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Veröffentlicht am 30.05.2023

Pure Hinhaltetaktik

Stealing Infinity
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Bei Fantasy greife ich wahrlich nicht bei allen Büchern zu, weil ich auch immer wieder die Erfahrung mache, dass mir gewisse Geschichten etwas zu komplex sind (schlechtes Vorstellungsvermögen und so), ...

Bei Fantasy greife ich wahrlich nicht bei allen Büchern zu, weil ich auch immer wieder die Erfahrung mache, dass mir gewisse Geschichten etwas zu komplex sind (schlechtes Vorstellungsvermögen und so), weswegen ich über all die Jahre wählerischer geworden bin. Bei „Stealing Infinity“ von Alyson Noël fand ich das Cover einfach sehr überzeugend, aber auch der Inhalt klang wahrlich nicht schlecht. Also habe ich mich verführen lassen. Das hat mich aber gelehrt, man kann noch so wählerisch sein, daneben greifen kann man deswegen immer noch.

„Stealing Infinity“ beginnt auch ziemlich gut, denn die ersten Abenteuer, die Protagonistin Nat erlebt, sind gleich spannend und werfen viele Fragen auf. Zwar ist mir sogleich aufgefallen, dass die Kapitel auffallend kurz sind, aber das treibt zum Einstieg gut die Geschichte, denn man will ja unbedingt mehr wissen, da ist das eine gute Kombination. Der Bruch in der Geschichte kam aber relativ schnell für mich und zwar in dem Moment, als Nat an der Gray Wolf Academy landet. Vom Marketing her sind Dark-Academia-Fans angesprochen worden. Zwar bin ich nicht explizit ein Fan davon und das war also nicht mein Hauptargument, aber als Harry Potter-Liebhaber habe ich wahrlich nichts gegen den kompromittierten Internatsalltag. Dementsprechend war ich natürlich auch neugierig, was uns jetzt wohl alles erwartet: was sind die Fächer? Wie sieht der Alltag aus? Worum geht es bei der Akademie? Welche Prüfungen sind erwartet? Was ist das große Ziel des Buchs oder gleich der ganzen Reihe? Leider hat mir der Verlauf der Geschichte relativ schnell gezeigt, dass es nahezu nichts davon zufriedenstellend aufklären will.

Wir lernen für eine Akademie einen relativ kleinen Figurenzirkel kennen, wobei sich hier gleich ein Problem gibt, denn man kann sehr offensichtlich niemandem davon trauen. Es gibt keine Figur, die als eine Art Kompass fungiert, an der man sich ausrichten kann. Das ist deswegen so schade gewesen, weil auch Nat diese Aufgabe irgendwann nicht mehr erfüllen kann, dazu später aber mehr. Weiterhin ist der Alltag an der Akademie nicht ausgefüllt. Wir bekommen keinen wirklichen Eindruck davon, wie das gesamte Gelände aussieht. Wir wissen nicht, wie die einzelnen Tage für Nat mit Training ablaufen. Nachdem nach einem Gespräch mit dem Leiter Arthur feststeht, dass sie einiges überspringen darf, bekommen wir nichts, aber wirklich nichts von dem Alltag präsentiert. In diese Frustration hinein zeigt sich aber auch zunehmend, dass wir nahezu nichts darüber erfahren, wofür die Akademie steht. Nat reist wie wir mit einem riesigen Fragenkatalog an, aber sie wird nur hingehalten, von allen Figuren und sie lässt das mit sich machen. Ab diesem Punkt wurden dann auch die kurzen Kapitel für mich zum Problem, denn sie konnten null verschleiern, dass in den Kapiteln eigentlich nichts passiert. Null Antworten, null mehr Verständnis, was die ganze Geschichte eigentlich soll. Auch wenn solche kurzen Kapitel normalerweise einladen, immer noch schneller zu lesen, so ist das bei mir nicht aufgegangen, denn gerade im ersten Drittel habe ich mich zu sehr daran aufgehangen, warum jetzt schon wieder das Kapitel vorbei ist, obwohl doch gar nichts passiert ist. Das ist später weniger geworden, aber das ändert nichts an der grundlegenden Kritik.

In die Mängel des Inhalts hinein hat mich Nat dann auch verloren. Denn obwohl sie genauso viele Fragen wie wir hat, sorgt das bei ihr aber nicht für Skepsis, stattdessen hat sie etwas sehr Oberflächliches an sich und sie will unbedingt dazugehören. Das sorgt bei ihr dafür, dass nie Schutzwälle hochgehen, sondern sie sie im Gegenteil immer fallen lässt und alles mit sich machen lässt. Ja, sie ist eine Kämpferin und ja, sie lernt auch irgendwann taktisch geschickter zu sein, aber sie bleibt bis zum Ende eine Marionette. Diese Figurenkritik hat aber auch viel mit der Liebesgeschichte zu tun, die uns geboten wird. Ob es wirklich eine Liebesgeschichte ist, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, aber ich fand den Kontext mit Nat und Braxton für die Geschichte total unnötig. Man hat da einfach gemerkt, dass die Autorin einen Katalog hatte, wo die Liebe noch abgehakt werden musste, also quetschen wir sie mal schlecht aufgebaut dazwischen. Da man wie gesagt nicht einer einzigen Figur trauen kann, gehört auch Braxton dazu. Auch wenn es typische Momente gab, die eigentlich das Herz höher schlagen lassen müssten, ist nichts bei mir passiert, denn es war zu gezwungen und zu dominant eingebaut. Angesichts der vermeintlichen Enge der Beziehung hätte man sich spätestens hier gewünscht, dass Nat auf mehr Antworten pocht. Braxton füllt einige Lücken, aber nicht genug.

Irgendwann nimmt wenigstens die Dichte der Erzählung zu, so dass ich inmitten meiner Enttäuschung dann doch durch das Geschehen getrieben wurde. Es gab einige spannende Szenen, aber die konnte ich nicht wirklich feiern, wegen alle Drumherum. Vor allem das zentrale Thema wurde sehr stiefmütterlich behandelt. Da hätte es viel mehr Kontext gebraucht. Am Ende wird dann auch ein Ende eingebaut, das null einem Cliffhanger ähnelt. Man könnte meinen, die Autorin will, dass man den zweiten Teil auch lesen will. Aber der Abschluss hat mir das nicht gezeigt. Das war dann die letzte Enttäuschung, die dafür sorgt, dass ich die Reihe nicht weiterverfolgen werde. Ich bin selten so hingehalten worden und das muss nicht auch noch belohnt werden.

Fazit: „Stealing Infinity“ ist eine sehr große Enttäuschung für mich. Zwar ist der Schreibstil flüssig und alles, aber die Geschichte ist dünn, es ist null Akademie-Alltag, es gibt Millionen Fragen, aber vielleicht zehn Fragen. Das Buch ist eine große Hinhaltetaktik und dazu gibt es nicht mal Figuren, die groß sympathisch sind. Für mich ist diese Reihe mit dem Einstieg auch schon wieder beendet.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Erster Fantasy-Ausflug mit Bianca Iosivoni

Twisted Fate. Wenn Magie erwacht
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Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy ...

Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy noch jetzt ganz neu in Thriller ausprobiert. Einen wirklichen Grund gab es dafür eigentlich nicht, denn in beiden Genres sage ich wahrlich nicht aus Prinzip nein. Aber manchmal stimmen die Umstände wohl einfach nicht, weswegen ich es jetzt umso besser finde, dass ich bei „Twisted Fate“ einfach mal ja gesagt habe. Hier gefällt mir speziell auch, dass es keine Romantasy ist, die noch zu High School-Zeiten spielt, sondern dass die Figuren etwas älter sind, denn dann sind wir quasi auch schon wieder bei den New-Adult-Romanen, die ich immer toll fand.

Zunächst möchte ich noch ein paar Worte wegen des Covers fallen lassen. Mir ist bewusst, dass eine Frau von hinten im Kleid für das Genre nicht unüblich ist, aber ich finde es überhaupt nicht passend. Es ist in sich schön, keine Frage, aber im ersten Band gibt es eine Szene, wo es etwas chicer zugeht, ansonsten ist es eine sehr bodenständige Erzählung, so richtig aus dem Alltag gegriffen, auch eher mehr Action, da ist schöne Ballkleidung völlig fehl am Platze. Ich finde so auch, dass etwas anderes vermittelt wird. Jetzt habe ich nicht wegen Cover ausgesucht, sondern wegen der Autorin und konnte so nicht enttäuscht werden. Aber für mich hat das Buch wenig mit anderen mit ähnlichen Covern zu tun. Nach diesem Kritikpunkt habe ich noch zu berichten, dass ich „Twisted Fate“ als Hörbuch hatte und sehr zufrieden bin. Pia-Rhona Saxe hat mich gut durch die Geschichte geleitet. Manchmal hat man gehört, das ihre Stimme bei neuen Kapiteln frischer war, aber das hat nicht gestört und ist irgendwo auch verständlich. Für mich ist sie aber wirklich zu Faith geworden und das empfinde ich bei Hörbüchern immer am wichtigsten.

Kommen wir nun aber zum Inhalt. Ich habe mich mit dem Prolog erstmal etwas schwer getan, weil er nichts mit dem zu tun hatte, was der Klappentext verraten hatte. Nach der kompletten Lektüre ergibt es mehr Sinn, dass dieser Prolog gewählt wurde, aber insgesamt glaube ich nicht, dass es ihn unbedingt hätte geben müssen. Zumindest nicht für die Ereignisse im ersten Band. Vor allem ist zu dieser historischen Rückblende der Einstieg in die eigentliche Hauptgeschichte dann sehr kontrastreich, denn wir befinden uns im Schottland der Gegenwart und Faith startet ihr neues Abenteuer am College, während sie ihren Vater bereits verloren hat und um ihre Mutter bangen muss. Dazu haben sie und ihr Bruder Levi geheime Kräfte, die sie verheimlichen sollen, wie ihnen eingebläut wurde. Ich fand es spannend, so nach und nach in diese Welt einzudringen. Kräfte hat man in Fantasy ja oft genug, aber ich fand es auch reizvoll, dass auch repräsentiert durch den Orden solche Fähigkeiten eher verpönt scheinen. Dazu zeigt sich, dass die Kräfte kein simples Geschenk sind, sondern eben auch einen Preis haben. Das fand ich als gelungene Perspektive, weil nahezu alles im Leben immer ambivalent ist und Heilungskräfte müssen dann nicht nur ein Geschenk sein, sondern auch ein Preis, den man woanders zahlen muss. In dem Sinne war es nicht nur generell spannend, was die anderen Fähigkeiten sind und welche Figuren damit verbunden sind, sondern war diese Figuren damit für Geschichten erlebt haben und wie es sie geprägt hat.

Da es nun mal eine Romantasy ist, darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Es ist vielleicht etwas übertrieben, dass wir mit Jax und Nate gleich zwei Kandidaten haben, aber immerhin sind sie wirklich unterschiedlich und repräsentieren auch verschiedene Seiten. Das gibt diesem Dreieck doch etwas Gutes mit. Denn es fällt wirklich schwer, sich direkt auf eine Seite zu schlagen. Die eine Dynamik ist vertraut, aber bedroht durch äußere Umstände und die andere ist eher eine Hassliebe mit mehr Verständnis füreinander. Dieses Dreieck wird uns noch im zweiten Band begleiten und damit kann ich leben, denn es ist für mich undurchsichtig, wer es wohl werden würde, das ist positiv. Dieses Undurchsichtige im Fortgang der Handlung ist generell ein sehr positiver Aspekt. Iosivoni setzt auf bekannte Elemente, aber ich finde, dass es ihr immer wieder gelingt, diese neu zu verwenden und so was Frisches und eben Unerwartetes reinzubringen. Die Andeutungen, die zwischendurch gemacht wurden, die haben mich natürlich wild spekulieren lassen, aber ich fand nicht, dass man alles sofort erkennen konnte. Speziell das Ende, das mehr zum Blutschwur und zum Orden aufdeckt, kam für mich sehr unerwartet. Tatsächlich finde ich auch, dass es da noch ein paar Lücken gibt, die der zweite Band hoffentlich beantwortet. Insgesamt finde ich aber, dass wir ein breites Spektrum an unterschiedlichen Charakteren haben, wir haben viele verschiedene Fähigkeiten, wir haben keine Zimperlichkeit im Geschehen und wir haben noch vieles, was offen ist. Ich bin gut unterhalten worden.

Fazit: Nun habe ich mit dem ersten Band zu „Twisted Fate“ endlich mein erstes Fantasybuch von Bianca Iosivoni gelesen und ich wurde zufrieden zurückgelassen. Viele bekannte Elemente wurden neu arrangiert und es ist vielversprechend, dass nicht alles nur aufregend toll dargestellt wird, sondern auch die Seite der Konsequenzen intensiv beleuchtet wird. Selbst das Liebesdreieck konnte mich mitreißen und dass ich mich noch nicht entschieden habe, ist sehr positiv zu werten. Ich freue mich auf den Abschluss!

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Irritierendes Setting, ansonsten aber Young-Unterhaltung pur

Here With Me
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Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, ...

Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, aber so viele Bücher, wie ich seitdem von ihr gelesen habe, macht mir das auch bewusst, wie lange es doch gedauert hat, bis diese Familie das Licht der Welt erblicken durfte. Hat es sich denn gelohnt?

Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Setting der Reihe etwas schwer getan habe. Während ich es einerseits sehr wohltuend empfand, dass trotz der Tatsache, dass Protagonist Lachlan einst Hollywoodstar war, mit wenig Klischees gearbeitet wurde, habe ich andererseits nicht verstanden, warum überhaupt so ein Ruhm eine Rolle spielen muss und warum sich dieser Club an SchauspielerInnen richtet. Auch nach Beendigung des Buchs habe ich diese Entscheidung nicht nachvollziehen können, denn es ist doch eine einseitige Auslegung irgendwo. Warum nicht einfach generell einen Club für berühmte Leute unterschiedlicher Professionen, die Abstand und Ruhe von diesem Leben suchen? Ich glaube, das hätte etwas besser gepasst. Denn so war es auch irritierend, wie Robyn regelmäßig auf dem Anwesen aufschlug und dann immer wieder betonen musste, wer da nicht alles rumläuft und wie beeindruckend es ist, aber wie cool sie doch auch ist, dass sie sich das nicht anmerken lässt. Man merkt vielleicht, das fand ich alles etwas übertrieben. Zumal man eben auch schon Andeutungen zu den weiteren Bänden bekommt und eher selten spielt wirklich der Starruhm eine Rolle, daher nochmal: warum also?

Abgesehen dieses größeren Kritikpunkts habe ich aber wieder das bekommen, was ich von Young auch sehen will. Eine wirklich knisternde Liebesgeschichte, die sich hier durch anfängliche Abneigung, dann körperliche Anziehung und letztlich so viel mehr auszeichnet. Aber eben auch diese Beziehungsbanden untereinander, die alles sehr heimelig trotz vieler Geheimnisse machen, fand ich sehr angenehm. Ich war auch positiv überrascht, dass dieser Band (oder vielleicht die ganze Reihe?) so einen Thrill-Anteil hatte, der auch nicht nur eine kleine Rolle spielte, sondern die Stilistik entscheidend geprägt hat. Hier wurde es auch natürlich eingebunden, weil Robyn und ihr Vater Mac beide eine Vergangenheit als Cops haben. Es war für beide nicht der Beruf, für den sie gebrannt haben, aber dennoch habe sie gewisse Ansätze natürlich im Blut. Ich fand es hier auch passend, wie offensiv Robyn ihre Ermittlungen vorangetrieben hat, weil sie eben körperlich wirklich Fähigkeiten hatte, die diesem Mut auch entsprochen haben. Während sich bei anderen Büchern oft denkt, wie naiv sind die eigentlich, ist das Bild hier sehr rund. Ich fand es auch spannend, dass Young hier einen Konflikt für Lachlan draus gemacht hat, der sich etwas in seiner Männlichkeit gekränkt gefühlt hat. Gerade Romance-Autoren müssen sich ja oft anhören, ihre Geschichten eher mit der stereotypen Geschlechterverteilung zu bedenken und das wirkt so natürlich sehr modern, dass Lachlan ans Denken gebracht wird.

Jetzt darf man aber nicht behaupten, dass die Stalkergeschichte bis zum Ende eine große Überraschung geblieben wäre. Young hat durchaus einige Manöver der Verschleierung gewagt, die ich auch gut fand, dann aber wiederum war manches so offensichtlich. Aber das möchte ich nicht hochhängen. Ich habe „Here With Me“ nicht als Thriller gelesen und deswegen habe ich diesen Teil auch anders genießen können. Ich fand ihn eine top Ergänzung und es ist trotz offensichtlicherer Teile dennoch bis zum Schluss sehr spannend geblieben. Zudem hört Young nach der Aufdeckung und dem großen Showdown nicht auf, sondern sie macht die Geschichte dann auch rund. Das war mir persönlich auch wichtig, denn es war viel angestoßen worden, was auch nicht in Schottland gelöst werden konnte und Young nimmt sich die Zeit noch. Dazu hat sie es eben geschafft, dass man auf die weiteren Bände gespannt ist. Vielleicht freunde ich mich dann auch mehr damit an, warum die Anlage unbedingt die Stars und Sternchen sein muss.

Fazit: Young legt mit „Here With Me” den Start einer neuen Reihe hin, die sich um die Adair-Familie drehen wird. Auch wenn ich das Setting immer noch nicht richtig verstanden habe, weil man es auch simpler hätte halten können, so habe ich überraschend auch eine Geschichte mit Thrill-Elementen bekommen. Spannung und übliche knisternde Erotik ergänzen sich hier gut. Die Reihe verfolge ich so gerne weiter.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Dank geringerer Zeitsprünge das Highlight der Reihe

The Last Piece of His Heart
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Mit „The Last Piece of His Heart” endet bereits wieder die Lost Boys-Reihe von Emma Scott. Die Grundlage fand ich immer schon sehr ansprechend, aber ich habe mich mit den ersten Bänden vor allem dann schwer ...

Mit „The Last Piece of His Heart” endet bereits wieder die Lost Boys-Reihe von Emma Scott. Die Grundlage fand ich immer schon sehr ansprechend, aber ich habe mich mit den ersten Bänden vor allem dann schwer getan, wenn es an Zeitsprünge ging, die der Geschichte eine gehörige Portion Emotionalität genommen haben. Das war eben deswegen so bedauerlich, weil Scott und ihre Erzählweise eben von diesen Gefühlen lebt. Nun war ich gespannt, wie ich es beim letzten Band erleben würde und ich muss sagen: das Beste kommt zum Schluss!

Da die drei Bände ja nahezu parallel gespielt haben und sich nicht wie in anderen Reihen die Liebesgeschichten brav aneinander reihen, war es manches Mal schon eine Qual, schon so viel angedeutet zu bekommen und aber von den eigentlichen Antworten zeitlich noch arg entfernt zu sein. Aber es war eher eine bittersüße Qual, manchmal ärgerlich, aber eben auch spannungsaufbauend und ließ im Kopf viel Platz um sich seine eigenen Gedanken zu machen. Nun sind wir aber endlich bei der Geschichte von Ronan und Shiloh angekommen und sie ist alleine schon die Beste, weil hier die wenigstens Zeitsprünge gemacht wurden. Das war wirklich extrem angenehm. Zwar vergeht auch über diesen Abschlussband viel Zeit, insgesamt etwa vier Jahre, würde ich sagen, aber es ist viel natürlicher verteilt worden. Es wirkte auch nicht so, als müsste ein Cut gemacht werden, sondern wenn Ronan und Shiloh zwischendurch Abstand hatten, dann lag es immer in ihren Charakteren begründet. Deswegen musste man sich nicht immer neu orientieren, sondern es war eher eine organische Folge, dass nach längerer Funkstille der Kontakt wieder in Gang kommt.

Über Ronan wussten wir im Verhältnis mehr als über Shiloh, aber letztlich haben wir auch über ihn noch unheimlich viel gelernt und er ist von den drei Jungs spielerisch leicht meine Nummer 1 geworden. Er ist körperlich wohl der größte und einschüchternde, aber genau deswegen erschien er mir umso sanfter. Sein Schicksal hat mir wehgetan, aber es hat mich eben auch beeindruckt, wie er trotz der allzeit präsenten Angst wie sein Vater zu sein dennoch auf eine zurückhaltende Art immer sein Herz hat sprechen lassen. Das hat man dann nicht nur im Umgang mit Miller und Holden und eben Shiloh gemerkt, sondern auch mit den Mietern, die er auf seine Art vor seinem Onkel abgeschirmt hat. Ja, die Gewalt ist ein Teil seiner Ausdrucksform, aber man hat dennoch gemerkt, dass er so sich nicht gerne zum Ausdruck bringt und das hat mich berührt. Über Shiloh haben wir so unendlich viel gelernt. Als Freundin von Violet hat man sich wirklich nur ein unzureichendes Bild von ihr machen können. Zwar war sie mir auch da schon sympathisch, aber dennoch war es noch einmal ganz anders, sie nun wirklich aus ihrer Perspektive kennenzulernen. Auch sie mochte ich am Ende am liebsten. Auch wenn ich sagen muss, dass das Geheimnis rund um ihren Vater zu klar und offensichtlich war und ich mir manches Mal echt dachte: warum kann Shiloh diese Möglichkeit noch nicht mal denken? Aber das ist am Ende nur ein kleiner Aspekt, der für einen Dramazwischenspurt gebraucht wird.

Ansonsten ergänzen sich Ronan und Shiloh einfach so wunderbar und spätestens als sie weiß, wie sie gezeugt wurde, sind die Parallelen noch offensichtlicher. Da hatte Ronan seinen stärksten Moment im ganzen Buch, weil er die Parallelen angesprochen hat und dadurch ableiten konnte, dass sie eben genau deswegen füreinander da sein können, weil sie die Überzeugung, nicht liebenswert zu sein, als absurd vom jeweilig anderen gespiegelt bekommen. Mir hat in diesem Band auch die Gruppe an Nebenfiguren sehr gefallen. In den ersten beiden Bänden gab es sie zwar immer schon füreinander, aber die jeweiligen Pärchen steckten sonst oft in einem richtig üblen Umfeld fest. Da war es schön, dass Shiloh so eine tolle Urgroßmutter sowie Onkel/Tante/Cousine hat, was die Enttäuschung durch ihre Mutter aufgefangen hat. Bei Ronan war es dann eben die Mieterin mit ihren Zwillingen und die Lost Boys. Trotz der kriminellen Energie durch andere Nebenfiguren war es atmosphärisch mehr von Zusammenhalt und Optimismus geprägt. Den größten Zeitsprung übersteht das Buch am Ende auch überzeugend. Auch hier hat mich alles überzeugt. Wirklich ein richtig runder Abschluss und hier hat Emma Scott das meiste richtig gemacht.

Fazit: „The Last Piece of His Heart” ist definitiv der Band der Reihe, der mich am meisten berühren und mitreißen konnte. Da die Zeitsprünge hier nicht so ausgiebig genutzt wurden, konnte sich die Liebesgeschichte besser im Jetzt entwickeln und da ist alles zur Geltung gekommen, was ich von seiner Handlung brauche. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Spannunsgeladen bis zum Ende

One of the Girls
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Von Lucy Clarke hatte ich bislang nicht gelesen, aber im britischen Fernsehen werden wohl zunehmend Adaptionen zu ihren Büchern vorangetrieben, was ich immer einen spannenden Faktor finde. Wenn ich mir ...

Von Lucy Clarke hatte ich bislang nicht gelesen, aber im britischen Fernsehen werden wohl zunehmend Adaptionen zu ihren Büchern vorangetrieben, was ich immer einen spannenden Faktor finde. Wenn ich mir nun ihr bisheriges Portfolio anschaue, dann fällt ins Auge, dass sie Liebesgeschichten offenbar genauso zu bedienen mag wie Spannungsliteratur oder tatsächlich auch Thriller. Das finde ich ebenfalls einen spannenden Balanceakt, denn die Schreibprozesse und die jeweiligen Anforderungen werden da doch schon unterschiedlich sein. Bei „One of the Girls“ habe ich nun zugeschlagen und ich würde sagen, dass Clarke hier einen Spannungsroman mit sehr starken Charakterentwicklungen abliefert, aber schauen wir uns das im Detail näher an.

Zunächst will ich noch ein paar Worte zu dem Marketing des Buchs verlieren. Ich finde es schon problematisch, dass das Ende des Buchs so offensiv im Klappentext schon angekündigt wird. Auch wenn es im Buch die Zwischenkapitel gibt, die etwas Schreckliches am Ende ankündigen, so bewerte ich das doch völlig anders als den Klappentext. Ich verstehe, dass natürlich dieser Thrill-Aspekt sich sehr gut vermarkten lässt und dass er vielleicht auch die Zielgruppe erweitert, aber dennoch führt sowas schnell in die Irre, denn ein klassischer Thriller ist es nicht, wahrlich nicht. Angesichts des Marketings ist es ein absolutes Plus, dass „One of the Girls“ tatsächlich durchgängig sehr spannend erzählt ist. Es ist kein an den Nägeln knabbern wert, denn die Spannung entsteht nicht dadurch, dass irgendetwas Gruseliges passiert oder man mitten in einer wilden Ermittlung steckt. Stattdessen hat mich gereizt, dass es sechs sehr unterschiedliche Frauenfiguren sind, die alle mit Geheimnissen im Gepäck angereist sind. Die Geschichte ist auch aus allen Perspektiven erzählt worden und meistens war es dann der letzte Satz des Kapitels, der Andeutungen machte und wo man unbedingt mehr erfahren wollte. Das ist eben so wichtig, weil es ansonsten vor allem eine Charakterstudie ist und ich weiß aus jahrelanger Erfahrung in Büchercommunities, dass das nicht immer gut ankommt.

Nun aber nach dieser Kritik zum Marketing ab zum Eintauchen in die Geschichte. Mir hat die Frauenvielfalt so gefallen, weil ich auch eine starke feministische Perspektive wahrgenommen habe. So ging es aber nicht darum, dass sechs Frauen sich gegen die Männerschaft verschwören, stattdessen waren es so unterschiedlichen Typen, dass sie erst ihre Baustellen untereinander aus dem Weg räumen mussten, um den Wert aneinander zu erkennen und umzudenken. Das fand ich spannend, weil es zu Beginn nicht ersichtlich war, worauf „One of the Girls“ genau hinarbeitet. Die sechs Frauen helfen aber natürlich auch, dass man auf jeden Fall eine Figur findet, mit der man sich identifizieren kann. Ich fand Robyn und Eleanor wohl am nachvollziehbarsten, aber insgesamt war es auch so positiv, dass ich selbst bei einer so ‚nervigen‘ Figur wie Bella dennoch genug angeboten bekommen habe, dass ich sie näher kennenlernen wollte, um sie besser verstehen zu können. Das schaffen Autoren nicht immer und dann habe ich keine Chance, aber auch wenn die Stimmung sich immer änderte, wenn Bella aufschlug und sich einmischte, so war sie am Ende doch die größte Überraschung für mich. Insgesamt würde ich auch sagen, dass ich zu allen sechs Figuren ausgiebig diskutieren könnte, weil ich zu allen so viel angeboten bekommen haben. Das war tatsächlich das große Highlight, im übertriebenen Sinne, sechs neue Freundinnen gewonnen zu haben.

Der Schreibstil ist aber eben auch wichtig, weil dieses Entdecken der Geheimnisse entscheidend dazu beiträgt, immer nur weiterlesen zu wollen. Man will endlich alle Aufklärungen haben. Weiterer großer Pluspunkt: das Ende hält den Erwartungen stand. Es war total interessant und ja oft auch überraschend, wie die einzelnen Frauen in einem Zusammenhang standen, ohne es zu wissen. Dazu dann eben der Showdown, der so auch nicht im Vorfeld zu erahnen war, und es kommt ein Gesamtkunstwerk zustande, das ich wirklich nur empfehlen kann.

Zuletzt will ich noch einige Worte verlieren, weil ich „One of the Girls“ als Hörbuch konsumiert habe. Als schon angekündigt wurde, dass es mit Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp gleich zwei Sprecherinnen geben wird, war ich gespannt, wie das gestaltet wird. Während ich beide Sprecherinnen loben will, so hadere ich immer noch etwas, ob man das Hörbuch nicht doch etwas anders hätten gestalten können. Julia von Tettenborn liest nämlich alle sechs Perspektiven, während Dorenkamp die Kapitel hat, die aus der ‚Wir‘-Perspektive sind. Die Unterscheidung hätte ich nicht unbedingt gebraucht, während ich als Hörerin aber bei gleich sechs Frauenfiguren lieber eine stimmliche Markierung für den Wechsel gehabt hätte. Es wird zwar immer schnell das erste Mal der Name der Frau genannt, aus deren Sicht nun erzählt wird, aber als Leserin hat man ja noch eine ganz andere optische Möglichkeit der Orientierung. Das hat mir etwas gefehlt, auch weil ich nicht unbedingt den Eindruck hatte, dass Tettenborn jeder Figur etwas ganz Eigenes mitgeben konnte. Sechs Sprecherinnen wären wahrscheinlich auch zu teuer gewesen, aber das fiel mir eben auf. Die Stimmen an sich top gewählt.

Fazit: „One of the Girls“ ist ein wirklich sehr empfehlenswerter Spannungsroman, der es geschickt schafft, bei gleich sechs Frauenfiguren tiefenpsychologisch einzusteigen. Dazu gibt es Geheimnisse und Verwicklungen genug, die sich nicht gleich zu Beginn erahnen lassen und die dadurch Spannung bis zum Schluss garantieren.

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