Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2023

Bietet unausgewogene Unterhaltung

All My Golden Memories
2

Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen ...

Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen Autorin auch völlig normal, dass die Stilistik manchmal etwas holprig ist. Deswegen habe ich mich mit der Ankündigung ihrer neuen Reihe, die einem fancy Hotel in New York spielt, auch sehr gefreut. Wie anders ist „All My Golden Memories“? Und wie ist das zu bewerten?

Ich habe sehr gut in das Buch hineingefunden. Wir werden auf zwei Ebenen durch das Geschehen geführt. In der Vergangenheit werden wir durch Ryans Perspektive eingebunden und in der Gegenwart durch Ellis. Der Unterschied zwischen den Perspektiven ist riesig, denn während die kindlichen Ellis und Ryan zusammenwachsen, besteht in der Gegenwart kein Kontakt und vor allem Ellis wirkt auch wie ein anderer Mensch. Das übersprudelnde Mädchen, das keine Angst zu haben scheint, ist einer nachdenklich jungen Frau gewichen. Solche Diskrepanzen machen natürlich neugierig und man will mehr wissen. Das Geschehen spielt im Van Day-Hotel. Da ich leider nicht mit einem ausgeprägten Vorstellungsvermögen gesegnet bin, konnte ich mir anhand der Beschreibungen leider nicht alles vorstellen, dennoch fand ich das Hotel als Setting eine coole Idee, denn der Alltag mit den verschiedenen Berufen, aber auch, dass sehr unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, eignete sich in meinen Augen wirklich hervorragend. Man hat dann auch speziell durch Ellis‘ Perspektive deutlich gemerkt, wie sehr sie das Hotel liebt und das sprang unweigerlich über.

Angesichts dieser echt guten Voraussetzungen ist es etwas schade, dass der Funke mit diesem ersten Band nicht so recht überspringen will. Nach dem Einfinden in die Geschichte zeigt sich nämlich, dass erstmal recht wenig passiert. Das hat mich gleich besorgt gemacht, denn es ist von Mounia gleich eine Reihe angekündigt und ich stelle bei New Adult leider immer wieder fest, dass Reihen oft nicht praktikabel sind, weil das Geschehen dann zu langatmig und langgestreckt ist. Genau dieser Kritikpunkt spricht dann auch gegen „All My Golden Memories“. Denn es dauert erstmal was, bis der erwachsene Ryan erstmals auftaucht, dann wiederum zieht es sich recht lange, bis die beiden erstmals interagieren und dann steht so viel zwischen ihnen, dass es sich auch ab hier zieht. Dazu fand ich die Rückblenden dann manchmal zu konstruiert gesetzt, um etwas aus der Gegenwart zu erklären. Ich hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn Vergangenheit und Gegenwart beide Bewandtnis haben und sich gegenseitig so ergänzen, dass sie eben einen großen inhaltlichen Kniff erklären.

Da wären wir auch schon beim nächsten Kritikpunkt. Es wird nicht so richtig deutlich, worauf die Reihe hinaus will. Klar, wir haben die Liebesgeschichte und da ist erstmal geklärt, dass wir herausfinden müssen, warum Ryan und Ellis einen Kontaktabbruch hatten. Dann gibt es einen Skandal um das Hotel. Doch während ich da gedacht habe, dass es so Murder Mystery-mäßig werden könnte, wird auf den Zug nicht konsequent aufgesprungen. Ja, es gibt kleinere Rätsel und später Enthüllungen, doch überzeugend ist es nicht. Am Ende gibt es auch ein Finale, der zwar eine Art Cliffhanger hat, aber dennoch nicht völlig überzeugend ist, dass man unbedingt weiterlesen muss. Wir haben auch die Figur Riley, die geheimnisumwoben ist, die aber im letzten Drittel so untergeht, dass man sie fast schon wieder vergessen hat. Sie wird sicher noch von Bedeutung sein, aber dann hätte man sie präsenter halten können. Ich werde den zweiten Band in jedem Fall lesen, denn der Schreibstil ist gut, die Charaktere sind trotz kleinerer Unstimmigkeiten sympathisch und ich denke schon, dass der zweite Band noch überraschen kann.

Fazit: „All My Golden Memories“ ist leider kein überzeugender Auftakt für die geplante Dilogie. Das Setting ist zwar interessant und wird auch interessant genutzt, aber manchmal weiß die Geschichte nicht so recht, was sie sein und was sie erzählen will. Dazu ist das Geschehen arg gestreckt, um zwei Bände voll zu kriegen. Ich setze dennoch Hoffnungen in den Abschluss!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.06.2023

Magie entfaltet sich mit zunehmendem Verlauf

A Curse Unbroken
0

Yvy Kazi habe ich bislang bei Lyx als Romance-Autorin kennengelernt, nun also auch Vorhang auf für Fantasy, wobei ich das nach „A Curse Unbroken“ etwas einschränken möchte. Ja, es geht um Magie und Hexer, ...

Yvy Kazi habe ich bislang bei Lyx als Romance-Autorin kennengelernt, nun also auch Vorhang auf für Fantasy, wobei ich das nach „A Curse Unbroken“ etwas einschränken möchte. Ja, es geht um Magie und Hexer, aber insgesamt habe ich es bewundert, wie natürlich die Autorin diese Elemente in den Alltag integriert hat. Ja, es ist Fantasy, aber so ungefähr die alltagtauglichste Fantasy, die ich je erlebt habe.

Im Vorfeld war ich auf „A Curse Unbroken“ wirklich sehr gespannt und muss nach Beendigung sagen, dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen möchte, weil sie etwas in mir ausgelöst hat, was ich aber noch nicht so recht zu fassen bekomme. Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn es nicht der Lesefluss war, den ich mir vielleicht gewünscht habe (das mag aber auch gerade an meinem Leben liegen), weswegen ich davon ausgehe, dass mir spätestens der zweite Band verrät, wie ich wirklich zu dieser Reihe stehen. Nun aber zu dem, was ich benennen kann. Ich fand den Einstieg gut gewählt, denn das Interview mit Gemma hat schon einen recht passenden Eindruck geliefert, welches Setting wir haben. Das Geschehen spielt in New York und insgesamt ist dieses New York in einer Welt, wo ein Großteil nicht an Magie glaubt, wo die Magie aber ihren Platz hat, weil die mit natürlichem Zugang zu dieser Welt, sie praktizieren, aber nicht an die große Glocke hängen. Deswegen wird Gemma in dem Interview auch eher lächerlich gemacht, während sie in Ruhe die Magie vorstellt. Am Ende der Geschichte ist auch noch ein Glossar zu finden, was ich ebenfalls sehr hilfreich fand. Es ist wirklich alles was simpler gehalten, aber das hat mir eben so gut gefallen, weil ich bei Fantasy im World Building, wenn es mir zu komplex ist, schon mal schneller aussteige. Das war hier aber kein Problem.

Gemma als Figur ist wirklich grundsympathisch und ich habe die gesamte Erzählung über nichts gefunden, was mich an ihr gestört hat. Sie ist wirklich ein herzensguter Mensch und man merkt einfach, dass sie in sich ruht. Sie lebt auch mit ihrer Magie so im Einklang, dass sich das Gefühl unweigerlich auf mich als Leserin übertragen hat. Ich mochte auch ihre Freundschaft zu Hazel sehr, weil sie beide sich auch so selbstverständlich unterstützen. Hazel wird ihr beiden Bände erst noch bekommen und da bin ich jetzt schon gespannt drauf. Taro ist natürlich ebenfalls eine sehr spannende Figur, der dann mit Hazel zusammen wirken wird, aber ich mag auch die Geschwisterbeziehung. Sie ist etwas komplizierter, aber es ist dennoch passend, dass sie immer füreinander da sind, wenn es darauf ankommt. Darren als der Gegenpart stellt dann aber eine etwas größere Herausforderung dar. Er muss am Anfang sehr mysteriös wirken und man merkt am Ende, dass er wirklich auch ein guter Kerl ist, aber dennoch war es für mich bei ihm deutlich schwerer, mit ihm warm zu werden. Man hat von ihm die Tagebucheinträge, die später aber völlig verloren gehen. Das macht es enorm schwierig, Darren wirklich hinter die Birne zu schauen. Wenn Gemma in seine Kindheit blicken kann, dann ist das hilfreich, aber gerade in so einer Geschichte, wo sein Teil genauso wichtig ist, wäre vielleicht eine Handlung aus zwei Perspektiven erzählt die clevere Wahl gewesen. Darren macht oft auch Schritte nach vorne, um sie wieder zurückzugehen. Da merke ich dann deutlich, dass ich mir das nicht immer richtig erklären konnte, auch weil er und Gemma nicht unbedingt eine ausgeprägte Diskussionskultur haben. Zu Darren gibt es in Band 2 also noch wirklich sehr, sehr viel Potenzial.

Bei der Handlung habe ich mich auch länger gefragt, worauf wir nun eigentlich hinaussteuern. Es geht um den Fluch von Darren und wie er gebrochen werden kann, aber was noch? Hier muss man wirklich sagen, der Klappentext hat nicht zu viel verraten. Die Geschichte und ihre Entwicklung war ein weißes Blatt, das wirklich wild beschrieben werden konnte. Mehr und mehr kommt dann auch mehr Zug rein, weil man erahnt, um was im Größeren geht und wogegen angekämpft wird, bevor es am Ende noch einmal viel riesiger wird. Das macht das Potenzial für Band 2 erfreulich groß. Deswegen glaube ich auch wirklich, das erst Band 2 darüber entscheidet, wie gut dieser erste Band wirklich ist.

Fazit: „A Curse Unbroken“ ist für mich Fantasy in einem bislang für mich noch nicht da gewesenen Ausmaß, denn es war wirklich recht simpel in den Alltag integriert und das meine ich nicht negativ, sondern absolut positiv. Dadurch war für mich zwar länger offen, was die Geschichte eigentlich erzählen will. Aber ich bin irgendwann abgeholt worden und bin wirklich schon sehr gespannt auf den zweiten Band, der Gemma und Darrens Geschichte abschließt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2023

Pure Hinhaltetaktik

Stealing Infinity
0

Bei Fantasy greife ich wahrlich nicht bei allen Büchern zu, weil ich auch immer wieder die Erfahrung mache, dass mir gewisse Geschichten etwas zu komplex sind (schlechtes Vorstellungsvermögen und so), ...

Bei Fantasy greife ich wahrlich nicht bei allen Büchern zu, weil ich auch immer wieder die Erfahrung mache, dass mir gewisse Geschichten etwas zu komplex sind (schlechtes Vorstellungsvermögen und so), weswegen ich über all die Jahre wählerischer geworden bin. Bei „Stealing Infinity“ von Alyson Noël fand ich das Cover einfach sehr überzeugend, aber auch der Inhalt klang wahrlich nicht schlecht. Also habe ich mich verführen lassen. Das hat mich aber gelehrt, man kann noch so wählerisch sein, daneben greifen kann man deswegen immer noch.

„Stealing Infinity“ beginnt auch ziemlich gut, denn die ersten Abenteuer, die Protagonistin Nat erlebt, sind gleich spannend und werfen viele Fragen auf. Zwar ist mir sogleich aufgefallen, dass die Kapitel auffallend kurz sind, aber das treibt zum Einstieg gut die Geschichte, denn man will ja unbedingt mehr wissen, da ist das eine gute Kombination. Der Bruch in der Geschichte kam aber relativ schnell für mich und zwar in dem Moment, als Nat an der Gray Wolf Academy landet. Vom Marketing her sind Dark-Academia-Fans angesprochen worden. Zwar bin ich nicht explizit ein Fan davon und das war also nicht mein Hauptargument, aber als Harry Potter-Liebhaber habe ich wahrlich nichts gegen den kompromittierten Internatsalltag. Dementsprechend war ich natürlich auch neugierig, was uns jetzt wohl alles erwartet: was sind die Fächer? Wie sieht der Alltag aus? Worum geht es bei der Akademie? Welche Prüfungen sind erwartet? Was ist das große Ziel des Buchs oder gleich der ganzen Reihe? Leider hat mir der Verlauf der Geschichte relativ schnell gezeigt, dass es nahezu nichts davon zufriedenstellend aufklären will.

Wir lernen für eine Akademie einen relativ kleinen Figurenzirkel kennen, wobei sich hier gleich ein Problem gibt, denn man kann sehr offensichtlich niemandem davon trauen. Es gibt keine Figur, die als eine Art Kompass fungiert, an der man sich ausrichten kann. Das ist deswegen so schade gewesen, weil auch Nat diese Aufgabe irgendwann nicht mehr erfüllen kann, dazu später aber mehr. Weiterhin ist der Alltag an der Akademie nicht ausgefüllt. Wir bekommen keinen wirklichen Eindruck davon, wie das gesamte Gelände aussieht. Wir wissen nicht, wie die einzelnen Tage für Nat mit Training ablaufen. Nachdem nach einem Gespräch mit dem Leiter Arthur feststeht, dass sie einiges überspringen darf, bekommen wir nichts, aber wirklich nichts von dem Alltag präsentiert. In diese Frustration hinein zeigt sich aber auch zunehmend, dass wir nahezu nichts darüber erfahren, wofür die Akademie steht. Nat reist wie wir mit einem riesigen Fragenkatalog an, aber sie wird nur hingehalten, von allen Figuren und sie lässt das mit sich machen. Ab diesem Punkt wurden dann auch die kurzen Kapitel für mich zum Problem, denn sie konnten null verschleiern, dass in den Kapiteln eigentlich nichts passiert. Null Antworten, null mehr Verständnis, was die ganze Geschichte eigentlich soll. Auch wenn solche kurzen Kapitel normalerweise einladen, immer noch schneller zu lesen, so ist das bei mir nicht aufgegangen, denn gerade im ersten Drittel habe ich mich zu sehr daran aufgehangen, warum jetzt schon wieder das Kapitel vorbei ist, obwohl doch gar nichts passiert ist. Das ist später weniger geworden, aber das ändert nichts an der grundlegenden Kritik.

In die Mängel des Inhalts hinein hat mich Nat dann auch verloren. Denn obwohl sie genauso viele Fragen wie wir hat, sorgt das bei ihr aber nicht für Skepsis, stattdessen hat sie etwas sehr Oberflächliches an sich und sie will unbedingt dazugehören. Das sorgt bei ihr dafür, dass nie Schutzwälle hochgehen, sondern sie sie im Gegenteil immer fallen lässt und alles mit sich machen lässt. Ja, sie ist eine Kämpferin und ja, sie lernt auch irgendwann taktisch geschickter zu sein, aber sie bleibt bis zum Ende eine Marionette. Diese Figurenkritik hat aber auch viel mit der Liebesgeschichte zu tun, die uns geboten wird. Ob es wirklich eine Liebesgeschichte ist, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, aber ich fand den Kontext mit Nat und Braxton für die Geschichte total unnötig. Man hat da einfach gemerkt, dass die Autorin einen Katalog hatte, wo die Liebe noch abgehakt werden musste, also quetschen wir sie mal schlecht aufgebaut dazwischen. Da man wie gesagt nicht einer einzigen Figur trauen kann, gehört auch Braxton dazu. Auch wenn es typische Momente gab, die eigentlich das Herz höher schlagen lassen müssten, ist nichts bei mir passiert, denn es war zu gezwungen und zu dominant eingebaut. Angesichts der vermeintlichen Enge der Beziehung hätte man sich spätestens hier gewünscht, dass Nat auf mehr Antworten pocht. Braxton füllt einige Lücken, aber nicht genug.

Irgendwann nimmt wenigstens die Dichte der Erzählung zu, so dass ich inmitten meiner Enttäuschung dann doch durch das Geschehen getrieben wurde. Es gab einige spannende Szenen, aber die konnte ich nicht wirklich feiern, wegen alle Drumherum. Vor allem das zentrale Thema wurde sehr stiefmütterlich behandelt. Da hätte es viel mehr Kontext gebraucht. Am Ende wird dann auch ein Ende eingebaut, das null einem Cliffhanger ähnelt. Man könnte meinen, die Autorin will, dass man den zweiten Teil auch lesen will. Aber der Abschluss hat mir das nicht gezeigt. Das war dann die letzte Enttäuschung, die dafür sorgt, dass ich die Reihe nicht weiterverfolgen werde. Ich bin selten so hingehalten worden und das muss nicht auch noch belohnt werden.

Fazit: „Stealing Infinity“ ist eine sehr große Enttäuschung für mich. Zwar ist der Schreibstil flüssig und alles, aber die Geschichte ist dünn, es ist null Akademie-Alltag, es gibt Millionen Fragen, aber vielleicht zehn Fragen. Das Buch ist eine große Hinhaltetaktik und dazu gibt es nicht mal Figuren, die groß sympathisch sind. Für mich ist diese Reihe mit dem Einstieg auch schon wieder beendet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2023

Erster Fantasy-Ausflug mit Bianca Iosivoni

Twisted Fate. Wenn Magie erwacht
0

Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy ...

Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy noch jetzt ganz neu in Thriller ausprobiert. Einen wirklichen Grund gab es dafür eigentlich nicht, denn in beiden Genres sage ich wahrlich nicht aus Prinzip nein. Aber manchmal stimmen die Umstände wohl einfach nicht, weswegen ich es jetzt umso besser finde, dass ich bei „Twisted Fate“ einfach mal ja gesagt habe. Hier gefällt mir speziell auch, dass es keine Romantasy ist, die noch zu High School-Zeiten spielt, sondern dass die Figuren etwas älter sind, denn dann sind wir quasi auch schon wieder bei den New-Adult-Romanen, die ich immer toll fand.

Zunächst möchte ich noch ein paar Worte wegen des Covers fallen lassen. Mir ist bewusst, dass eine Frau von hinten im Kleid für das Genre nicht unüblich ist, aber ich finde es überhaupt nicht passend. Es ist in sich schön, keine Frage, aber im ersten Band gibt es eine Szene, wo es etwas chicer zugeht, ansonsten ist es eine sehr bodenständige Erzählung, so richtig aus dem Alltag gegriffen, auch eher mehr Action, da ist schöne Ballkleidung völlig fehl am Platze. Ich finde so auch, dass etwas anderes vermittelt wird. Jetzt habe ich nicht wegen Cover ausgesucht, sondern wegen der Autorin und konnte so nicht enttäuscht werden. Aber für mich hat das Buch wenig mit anderen mit ähnlichen Covern zu tun. Nach diesem Kritikpunkt habe ich noch zu berichten, dass ich „Twisted Fate“ als Hörbuch hatte und sehr zufrieden bin. Pia-Rhona Saxe hat mich gut durch die Geschichte geleitet. Manchmal hat man gehört, das ihre Stimme bei neuen Kapiteln frischer war, aber das hat nicht gestört und ist irgendwo auch verständlich. Für mich ist sie aber wirklich zu Faith geworden und das empfinde ich bei Hörbüchern immer am wichtigsten.

Kommen wir nun aber zum Inhalt. Ich habe mich mit dem Prolog erstmal etwas schwer getan, weil er nichts mit dem zu tun hatte, was der Klappentext verraten hatte. Nach der kompletten Lektüre ergibt es mehr Sinn, dass dieser Prolog gewählt wurde, aber insgesamt glaube ich nicht, dass es ihn unbedingt hätte geben müssen. Zumindest nicht für die Ereignisse im ersten Band. Vor allem ist zu dieser historischen Rückblende der Einstieg in die eigentliche Hauptgeschichte dann sehr kontrastreich, denn wir befinden uns im Schottland der Gegenwart und Faith startet ihr neues Abenteuer am College, während sie ihren Vater bereits verloren hat und um ihre Mutter bangen muss. Dazu haben sie und ihr Bruder Levi geheime Kräfte, die sie verheimlichen sollen, wie ihnen eingebläut wurde. Ich fand es spannend, so nach und nach in diese Welt einzudringen. Kräfte hat man in Fantasy ja oft genug, aber ich fand es auch reizvoll, dass auch repräsentiert durch den Orden solche Fähigkeiten eher verpönt scheinen. Dazu zeigt sich, dass die Kräfte kein simples Geschenk sind, sondern eben auch einen Preis haben. Das fand ich als gelungene Perspektive, weil nahezu alles im Leben immer ambivalent ist und Heilungskräfte müssen dann nicht nur ein Geschenk sein, sondern auch ein Preis, den man woanders zahlen muss. In dem Sinne war es nicht nur generell spannend, was die anderen Fähigkeiten sind und welche Figuren damit verbunden sind, sondern war diese Figuren damit für Geschichten erlebt haben und wie es sie geprägt hat.

Da es nun mal eine Romantasy ist, darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Es ist vielleicht etwas übertrieben, dass wir mit Jax und Nate gleich zwei Kandidaten haben, aber immerhin sind sie wirklich unterschiedlich und repräsentieren auch verschiedene Seiten. Das gibt diesem Dreieck doch etwas Gutes mit. Denn es fällt wirklich schwer, sich direkt auf eine Seite zu schlagen. Die eine Dynamik ist vertraut, aber bedroht durch äußere Umstände und die andere ist eher eine Hassliebe mit mehr Verständnis füreinander. Dieses Dreieck wird uns noch im zweiten Band begleiten und damit kann ich leben, denn es ist für mich undurchsichtig, wer es wohl werden würde, das ist positiv. Dieses Undurchsichtige im Fortgang der Handlung ist generell ein sehr positiver Aspekt. Iosivoni setzt auf bekannte Elemente, aber ich finde, dass es ihr immer wieder gelingt, diese neu zu verwenden und so was Frisches und eben Unerwartetes reinzubringen. Die Andeutungen, die zwischendurch gemacht wurden, die haben mich natürlich wild spekulieren lassen, aber ich fand nicht, dass man alles sofort erkennen konnte. Speziell das Ende, das mehr zum Blutschwur und zum Orden aufdeckt, kam für mich sehr unerwartet. Tatsächlich finde ich auch, dass es da noch ein paar Lücken gibt, die der zweite Band hoffentlich beantwortet. Insgesamt finde ich aber, dass wir ein breites Spektrum an unterschiedlichen Charakteren haben, wir haben viele verschiedene Fähigkeiten, wir haben keine Zimperlichkeit im Geschehen und wir haben noch vieles, was offen ist. Ich bin gut unterhalten worden.

Fazit: Nun habe ich mit dem ersten Band zu „Twisted Fate“ endlich mein erstes Fantasybuch von Bianca Iosivoni gelesen und ich wurde zufrieden zurückgelassen. Viele bekannte Elemente wurden neu arrangiert und es ist vielversprechend, dass nicht alles nur aufregend toll dargestellt wird, sondern auch die Seite der Konsequenzen intensiv beleuchtet wird. Selbst das Liebesdreieck konnte mich mitreißen und dass ich mich noch nicht entschieden habe, ist sehr positiv zu werten. Ich freue mich auf den Abschluss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2023

Irritierendes Setting, ansonsten aber Young-Unterhaltung pur

Here With Me
0

Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, ...

Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, aber so viele Bücher, wie ich seitdem von ihr gelesen habe, macht mir das auch bewusst, wie lange es doch gedauert hat, bis diese Familie das Licht der Welt erblicken durfte. Hat es sich denn gelohnt?

Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Setting der Reihe etwas schwer getan habe. Während ich es einerseits sehr wohltuend empfand, dass trotz der Tatsache, dass Protagonist Lachlan einst Hollywoodstar war, mit wenig Klischees gearbeitet wurde, habe ich andererseits nicht verstanden, warum überhaupt so ein Ruhm eine Rolle spielen muss und warum sich dieser Club an SchauspielerInnen richtet. Auch nach Beendigung des Buchs habe ich diese Entscheidung nicht nachvollziehen können, denn es ist doch eine einseitige Auslegung irgendwo. Warum nicht einfach generell einen Club für berühmte Leute unterschiedlicher Professionen, die Abstand und Ruhe von diesem Leben suchen? Ich glaube, das hätte etwas besser gepasst. Denn so war es auch irritierend, wie Robyn regelmäßig auf dem Anwesen aufschlug und dann immer wieder betonen musste, wer da nicht alles rumläuft und wie beeindruckend es ist, aber wie cool sie doch auch ist, dass sie sich das nicht anmerken lässt. Man merkt vielleicht, das fand ich alles etwas übertrieben. Zumal man eben auch schon Andeutungen zu den weiteren Bänden bekommt und eher selten spielt wirklich der Starruhm eine Rolle, daher nochmal: warum also?

Abgesehen dieses größeren Kritikpunkts habe ich aber wieder das bekommen, was ich von Young auch sehen will. Eine wirklich knisternde Liebesgeschichte, die sich hier durch anfängliche Abneigung, dann körperliche Anziehung und letztlich so viel mehr auszeichnet. Aber eben auch diese Beziehungsbanden untereinander, die alles sehr heimelig trotz vieler Geheimnisse machen, fand ich sehr angenehm. Ich war auch positiv überrascht, dass dieser Band (oder vielleicht die ganze Reihe?) so einen Thrill-Anteil hatte, der auch nicht nur eine kleine Rolle spielte, sondern die Stilistik entscheidend geprägt hat. Hier wurde es auch natürlich eingebunden, weil Robyn und ihr Vater Mac beide eine Vergangenheit als Cops haben. Es war für beide nicht der Beruf, für den sie gebrannt haben, aber dennoch habe sie gewisse Ansätze natürlich im Blut. Ich fand es hier auch passend, wie offensiv Robyn ihre Ermittlungen vorangetrieben hat, weil sie eben körperlich wirklich Fähigkeiten hatte, die diesem Mut auch entsprochen haben. Während sich bei anderen Büchern oft denkt, wie naiv sind die eigentlich, ist das Bild hier sehr rund. Ich fand es auch spannend, dass Young hier einen Konflikt für Lachlan draus gemacht hat, der sich etwas in seiner Männlichkeit gekränkt gefühlt hat. Gerade Romance-Autoren müssen sich ja oft anhören, ihre Geschichten eher mit der stereotypen Geschlechterverteilung zu bedenken und das wirkt so natürlich sehr modern, dass Lachlan ans Denken gebracht wird.

Jetzt darf man aber nicht behaupten, dass die Stalkergeschichte bis zum Ende eine große Überraschung geblieben wäre. Young hat durchaus einige Manöver der Verschleierung gewagt, die ich auch gut fand, dann aber wiederum war manches so offensichtlich. Aber das möchte ich nicht hochhängen. Ich habe „Here With Me“ nicht als Thriller gelesen und deswegen habe ich diesen Teil auch anders genießen können. Ich fand ihn eine top Ergänzung und es ist trotz offensichtlicherer Teile dennoch bis zum Schluss sehr spannend geblieben. Zudem hört Young nach der Aufdeckung und dem großen Showdown nicht auf, sondern sie macht die Geschichte dann auch rund. Das war mir persönlich auch wichtig, denn es war viel angestoßen worden, was auch nicht in Schottland gelöst werden konnte und Young nimmt sich die Zeit noch. Dazu hat sie es eben geschafft, dass man auf die weiteren Bände gespannt ist. Vielleicht freunde ich mich dann auch mehr damit an, warum die Anlage unbedingt die Stars und Sternchen sein muss.

Fazit: Young legt mit „Here With Me” den Start einer neuen Reihe hin, die sich um die Adair-Familie drehen wird. Auch wenn ich das Setting immer noch nicht richtig verstanden habe, weil man es auch simpler hätte halten können, so habe ich überraschend auch eine Geschichte mit Thrill-Elementen bekommen. Spannung und übliche knisternde Erotik ergänzen sich hier gut. Die Reihe verfolge ich so gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere