Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2023

Max Plancks schwerstes Jahr

Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
0

„...All die Jahre hat er versucht, nicht anzuecken. Hat versucht, in diesen schwierigen Zeiten nicht viel Aufhebens zu machen. Immer in der Hoffnung, dass man ihn und seine Kollegen würde gewähren lassen...“

Mit ...

„...All die Jahre hat er versucht, nicht anzuecken. Hat versucht, in diesen schwierigen Zeiten nicht viel Aufhebens zu machen. Immer in der Hoffnung, dass man ihn und seine Kollegen würde gewähren lassen...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein beeindruckender historischer Roman. Derjenige, von dem hier die Rede ist, ist der Nobelpreisträger Max Planck. Ihm stehen die schwersten Tage seines Lebens bevor.
Der Roman zeichnet sich durch seine abwechslungsreichen Schriftstil und seine umfangreiche Recherche aus, die in jeder Zeile spürbar ist Wir schreiben den 6. Oktober 1944, als Planck wiederholt aufgefordert wird, ein Bekenntnis zum Führer abzulegen.
Seine Entscheidung könnte weitreichend Folgen für seinen Sohn Erwin haben. Der sitzt seit drei Wochen in Haft, weil man ihn zu den Verschwörern um Stauffenberg zählt.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das sind zum einen Max und Erwin Planck, zum anderen Albert und Eduard Einstein. Dazu kommt Nelly Planck, Erwins Frau ist Ärztin an der Charité unter Professor Sauerbruch. Auch der war nach dem Hitlerattentat ins Visier der Gestapo geraten, wurde aber nach kurzer Zeit wieder entlassen.
Albert Einstein lebt und wirkt in Amerika, wird aber mit dem Land nicht warm.

„...Unkultiviert ist dieses fremde Land, das so unfassbar stolz auf sich ist. Einstein fragt sich oft, worauf dieser Stolz beruht? […] Den niederträchtigen brutalen Umgang mit den schwarzen Sklaven und die vielen Tausend niedergemetzelten Indianer?...“

Während die liebevolle Beziehung zwischen Max und seinem Sohn deutlich wird, hadert Eduard Einstein, der sich in einer psychiatrischen Heilanstalt in der Schweiz befindet, mit seinem Vater. Er war noch ein kleines Kind, als die Ehe seiner Eltern in die Brüche ging. Er fühlte sich von seinem Vater nie gesehen, anerkannt, wahrgenommen.
Auch Max Planck hinterfragt zunehmend sein Tun.

„...Im Grunde hat er doch, anders als sein Sohn, stets versucht, sich aus politischen Intrigen herauszuhalten. Er hat alles unternommen, damit die Wissenschaft ihre unabdingbare Arbeit möglichst unangetastet im Schatten der politischen Veränderungen fortführen konnte...“

Während Erwins Eltern alle Strippen ziehen und auf vielerlei Kontakte zugreifen, ahnt Erwin, dass es dem Ende zugeht. Die Erinnerungen an sein Frau und seine Pflegetochter geben ihm Kraft, die Zeit durchzustehen. Hinzu kommt, dass der Pfarrer in Tegel heimlich Kontakte der Gefangenen aus außen unterstützt. Zwischen beiden gibt es tiefgründige Gespräche.
Bewegend fand ich Erwins Gedanken an seinem Hochzeitstag:

„...Die Liebe ist etwas, dass ie ihm nicht nehmen können. Sie können ihm das Hab und Gut nehmen, seine Freiheit, seinen Stolz, sein Ansehen, ja selbst sein Leben. Aber die Liebe wird bleiben...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie tief die politischen Verwerfungen ins persönliche Leben der Protagonisten eingegriffen haben. Mit Erwin verliert Max Planck das vierte seiner Kinder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2023

Informativ

Beliebte Technik-Irrtümer
0

„...Das Stromnetz in Deutschland hat 220 Volt...“

Das ist die erste Aussage, mit der sich der Autor auseinandersetzt. Es geht um die Netzspannung und die beträgt eben nicht genau 220 Volt.
Insgesamt 165 ...

„...Das Stromnetz in Deutschland hat 220 Volt...“

Das ist die erste Aussage, mit der sich der Autor auseinandersetzt. Es geht um die Netzspannung und die beträgt eben nicht genau 220 Volt.
Insgesamt 165 Irrtümer, an manchen Stellen könnte man auch von sprachlichen Ungenauigkeiten reden, werden im Buch aufgelistet. Der Autor kommt bei seinen Antworten schnell auf den Punkt. Meist genügt dafür eine halbe Seite. Die Aussagen sind allgemeinverständlich. Der Schriftstil sachlich
Die Themen gehen quer durch viele Wissenschaftsgebiete und streifen auch den Alltag. Allerdings fände ich persönlich eine Sortierung günstiger.
Während sich ein Teil der Aussagen mit aktuellen Fragestellungen beschäftigt, gibt es ein paar, die sich in wenigen Jahren erledigt haben dürften, weil sich die Technik dann geändert hat.
Die Vielzahl der Aussagen hat zur Folge, dass mir als Leser zwar ein großer Teil bekannt waren, einige Antworten für mich aber trotzdem überraschend waren.
Am Ende werden alle Aussagen nochmals aufgelistet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2023

Fesselnder Roman

Alle Feuer der Hölle
0

„...Er sah eine wunderschöne Insel, die über eine vielfältige, faszinierende Landschaft verfügte. Sandstrände, kilometerlang, manche schneeweiß, manch auch mit gräulichen Sand bedeckt...“

Es ist der dritte ...

„...Er sah eine wunderschöne Insel, die über eine vielfältige, faszinierende Landschaft verfügte. Sandstrände, kilometerlang, manche schneeweiß, manch auch mit gräulichen Sand bedeckt...“

Es ist der dritte April 1902, als Kapitän Leonhard Mahler mit seine Schiff Eurybia in St. Pierre auf Martinique anlegt. Der Kapitän ist ein gebranntes Kind. Das Grollen des Vulkans Mont Pelèe weckt unangenehme Erinnerungen.
Der Autor hat einen spannenden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben. De Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Gleichzeitig bringt er die Diskrepanz zwischen der Gefahr und ihrer Verschleierung auf den Punkt.
In den ersten Kapiteln werden die Protagonisten ausführlich vorgestellt. Das sind unter anderem der Gouverneur des Insel, ein Zuckerfabrikant und ein Redakteur.
Zwei Besatzungsmitglieder der Eurybia, die sich unterscheiden wie Feuer und Wasser, sorgen zwischendurch für humorvolle, aber manchmal auch gefährliche Szenen, weil vor allem Gustav seinen Mund nicht halten kann. Kito dagegen fällt durch seine lebenslustige Art auf.
An das Grummeln des Vulkans sind die Einwohner gewöhnt. Doch dann sterben die ersten Schafe, ohne dass es äußere Anzeichen gibt.

„...Darf ich Sie daran erinnern, dass die Wahlen vor der Tür stehen? Und nach allem, was man so hört, rumort es unter der Bevölkerung viel mehr, als es der Mont Pelèe jemals könnte. Es steht großes bevor, ein politisches Beben, wie es die Insel noch nie gesehen hat. Und mein bester Reporter beschäftigt sich mit toten Viechern...“

Es ist zu befürchten, dass Vertreter der farbigen Bevölkerung die Wahlen gewinnen könnten. Das muss auf jeden Fall verhindert werden. Da interessiert ein möglicher Vulkanausbruch nur am Rande. Also setzt man zur Beruhigung erst einmal eine Kommission ein, die den Vulkan genauer begutachten soll. Fachleute gibt es nicht, deshalb wird ein Lehrer in die Spur geschickt. Unterwegs treffen sie einen Einheimischen, der sie warnt:

„...Wie ich schon sagte, ich komme seit Jahrzehnten hierauf und so schlimm wie jetzt war es noch nie. Ich konnte nicht einmal mehr Wasser abfüllen, weil der See brodelte...“

Doch der Vulkan liegt weit weg von St. Pierre. Die Lava vom Gipfel würde andere Gegenden treffen. Noch ahnt niemand, dass ein Lavaausbruch das geringste Problem ist.
Sehr gut wird beschrieben, wie die Tiere auf die Gefahr reagieren. Sie fliehen vom Berg und beseitigen alles Leben, das sich ihnen in den Weg stellt. Das aber nimmt niemand ernst.

Als es zur Katastrophe kommt, werden einzelne Schicksale im Buch thematisiert. Das ist teilweise heftig.
Im Nachwort trennt der Autor Fakten von Fiktion. Einige originale Schwarz-Weiß-Fotos veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es, anschaulich und fesselnd zu erzählen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2023

Spannende Biografie

Freigekauft
0

„...Ein richtiges Buch zu schreiben, das ist wirklich keine kleine Entscheidung – erst recht, wenn es sich um eine Autobiografie handelt. Ich bin weder Politikerin noch Schauspielerin, Sängerin oder sonst ...

„...Ein richtiges Buch zu schreiben, das ist wirklich keine kleine Entscheidung – erst recht, wenn es sich um eine Autobiografie handelt. Ich bin weder Politikerin noch Schauspielerin, Sängerin oder sonst eine prominente Persönlichkeit. Aber ich bin Gottes geliebtes Kind...“

Diese Sätze stammen aus dem Vorwort des Buches. Dort erzählt die Autorin kurz, wie sie angeregt wurde, das Buch zu schreiben.
Das Buch lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist leicht und locker.
Die Biografie wird nicht immer in der zeitlichen Reihenfolge erzählt. Das zeigt sich schon zu Beginn. Es ist ein einschneidendes Erlebnis, das am Anfang steht. Ein schwerer Verkehrsunfall verändert das Leben der Autorin grundlegend.
Doch auch zuvor war ihr Leben ein Auf und Ab. Das schildert sie sehr ehrlich und ungeschönt. In einem strengen Elternhaus aufgewachsen, bricht sie als Jugendliche aus. Sie sucht die Freiheit und gelangt an einen Loverboy. Die Erlebnisse sollten sie für die nächsten Jahre prägen, auch nachdem ihr die Flucht aus dem Milieu gelingt.

„...Die Leute können viel reden von Jesus und seiner Liebe. Aber mich liebt Jesus jetzt sowieso nicht mehr. Und meine Eltern können mich auch nicht mehr lieben. Niemand kann das, nach allem, was passiert ist...“

Trotzdem gelingt ihr der Einstieg in eine normales Leben. Dann aber kommt der Unfall und spült alte Verletzungen wieder hoch.
In einem Ostseeurlaub kommt die Wende. Sie erinnert sich an die positiven Stellen, in denen sie den Glauben erlebt hat. Und sie trifft auf Menschen, die sie auf diesen Weg weiter führen. Sie erlebt die Macht des Gebetes. Plötzlich weiß sie, dass Jesus sie freigekauft hat von Sünde und Schuld.
Sie sieht es nun als ihre Aufgabe an, anderen von ihren Erlebnissen zu erzählen. Sie möchte, dass auch diese Menschen die Freiheit im Glauben finden. Es ist beeindruckend, welche Wege sie dazu geht.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Bibelzitat, das zum Inhalt passt. Das Buch endet mit einem eignen Gedicht der Autorin. Es sind Zeilen voller Dankbarkeit.
Einige persönliche Fotos sind im Buch enthalten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2023

Fesselnder Krimi

Geschäftsleitung
0

„...Wullschleger war ein Mann, der besser austeilen als einstecken konnte. Ein Wesenszug, der seiner Karriere förderlich gewesen war und seiner Lebensphilosophie entsprach...“

Doch drei Schüsse auf dem ...

„...Wullschleger war ein Mann, der besser austeilen als einstecken konnte. Ein Wesenszug, der seiner Karriere förderlich gewesen war und seiner Lebensphilosophie entsprach...“

Doch drei Schüsse auf dem Golfplatz in Zürich beenden gleich zu Beginn des Buches sein Leben.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen, setzt aber auch gekonnt Ruhepunkte.
Der Fall landet bei Armand Muzaton. Unterstützt wird er von Priya. Der Tote arbeitete in der Führungsetage der einer Züricher Investmentbank. Die ersten Wege der Ermittler führen deshalb zu seiner Frau und an seinen Arbeitsplatz. An beiden Stellen sind die Ergebnisse eher mager. Die Banker sind der Meinung, dass das Motiv im privaten Bereich gesucht werden muss.
Ich mag den feinen Humor, der die Geschichte durchzieht.

„...Wenn das Rotlichtmilieu von Zürich ein Haifischbecken ist, tummeln sich im noblen Golfclub die Piranhas...“

Als ein zweiter Banker stirbt, wendet sich die Bank an Philipp und bittet ihn um Unterstützung. Der ehemalige Banker arbeitet jetzt als Professor an der Uni und ist der beste Freund von Armand. Jetzt soll er die Talfahrt der Aktie stoppen.
Mir gefällt, dass die Protagonisten gut charakterisiert werden. Das trifft auch auf manchen zu, der eigentlich eine Nebenrolle spielt. Auch die Situation in der Bank mit ihren Intrigen und dem Drang nach oben wird sehr ausführlich wiedergegeben.
Gekonnt hat der Autor die Texte eines Finanzblogs ins Geschehen integriert. So klingt der erste Beitrag nach Wollschlegers Tod unter anderem so:

„...Auf seinem Weg nach oben sind viele Weggefährten des Bankers auf der strecke geblieben. Frei nach dem Motto: Erst das Fressen, dann die Moral. Wir halten Sie auf dem Laufenden...“

Natürlich folgen dem vier Kommentare. Von Mitgefühl keine Spur!
Armand steht unter Druck, denn es sollte nicht bei zwei Toten bleiben. Er geht ungewöhnliche Wege, wird aber von seinem Vorgesetzten ausgebremst. Doch Armand wäre nicht Armand, wenn er nicht konsequent auf der Spur bliebe.
Das Ende der Geschichte birgt einige Überraschungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere