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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2023

Schöner weihnachtlicher historischer Roman

Das Mädchen vom Striezelmarkt
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„...Im Salon über dem Antiquitätengeschäft brannten an diesem Nachmittag nur wenige Lichter. Die Liebermanns empfingen zwar ein Dutzend Gäste, doch es war keine der üblichen Geselligkeiten...“

Dieses ...

„...Im Salon über dem Antiquitätengeschäft brannten an diesem Nachmittag nur wenige Lichter. Die Liebermanns empfingen zwar ein Dutzend Gäste, doch es war keine der üblichen Geselligkeiten...“

Dieses Zitat zeigt, dass sich im Hause Liebermann einiges ändern wird. Der Hausherr ist verstorben. Sohn Aaron übernimmt das Geschäft. Doch bei der Testamentseröffnung gibt es nicht nur eine Überraschung.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der sich recht bald als weihnachtlicher Krimi entpuppt.
Wir befinden uns kurz vor Weihnachten des Jahres 1899. Lea Liebermann, Aarons jüngere Schwester, ist eine fähige Holzschnitzerin. Von ihrer Familie wird das aber nur als Hobby gesehen. Als ihr Lehrmeister kurzfristig verreist, verkleidet sich Lea als junger Mann und verkauft an seinem Stand ihre Schnitzereien. Das ist heikel, denn Lea ist Jüdin und schnitzt Krippenfiguren.
Sehr genau wird die Geschichte des Strietzelmarktes, sein Aufbau und sein Regeln wiedergegeben.

„...Das Pyramidenfest gehörte zu den beliebtesten Attraktionen des Marktes, ein Ereignis, das keiner versäumen wollt...“

Bei der Testamentseröffnung war Willie wieder aufgetaucht, älteste Tochter der Liebermanns und das schwarze Schaf der Familie. Sie ist Opernsängerin, hat nun ein Arrangement in Dresden und greift Lea hilfreich unter die Arme. Dabei sagt sie offen, was sie denkt. Das sie ihren einstigen Ehemann verlassen hat, kommentiert sie so:

„...Nun ja, wo die Liebe hinfällt, bleibt sie nicht immer liegen. Das wirst du vielleicht auch noch feststellen...“

Als in einem See in Dresden ein Toter entdeckt wird, gehen auf dem Strietzelmarkt die Gerüchte hoch. Plötzlich steht Lea im Fokus der Ermittlungen. Wie lange kann sie ihr Doppelleben noch verbergen?
Deutlich wird auch, wie sehr der Antisemitismus in Dresden schon um sich gegriffen hat. Das bekommt unter anderem Willie zu spüren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist spannend, sehr gut recherchiert und zeigt viele lokale Details.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Spannende Geschichte

Maya und Domenico: Träume mit Hindernissen
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...Zum dritten Mal versuchte ich vergeblich, meinen Mann anzurufen. In der Regel gab es drei Möglichkeiten: Entweder hörte er das Telefon nicht. Oder sein Akku war leer. Oder er harte das falsche Handy ...

...Zum dritten Mal versuchte ich vergeblich, meinen Mann anzurufen. In der Regel gab es drei Möglichkeiten: Entweder hörte er das Telefon nicht. Oder sein Akku war leer. Oder er harte das falsche Handy dabei...“

Diese Szene, die ziemlich am Anfang geschildert wird, sollte sich im Laufe der Handlung mehrmals wiederholen. Auch als Ehemann wirkt Domenico manchmal wie ein einsamer Löwe.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Fortsetzung ihrer Jugendreihe geschrieben. Obwohl ich bisher keines der Bücher kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil passt zur Zielgruppe. Er ist leicht, aber voller Emotionen.
Maya und Domenico sind verheiratet. Sie leben auf Sizilien im Hause von Zio, Domenicos Onkel. Maya erwartet ihr zweites Kind. Deshalb kündigt sie ihre Stelle im Krankenhaus, denn Halbtagsarbeit als Ärztin wird ihr verwehrt. Nun muss Domenico mit seinen vielen Jobs die Familie über Wasser halten. Das ist nicht einfach. Außerdem engagiert er sich noch in der Flüchtlingshilfe. Deshalb ist er kaum zu Hause. Maya steckt dabei häufig zurück. Wichtig finde ich das Gespräch mit ihrer Mutter. Die kommt schnell auf den Punkt.

„...Ihr könnt und müsst versuchen, Wege zu finden. Mach nicht denselben Fehler wie ich und friss das jahrelang in dich rein. Wenn du nicht glücklich bist, sag es Nicki...“

Deutlich wird, dass die Großfamilie immer füreinander da ist. Das hat aber auch die Schattenseite, dass man anderen gern in ihr Leben hineinredet. Und Maya hat ziemlich genaue Vorstellungen, was sei sich für ihre Kinder wünscht. Die prekäre finanzielle Situation macht ebenfalls die Adoption von Manuel, Domenicos Neffen, unmöglich.
Als Maya Besuch von ihrer Freundin Delia und deren kleinen Tochter bekommt, wird schnell klar, wie weit sich die beiden auseinander gelebt haben. Delia mosert rum und spricht konkret an, was sie von Mayas Leben hält.
Noch ist Domenico nicht bereit, Sizilien zu verlassen. Dann aber macht er nachts während des Fischens eine ungewöhnliche Beobachtung. Jetzt ist weder sein Leben noch das seiner Familie sicher. Es müssen schnelle Entscheidungen getroffen werden. Der bisher durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten schon hohe Spannungsbogen steigert sich weiter. Jetzt zeigen sich Domenicos Fähigkeiten, strategisch geschickt planen zu können. Wird die Flucht gelingen?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Krimi mit Humor

Prost, auf die Pfennigfuchser
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„...Mit Argusaugen beobachtete sie, wie der Kommissar die Terrassentür komplett öffnete und vorsichtig ins Wohnzimmer trat. Tischler blieb achtsam. Die Möglichkeit bestand durchaus, dass sich noch jemand ...

„...Mit Argusaugen beobachtete sie, wie der Kommissar die Terrassentür komplett öffnete und vorsichtig ins Wohnzimmer trat. Tischler blieb achtsam. Die Möglichkeit bestand durchaus, dass sich noch jemand im Haus befand...“

Eigentlich wollte Kommissar Tischler nur seine Nachbarin, Frau Kneidinger, zu eine Bekannten fahren. Dort aber trifft er auf eine Leiche.
Der Autor hat erneut eine spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil zeichnet sich durch seinen feinen Humor aus. Außerdem besticht der Krimi durch die gut ausgearbeiteten Gespräche.
Frau Zettlwieser, die Tote, war Filialleiterin einer Privatbank. Der Fall erweist sich schnell als Mord. Doch der äußere Anschein, dass Frau Zettlwiese erschlagen wurde, ist nur die halbe Wahrheit.
Die Bank macht einen etwas verstaubten Eindruck, scheint sich aber auf begüterte Kunden spezialisiert zu haben. Als sie sich die Wohnung der Toten nochmals ansehen, fällt Fink ein Möbelstück auf, das er näher untersucht. Bisher waren die Kommissare davon ausgegangen, dass die Frau ihren Besucher kannte. Nun aber gibt es eine ganz andere Spur. Hat hier jemand was gesucht?
Tischler hat allerdings noch ein privates Problem. Er hat sich endlich entschlossen, mit Britta zusammenzuziehen. Also gilt es, auf Wohnungsbesichtigung zu gehen. Das erweist sich für mich als Leser als amüsante Angelegenheit.
Dackeldame Resi hat dieses Mal nur einen kurzen Part. Klar, sie wurde für einen Tag bei Studenten geparkt, die bei Tischler im Haus wohnen. Erst war ein stundenlanger Spaziergang angesagt, dann Lauftraining. Resi war danach fix und fertig.
Frau Kneidinger lässt Tischler eine Liste von ihrer Meinung nach Verdächtigen zukommen. Sie war zusammen mit der Toten in einem Frauenverein. Und von den Damen scheint nach Frau Kneidingers Meinung jeder verdächtig zu sein.
Während ich Tischler und Fink bei ihren Ermittlungen begleiten darf, geht im Ort das Leben nach alter Tradition weiter.

„...Und betet, dass ich bei der nächsten Bürgermeisterwahl wiedergewählt werde. Bei meinem Nachfolger wird es sicher keinen kleinen Dienstweg geben...“

So kann man es auch formulieren, wenn man die Hand auffällt,um jemand Gefälligkeiten zu erweisen.
Natürlich führen Tischler und Fink den Fall konsequent zu Ende.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es verbindet Spannung mit viel Lokalkolorit. Ein Bisschen Mundart gehört außerdem dazu.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Tiefgründige Geschichte

Die Shettytruppe
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„...Irgendwie ist mein Leben mächtig aus den Fugen geraten...“

Klingt nicht gut, wenn das eine 14jährige sagt. Miriam ist sauer, weil ihre Eltern aus der Stadt ins Dorf umziehen wollen. Sie befürchtet, ...

„...Irgendwie ist mein Leben mächtig aus den Fugen geraten...“

Klingt nicht gut, wenn das eine 14jährige sagt. Miriam ist sauer, weil ihre Eltern aus der Stadt ins Dorf umziehen wollen. Sie befürchtet, ihre einzige Freundin Stella zu verlieren. Dass Miriam in der Schule gemobbt wird, wird am Anfang nur leicht angedeutet.
Die Autorin hat ein tiefgründiges Jugendbuch geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er passt zur Altersgruppe.
Miriam bekommt das schönste Zimmer im Haus. Sie hat sogar einen Balkon. Ihr Blick geht auf den gegenüberliegenden Vierseitenhof mit den Ponys. Aber Pferde interessieren Miriam nicht. Sehr eindringlich werden Miriams Eingewöhnungsprobleme wiedergegeben.
Doch dann lernt Miriam Maria und ihre Ponys kennen. Zwischen den beiden entsteht eine zarte Freundschaft. Miriam kann über ihre Sorgen sprechen. Maria als Landkind sieht die Stadt so:

„...Zu laut und zu hektisch. Zu wenig grün. Und viel zu wenig Tiere in artgerechter Haltung...“

Behutsam führt Maria Miriam an die Arbeit mit den Ponys heran.Immer wieder gibt es Gespräche zur artgerechten Haltung. Auch das Thema Reiten wird gestreift und kritisch betrachtet.

„...Pferde und Ponys sind wie Spiegel. Ist man lieb und begegnet ihnen mit Vertrauen und Respekt, machen sie das auch...“

Spot, eines der Ponys, hält sich von der Herde zurück. Sie sucht sich auf der Weide einen eigenen Platz. Miriam hat viel Verständnis dafür, weil sie Parallelen zu ihrem bisherigen Leben zieht. Sie nimmt sich des Ponys besonders an.
Dann kommt Kathi aus dem Urlaub zurück, Marias bisherige Freundin. Das verunsichert Maria. Wird es eine Lösung geben?
Ferien gehen nicht ewig. Der erste Schultag in der neuen Schule steht an. Wie wird Maria aufgenommen werden?
Schöne Zeichnungen illustrieren das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was Freundschaft vermag und blendet in Miriams neuen Leben mögliche Konflikte nicht aus. Allerdings werden auch gekonnt Lösungen angeboten. Gleichzeitig gibt es vielfältige Information zum artgerechten Umgang mit Ponys und deren Pflege.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Hildegards Entscheidung

Der letzte Akt vom Puppenspiel
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„...Es geht mir gut. Es geht mir sogar sehr gut, weil ich es nämlich sehr gut habe. Vergleichsweise. Den Umständen entsprechend. Mehr kann man nicht verlangen. Mit fast vierundneunzig...“

Mit diesen Zeilen ...

„...Es geht mir gut. Es geht mir sogar sehr gut, weil ich es nämlich sehr gut habe. Vergleichsweise. Den Umständen entsprechend. Mehr kann man nicht verlangen. Mit fast vierundneunzig...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Roman, der eine abwechslungsreiche Familiengeschichte erzählt. Hildegard Glas ist in ihrem Alter zwar körperlich nicht mehr fit, aber geistig noch voll da. Sie weiß, was sie will und setzt das durch.
Der Schriftstil ist insofern ungewöhnlich, weil Hildegard ihren Part selbst erzählt, über die anderen Familienmitglieder aber neutral berichtet wird. Der schnelle Wechsel zwischen den handelnden Personen sorgt für eine latente innere Spannung.
Anyana, eine rumänische Pflegerin, wohnt mit im Haus und kümmert sich rund um die Uhr um die alte Dame. An ihre Eigenheiten hat sie sich gewöhnt.
Es scheint eine normale Familie zu sein. Wieland, der Sohn, besucht regelmäßig seine Mutter. Ein besonderes Verhältnis hat Hildegard zu ihrer Enkeltochter Jenni. Ihr gegenüber zeigt sie auch ab und an Emotionen, die sie bei den anderen vermissen lässt.
Hildegard hat zu aktuellen Themen ihre eigene Meinung. Die Pandemie sah sie so:

„...Kurzum, glaubte man den Medien, so war die Apokalypse in greifbarer Nähe. Ich habe natürlich nie daran geglaubt, aber es konnte schon mühsam sein, keinen Trübsal aufkommen zu lassen bei all dem Gejammer...“

Vor einigen Jahren hat sie das erste Mal einen Brief erhalten, der sie mit einem Geschehen aus ihren jungen Jahren konfrontierte. Rosi, ihre einstige Zugehfrau, ist die einzige, die darüber Bescheid weiß. Vor ihrer Familie konnte Hildegard ihr Geheimnis bisher verbergen.
Doch nun ändert sich die Situation. Der letzte Brief forderte sie zu einer Entscheidung auf. Die aber würde bedeuten, ihre Familie in das Geschichte einzubeziehen. Noch ahnt sie nicht, dass Anyana misstrauisch geworden ist.
Wie wird sich Hildegard entscheiden? Findet sie einen Weg aus der Zwickmühle?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Personen wurden ausreichend charakterisiert. Hildegard bleibt bis zum Schluss Herrin ihrer Entscheidungen.

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