legen. Sie gehen dabei schön raffiniert vor.
In der vorletzte Geschichte geht es um eine schwarze Witwe. Hier gilt es, einen Mord zu verhindern.

„...Wir müssen als erstes herausfinden, ob es bei diesen störenden Einflüssen um die Person oder das Haus oder das Grundstück geht...“

Eine junge Frau hat ein Spa eröffnet. Doch die Kunden kommen meist nur ein einziges Mal. Hier werden die Frauen mit einem alten Fall konfrontiert, der noch nachwirkt. Die obige Feststellung war genau richtig formuliert.
Zu Beginn des Buches werden die Frauen mit kurzer Charakteristik vorgestellt. Außerdem ist jedem Krimi ein Schlagertitel vorangestellt, der zur Geschichte passt. In den Krimis folgen dann weitere Schlager.
Die Geschichten haben mich sehr gut unterhalten. Die Lösungen sind spannend und manchmal ziemlich überraschend.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Ein ziemlich komplexer Fall

Fischkatz
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„...Erst jetzt fiel Pit das gespannte Seil auf, das jemand an einem der Eisengitter, die die runden Maueröffnungen der Brückenbalustrade sicherten, befestigt hatte. Interessanter erschien ihm aber jene ...

„...Erst jetzt fiel Pit das gespannte Seil auf, das jemand an einem der Eisengitter, die die runden Maueröffnungen der Brückenbalustrade sicherten, befestigt hatte. Interessanter erschien ihm aber jene Person, die am anderen Ende des Seils hing...“

Und die war tot. Der Fall landet bei Kommissar Steinböck und seinem Team.
Der Autor hat erneut einen spannenden und humorvollen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Highlight der Geschichte ist die Katze Frau Merkel, die Steinböck unverblümt sagt, was sie denkt.

„...Jammere nicht. Du könntest morgens auch zur Arbeit radeln. Es gibt vorzügliche Fahrradkörbe für Katzen...“

Der Fall führt Steinböck an die Ostsee. Dorthin hat sich Ferdel, der Staatssekretär, verzogen, als er in die Schusslinie der Ermittlungen geriet. Erstmals darf Steinböck Trabant fahren. Das ist der Dienstwagen der Kripo. Frau Merkel ist begeistert. Außerdem fährt sie mit zum Fischen. Vorher hätte sie aber Sörensen gut zuhören sollen.

„...Sturm? Sturm ist hier erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben...“

Währenddessen gibt die Herkunft des Toten den Ermittlern in München Rätsel auf. Man kennt seinen Namen und weiß, dass er Journalist ist. In der Datenbank aber scheint die DNA eines nahen Verwandten zu sein. Außerdem führen die Spuren zu einer dubiosen Sekte.
Im Norden stößt Steinböck auf einen alten Fall, der damals als Selbstmord durchging. Vieles aber spricht dafür, dass es ich um Mord handelte.
Bei der Rückkehr kann Frau Merkel ihre spitze Zunge nicht zurückhalten.

„...Im Gegensatz zu euch Bayern wissen die dort oben, dass man Fischstäbchen nicht mit der Angel fängt...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie verknüpft gekonnt mehrere Themen miteinander und sorgt so für den hohen Spannungsbogen.

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