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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein Leben für die Kunst

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
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„...Nur Du allein hast es in der Hand, das Beste aus Deinem Leben zu machen. Es wird nicht immer einfach sein – es wird Höhen und Tiefen geben -, aber Du wirst mit Erfolg belohnt werden...“

Dies Worte ...

„...Nur Du allein hast es in der Hand, das Beste aus Deinem Leben zu machen. Es wird nicht immer einfach sein – es wird Höhen und Tiefen geben -, aber Du wirst mit Erfolg belohnt werden...“

Dies Worte gibt die Großmutter ihrer Enkelin Meret Opperheim mit auf den Weg, als diese sich auf eine Reise nach Paris macht. Sie möchte ihren Traum leben. Sie möchte Künstlerin werden.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an. Dadurch wird das Leben im den 30er Jahren in Paris sehr lebendig wiedergegeben.
Wir schreiben das Jahr 1933. Meret studiert an der Pariser Kunstakademie, probiert sich aber nebenbei in verschiedenen Kunstrichtungen aus. Ihren Freundeskreis hat sie in der Szene der Surrealisten gefunden. Als ihr der Amerikaner Man Ray ein Angebot macht, sagt sie zu. Sie spürt eine völlig neue Freiheit.

„...Nacktheit war ein Teil der Kunst. Wenn man sich ange genug mit ihr beschäftigte, konnte sie jeden sexuellen Reiz verlieren...“

Leider aber führt das zu einem Bruch mit den Eltern. Daraufhin verzichtet Meret auf die finanzielle Unterstützung der Eltern und stellt sich vollständig auf eigene Füße. Sie sucht sich einen Brotjob bei Frau Blum als Näherin. An vielen Stellen fällt der bildhafte Stil der Autorin auf. Sie findet passende Metapher:

„...Das war also das neue Leben, das sie erwartete: ein real gewordenes Brettspiel, in dem sie drei Felder vor, zwei zurückgehen würde. Und immer lauerte die Gefahr, wieder an den Anfang geschickt zu werden...“

Die Autorin beschreibt die Familienverhältnisse ausreichend. Das zeigt, dass Meret von zwei Welten geprägt wird. Ihre Schweizer Großmutter ist Künstlerin. Auf ihr Verständnis kann sich Meret verlassen. Ihr konservativer Vater ist Arzt in Steinen in Deutschland. Allerdings hat er auch jüdische Wurzeln. Das wird ihn und die Familie bald zu schnellen Entscheidungen zwingen.
Über die Verhältnisse in Deutschland wird Meret vor allem von Frau Blum informiert. Die französische Jüdin bemüht sich, so viele Freunde wie möglich nach Paris zu holen.
Zwei Männer kreuzen in den wenigen Jahren in Paris Merets Weg. Der erste macht sie zu seine Muse und unterdrückt dabei ihre eigene Kreativität. Hier gilt es, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Der zweite lässt ihr die nötige Freiheit und baut sie fast unauffällig auf.
Meret beschränkt sich nicht auf eine Kunstgattung. Sie macht unter anderen Alltagsgegenstände zu Kunstobjekten und entwirft Mode und Schmuck. Das sichert ihr das finanzielle Überleben, bis sich der erste größere Erfolg einstellt. Damit übrigens endet das Buch.
Am Beispiel ihrer Freundin Georgie sieht Meret genau, was sie nicht will: Ehe und Kinder. Das würde sie zu sehr einschränken. Ein Zitat zieht sich wie ein roter faden durch das Buch:

„...Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen...“

Diese Worte hat Meret zu ihrem Motto gemacht. In Paris trifft sie auch auf Pablo Picasso und Salvatore Dali. Interessant finde ich ihre Charakteristik dieser Männer.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Der dritte Fall des Krimiclubs

Ein dreifaches Hoch auf den Mörder
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„...Sie zieht ein Gesicht, als hätte man ihren Zuchtpudel grün lackiert, dachte Clarissa. Nee, Begeisterung sieht anders aus...“

Clarissa hatte sich zum Wettbewerb „Der schönste Bauerngarten“ angemeldet. ...

„...Sie zieht ein Gesicht, als hätte man ihren Zuchtpudel grün lackiert, dachte Clarissa. Nee, Begeisterung sieht anders aus...“

Clarissa hatte sich zum Wettbewerb „Der schönste Bauerngarten“ angemeldet. Der einzige Mann in der Jury ist von ihrem Garten begeistert. Den Eindruck, den Clarissa von Dorothee Ganswein hat, gibt sie oben wieder.
Der Autor hat erneut einen humorvollen Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist lockerleicht.
Während der Krimiclub Clarissa schon als Preisträgerin sieht, erinnert die sich an ein Wort von Franz von Assissi.

„...Habe Hoffnungen, aber niemals Erwartungen, dann erlebst du vielleicht Wunder, aber niemals Enttäuschungen...“

Und ausgerechnet bei dieser Veranstaltung bittet Dorothee Clarissa, in einer Jury beim Pralinenwettbewerb mit zuarbeiten. Die Pralinen wurden von den Landfrauen hergestellt. Deshalb waren diese als Mitglieder der Jury ausgeschlossen. Doch ehe die Bewertung überhaupt über die Bühne gehen kann, wird Dorothee tot in der Toilette gefunden. Clarissa sieht sofort, dass Gift im Spiel ist.
Der Fall landet bei Rodenhausen. Der ist sich sicher:

„...Sein einziger Trost war, dass Clarissa von Michel bestimmt vieles war, aber nicht bei den Landfrauen...“

So kann man sich irren. Natürlich blamiert er sich wieder gründlich. Außerdem erweist sich der Fall als äußerst verzwickt. Dorothee hatte eine Praline vom Stapel genommen. Und exakt die war vergiftet? Zufall?
Erneut lässt es sich der Krimiclub nicht nehmen und verfolgt eigene Spuren. Beim Durchleuchten von Dorothees Leben lassen sich manch Mordmotive finden. Clarissas glasklare Analysefähigkeit und die akribische Arbeit ihrer Freunde entwirren das komplizierte Geflecht aus den scheinbaren und den tatsächlichen Geschehen.
Ganz nebenbei hat Vera einen neuen leckeren Kuchen kreiert, wieder eine nette Kalorienbombe. Ihre Meinung dazu ist:

„...Was soll denn an Sahne, Pudding und Früchten dick machen?...“

Doch in diesem Teil geht es nicht nur um den einen Kriminalfall. Am Ende wartet eine weitere Überraschung. Außerdem trifft Clarissa eine sehr persönliche Entscheidung für ihre weitere Zukunft.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich mag die logisch strukturierten Ermittlungen.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Kochen in schwierigen Zeiten

Die Köchinnen von Fenley
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„...Die Briten waren nicht auf den Krieg vorbereitet gewesen. Ihre Städte waren von der Luftwaffe zerstört worden, ihre Truppen kämpften erbittert in Nordafrika und die U – Boote der Nazis blockierten ...

„...Die Briten waren nicht auf den Krieg vorbereitet gewesen. Ihre Städte waren von der Luftwaffe zerstört worden, ihre Truppen kämpften erbittert in Nordafrika und die U – Boote der Nazis blockierten den Import von Waffen, Metallen und – am gravierendsten – Lebensmitteln...“

Diese Sätze von den ersten Seiten des Buches fast die Lage im Jahre 1942 perfekt zusammen. Da entscheidet sich der Sender BBC in dem Ort Fenley einen Kochwettbewerb ausrufen. Der erste Preis ist die Stelle einer Moderatorin beim Rundfunk. Wie hat Audrey schon festgestellt, wenn sie über die Kochsendung spricht?

„...Das ist der Lauf der Dinge. Männer, die noch nie einen Fuß in die Kühe gesetzt haben, erklären uns Frauen, wie wir zu kochen haben...“

Der Wettbewerb geht über drei Etappen: Vorspeise, Hauptgericht, Dessert. Wer kreiert mit den knappen Lebensmittelrationen das beste Essen?
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd von den vier Protagonisten erzählt.
Der Schriftstil ist ausgereift. Detailliert werden die Gerichte beschrieben, aber auch die Probleme der Frauen.
Audrey hat vor kurzem die Nachricht erhalten, dass ihr Mann gefallen ist. Nun muss sie sich mit ihren drei Jungen durchbringen. Sie bäckt und kocht rund um die Uhr und verdient sich damit ihren Lebensunterhalt. Die Stelle beim Radio würde ihr mehr Spielraum lassen.
Nell arbeitet als Küchenmädchen bei dem Lord. Die Köchin allerdings hat ihre Begabung erkannt und sie gefördert und aufgebaut. Der Sieg würde ihr ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Zelda, ungewollt schwanger, träumt von einem Leben als Küchenchefin in einem Hotel. Erst einmal aber wurde sie in einer Fabrik als Köchin dienstverpflichtet.
Und da ist noch Lady Gwentoline, die Schwester von Audrey. Ihre Hochzeit ar eine gesellschaftlicher Aufstieg. Sie wirkt sehr arrogant und ist sich ihres Sieges schon fast sicher. Ambrose, Moderator des Wettbewerbs, lässt Gwendoline wissen:

„...Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass Sie dem gemeinen Volk beibringen sollen, wie man am besten mit den Rationen auskommt, und man in Ihrem Haushalt scheinbar ebenso gut isst, wie sonst immer...“

Mit dem Fortgang des Wettbewerb darf ich als Leser zunehmend einen Blick in die Vergangenheit der Protagonisten und hinter die Kulisse von Gwendolines vornehmen Leben werfen. Schnell wird deutlich, wie viel gerade dort unter den Teppich gekehrt wird.
Es gehört viel Phantasie und Können dazu, aus dem Weingen, was man hat, gute Gerichte zu zaubern. Jede der Vier geht dabei anderer Wege. Gleichzeitig wird deutlich, wie das Geschehen die Frauen verändert. Nach und nach begreifen sie, dass ein Gegeneinander im Wettbewerb kein Gegeneinander im Leben sein muss. Jeder hat andere Begabungen. Warum sie nicht gemeinsam nutzen?
Das Kriegsgeschehen spielt nur am Rande eine Rolle. Wichtige Ereignisse werden allerdings erwähnt.
Das Buch enthält viele Rezepte aus der Kriegszeit. Ein Nachwort trennt Realität von Fiktion.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Zeit der Trauer als Chance

Deine Worte in meinen Händen
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„...Meine kleine Schwester heiratet und ich bin eine fünfundzwanzigjährige Witwe. Ich stehe in meinem begehbaren Kleiderschrank, der eigentlich nur eine aufgemotzte Abstellkammer ist, und befinde mich ...

„...Meine kleine Schwester heiratet und ich bin eine fünfundzwanzigjährige Witwe. Ich stehe in meinem begehbaren Kleiderschrank, der eigentlich nur eine aufgemotzte Abstellkammer ist, und befinde mich zum dritten Mal an diesem Morgen in einem erbitterten Kampf mit den Tränen. Sie sind zwei zu null in Führung...“

Dieses Zitat von der ersten Seite des Buches zeigt den aktuellen Stand der Dinge. Der Unfalltod von Michelles Ehemann Achim liegt erst kurze Zeit zurück. Noch ist sie in einer heftigen Trauerphase. Doch gerade der letzte Satz beweist, dass sie ihren Humor nicht ganz verloren hat.
Die Autorin hat ein bewegendes Buch geschrieben. Wie geht man mit Trauer um? Das Leben geht weiter – mag sein. Aber wie?
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt viele melancholische Szenen, doch mit dem Fortschreiten des Geschehens schleicht sich nach und nach auch wieder eine gewisse Leichtigkeit ein. Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Personen erzählt. Dadurch ergibt sich zum einen ihre Vielschichtigkeit, zum anderen werden die Veränderungen, die die Protagonisten durchmachen, deutlicher.
Die Personen werden gut charakterisiert. Michelle ist Journalistin, hat sich aber eine Auszeit genommen. Ihr Freundin Chrys steht ihr tatkräftig zur Seite und ist meist da, wenn Michelle eine Schulter zum Anlehnen braucht.
Chrys ist Altenpflegerin. Die Probleme des Berufes werden im Buch deutlich angesprochen. Privat hat sie selbst seit der Kindheit ein Päckchen zu tragen.
Lara kommt zu Beginn als Perfektionistin rüber. Doch der Schein trügt.
Achim war Schriftsteller. Er hatte eine Trilogie begonnen. Noch fehlt der abschließende Band. Der Verlag macht Michelle klar, welche Optionen sie hat. Sie entschließt sich kurzerhand, das Buch selbst zu Ende zu schreiben.
Die Autorin wendet ein besonders Stilmittel an. Sie lässt Michelle gedanklich mit Achim sprechen. Das zeigt, wie tief das Verständnis zwischen beiden war. Nur in einem Punkt waren sie unterschiedlicher Meinung. Für Achim gehörte der Glaube zum Leben. Michelle kann damit wenig anfangen. Jetzt wird auch das Thema ihres stillen Gespräches.

„...Michelle, du bist der beste Mensch, den ich kenne! Aber den Himmel verdient man sich nicht mit guten Taten. Er ist ein Geschenk, das man einfach nur annehmen muss...“

Natürlich geht es in der Zwiesprache auch um das Buch. Es enthält etliche Allegorien zum christlichen Glauben. Deshalb muss sich Michelle nun damit befassen. Gut dargestellt werden die schöpferischen Phasen zwischen Erfolg und Niederlage, zwischen den unbedingten Wille, Achims Werk zu Ende zu bringen, und der Verzweiflung, dem nicht zu genügen.
Und wie das Leben so spielt, sorgt ein Mädelsabend zwar für Lockerheit, hat aber auch ungeahnte Folgen.

„...Dabei ist mir eigentlich danach, den ganzen Tag im Schlafanzug zu bleiben, denn schon beim ersten Schritt schickt mein schmerzender Schädel mir einen herzlichen Gruß vom feuchtfröhlichen Vorabend...“

Gerade die Gegensätze zwischen Chrys und Lara sorgen für zusätzliche Spannung. Während Michelle lernt, mit ihrer Trauer umzugehen, macht Lara in dieser Zeit die größten Veränderungen durch. Das tut auch ihrer Ehe gut.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie Menschen mit ihren Aufgaben wachsen und gemeinsam ihre Ziele erreichen. Es ist nicht glatt gebürstet, sondern spiegelt das Auf und Ab des Lebens wider.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Wachauer Sagen als Hörbuch

Wachauer Sagen
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„...Hier ist kaum ein Gemäuer, auf dem die Sage nicht ihre Kränze gewunden...“

Dieser Satz stammt aus dem Beginn des Hörbuchs und er führt ein in die Wachau mit ihren Sehenswürdigkeiten und ihrer Sagenwelt. ...

„...Hier ist kaum ein Gemäuer, auf dem die Sage nicht ihre Kränze gewunden...“

Dieser Satz stammt aus dem Beginn des Hörbuchs und er führt ein in die Wachau mit ihren Sehenswürdigkeiten und ihrer Sagenwelt.
Nach zwei einführenden Kapiteln folgen acht Sagen. Es wird deutlich, dass diese aus einer Zeit weit vor dem Heute stammen. Damals gehörte die Wachau noch zu Deutschland und das spiegelt sich in den Sagen wider.
Das zweite Kapitel gibt einen guten Einblick in Land und Leute. Ich erlebe die Landschaft entlang der Wasserstraße. Neben bekannten Orten finden sich dabei auch manch weniger erwähnte Burgen und Gemäuer.
Die Sagen sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Zuerst gibt es Informationen zu dem Bauwerk, um das sich die Sage rankt. Dann folgt die Lesung der Sage. Anschließend erklärt der Vorlesende vorkommende Wörter, die nicht mehr zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören oder dem örtlichen Dialekt entstammen. Mit einem kurzen musikalischen Einspiel endet das entsprechende Kapitel.
Die Stimme des Lesenden ist sehr angenehm. Er versteht es, sie entsprechend dem Inhalt zu variieren und wichtige Stellen zu betonen. Die verwendete Musik spricht mich an. Sie hat eine gewisse Leichtigkeit.
Das Hörbuch hat mir sehr gut gefallen.