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magische_farbwelt

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2020

Die Analyse des Ostens

Der Riss
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Diese Rezension fällt mir jetzt überhaupt nicht leicht. Denn ich tue mich schwer, bei der Beurteilung dieses Buches objektiv zu bleiben. Wir alle haben schließlich eine politische Meinung. Und diese beeinflusst ...

Diese Rezension fällt mir jetzt überhaupt nicht leicht. Denn ich tue mich schwer, bei der Beurteilung dieses Buches objektiv zu bleiben. Wir alle haben schließlich eine politische Meinung. Und diese beeinflusst dieses Mal in erheblicher Weise, wie ich das Buch und die Schreibweise des Autors empfinde. „Der Riss: Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“ von Michael Kraske ist vollkommen aktuell. Und in vielen Teilen kann ich dem Autor zustimmen in seinen Sichtweisen und Handlungsempfehlungen, aber in vielen Teilen des Buches kann ich dies wiederum auch nicht. Der Autor ist mutig – und wahrscheinlich ist es schon für ihn zu profan, wenn man in dieser Angelegenheit von Mut spricht. Schließlich müsste doch das Bekämpfen von Rassismus Selbstverständlichkeit sein. Viele Missstände und Versäumnisse seitens der Politik und auch Mitbürgern werden aufgegriffen und ausdiskutiert und angeprangert. Und dafür bekommt Michael Kraske meine vollkommene Zustimmung. Aber ich bin ein Kind des Ostens, ich bin im ehemaligen Bezirk Halle, Kreis Naumburg, dem heutigen Sachsen-Anhalt, in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen. Bis ich 9 war. Bis heute lebe ich in Sachsen-Anhalt. Und auch wenn ich mehr von der BRD mitbekommen habe als von der DDR – ich fühle mich persönlich mit diesem Buch ein klein Wenig angegriffen. Irgendwie streut das Buch für mich Vorurteile, was der Autor sicherlich keinesfalls beabsichtigt. Aber so kommt es beim Lesen herüber. Sicherlich hat der Autor Recht, dass eine gewisse Anfälligkeit für Rassismus in den neuen Bundesländern besteht, zumindest rein statistisch. Aber im Buch wird sich fast ausschließlich auf den Osten und Sachsen konzentriert. Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr friedliebend bin. Ich komme mit vielen Menschen gut aus, egal, wie sie aussehen, welche Gesinnung sie haben. Aber dennoch hege ich auch hier und da Ängste gegen manche Mitbürger. Als ich Teenie war, war ich freitags immer zum Training vom Kegelclub. Am frühen Abend bin ich dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren. Es war Pfingsten. Und da fuhr neben mich ganz langsam ein Auto, vollbesetzt mit Korpsstudenten. Diese fragten nach dem Weg zur Rudelsburg. Ich, hilfsbereit wie ich schon immer war, beschrieb diesen Weg. Doch einer der Autoinsassen meinte dann, ich könnte auch mein Fahrrad in den Kofferraum packen, mitfahren und ihnen den Weg zeigen. Oh man, da bekam ich es richtig mit der Angst zu tun. Ich bin mit dem Rad davongefahren, habe in die Pedale getreten, wie eine Irre. Und das Auto? Ist die ganze Zeit, bis zum Haus meiner Eltern, hinter mir her gefahren. Seither habe ich Scheuklappen, wenn ich Korpsstudenten auch nur sehe. Ja, das ist auch ein Vorurteil, denn nicht alle Korpsstudenten müssen gleich sein und handeln. Aber auch eine gewisse Distanzhaltung existiert bei mir leider, wenn ich allein auf der Straße unterwegs bin und ein Bürger mit afroamerikanischen Wurzeln begegnet mir. Denn bereits zweimal musste ich Zuflucht suchen. Einmal in Chemnitz sprach mich ein Mann an. Ich war höflich. Und irgendwie war das mein Fehler. Denn der Mann verfolgte mich, bis ich Zuflucht in einer geöffneten Sporthalle fand. Als ich hineinging, drehte der Mann ab. Es ist nichts passiert. Und einmal kam ich vom Hausarzt. Mich grüßte ein immigrierter Mitbürger, ich grüßte zurück. Und schon wurde ich ihn nicht mehr los. Er verfolgte mich, bis ich in einen Discounter flüchten konnte. Daher verspannen sich meine Schultern bereits bei der bloßen Begegnung. Das sind auch alles Vorurteile, ich weiß, aber es stecken auch persönliche Erfahrungen dahinter. Ich mag es nicht, wenn mir Menschen Angst einjagen, egal, woher sie stammen, wohin sie wollen und was sie vorhaben. Wobei das für mich niemals rechtfertigen würde, einfach so Gewalttaten sprechen zu lassen. Aber so kann ich doch einige Menschen verstehen, die Unsicherheit und Angst verspüren in ihrem Alltag. Angst vor Terrorismus, seien es nun rechtsradikale Anschläge auf Synagogen, aber auch Terrorfahrten auf einem Berliner Weihnachtsmarkt. Immer trifft es auch Unschuldige. Und das darf nicht sein. Ihr seht, meine Rezension ist gar nicht so einfach, so objektiv. Auf der einen Seite verstehe ich Michael Kraske mit seinen Ausführungen in „Der Riss: Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“. Aber auf der anderen Seite ist es für mich zu einseitig betrachtet. Nicht nur die „Ossis“ sind die Bösen. Es gibt immer auch 2 Seiten.

Veröffentlicht am 27.03.2020

Eine Frau, die mehr vom Leben will

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde ...

Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde von einer scheinbar verzweifelten, jungen Frau in einer scheinbar verzweifelten Welt. „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ ist von Mary MacLane im Stil eines Tagebuches verfasst worden. Man spürt ihre Verzweifelung, denn sie scheint für Größeres geschaffen. Und ja, wenn man sich in eine Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts hineinversetzt, mag man Mary MacLane jedes Wort, und sei es noch so wirr, glauben. Denn als Frau ist sie scheinbar nicht viel wert, sei sie noch so klug, noch so hübsch, noch so genial. Ich bin übrigens sehr dankbar für das Nachwort der Übersetzerin Ann Cotten und den Ausführungen von Juliane Liebert. Denn somit kann man als Leser noch mehr in die Gefühlswelt der jungen Mary MacLane eintauchen. Einige Fragen nach dem Warum werden im Nachwort beantwortet. Und im Nachhinein habe ich das Gefühl, jetzt Einiges besser zu verstehen, und gleichzeitig müsste ich das Buch mit diesem Wissen noch einmal lesen für ein besseres Verständnis. Mary MacLane schreibt atemlos, teilweise widersprüchlich, so dass der Leser merkt, in welchem Zwiespalt sie sich befindet. Sie bezeichnet sich als Genie und gleichzeitig als Närrin. Und sie ist unheimlich einsam. Beinah lese ich Phasen depressiven Verhaltens aus ihrer Darstellung, so offenherzig gibt sie sich dem Leser. Für mich ist „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ mehr als nur eine Darstellung. Es ist ein Abbild, eine Reise in ein vergangenes, wahres Ich. Es zeigt die Gefühlswelt einer Frau von 1901, die mehr von ihrem Leben erwartet, als einfach nur Frau zu sein. Und Mary MacLane setzt mit ihrer Darstellung, wie sie es nennt, alles auf eine Karte und hat Erfolg. So lassen sich auch Analogien bis in die heutige Zeit ziehen: Nicht sein Dasein fristen, auch mal was riskieren, sich mal was trauen und aus sich herauskommen.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Es kann ganz schnell gehen

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten
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Fiktion, die nicht realer sein könnte? Das Fragezeichen kann ich hier guten Gewissens durch ein Ausrufezeichen ersetzen: Fiktion, die nicht realer sein könnte! Denn in „KillTheRich – Wer Neid sät, wird ...

Fiktion, die nicht realer sein könnte? Das Fragezeichen kann ich hier guten Gewissens durch ein Ausrufezeichen ersetzen: Fiktion, die nicht realer sein könnte! Denn in „

KillTheRich – Wer Neid sät, wird Hass ernten“ von Lucas Fassnacht geht es um die rasend schnelle Verbreitung eines Online-Beitrages, mit fatalen Folgen für die gesamte Weltbevölkerung. Aber in dem Politthriller geht es soviel mehr. Es geht um das aktuelle Weltgeschehen, die Probleme einer jeden Bevölkerungsschicht werden aufgezeigt und angeprangert. Und mal unter uns: Auch jeder bekannte Politiker – auch die ganz Großen – bekommt sein Fett weg, was ich seitens des Autors schon echt mutig finde. Hut ab. Auch einzelne Politiksysteme werden kritisch betrachtet, und irgendwie, so habe ich es empfunden, ein wenig aufs Korn genommen. Der Schreibstil des Autors Lucas Fassnacht ist wunderbar. Alles ist flüssig, so dass man das Buch gern zur Hand nimmt, auch wenn mich zunächst die Seitenzahl fast erschlagen hat. Denn in meinem eBook wurden beinah 1.000 Seiten angezeigt. Ich jedenfalls konnte es immer kaum erwarten, weiter zu lesen. Teilweise waren mir zuviel handelnde Personen an der Geschichte beteiligt. Aber am Ende des Buches ist eine Übersicht der Personen vorhanden. Allerdings sieht man das ja bei einem eBook auch wirklich erst am Ende. Wie dem auch sei, „

KillTheRich – Wer Neid sät, wird Hass ernten“ ist für mich ein Politthriller, der spannend ist, mit mutiger Kritik an der realen Politik nicht spart und hier und da mit einem ironischen Unterton zu verstehen ist.

Veröffentlicht am 13.03.2020

Ich möchte auch einen Seth

Rockford Legends: SETH
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Hach ja, endlich mal wieder etwas fürs Herz. Zwischen all den nachdenklich stimmenden Romanen und Krimis, die ich auch sehr gern lese, darf es auch mal wieder etwas Romantisches sein. Liebesromane, die ...

Hach ja, endlich mal wieder etwas fürs Herz. Zwischen all den nachdenklich stimmenden Romanen und Krimis, die ich auch sehr gern lese, darf es auch mal wieder etwas Romantisches sein. Liebesromane, die sich zwischen heißen Sportlern und unscheinbaren Mädels abspielen, gibt es sehr viele mittlerweile. Und zu Recht, wie ich finde. Denn welche Frau träumt nicht hier und da von einem sexy Adonis auf Händen getragen zu werden. Und beim Lesen eines solchen Romans wird das Träumen leicht gemacht. Seth ist Eishockeyspieler, absolut beliebt, vor allen Dingen in der Frauenwelt. Er verliebt sich in Allison und wirbt um sie. Doch sie blockt ab, schließlich schämt sie sich für ihr Leben – ihr vergangenes und jetziges Leben. Die Autorin Kate Lynn Mason erzählt in ihrem Buch „ROCKFORD LEGENDS: SETH“, wie sich die beiden finden, und welche Hürden sie für ihre Beziehung überwinden müssen. Dieses Buch ist übrigens der 2. Band der „Rockford Legends“ Reihe. Den 1. Teil habe ich bisher nicht gelesen. Zum Einstieg in den 2. Band sind die Vorkenntnisse meines Erachtens aber nicht notwendig. Der Schreib- bzw. Erzählstil der Autorin ist wunderbar flüssig und wortgewandt. Mit Freude habe ich mich in der Welt zwischen Seth und Allison in Rockford eingefunden, schließlich haben die beiden mir schöne Lesestunden bereitet. Viel Wehmut war vor allen seitens Allison zu vernehmen, sodass mir hier und da die Tränchen in den Augen standen. Aber auch das süße Kribbeln im Bauch, wie als wäre man selbst frisch verliebt, ließ nicht lange auf sich warten. „ROCKFORD LEGENDS: SETH“ von Kate Lynn Mason ist ein wunderbar gut tuender Roman für die Seele. Hach ja, wären doch – fast – alle Männer so wie Seth.

Veröffentlicht am 06.03.2020

Eine Kämpferin, die nicht aufgibt

Zeit des Sturms
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Auch wenn es in meiner Schulzeit nie der Fall war, so ist mein Interesse an geschichtlicher Lektüre nun umso größer. Und auch gerade Romane, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, faszinieren ...

Auch wenn es in meiner Schulzeit nie der Fall war, so ist mein Interesse an geschichtlicher Lektüre nun umso größer. Und auch gerade Romane, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, faszinieren mich. Nicht, weil ich mich am Leid der Handelnden laben möchte. Nein, ich habe viel mehr Hochachtung, wie die Menschen gekämpft haben, niemals aufgegeben haben. Im Roman „Zeit des Sturms“ von der Autorin Mila Sommerfeld geht es im Zentralen um genau eine solche Familie, die die Angriffe und Schikanen nur durch ihren Zusammenhalt übersteht. „Zeit des Sturms“ ist der 2. Band der „Die Schwestern der Kaufhausdynastie-Reihe“. Den 1. Band habe ich bisher nicht gelesen, aber um in die Geschichte einzusteigen, ist dies auch nicht zwingend notwendig. Im Mittelpunkt von „Zeit des Sturms“ steht die Protagonistin Sophia, ein wahre Kämpfernatur. Sie will sich nichts von der Partei diktieren lassen, sie steht gegen jedes Unrecht an und duckt sich nicht. Die Autorin schafft mit Sophia eine kleine Heldin in ihrem Roman, die mehr Rückgrat als viele ihrer Mitmenschen beweist. Sie ist keine Mitläuferin. Mila Sommerfeld bedient sich in ihrem Schreiben bewusst auch der schonungslosen Darstellung des Leids, sodass beim Leser noch mehr das Bewusstsein für das Leben von damals hervortritt. Zugegeben, es ist wahrlich kein leichter Lesestoff, und „Zeit des Sturms“ ist auch kein Liebesroman, falls man das erwartet. Die Liebe spielt am Rande eine Rolle, aber im Vordergrund steht eine starke Frau, von der sich jeder auch heute noch viel abschauen kann. „Zeit des Sturms“ lässt den Leser Mut schöpfen, ja, sogar mit Sophia mitkämpfen, in der Hoffnung, dass alles gut wird.