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Veröffentlicht am 21.07.2022

Der Schrecken der Nordmänner

Furor Normannicus
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„...Die Reiterhorden der Ungarn, die heute das Reich bedrohen und plündernd und mordend durch das Land ziehen – was sind diese Wilden im Vergleich zu den Nordmännern, die uns vor einem halben Jahrhundert ...

„...Die Reiterhorden der Ungarn, die heute das Reich bedrohen und plündernd und mordend durch das Land ziehen – was sind diese Wilden im Vergleich zu den Nordmännern, die uns vor einem halben Jahrhundert glauben ließen, unser Ende stünde bevor?...“

Diese Worte des Mönches Theodorus leiten eine spannende Geschichte ein. Er erzählt im Rückblick, was 50 Jahre zuvor geschah. Das eigentliche Geschehen beginnt im Jahre 875 n. Chr.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Er wendet sich dabei einem Ereignis zu, das sonst wenig thematisiert wird: das Vordringen der Wikinger im Rheinland bis Köln.
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen berichtet Theodorus aus seinem Leben. Dieser Teil wird kursiv wiedergegeben. Zum anderen lerne ich Uta in einem kleinen Dorf in der Eifel kennen.
Die 12jährige Uta ist mit ihrer Freundin Rotrut unterwegs. Während Uta auf die Freundin wartet, die sich mit Grifo trifft, in den sie verliebt ist, begegnet sie auf Roland von Altenburg, den Sohn des Gaugrafen.

„...Du bist die Tochter des Bauern Wernar, der sich seit Jahren weigert, meinem Vater seinen Hof zu verkaufen...“

Als Roland zudringlich wird, scheuert ihm Uta eine. Das sollte weitreichende Folgen haben. Doch fünf Jahre lang passiert erst einmal nichts.
Der Schriftstil ist ausgereift. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben, die Personen ausreichend charakterisiert. Uta ist eine kecke und selbstbewusste junge Dame. Doch nach der Begegnung mit Roland stellt sie fest, dass sie eine besondere Gabe hat. Das macht ihr Angst.
Wie obiges Zitat schon andeutet, ist es das Bestreben des Adels, den letzten freien Bauern ihre Höfe zu nehmen. Wer sich weigert, muss mit Repressalien rechnen. Hinzu kommt nun, dass Roland wie vernarrt in Uta ist. Er will die junge Frau unbedingt in seine Gewalt bringen.
In dieser Zeit der inneren Auseinandersetzungen entwickelt sich die Bedrohung durch die Wikinger Das schwache Karolingerreich hat ihnen nicht viel entgegenzusetzen. Der Adel nutzt das gekonnt für seine Zwecke. Damit lassen sich die Aufmüpfigen Bauern in Schach halten.
Nach dem Tod des Vaters flieht Uta mit ihren Bruder Hugo und den Knecht Arbo. Nur Arbo weiß, was wirklich passiert ist. Sie sind nicht die einzigen, die unterwegs sind. Die Menschen erhoffen sich Schutz in den großen Städten. Für viele ist Köln das Ziel. Die Wanderung ist beschwerlich.
Als ein gelungenes Stilmittel wirken für mich die kursiv wiedergegebenen Gespräche zwischen Uta und ihrer toten Freundin Rotrut. Dadurch lerne ich Utas innere Zerrissenheit kennen und ihren seelischen Kampf um die richtigen Entscheidungen.
Während ich durch Uta mit Einzelschicksalen konfrontiert werde, ermöglicht mir Theodorus einen Blick auf das große Ganze.

„...Sowohl Aachen als auch Jülich gingen in Flammen auf. Ein verhängnisvoller Irrtum war es gewesen, zu glauben, der alte Glanz der Karolinger könnte sie davon abhalten...“

Theodorus hat sich auch mit den Glauben der Nordmänner beschäftigt und vermittelt ihn mir als Leser.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Spannender Krimi

Surfermord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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„...Dennoch war es ärgerlich, dass TT durch den verpatzten Gerichtstermihn neue unnötige Kosten verursachte. Aber die würde er ihn in Rechnung stellen...“

Ingo Bauhagen wartet auf seinen Gutachter Thomas ...

„...Dennoch war es ärgerlich, dass TT durch den verpatzten Gerichtstermihn neue unnötige Kosten verursachte. Aber die würde er ihn in Rechnung stellen...“

Ingo Bauhagen wartet auf seinen Gutachter Thomas Tönes. Dann entschließt er sich, an seiner Wohnung zu klingeln. Die Nachbarin teilt ihm mit, dass der zum Surfen ist. Ingo fährt auf den Campingplatz – und findet einen Toten.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Wie gewohnt landet der Fall bei Nina und ihren Team. Für Neulinge der Serie wird das gut vorgestellt.
Der Schriftstil passt zum Flair des Nordens. Dazu gehört auch, dass ab und an etwas Platt gesprochen werden darf.
Sehr detailliert wird der Hintergrund des Gutachters durchleuchtet. Dabei kommen einige Überraschungen zutage. Dadurch gibt es eine Reihe an Verdächtigen. Auch beim Kitesurfen hat er sich mit einem Mann angelegt, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.
Mir gefällt an den Krimis, dass immer eine Besonderheit der Küste und ein aktuelles Thema involviert sind. Hier erfahre ich eine Menge über das Kitesurfen.

„...“Wie hoch gehen die Sprünge eigentlich?“ „Das hängt von vielen Faktoren ab. Das fängt mit den Fähigkeiten des Kitesurfers an, dann spielen die Windverhältnisse eine Rolle und die gewählte Größe des Schirms.“...“

Von die einen oder anderen der Protagonisten wird die meist heftige Lebensgeschichte erzählt. Dabei geht es um Stalking und Gewalt in der Ehe. Leider müssen die Frauen oft erfahren, dass Recht und Gerechtigkeit zwei völlig unterschiedliche Seiten der Medaille sind.

„...Aufgrund der Tatsache, dass Anna nur mit großem Glück überhaupt überlebt hatte, wurde Annas Ex schließlich zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.[…] Dagegen legte sein Anwalt aber Berufung ein und beantragte Haftverschonung. Dies begründete er damit, dass Anna ihrem Ex – Mann die Haare untergeschoben hätte...“

Wie das Wiederaufnahmeverfahren ausgegangen ist? Wie wohl – bei dem Anwalt!
Akribisch arbeiten Nina und ihr Team die Liste der Verdächtigen ab. Da ergibt sich plötzlich bei einem Verhör ein ganz neues Bild.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Wie gewohnt werden alle Handlungsstränge logisch zu Ende geführt.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Klasse Krimi

Langstrasse
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„...Der in Schwarz gehüllte Mann sah den getunten BMW mit den übergroßen Felgen schon von Weitem. Keine wirkliche Überraschung. Auf Kriminelle war nun einmal Verlass. Vor allem, wenn es um Geld ging...“

Der ...

„...Der in Schwarz gehüllte Mann sah den getunten BMW mit den übergroßen Felgen schon von Weitem. Keine wirkliche Überraschung. Auf Kriminelle war nun einmal Verlass. Vor allem, wenn es um Geld ging...“

Der BMW gehört einem Drogendealer. Der weiß nicht, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hat. Er hielt sich für schlauer als der Mann in Schwarz.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Handlung birgt einige Überraschungen.
Der Schriftstil fördert unter anderen durch die kurzen Kapitel den hohen Spannungsbogen. Er ist sehr ausgereift. Häufig arbeitet der Autor dabei mit treffenden Vergleichen. Bei den Ermittlungen fallen zum Beispiel die folgenden Sätze:

„...Wir haben im Moment alles, was wir brauchen. Unser Netz ist gespannt, und wir bleiben aufmerksam. Die Frage ist nur: Wer ist die Spinne und wer ist die Fliege?...“

Übrigens, die überraschende Antwort auf diese doch so einfach Frage gibt es ganz am Schluss.
Der Fall landet bei Oberleutnant Muzaton, dem Leiter der Kriminalpolizei in Zürich. Von Anfang an gefällt mir die gute Zusammenarbeit des Oberleutnants mit seinem Team, insbesondere mit seiner Assistentin Priya. Die junge Frau fällt durch ihr Selbstbewusstsein und ihren Humor auf. Armand ist offen für ihre Vorschläge. Sie geht auch mal unkonventionelle Wege, wenn sie es für richtig hält.
Der Mann in Schwarz bekommt nach einem weiteren Fall den Titel „Maskenmann“. Er scheint eine Art moderner Robin Hood zu sein. Nach und nach erfahre ich einiges über den Hintergrund des Mannes.
Doch Armand hat nicht nur den Fall zu klären. Regierungsrat Braunschweiler wirft ihn gekonnt Knüppel zwischen den Füßen. Armand sagt, was er denkt und redet dem Politiker nicht nach dem Mund. Das kann der nicht vertragen. Also sucht er einen Grund, Armand abzusägen. Es stehen Wahlen an.
Als besonderes Stilmittel gewährt mir der Autor ab und an einen Einblick in den internen Pressespielgel der Zürcher Kantonspolizei. Dort zeigen sich die unterschiedlichen Reaktionen je nach Parteizugehörigkeit.
Ich mag Armands trockenen Humor. Bei folgenden Zitat sollte man wissen, dass Armand Priester war, bevor er zur Polizei gewechselt ist

„...Der Bischof ging sofort darauf ein. „Also, mein lieber Oberleutnant. Haben Sie die Entscheidung, die Kirche zu verlassen, jemals bereut?“ Armand zögerte keine Sekunde. „Nein. Eine Tür, die zugegangen ist, sollte man nicht wieder öffnen. Zur Beichte sage ich heute einfach Verhör.“...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist sehr raffiniert gestrickt und erst am Ende vollständig zu durchschauen. Außerdem mag ich die politischen Anspielungen.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Umweltschutz und Schatzsuche

Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden
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„...Und überhaupt wir die Geschichte ganz falsch erzählt. Das kommt daher, dass sie so plötzlich und vollkommen ungeplant passiert ist...“

Diese Worte von Emmi stimmen auf das Geschehen ein. Sie hat sich ...

„...Und überhaupt wir die Geschichte ganz falsch erzählt. Das kommt daher, dass sie so plötzlich und vollkommen ungeplant passiert ist...“

Diese Worte von Emmi stimmen auf das Geschehen ein. Sie hat sich vorgenommen, mir als Leser ungeschminkt zu erzählen, was wirklich passiert ist.
Emilia Himmelweit ist 12 Jahre alt und hat fünf Geschwister. Zur Familie gehören drei Mädchen und drei Jungen. Ihre Steckbriefe mit Bild findet man zu Beginn des Buches.
Die Autorin hat ein amüsantes und spannendes Kinderbuch geschrieben. Ein Mädchen als Erzählerin zu wählen, gibt der Geschichte trotz dem ernsten Thema eine gewisse Leichtigkeit.
Eigentlich hatte alles ganz harmlos angefangen. Sofi, die Älteste, hatte in der Schule das Thema Umweltschutz. Die Geschwister wollten sich einbringen und formulierten eine Petition. Nur mit den Unterschriften war das so eine Sache.
Während alle beschäftigt sind, verschwindet die Hündin Bella. Sie finden sie verletzt in der Nähe des Mühlteiches.

„...Jo und ich hatten eine ganzen Haufen Abfall entdeckt, der in der Nähe des Seeufers lag. Auch im Wasser schwammen Flaschen und Verpackungen...“

Die Mülltüten kommen Emmi bekannt vor. Sie kann sich aber nicht erinnern, woher.
Als Jo ins Wasser fällt, stößt er sich am Rand. Dabei kommt eine kleine Kiste zum Vorschein. Der Inhalt klingt wie die Aufgabe zu einer Schatzsuche. Damit beginnt ein weiteres Abenteuer.
Sehr anschaulich wird erzählt, was die Kinder bezüglich des Mülls unternehmen, aber auch, wie sie sich auf Schatzsuche begeben. Natürlich geht zwischendurch eine Menge schief. Auch die Erwachsenen sind nicht immer hilfreich.

„...Ich wollte ihm von dem Müll erzählen, aber der Mann winkte ab. „Was am Teich los ist, interessiert mich nicht!“, blaffte er. „Es sei denn, da läge eine Leiche.“ Ich zog die Luft ein. Offensichtlich fand der Typ seinen Job als Dorfplozist nicht spannend genug...“

Ab und an lockert eine Schwarz – Weiß – Illustration die Geschichte auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird ein wichtiges Thema angesprochen und kindgerecht behandelt.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Hebamme in schwieriger Zeit

Schicksalhafte Zeiten
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„...Sie ist eine hervorragende und erfahrene Hebamme, die jedes meiner acht Kinder auf die Welt geholt und mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Ohne sie hätte ich oftmals nicht gewusst, wie ...

„...Sie ist eine hervorragende und erfahrene Hebamme, die jedes meiner acht Kinder auf die Welt geholt und mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Ohne sie hätte ich oftmals nicht gewusst, wie es weitergehen soll...“

Mit diesen Worten stellt sich eine Mutter an die Seite von Luise, die von einer anderen gerade gerügt wurde, weil sie ihr zu einem liebevollen Umgang mit dem Kind geraten hat.
Wir schreiben das Jahr 1942. Gefragt ist Härte und regimetreue Mütter beginnen damit schon nach der Geburt.
Seit dem letzten Teil der Reihe sind circa 10 Jahre vergangen. Edith ist sicher in der Schweiz. Luise hat ihre Stellung als Oberhebamme unter dem neuen Direktor verloren.
Sehr gut werden die Zeitverhältnisse wiedergegeben. Das betrifft insbesondere den Umgang mit den Ostarbeitern, aber auch die schwierigen Verhältnisse durch die Bombenalarme. Mit dem Fortschreiten des Krieges sind Geburten im Kellr die Regel, nicht die Ausnahme.
Allerdings habe ich in dem Band den Eindruck, dass die Beschreibung der vielen Geburten manchmal als Füllstoff genutzt wird.
Spannend wird es, wenn die Freundinnen unter sich sind. Das ist manch offenes Wirt möglich.

„...Man muss nur irgendwie durchkommen und dabei sein Gewissen bewahren. Wir sind Hebammen, wir holen das Leben auf die Welt, wert oder unwert gibt es bei uns nicht...“

Margot entscheidet sich deshalb, die Klinik zu verlassen. Sie arbeitet als freie Hebamme, muss sich aber trotzdem an gewisse Regeln halten. Außerdem ist jedes falsche Wort eins zu viel.
Gerade Luise wird von der neuen Oberhebamme sehr kritisch beobachtet. Erst als die mit einem Teil der Klinik aufs Dorf evakuiert wird, hat Luise etwas mehr Freiraum.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was durch Mut und Einsatzbereitschaft möglich war.

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