Humorvoller historischer Roman
Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien„...Ich finde diese Lebensphase unerträglich, in der wir als Debütantinnen auf dem gesellschaftlichen Parkett angeboten werden wie junge Zuchtstuten bei einer Pferdeauktion. ich muss diese Farce rasch ...
„...Ich finde diese Lebensphase unerträglich, in der wir als Debütantinnen auf dem gesellschaftlichen Parkett angeboten werden wie junge Zuchtstuten bei einer Pferdeauktion. ich muss diese Farce rasch beenden...“
Die 18jährige Komtess Clea de Conterville steht im Wien des Jahres 1877 vor ihrer ersten Ballsaison. Während ihre Zwillingsschwester Sophie damit keine Probleme hat, weiß Clea eines: Heiraten ist keine Option. Sie hat keine Lust, die Staffage für einen Erstgeborenen zu sein.
Die Autorin hat einen humorvollen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er bildet die Zeitverhältnisse und das Leben der gehobenen Schichten in Wien lebensnah ab. Die Geschichte wird von Clea erzählt.
Jedes Kapitel beginnt mit einigen kursiven Zeilen. Dort werden gesellschaftliche Normen erklärt.
„...Es gibt in Wien nicht eine gute Gesellschaft, es gibt deren zwei: erstens den alten Adel und zweitens den Geldadel. Mitglieder des alten Adels müssen einen Stammbaum mit mindestens 16 blaublütigen Vorfahren nachweisen können, dann sind sie hoffähig...“
Zum ersten Wiener Hofball hat der Kaiser nicht nur den alten Adel, sondern auch den Geldadel eingeladen. Die angestammten Familien beschließen, dass man sich zwar der Veranstaltung nicht verwehrt, aber nur als Zuschauer fungiert.
Als Clea um Mitternacht mit ihrer Familie den Ball verlassen will, stößt sie mit einem Fremden zusammen. Er stellt sich später als Nikolas Rabe vor und fordert sie zum Tanz auf. Sie nennt ihm nicht ihren richtigen Namen.
Am nächsten Tag sind beide DIE Schlagzeile in der Zeitung. Der Fremde ist Fürst Nikolaj von Glinsky, der begehrteste Junggeselle der Stadt. Die Presse wusste natürlich, wer da mit wem tanzt. Der Fürst war allerdings nicht als Nachfolger seines Vaters erzogen wurden. Er hat die Welt bereist und studiert. Doch nach dem plötzlichen Tod von Vater und älteren Bruder ging der Titel an ihn. Das gesellschaftliche Parkett interessiert ihn nur marginal.
Clea weiß, was sie nicht will. Viele Optionen bleibe nicht aber als Komtess nicht. Im Laufe der Handlung lernt sie drei Frauen kennen, die sich ein selbstbestimmtes Leben aufgebaut haben. Das sind die Fotografin Caroline, Pauline Fürstin von Metternich, in deren Salon sich alles trifft, was Rang und Namen hat, sowie die Schriftstellerin Aglaia von Enderes. Auch die technischen Neuerungen der Zeit sind ab und an Thema.
Im Hintergrund ziehen die Frauen des Adels die Fäden. Das zeigt sich in den Briefen, die diese miteinander austauschen.
Währenddessen versucht Clea, Nikolaj aus dem Weg zu gehen. Das aber ist schwierig, wenn ihre Mutter in ihm schon den zukünftigen Schwiegersohn sieht.
Mir gefällt der Humor, der dem Roman eine gewisse Leichtigkeit gibt.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.