Zwei Bände wären hier drin gewesen
A thousand heartbeats - Der Ruf des SchicksalsKiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne ...
Kiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne gelesen habe. Danach hat sie auch weiterhin veröffentlicht, doch ich muss zugeben, dass mir die Klappentexte dann schon wieder zu ähnlich klangen, weswegen ich es lieber gelassen habe, weil ich keine Kopie wollte, aber auch umgekehrt die tollen Erinnerungen an die Reihe nicht überdecken wollte. Nun sind aber echt schon einige Jahre vergangen, weswegen mich „A Thousand Heartbeats“ doch gereizt hat, aber tatsächlich klang der Klappentext auch anders, so dass ich Cass gerne nochmal eine Chance gebe.
Zunächst hat mir gefallen, dass es ein Einzelband ist, denn man liest so viele Reihen und wartet dann immer auf den nächsten Band und vergisst bis dahin die Hälfte wieder. Auch wenn ich Reihen liebe, da bin ich über einen Einzelband doch auch schon mal richtig glücklich. Hier hat mir aber auch inhaltlich gefallen, dass Cass ein bisschen was gewagt hat. Der erste Aspekt ist dabei sicherlich, dass die beiden Protagonisten Annika und Lennox eine längere Zeit jeweils für sich agieren. Wir haben aus ihren Perspektiven jeweils die Kapitel und das ist auch wirklich nacheinander geregelt, so dass ich die beiden als sehr gleichberechtigt für die Geschichte empfunden habe. Positiv! Aber es ist klar, sie sind das Pärchen, für das man hinterher mitfiebern soll, weswegen eine so lang anhaltende räumliche Trennung natürlich ein Wagnis ist. Mir hat es aber gefallen, weil ich so in das jeweilige Leben der beiden gut einsteigen konnte, ohne wieder zig Nebenschauplätze zu haben und möglicherweise eine Liebesgeschichte, in der zu viel Gas gegeben wird. Das zweite Wagnis ist Lennox. Er wird uns düster präsentiert und wir wissen, dass er gefürchtet ist, weil er kompromisslos tötet. Das ist mal eine Hausnummer. Aber umgekehrt wurde auch bei Annikas Vorstellung deutlich, dass da noch ein paar Aspekte verheimlicht werden. Sauberleute waren sie in dem Sinne sowieso nicht.
Allgemein war der Ausgangspunkt so, dass wir eher in die Handlung geworfen werden. Es ist kein langsamer Aufbau, denn Annika steht vor einer Verlobung, sie erholt sich offensichtlich von einer Verletzung, deren Ursache wir nicht kennen. Umgekehrt versucht sich Lennox zu beweisen, aber man weiß gar nicht so genau, warum ihm eigentlich Steine in den Weg gelegt werden und auch das Verhältnis zu seiner Mutter ist ein verwunderlicher Aspekt. Nur seine treue Begleiterin, eine Füchsin, ist gleich der Punkt, der ihm eine weiche Seite gibt. So bauen sich nach und nach die Handlungen auf und wir können immer mehr Puzzleteile zusammensetzen. Schließlich überkreuzen sich die Geschichten dann und ich muss sagen, dass ab da doch eine andere Spannung hinzugekommen ist. Nun war mehr Zug drin. Auch wenn der Einstieg abrupt ist, aber dadurch merkt man im Nachklang, dass es doch aufbauend auf mehr war. Der wichtigste Teil der Handlung ist aber nahezu genau in der Mitte. Es dient dazu, die Beziehung zwischen Annika und Lennox intensiv auszubauen. Das hat für mich auch funktioniert, wenn ich auch sagen muss, dass mir da zu viel als Schicksal zusammenkam. Unterm Strich ist es auch eine schnell erzählte Liebesgeschichte, die vielleicht noch ein paar Schleifen mehr vertragen hätte.
Im Grunde ist dieser intensive Teil dann auch Ausgangspunkt einer Entwicklung, bei der ich nicht so richtig zu einem Fazit komme, wie es mir gefallen hat. Zunächst mal: Es war am Ende schon verdammt spannend. Es passierte nochmal viel, es gab viele Enthüllungen und viele Konflikte, aber es war auch in der Art sehr viel und alles sehr überstürzend. An dem Punkt habe ich wohl am deutlichsten gemerkt, dass Cass hier sich eine Geschichte ausgedacht hat, die mit zwei Bänden am besten aufgebaut worden wäre. Dann hätte man zwischendurch noch mehr Raum zum Atmen gehabt, aber man hätte auch die größeren Kampfhandlungen noch gewaltiger aufziehen können. So war es am Ende sich vielleicht etwas einfach gemacht. Dennoch ist der Schlusspunkt für mich ideal. Es war nämlich zwischendurch schwer abzuschätzen, wie sich alles entwickeln soll und kann, um zufriedenstellend zu wirken und da hat Cass Lösungen gefunden, die passen und die mich trotz gewisser Kritikpunkte zufrieden gehen lassen.
Fazit: „A Thousand Heartbeats“ ist ein insgesamt gelungener Einzelband. Ich fand toll, dass ich Cass zwar wiedererkannt habe, aber dennoch hat sie mir etwas ganz Neues erzählt. Sie hat auch Wagnisse gewählt, die funktioniert haben. Aber sie hat auch eine Idee erschaffen, die Potenzial für mehr hatte. Zwei Bände wären hierfür sicherlich der ideale Umfang gewesen. So ist es an einigen Stellen einfach oberflächlicher, als ich es mir gewünscht hätte.