Sehr einfühlsam
Auf Wiedersehen, kleiner Bruder„...Meine Mutter redet immer mit allen Menschen, sie sprudelt nur so. Wie eine Quelle, aus der Wasser blubbert. Paps ist wie ein Fischer. Er fischt die Worte erst vom Meeresgrund. Das dauert länger...“
Mit ...
„...Meine Mutter redet immer mit allen Menschen, sie sprudelt nur so. Wie eine Quelle, aus der Wasser blubbert. Paps ist wie ein Fischer. Er fischt die Worte erst vom Meeresgrund. Das dauert länger...“
Mit diesen kindlichen Worten beschreibt Leo seine Eltern. Leo lebt an er Küste Dänemarks. Er hat zwei jüngere Geschwister.
Die Autorin hat ein stimmige Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Durch die Wahl von Leo als Ich – Erzähler wird die Zielgruppe direkt angesprochen. Ab und an erfindet er völlig neue Worte wie „schleckmaulhungrig“.
Schnell tauche ich als Leser in das Familienleben von Leo ein. Sie unternehmen viel zusammen. Leo freundet sich mit Josie an. Sie ist erst vor kurzem zugezogen.
Doch kaum sind die ersten Ferientage vorbei, wird Leos kleine Bruder Paul krank. Er ist müde, hat keinen Appetit und klagt über Kopfschmerzen.
Dann stellt sich heraus, dass eine ernste Krankheit dahintersteckt. Noch gibt es Hoffnung. Trotzdem ist Leo wütend. Mir gefällt, wie behutsam der Vater mit seinem Sohn spricht. Er nimmt sich Zeit und macht ihm deutlich, dass viel passieren kann.
„...Niemand weiß, wie viel Zeit er hat. Ob man alt wird wie Frau Larsen, die schon hundert geworden ist, oder ob man jung stirbt. Keiner weiß das...“
Als klar wird, dass Paul sterben muss, nimmt sich die Familie Zeit für ihn. Trotzdem ist das für Leo nicht einfach.
„...Trotzdem bin ich sauer. Stinksauer. Warum musste ausgerechnet Paul krank werden? Mein kleiner Bruder?...“
Sehr berührend finde ich den wütenden Brief, den Leo an Gott adressiert. Josie steht Leo zur Seite. Sie weiß, was Verlust und Trauer bedeutet, denn ihr Vater ist verstorben.
Das Buch enthält sehr schöne Schwarz – Weiß - Illustrationen, die das Geschehen widerspiegeln und Raum für Emotionen lassen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Einerseits zeigt auf, wie man mit Trauer und Verlust umgehen könnte, andererseits erlebe ich eine Familie, deren letzte Zeit mit ihrem Jungen voller bleibender Erlebnisse ist.