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Veröffentlicht am 07.10.2024

Zwei Bände wären hier drin gewesen

A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals
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Kiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne ...

Kiera Cass hat mich einige Jahre als Autorin doch sehr intensiv begleitet, weil ihre „Selection“-Reihe damals bei vielen in aller Munde war, aber es passte damals auch ideal in das hinein, was ich gerne gelesen habe. Danach hat sie auch weiterhin veröffentlicht, doch ich muss zugeben, dass mir die Klappentexte dann schon wieder zu ähnlich klangen, weswegen ich es lieber gelassen habe, weil ich keine Kopie wollte, aber auch umgekehrt die tollen Erinnerungen an die Reihe nicht überdecken wollte. Nun sind aber echt schon einige Jahre vergangen, weswegen mich „A Thousand Heartbeats“ doch gereizt hat, aber tatsächlich klang der Klappentext auch anders, so dass ich Cass gerne nochmal eine Chance gebe.

Zunächst hat mir gefallen, dass es ein Einzelband ist, denn man liest so viele Reihen und wartet dann immer auf den nächsten Band und vergisst bis dahin die Hälfte wieder. Auch wenn ich Reihen liebe, da bin ich über einen Einzelband doch auch schon mal richtig glücklich. Hier hat mir aber auch inhaltlich gefallen, dass Cass ein bisschen was gewagt hat. Der erste Aspekt ist dabei sicherlich, dass die beiden Protagonisten Annika und Lennox eine längere Zeit jeweils für sich agieren. Wir haben aus ihren Perspektiven jeweils die Kapitel und das ist auch wirklich nacheinander geregelt, so dass ich die beiden als sehr gleichberechtigt für die Geschichte empfunden habe. Positiv! Aber es ist klar, sie sind das Pärchen, für das man hinterher mitfiebern soll, weswegen eine so lang anhaltende räumliche Trennung natürlich ein Wagnis ist. Mir hat es aber gefallen, weil ich so in das jeweilige Leben der beiden gut einsteigen konnte, ohne wieder zig Nebenschauplätze zu haben und möglicherweise eine Liebesgeschichte, in der zu viel Gas gegeben wird. Das zweite Wagnis ist Lennox. Er wird uns düster präsentiert und wir wissen, dass er gefürchtet ist, weil er kompromisslos tötet. Das ist mal eine Hausnummer. Aber umgekehrt wurde auch bei Annikas Vorstellung deutlich, dass da noch ein paar Aspekte verheimlicht werden. Sauberleute waren sie in dem Sinne sowieso nicht.

Allgemein war der Ausgangspunkt so, dass wir eher in die Handlung geworfen werden. Es ist kein langsamer Aufbau, denn Annika steht vor einer Verlobung, sie erholt sich offensichtlich von einer Verletzung, deren Ursache wir nicht kennen. Umgekehrt versucht sich Lennox zu beweisen, aber man weiß gar nicht so genau, warum ihm eigentlich Steine in den Weg gelegt werden und auch das Verhältnis zu seiner Mutter ist ein verwunderlicher Aspekt. Nur seine treue Begleiterin, eine Füchsin, ist gleich der Punkt, der ihm eine weiche Seite gibt. So bauen sich nach und nach die Handlungen auf und wir können immer mehr Puzzleteile zusammensetzen. Schließlich überkreuzen sich die Geschichten dann und ich muss sagen, dass ab da doch eine andere Spannung hinzugekommen ist. Nun war mehr Zug drin. Auch wenn der Einstieg abrupt ist, aber dadurch merkt man im Nachklang, dass es doch aufbauend auf mehr war. Der wichtigste Teil der Handlung ist aber nahezu genau in der Mitte. Es dient dazu, die Beziehung zwischen Annika und Lennox intensiv auszubauen. Das hat für mich auch funktioniert, wenn ich auch sagen muss, dass mir da zu viel als Schicksal zusammenkam. Unterm Strich ist es auch eine schnell erzählte Liebesgeschichte, die vielleicht noch ein paar Schleifen mehr vertragen hätte.

Im Grunde ist dieser intensive Teil dann auch Ausgangspunkt einer Entwicklung, bei der ich nicht so richtig zu einem Fazit komme, wie es mir gefallen hat. Zunächst mal: Es war am Ende schon verdammt spannend. Es passierte nochmal viel, es gab viele Enthüllungen und viele Konflikte, aber es war auch in der Art sehr viel und alles sehr überstürzend. An dem Punkt habe ich wohl am deutlichsten gemerkt, dass Cass hier sich eine Geschichte ausgedacht hat, die mit zwei Bänden am besten aufgebaut worden wäre. Dann hätte man zwischendurch noch mehr Raum zum Atmen gehabt, aber man hätte auch die größeren Kampfhandlungen noch gewaltiger aufziehen können. So war es am Ende sich vielleicht etwas einfach gemacht. Dennoch ist der Schlusspunkt für mich ideal. Es war nämlich zwischendurch schwer abzuschätzen, wie sich alles entwickeln soll und kann, um zufriedenstellend zu wirken und da hat Cass Lösungen gefunden, die passen und die mich trotz gewisser Kritikpunkte zufrieden gehen lassen.

Fazit: „A Thousand Heartbeats“ ist ein insgesamt gelungener Einzelband. Ich fand toll, dass ich Cass zwar wiedererkannt habe, aber dennoch hat sie mir etwas ganz Neues erzählt. Sie hat auch Wagnisse gewählt, die funktioniert haben. Aber sie hat auch eine Idee erschaffen, die Potenzial für mehr hatte. Zwei Bände wären hierfür sicherlich der ideale Umfang gewesen. So ist es an einigen Stellen einfach oberflächlicher, als ich es mir gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Kleinstadt-Setting perfekt ausgenutzt

Was wir im Stillen fühlten
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Brittainy Cherry hat zwar schon genug Reihen veröffentlicht, jedoch bedeuten bei ihr Reihen doch oft etwas anderes als bei anderen Autoren. Während bei vielen aufbauende Handlung und ein Figurenrepertoire ...

Brittainy Cherry hat zwar schon genug Reihen veröffentlicht, jedoch bedeuten bei ihr Reihen doch oft etwas anderes als bei anderen Autoren. Während bei vielen aufbauende Handlung und ein Figurenrepertoire die Stichworte sind, hat Cherry oft mit inhaltlichem Rahmen, aber doch ganz eigenen Figurenwelten gearbeitet. Mit der „Problems“-Reihe ist nun etwas anderes geplant, denn es soll um die Kingsley-Schwestern und die Kleinstadt Honey Creek gehen. Auch wenn ich ohnehin alles von ihr lese, aber das klingt doch vielversprechend, denn Cherry kann schließlich besondere Beziehungen, die man gerne weiterverfolgt.

Da die Weihnachtszeit wahrlich nicht mehr fern ist und in den entsprechenden Filmen Kleinstädte immer an der Tagesordnung sind, ist es die perfekte Vorbereitung, denn ich hatte bei Honey Creek auch sofort die passende Atmosphäre vor Augen. Das liegt vor allem an den Kingsley-Schwestern, speziell natürlich Yara, weil wir mit ihr in die Umgebung und in die Dynamiken eintauchen. Es war natürlich furchtbar, wie durch Coles Einfluss die Menschen teilweise mit ihr umgegangen sind, aber trotz allem hatte ich sofort den Eindruck, dass sie alleine durch ihre Familie einen Zirkel hat, der auf sie aufpasst, der sie so nimmt, wie sie ist, so dass sie sich auch voll ausleben darf. Yara ist für mich auch eine typische Cherry-Protagonistin. People-Pleaser, lebensfroh, im Einklang mit ihren Emotionen, lustig und hart kämpfend für die, die sie liebt. Ich habe diese Figuren immer bildlich vor Augen, weil Cherry diese Mischung wie kaum jemand sonst schreibt. Nun könnte man argumentieren, dass es vielleicht auch etwas langweilig ist, wenn es immer sehr ähnliche Frauen sind, aber auch wenn Cherry einen klarer Stil hat, so gelingt es ihr doch immer, jeder Geschichte ihren eigen Stempel aufzudrücken.

Bei Alex wiederum war ich erst etwas irritiert. Nicht charakterlich, weil Brummbären hat es bei Cherry auch immer schon mal gegeben. Für mich war es anfangs aber echt schwer, genau bei ihm zu kategorisieren, in welcher Lebensphase er gerade ist, wer mit ihm was ist, also die zeitliche Einordnung mit seiner Teresa etc., das war doch etwas kompliziert. Da ich auch nicht denke, dass das wirklich geheimniswürdig war/ist, hätte Cherry hier etwas mehr Ordnung finden können. Aber ansonsten habe ich nicht wirklich etwas zu meckern, weil die Art von Geschichte, die ich von ihr kenne, die habe ich bekommen. Zwischen Yara und Alex hat es sich wirklich wunderbar entwickelt. Für mich war eine tolle Chemie da, die zuerst über Hass sich schnell zu mehr entwickelte. Ich fand es hintenraus auch schön, wie einige Fäden gesponnen wurden, was perfekt zur Kleinstadt passte. Genauso war es aber schön, wie so eine typische Kleinstadt-Fehde drum herum erzählt wurde. Da wurden für mich die Vor- und Nachteile gleichermaßen betont. Es kann eben Fluch und Segen zugleich sein. Gleichzeitig versprechen die Ansätze aber schon, dass es mit Avery und Willow genug Potenzial gibt. Gerade auf die Geschichte von Avery bin ich sehr gespannt, da für sie auch schon einiges getan wurde und da gleich zwei Kerle sind, was einigen Herzschmerz bedeuten könnte.

Aber nochmal zurück zu diesem Roman. Mit dem Restaurant und der Hundebetreuung sind für mich auch so ideale Berufe gefunden worden, um die Dynamiken zu unterstreichen. Denn beide Jobs sind nah am Menschen, so dass man wirklich da viel mit machen kann. Ich fand auch viele Darstellungen von Nebenfiguren echt lustig, gerade weil es so überspitzt war. Unterhaltung war hier sicher. Auch wenn einige Entwicklungen vorhersehbar waren, aber auch das ist für mich ein Aspekt, dessen ich mir bewusst, wenn ich von dieser Autorin lese. Dementsprechend macht es das für mich hier rund.

Fazit: „Was wir im Stillen fühlten“ ist als Auftakt einer Reihe, in der die einzelnen Bände ineinandergreifen, sehr gut gelungen. Yara und Alex haben mein Herz erobert, aber auch die anderen Schwestern machen schon Lust auf mehr. Die Kleinstadt passte hier bestens als Setting und es ist dann die ideale Mischung aus Klischees, kleinen Ärgern und purer charmanter Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Zu wenig Konsequenz in der Absicht

Für immer und ein Jahr
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Das Gesamtpaket „Für immer und ein Jahr“ hat mich sehr an die diversen Bücher von Cecelia Ahern erinnert, die auch bei Fischer eine Heimat gefunden hat. Inzwischen habe ihre Bücher in den Neuauflagen ein ...

Das Gesamtpaket „Für immer und ein Jahr“ hat mich sehr an die diversen Bücher von Cecelia Ahern erinnert, die auch bei Fischer eine Heimat gefunden hat. Inzwischen habe ihre Bücher in den Neuauflagen ein ganz anderes Design, aber das Bläuliche in verschiedenen Variationen und dann die Stilistik der Titelwahl, da sind wir von Stefanie Hansen und „Für immer und ein Jahr“ nicht weit weg. Mit dem Klappentext speziell musste ich auch sofort an „P.S.: Ich liebe dich“ denken, weswegen ich sofort reinlesen wollte.

Mich hat die Idee mit dem Geburtstagskalender, den der Witwer ein Jahr lang für die Verstorbene mit Anrufen ausführen soll, gleich überzeugt, zumal im Nachwort auch erklärt wird, dass es auf einer wahren Geschichte beruht, für die eine Autorin gesucht wurde. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für Hinterbliebene eine gute Gelegenheit ist, einen Halt zu haben und es so von Anruf zu Anruf auch einfacher wird. Dementsprechend habe ich mich emotional vorbereitet in die Lektüre gestürzt und muss leider doch sagen, dass ich sehr enttäuscht wurde. Unterm Strich glaube ich, dass das Buch überall sehr gute Ansätze hat, denn die Trauer ist sehr gegenwärtig und ihren verschiedenen Formen deutlich zu spüren. Ich fand es auch total löblich, wie die beiden Kinder, Finn und Lina, dargestellt wurden. Es war sehr altersentsprechend und es wurden auch jeweils unterschiedliche Trauerprozesse dargestellt. Ich mochte auch die weitere Mischung an Nebenfiguren, gerade die Großmütter waren doch zwei sehr spezielle Charaktere, aber es hat gut in diese Geschichte gepackt. Gerade weil sie ein Gegenmodell zueinander darstellten, in dem Jan seinen Weg mit seiner Familie finden muss. Auch das Ende ist für mich vollkommen in Ordnung gelungen, weil es alles in einem Rahmen erfolgt ist, den ich für ein Jahr als angemessen empfunden habe.

Aber inmitten dieser Ansätze habe ich vor allem Konsequenz vermisst. Es war zwar okay, dass Jan zum einen nicht der Telefonierer ist (bin ich auch nicht) und dass er sich gerade anfangs wegen der Trauer auch sehr schwer getan hat und einige Geburtstage hat ausfallen lassen, aber ich hatte es mir im Vorfeld als zentrales Momentum vorgestellt. Das kann man aber nicht wirklich behaupten. Ja, es gibt immer mal wieder Anrufe und einige führen auch zu interessanten Nebengeschichten, wie beispielsweise der Anruf bei der Trauerrednerin Tina, der wahrscheinlich auch der wichtigste des ganzen Buchs ist, aber die Handlung verliert das irgendwann fast völlig aus den Augen. Jan wächst auch so an seinen Aufgaben, das kann ich nicht leugnen, aber ich fand es auch als verbindendes Element zu Kaya schön und weil so viele Anrufe gar nicht stattgefunden haben, brach das auf eine Weise, die ich schade fand. Ein weiterer großer Kritikpunkt ist für mich auch, dass viele Handlungen mit dem Kapitel auf einmal abzubrechen scheinen. Da backt die Familie Kuchen, es gibt Schwierigkeiten, Cut und vorbei. Ich kann mir als Leserin denken, dass es in einer Katastrophe geendet ist, aber warum so vieles in der Luft hängen lassen? Das passiert nicht einmal, sondern dauernd. Ja, ich kann Lücken füllen, aber durch die Stilistik entstand bei mir verstärkt der Eindruck, dass Jan keinerlei Beziehungen führen kann, weil ihm schnell alles wieder egal schien. Vielleicht bin ich in dem Punkt auch zu weit von Jan weg, aber ich fühlte mich da mehrfach im Stich gelassen.

Ein letzter Punkt, der mich etwas zwiegespalten hinterlässt, das sind die Einschübe von Kaya, als Geist (?). Ich war beim ersten Auftauchen irritiert, habe dann aber auch diverse Gedanken darin gefunden, die für mich Kaya auch aktiv als Figur gestaltet haben und nicht nur die Erinnerungen durch die anderen. Gleichzeitig aber hatte ich den Eindruck, dass Kaya immer betont hat, nun wäre alles egal, weil menschliche Gefühle für sie keine Rolle mehr spielen, als wäre sie ein anderes Dasein. Aber in manchen Passagen hat sie sich dann doch wieder widersprochen. Das hat mir die Einschübe dann wieder verhagelt, denn auch hier, keine Konsequenz.

Fazit: Ich habe mir bei „Für immer und ein Jahr“ ein ganz anderes Buch vorgestellt, leider. Es gab sehr wichtige Ansätze und ich habe insgesamt alle Tendenzen und Entwicklungen auch verstanden und gut geheißen. Aber gerade auf der stilistischen Ebene war es wenig konsequent und wirkte für mich in zu vielen Aspekten wie zusammengewürfelt. Emotionen blieben dadurch viel zu oft auf der Strecke.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Voradventliche Einstimmung

Snowflakes and Heartbeats
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Auch wenn mit Tonia Krüger, Leonie Lastella und Valentina Fast alle namentlich ein Begriff sind, habe ich bislang nur von Ersterer etwas gelesen und das war passenderweise auch ein Weihnachtsroman. Auch ...

Auch wenn mit Tonia Krüger, Leonie Lastella und Valentina Fast alle namentlich ein Begriff sind, habe ich bislang nur von Ersterer etwas gelesen und das war passenderweise auch ein Weihnachtsroman. Auch wenn ich eigentlich wahrlich noch nicht so recht in der Stimmung bin und mich eigentlich darauf freue, wenn es sich jetzt so langsam aufbaut, so konnte ich bei „Snowflakes & Heartbeats“ doch irgendwie nicht nein sagen, so dass es nun offiziell bei mir eine gewisse Stimmung einläutet.

Ich muss auch echt sagen, dass mir inhaltlich die Vorfreude auf die kommende Zeit nicht vermiest wurde, aber es war auch so, dass das Thema Weihnachten vor allem als Initialzündung genutzt wurde, um doch einige viel ernstere Themen anzusprechen. Dementsprechend hat es mir gut gefallen, dass es keine Weihnachts-Überdosis war, so dass die Lektüre im September vollkommen angemessen war. Ich lese eher selten Autoren-Kooperationen, aber ich habe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm schon eine gemeinsame Reihe gelesen, bei der beide jeweils zwei Charaktere und ihre Perspektiven geschrieben haben. Hier gibt es nun drei Geschwister, drei Perspektiven, drei Autorinnen. Das klingt nach sinnvoller Aufteilung. Ich empfand es beim Hören auch keinesfalls so, dass je nach Perspektive ein Bruch festzustellen war. Es ging alles fließend ineinander über, was mir doch verrät, dass sich da drei mit einem offensichtlich sehr ähnlichen Still und Ansinnen gefunden haben.

Ich habe „Snowflakes & Heartbeats“ als Hörbuch gehabt und habe mich mit allen drei Stimmen, Nora Jokhosha, Eva Becker und Oliver Kube, gut arrangieren können. Bei den beiden Frauenstimmen war auf jeden Fall auch positiv, dass sie in der Stimmfarbe so unterschiedlich waren, dass ich auch ohne die jeweilige Angabe der Schwester sofort wusste, wer es jetzt ist. Auch auf charakterlicher Ebene passte es dann gut. Dieses Buch als Hörbuch ist damit auf jeden Fall zu empfehlen. Durch das Schicksal der drei Geschwister liegt auch etwas über der Geschichte, was ich als Ausgangspunkt echt gut fand. Denn es ist ein herber Rückschlag und wir erleben sehr deutlich drei verschiedene Arten und Weisen, mit Trauer umzugehen. Weihnachten ist dann tatsächlich eben das Familienfest, das viele mit speziellen Erinnerungen verbinden und was durchaus als Kind einen ganz anderen Zauber hat, dem man oft vergeblich nachjagt. Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass es im Trauerprozess noch mehr als Anker fungiert, zumindest für Nora, die die Familie zusammen haben möchte, damit alles exakt so wie früher ist, auch wenn zwei Menschen fehlen.

Es war gut, dass die Geschwister sehr unterschiedlich sind, aber man hat dennoch gemerkt, dass sie zusammengehören. Die Dynamiken untereinander fühlten sich nach Geschwistern an, aber man merkte auch in vielen Entscheidungen, dass sie dasselbe Wertesysteme haben. Das kenne ich exakt so von mir selbst zuhause, so dass ich es schön fand, das hier zu erleben. Dann haben wir noch drei weitere Figuren, die sich ebenfalls gut in die Geschichte eingefügt haben. Mit Sam haben wir jemanden, der eng mit den drei verbunden ist und zwei ganz Neue, die aber charakterlich sich auch weiter unterschieden haben. Dadurch waren auch die drei Liebesgeschichten jeweils sehr unterschiedlich. Auch wenn es quasi zwei „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichten waren, aber dennoch waren Nora und Alexander sowie Owen und Liv von sehr unterschiedlichen Herausforderungen in ihrer Entwicklung geprägt. Hmm ja, eine Sache musste ich schon mit größerem Augenzwinkern sehen, denn drei Liebesgeschichten sind doch viel auf einmal. Da ist einiges doch schon schnell passiert, auch dass alle drei Paare dann unbedingt sexuell vorankommen mussten, was ich dann speziell bei Owen und Liv sehr seltsam fand, gerade wegen ihrer Persönlichkeit. Umgekehrt muss ich aber auch loben, dass ich nicht DAS Lieblingspaar hatte, was dafür spricht, dass sich alles in der Waage gehalten hat. Das mag auch sehr gut an den drei Autorinnen liegen, die jeweils in ihre Liebesgeschichte alles gesteckt haben, auch wenn es durch die Erzählart zu ihren sonstigen Einzelromanen wahrscheinlich etwas runtergebrochen ist.

Die Darstellung von Trauer hat mir durchgängig gut gefallen, speziell wie dann irgendwann es für alle richtig rausgebrochen ist. Ich fand auch die dazu passenden Verknüpfungen zu Weihnachten und was das Fest bedeuten kann, sehr angemessen. Denn man kann immer neue Traditionen schaffen, ohne die alten zu verraten. Und es kommt tatsächlich mehr auf ein Gefühl als auf eine To-Do-Liste an. Genauso war es aber auch überzeugend, dass alle Figuren noch ein Alter haben, in dem sie sich jeweils ausprobieren können. Da ging es weniger darum, alle Antworten für die Zukunft zu haben, sondern noch sich selbst finden und vielleicht auch im Moment zu leben. Deswegen war alles in allem doch sehr angemessen und hat mich mehrere Stunden lang echt schön begleitet.

Fazit: „Snowflakes & Heartbeats“ ist das erste Mal, dass ich drei Autorinnen zusammen erlebe. Mit den drei unterschiedlichen Hörbuchstimmen bin ich toll durch die Handlung geleitet worden. Ich habe eigentlich alles bekommen, was ich mir im Vorfeld vorgestellt habe. Drei Liebesgeschichten in einem engeren Korsett hat natürlich nicht den Tiefgang, wenn man ein Paar auf der Seitenzahl hat. So war manches über das Knie gebrochen, aber das findet man im Weihnachtskontext gar nicht so selten. Für mich stimmte der Anspruch der Handlung, das Gefühl und die Themen. Fast und Lastella sollten es damit definitiv auch mal auf meine Liste für ihre Einzelgeschichten schaffen.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Fanservice - gut oder schlecht?

Infinity Falling - Bring Me Home
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Bei Sarah Sprinz weiß ich als Autorin sehr zu schätzen, dass sie, die „Dunbridge Academy“-Reihe“ mal ausgeklammert, ihre Bücher trotz unterschiedlicher Schwerpunkte offenbar dennoch als Universum empfindet. ...

Bei Sarah Sprinz weiß ich als Autorin sehr zu schätzen, dass sie, die „Dunbridge Academy“-Reihe“ mal ausgeklammert, ihre Bücher trotz unterschiedlicher Schwerpunkte offenbar dennoch als Universum empfindet. Wie sich die British Columbia-Reihe jetzt schon mit der „Infinity“-Reihe verwoben hat, das ist jetzt schon sehr geschickt und ein Fan-Service, den ich dennoch durchgängig als authentisch empfunden habe. Aber der dritte Teil der „Infinity Falling“-Reihe mit dem Beititel „Bring Me Home“ setzt dem Ganzen natürlich die Krone auf, indem Cole, den wir schon aus Sprinz' erster Reihe kennen, nun sein Happy End bekommt.

Ich mochte die „Infinity“-Reihe echt gerne. Da ich sehr interessiert an der Serienwelt bin, ist diese Perspektive auf Hollywood wirklich sehr spannend gewesen und ich habe in vielen Aspekten auch gemerkt, dass Sprinz sich damit ehrlich beschäftigt hat und auch nach den Nachteilen der funkelnden Welt gesucht hat, die man oft aus den Augen verliert. Beim letzten Band hat sie mit Megan auch nochmal einen anderen Schwerpunkt, weil bei ihr die Thematik mit Cancel Culture auf jeden Fall angedeutet wird, aber in der Konsequenz nicht so hart, aber Megan leidet durchaus unter einer Rufmord-Kampagne. Mit Cole haben wir dann wiederum einen Charakter, der mit der Hollywood-Maschinerie nichts zu tun hat, weil er ein Außenstehender ist. Aber durch seinen Arztberuf kam bei ihm auch eine spannende Perspektive ein. Da ich gerade erst die spanische Arztserie „Atemlos“ gesehen habe, habe ich vieles in der Kritik auch in diesem Buch wiedererkannt, denn auch wenn man für den Job geboren sein muss, aber die Arbeitsbedingungen machen einen generell harten Berufsalltag noch härter. Auch wenn wir Cole so viel aktiv als Arzt gar nicht erlebt haben, aber es wurde dennoch gut deutlich, was die Anforderungen mit einem machen. Also alleine thematisch war dieser Band für mich wieder sehr reich an perspektiven und Inhalten.

Dennoch habe ich den dritten Band in einigen Aspekten auch etwas zäh empfunden. Das liegt leider zum einen an Cole, aber es liegt auch ein paar logischen Zusammenhängen, die ich dann vor allem als Reaktion auf die Berichterstattung nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber bleiben wir erstmal bei Cole. An sich mag ich ihn schon gerne und ich finde auch, dass man nach all den Jahren, die seit der ersten Buchreihe vergangen sind, gut merken kann, wie Cole gereift ist, auch weil er einer der ältesten Protagonisten von Sprinz ist. Gleichzeitig aber war sein Wesen und warum er agiert, wie er agiert, für mich zu konfus aufgebaut. Da auch die Familie, bzw. konkreter die Eltern, keine Rolle spielen, obwohl sie sicherlich sehr entscheidend Coles Perspektive auf Beziehung und Bindung beeinflussen, hat hier etwas gefehlt, um die Dynamik besser nachzuvollziehen. So lag der große Schwerpunkt auf der vergangenen Beziehung zu Lisa und da kann man einfach sagen, dass doch eine Beziehung und ihr Ende nicht alles so extrem beeinflussen kann. Denn so viele tolle Momente Cole auch hatte, aber genauso gab es Sequenzen, da war er bei mir völlig unten durch. Er sprach immer wieder davon, dass er niemanden verletzen will, tat aber eigentlich nur das. Ich fand es auch schade, dass so einseitig er die Beziehung torpediert hat, weil Megan dadurch auch etwas langweiliger wirkte.

Bei Megan war diese extreme Obsession wegen des Rufs als Männerverführerin schnell erklärt und verstanden, aber ansonsten war sie als Figur wenig mit Herausforderungen konfrontiert. Das hat sie deutlich blasser gemacht und ich musste mich mehr ermahnen, sie als Menschen zu sehen, denn da der Altersunterschied auch öfters ein Thema ist, aber man hat Megan ihre 20 Jahre echt nicht angemerkt. Sie wirkte auf mich reif, besonnen. Klar, ihre Ängste wegen der Presse, die haben sie oft kopflos erscheinen lassen, aber das hat für mich nichts mit dem Alter zu tun. Auch ansonsten war ihre ganze Art, wie sie auch für Cole wegen seines Berufs da war, sehr unterstützend, sehr loyal und einfach sympathisch. Im Grundsatz sind sie beides so auch tolle Charaktere, weswegen gerade diese Ausflugsmomente, zum Rennen, zur Hütte etc. auch gut funktioniert haben. Ich mochte auch die Chemie und habe stets etwas zwischen ihnen gespürt, aber durch gewisse Baustellen wurde es unnötig schwierig.

Man hat auch gemerkt, dass der Schwerpunkt auch sehr auf den Charakteren der ersten Buchreihe von Sprinz war, während Aven und Hayes fast etwas untergegangen sind. Das fand ich nicht generell kritisch, denn ich liebe diese ganzen Figuren, aber so ging der Fokus von den Dreharbeiten immer weiter weg. Bis auf die Actionszene haben wir echt wenig mitbekommen, was ich etwas schade fand. Auch hier war offensichtlich, dass Coles Arbeitsfeld entscheidender war. Da Sprinz aber selbst ausgebildete Ärztin ist, hat man aber an Coles Szenen als Arzt deutlich gemerkt, dass sie vom Fach ist. Deswegen verstehe ich den Schwerpunkt auch, weil sie hier mehr zuhause ist.

Fazit: „Infinity Falling – Bring Me Home“ ist ein zufriedenstellender Abschluss. Ich mochte die Themenschwerpunkte und ich mochte auch grundsätzlich die Paar-Dynamik. Dennoch gab es Stolperstellen, weil die Geschichte zu sehr die von Cole wurde, der dadurch nicht immer gut aussah. Aber nach der „British Columbia“-Reihe ist das hier definitiv meine zweitliebste Buchreihe von Sprinz, weil ich sie als Autorin bei älteren Figuren stärker empfinde.

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