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Veröffentlicht am 09.01.2023

Spannender historischer Roman

Der Chronist des Pilgers. Historischer Roman
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...“Wann lernst du endlich, dass das Ding zwischen deinen Beinen nicht zum Denken da ist?“ Der Herzog erwartete glücklicherweise keine Antwort...“

Arnold von Harff, Ritter des Herzogs von Jülich, hat ...

...“Wann lernst du endlich, dass das Ding zwischen deinen Beinen nicht zum Denken da ist?“ Der Herzog erwartete glücklicherweise keine Antwort...“

Arnold von Harff, Ritter des Herzogs von Jülich, hat nach einer Tändelei mit dessen Schwester Jan van Issum schwer verletzt. Der Herzog ist nicht amüsiert. Trotzdem kommt Arnold mit einem blauen Auge davon. Statt im Kerker zu landen, wird er auf Pilgerfahrt geschickt.
Der Autor hat einen fesselnde historischen Roman geschrieben. Dem Geschehen liegt eine realer Reisebericht zugrunde. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Der Autor verzichtet weitgehend auf historische Begriffe und nutzt die heutigen Sprachmöglichkeiten.
Wir schreiben das Jahr 1496. Arnold sucht einen Begleiter für seine Reise. Doch seine Jugendfreunde haben mittlerweile andere Interessen. Dann aber liest Arnold der geflohenen und verletzten Novizen Christian am Straßenrand auf. Er lässt ihn in seinem Haus gesund pflegen und nimmt ihn als Chronist mit auf die Reise.
Das Buch ermöglicht mir einen beeindruckenden Blick in die Zeitverhältnisse. Mit Arnold und Christian gelange ich unter anderen über Venedig nach Kairo, Jerusalem und Konstantinopel zurück nach Köln. Orte und Landschaften werden sehr detailliert beschrieben.

„...Sie folgten den Lauf des Inn flussaufwärts und übernachteten in Herbergen, die in regelmäßigen Abständen an der Strecke lagen. Hinter Nauders verengte sich das Tal des Inn so sehr, dass der Weg über dem Wasser am Hang der steilen Berghänge entlanglief...“

Das Buch verfügt über eine innere und eine äußere Spannung. Die innere ergibt sich aus den Gefahren der Reise und den komplexen Beziehungen der handelnden Personen. Die äußere wird getragen durch die Rachegedanken des Jan van Issum, der alles tut, um Arnold habhaft zu werden. Natürlich erhöht der Schriftstil durch kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsort außerdem den Spannungsbogen.
Herzog Wilhelm erweist sich als vorausschauender Herrscher.

„...Bessere Waffen machen Ritter überflüssig. Die Händler werden die Macht übernehmen und die welt verändern, nicht die Adligen und die Ritter. Wer die Rohstoffe unter seine Kontrolle bringt, der wird in Zuunft Macht und Geld haben...“

Mit der Pilgerreise an Arnold verbindet er einen Auftrag. Einerseits geht es darum, einen Überblick über die Kirchen auf den Weg und deren Heilige zu erstellen, andererseits gilt es nebenbei nützliche Informationen zu sammeln. Dabei interessiert sich Arnold vor allem für den Gewürzhandel, während Christian nach Steinen Ausschau hält, mit denen sich verschiedene Farben herstellen lassen. Seltene Tiere und Pflanzen werden gezeichnet. Die Aufzeichnungen werden in gewissen Abständen nach Köln geschickt.

„...Wenn die Gewürze nicht richtig getrocknet wurden oder zu lange in der Sonne lagen oder beim Transport wieder feucht geworden sind und nochmal getrocknet wurden, dann schmeckt und riecht man das. Natürlich muss man viel Erfahrung haben und einen feinen Geruchs- und Geschmackssinn...“

Mit der Zeit vergrößert sich die Reisegruppe. Auch wird deutlich, wie sich die Protagonisten verändern und reifer werden.
Ab und an wechselt die Geschichte nach Köln. Dort sind ebenfalls Veränderungen an der Tagesordnung. Das soll aber hier nicht thematisiert werden.
Ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel und ein Nachwort schließen das Buch ab.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt nicht nur an der spannenden Handlung, sondern auch an den vielfältigen Informationen, die gekonnt ins Geschehen eingeflossen sind und ein Bild des Lebens in der Vergangenheit zeichnen.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Kampf u Gerechtigkeit

Esthers Verschwinden
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„...Die amerikanischen Soldaten sahen Bilder, die sie bis zum Ende ihrer Tage nie vergessen würden. Abgehärtete, kampferprobte Männer, die ind er Normandie gelandet waren. […] Buchenwald übertraf alles, ...

„...Die amerikanischen Soldaten sahen Bilder, die sie bis zum Ende ihrer Tage nie vergessen würden. Abgehärtete, kampferprobte Männer, die ind er Normandie gelandet waren. […] Buchenwald übertraf alles, was sie jemals erlebt hatten...“

Zu den befreiten Häftlingen aus Buchenwald gehörten Eli Rosen und sein Sohn Isaak. Sie stehen im Mittelpunkt des Romans.
Der Autor hat einen gut recherchierten Roman geschrieben. Drei Handlungsstränge durchziehen das Geschehen. Der erste beginnt 1939 in Lublin, der zweite 1945 nach der Befreiung und der dritte im Jahre 1966 in Amerika.
Der Schriftstil ist über weite Strecken relativ sachlich. Emotionen werden selten thematisiert. Das lässt allerdings manche Geschehnisse besonders nachdrücklich wirken.
Die Personen werden gut charakterisiert. Eli hat zusammen mit seinem Vater in Lublin eine Baufirma. Sein Gegenspieler ist Max Poleski. Der weiß genau, wie man seinen Mantel nach dem Wind dreht und aus jeder Situation das Beste herausholt. Er ist bei Eli angestellt, bekommt aber von den deutschen die Firma überschrieben. Die Arbeit macht nach wie vor Eli. Max behauptet, ihn vor den Repressalien der Nazis beschützen zu können.
Im Jahre 1945 landen Eli und Isaak im DP – Lager Föhrenwald. Hier warten die Juden auf ihre Ausreise nach Amerika. Das kann Jahre dauern. Für viele ist das schwer erträglich.

„...In den amerikanischen DP – Lagern warten 250000 Personen auf ein amerikanisches Visum, und die Einwanderungsquote liegt bei 6000 pro Jahr...“

Plötzlich wird bekannt, dass jemand illegal ein Visum besorgen kann. Der Preis dafür ist horrend. Eli kommt die Beschreibung bekannt vor.
Sehr gut wird das Lagerleben beschrieben. Wieder sind mehr Menschen auf engsten Raum untergebracht als eigentlich möglich ist. Das führt zu Krankheiten. Schwierig ist es auch, Familienangehörige zu finden. Max hofft, dass seine Frau Esther überlebt hat.
Eli und Isaak kommen nach Amerika. Im Jahre 1966 kommt er erneut auf die Spur seines Gegenspielers. Jetzt geht es um Waffenhandel und Korruption, denn der Vietnamkrieg ist in vollem Gange.

„...“Steigende Kosten“, murmelte Mimi. „Warum erzählt uns keiner, wer an dem Krieg verdient?“...“

Mimi ist Journalistin. Zusammen mit Eli nimmt sie die Spur auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird sehr deutlich, dass auch nach dem Krieg das jüdische Volk kaum Fürsprecher hatte, während manche Täter bei geschickten und raffinierten Agieren durch alle Maschen schlüpften.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Spannend und gut recherchiert

Blüte der Zeit
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„...Ein Jammer, dass der Krieg alle unsere Mittel verschlingt. Das Orangierhaus ist ohnehin in Nöten. Die Verräter haben unser Land in den Ruin getrieben...“

Wir schreiben das Jahr 1672. Max ist nach ...

„...Ein Jammer, dass der Krieg alle unsere Mittel verschlingt. Das Orangierhaus ist ohnehin in Nöten. Die Verräter haben unser Land in den Ruin getrieben...“

Wir schreiben das Jahr 1672. Max ist nach dem Tode des Vaters mit seiner Mutter und den Geschwistern in Gravehage untergekommen. Die obigen Zeilen stammen vom dortigen Gärtner.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Relativ schnell gliedert der sich in zwei Handlungsstränge auf.
Zum einen begleite ich als Leser Max und seine Familie nach Brandenburg - Preußen, zum anderen erfahre ich eine Menge über die Kämpfe in den Niederlanden.
Der Schriftstil ist ausgereift. Gekonnt werden die historischen Ereignisse in die spannende Handlung integriert.
Max war zum Landschaftsgärtner ausgebildet worden. Kurz vor Abschluss der Lehre aber hatten Soldaten seine Heimat zerstört und den Vater getötet. In Brandenburg hofft er, seine Ausbildung abschließen zu können. Doch nicht alle sind begeistert, dass wieder ein Ausländer erscheint. Hinzu kommt, dass Max durch sein Handeln überzeugt. Er hat ein Händchen für seltene Gewächse, weiß, auf welchem Boden welche Pflanze gedeiht und ist in der Lage, genaue Pläne für Gartenarbeiten zu entwerfen. Die Kapitel über die Gärten bringen Ruhe und Gelassenheit in das Buch.
Ich erfahre eine Menge über das Kurfürstentum Brandenburg – Preußen und die niederländischen Einflüsse darin.

„...Der Kurfürst hat viel Zeit in den Niederlanden verbracht und schätzt diesen Stil, müsst Ihr wissen. Seine erste Ehefrau, die verstorbene Luise Henriette von Oranien, hat viele niederländische Künstler eingeladen...“

Ganz anders lesen sich die Szenen in den Niederlanden. Als das Land kurz vor der endgültigen Niederlage steht, bekommt Prinz Wilhelm die Stadthalterschaft zurück. Seine taktischen Entscheidungen sind allerdings nicht immer glücklich. Das Leben der Soldaten steht für ihn oft nur an zweiter Stelle. Das bedeutet auch Diskrepanzen mit seinem Jugendfreund Paulus. Wilhelm ist niemand, der sich etwas sagen lässt, möge der andere durchaus die besseren Argumente haben.

„...“Es ist der schönste Anblick der Welt, zwei so mächtige Armeen auf einem Schlachtfeld so nahe beieinander zu sehen!“ Paulus blieb die Antwort im Halse stecken. Was für ein Mensch musste man sein, um den Anblick von sterbenden Soldaten zu genießen?...“

Das Buch besticht durch seine exakte Recherche, die detaillierte Beschreibung historischer Gartenanlagen und den Einblick in die Gedankenwelt von Wilhelm von Oranien. Inhaltsreiche Gespräche über Gartenkunst, Handel und Krieg prägen die Geschichte. Die grausamen Folgen des Krieges werden wohltuend kurz gehalten.
Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Glossar und Anmerkungen zu historischen Tatsachen runden das Buch ab. In beiden Umschlagseiten befindet sich eine historische Karte von Berlin und Fotos der damaligen Schlösser.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 06.01.2023

Nichts ist, wie es scheint

Das weiße Z und die Flucht durchs Gebirge
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„...Dann ein Knall! Der Knall hallte durch die ganze Umgebung. War das ein Schuss? Waren sie etwa bewaffnet und würden sie von ihrem Waffen Gebrauch machen?...“

Die Geschichte beginnt spannend. Zorro ...

„...Dann ein Knall! Der Knall hallte durch die ganze Umgebung. War das ein Schuss? Waren sie etwa bewaffnet und würden sie von ihrem Waffen Gebrauch machen?...“

Die Geschichte beginnt spannend. Zorro befindet sich auf der Flucht. Doch wenige Augenblicke später weiß ich als Leser, dass nichts so ist, wie es scheint.
Der Autor hat erneut ein fesselndes Jugendabenteuer geschrieben. Er wählt einen ungewöhnlichen Einstieg. Am Filmset wird der erste Teil der Reihe gerade gedreht.
Zorro wird von Herrn Einstein angesprochen. Der teilt ihm mit, dass der Graf von Döster-Waldberten ihn unbedingt sprechen möchte. Mit dem haben die Teenies aber schon im ersten Teil schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb lehnt Zorro ab.

„...Wenn Zorro Tessi mit dem verspielten Attlia erlebte, wünschte er sich immer, dass Tessi mit Attila herumtollen könnte...“

Tessi sitzt im Rollstuhl. Zorro würde ihr gern helfen. Deshalb bringt ihn auch eine Zeitungsanzeige, die besondere Behandlungsmethoden bei Rückenmarksverletzungen in einer Schweizer Klinik ermöglicht, auf eine Idee. Die Klinik gehört den Grafen. Zorro will sich nun mit ihm in der Klinik treffen. Der Graf stellt den Teenies für die Reise sein Privatflugzeug zur Verfügung. Damit beginnt ein heftiges Abenteuer, dass die Fünf extrem fordert.
Zu Beginn des Buches werden die Protagonisten mit Zeichnung und kurzem Steckbrief vorgestellt. Außerdem gibt es eine Zeichnung vom Schloss und vom Ort.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Ein Mann verwirklicht seine Viionen

Monsieur Orient-Express
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„...In Wahrheit stand Georges das Wasser bis zum Hals. Nur der engste Mitarbeiterkreis wusste um den bedrohlichen Zustand; sein Firmen – Konglomerat raste direkt auf den Abgrund zu...“

54 Jahre alt ist ...

„...In Wahrheit stand Georges das Wasser bis zum Hals. Nur der engste Mitarbeiterkreis wusste um den bedrohlichen Zustand; sein Firmen – Konglomerat raste direkt auf den Abgrund zu...“

54 Jahre alt ist Georges Nagelmackers, als er in wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser gerät. Genau an diesem Punkt beginnt das Buch. Dann führt mich die Geschichte zurück in Kindheit und Jugend des Industriellen.
Der Autor hat eine gut recherchierte und tiefgründige Biografie geschrieben. Es lässt nicht nur das Leben des Georges Nagelmackers lebendig werden, sondern ist gleichzeitig ein Stück Eisenbahngeschichte.
Schon in jungen Jahren ist Nagelmackers von der Technik und der Eisenbahn begeistert. Sein Vater, der Besitzer der größten belgischen Privatbank, erwartet allerdings, dass der junge Mann ins väterliche Geschäft einsteigt. Für dessen Visionen hat er nichts übrig.
Als Nagelmackers in die USA geschickt wird, erlebt er nicht nur das Reisen mit Eisenbahn fast grenzenlos, er lernt auch die dortigen Schlafwagen kennen.

„...Und er fragte sich, wie es Europa gelingen könnte, was Amerika bereits erreicht hatte – komfortable Züge über Grenzen hinweg rollen zu lassen...“

Aus den USA kehrt er mit Plänen eines eigenen Schlafwagens zurück. Doch Europa hat seine eigenen Gesetze. Züge durch mehrere Länder sind da nicht vorgesehen. Deutlich wird, wie der junge Mann um seine Pläne kämpft. Niederlagen steckt er weg. Er sucht Geldgeber und gerät auch mal an die Falschen. Dann stellen sich erste Erfolge ein.

„...Colonel Mann und Georges Nagelmackers waren wie Feuer und Wasser: der eine emotional, geltungssüchtig und ungeduldig, der andere diplomatisch, hartnäckig und manchmal allzu gutmütig...“

Dem Schlafwagen folgt der Speisewagen. Ausführlich beschrieben wird die erste Reise mit dem Orient – Express. Auf jeder Station darf ich dabei sein. Probleme und Widrigkeiten werden nicht verschwiegen.
Nagelmackers ist Visionär. Die Gewinne werden sofort wieder investiert. Eigene Hotels und eine Art Reisebüro sind seine nächsten Produkte. Dabei hat er aber vergessen, für schwierige Zeiten vorzusorgen. Nur um Haaresbreite gelingt es ihm, das Unternehmen vor der Insolvenz zu retten.
Das Buch enthält viele Fotos als Zeitdokumente, in den Umschlagseiten eine Weltkarte und Fahrstrecke des Orient-Expresses, eine Zeittafel, Literaturhinweise und eine Reihe von Anmerkungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ehrt einen Mann, der seine Visionen trotz aller Widerstände verwirklicht hat.

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