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Veröffentlicht am 16.02.2023

Authentische Beschäftigung mit einer Autoimmerkrankung

Vor uns die Dämmerung
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Als Ebook-Leserin von „Vor uns die Dämmerung“ nach B. Celeste habe ich nur wenig von einem im Dunkeln leuchtenden Buch, aber dennoch hat mich das Cover richtig gepackt, weswegen ich auch ohne nettes Gimmick ...

Als Ebook-Leserin von „Vor uns die Dämmerung“ nach B. Celeste habe ich nur wenig von einem im Dunkeln leuchtenden Buch, aber dennoch hat mich das Cover richtig gepackt, weswegen ich auch ohne nettes Gimmick zugegriffen habe. Tatsächlich war ich dann vom Handlungsverlauf doch etwas überrascht, aber ich finde es großartig, dass die Autorin in der Geschichte ihre eigenen Erfahrungen mit einer Autoimmunerkrankung verarbeitet hat, weil mich solche persönlichen Geschichten immer auf einem ganz anderen Level berühren.

„Vor uns die Dämmerung“ ist insgesamt eine recht bedrückende Erzählung, aber mit offenem Augen und Herzen in diese Geschichte gehend kann man dennoch viele lebensbejahende Botschaften entdecken. Stark fand ich an der Geschichte auch, dass es viel um Tod geht und auch die Frage nach dem 'Danach'. Das Buch will keine eindeutige Antwort liefern, was ich auch gut finde, denn im Grunde soll doch jeder seinen eigenen Glauben haben, aber ich fand es schön dargelegt, warum die Menschen sich nach einem 'Danach' sehnen. Zudem war es eben auch wichtig, dass sich die Figuren so bewusst mit dem Tod auseinandergesetzt haben, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig ein solcher Vorgang ist, um weiterleben zu können. Selbst ein komplizierter Charakter wie Kieran besucht immer das Grab seines Vaters und zeigt damit, dass eine Nähe zu dem Thema wichtig ist. Der Trauerprozess kann bei all dem dennoch individuell bleiben und muss es im Grunde auch.

In „Vor uns die Dämmerung“ geht es vor allem um die Darstellung der Autoimmunkrankheit Lupus, die beispielsweise durch Selena Gomez auch durch einen prominenten Menschen vielleicht einigen ein Begriff ist. Das Buch hat aber sehr schön deutlich gemacht, dass es nicht den einen Krankheitsverlauf gibt, weswegen auch Zwillingsschwester Logan sehr früh gestorben ist, während Hauptfigur Emery bald 20 Jahren alt ist. Indem Emery auch den Krankheitsverlauf von Lo rekapituliert hat und man parallel ihr eigenes Leiden miterlebt, zeigt sich sehr deutlich, wie unterschiedlich es doch ist. Ich habe jedenfalls viel über die Krankheit gelernt und muss sagen, dass es zwar sehr bedrückend war, aber auch eine sooo echte Geschichte. Ich fand es dann auch überzeugend, dass Emery nicht immer gleich jedes Symptom von einem Arzt hat abklären lassen, weil sie in sich drin einfach genug gespürt hat und auch einfach Angst hat, immer jede Wahrheit über ihren Zustand zu kennen. Das fand ich sehr, sehr nachvollziehbar und ich war dankbar, dass Emery nicht als Übermensch dargestellt wurde, sondern als jemand, in dem man sich sehr gut wiederfinden konnte.

Was ich an der Geschichte etwas schwieriger fand, das war die eingeflochtene Liebesgeschichte. Mir geht es aber speziell um DIESE Liebesgeschichte und nicht, dass es überhaupt Liebe gab. Ich fand Kieran nämlich etwas fragwürdig. Dass er am Anfang so deutlich gegen Emery rebelliert hat, geschenkt, aber seine ganze Art gegenüber anderen, wie er regelrecht die Schule beherrscht, wie er völlig unpassend eifersüchtig auf den Englischlehrer reagiert und damit seltsame Besitzansprüche stellt, das fand ich alles sehr hart an einer Grenze. Ich stelle nicht in Frage, dass wenn er wirklich für Emery da war, dass er alles gegeben hat und dass er ihr vor allem auch noch viel geschenkt hat, was sie nie mehr für möglich gehalten hat. Er hatte definitiv sensible Seiten, aber er hat diese auch immer wieder gut verstecken können, um einen Anschein zu wahren. Diese Seite ist nie ganz aufgebrochen worden, was ich nicht verstanden habe. Der Blick am Ende in die Zukunft deutet vielleicht an, dass Kieran gewachsen ist, aber insgesamt konnte ich meine schrillenden Alarmglocken in Bezug auf ihn nie ganz abstellen. Deswegen bin ich insgesamt nicht sicher, ob er wirklich genau der richtige Protagonist für eine solche Geschichte war. Mich hat es jedenfalls oft genug rausgebracht, was ich schade fand.

Fazit: „Vor uns die Dämmerung“ wird nicht umsonst als „Book that made my cry“ beworben, denn wie Celeste sich traut, die Autoimmunkrankheit Lupus darzustellen, verlangt mir großen Respekt ab. Dennoch hat diese Geschichte für mich auch ein Päckchen zu tragen und das ist Protagonistin Kieran, der mich nicht überzeugen konnte und einen gewissen Zauber weggenommen hat.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Tolle Übersicht für erfahrene Köche

Homefarming: Das Kochbuch
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Judith Rakers Erstlingswerk „Homefarming“ habe ich gar nicht bewusst wahrgenommen, wäre aber wohl ganz passend gewesen, da wir nahezu parallel mit dem eigenen Anbau im Garten angefangen haben. Da ich inzwischen ...

Judith Rakers Erstlingswerk „Homefarming“ habe ich gar nicht bewusst wahrgenommen, wäre aber wohl ganz passend gewesen, da wir nahezu parallel mit dem eigenen Anbau im Garten angefangen haben. Da ich inzwischen auch schon etwas erfahrener bin, kam dann aber das passende Kochbuch dazu genau recht für mich. Denn oft genug kommt man beim Anbau von Obst und Gemüse an den Punkt: wohin denn jetzt damit? Oft kann man so schnell gar nicht essen, wie man erntet. Dementsprechend fand ich die Idee einfach super, dass hier je nach Monat und was man aus der Erde oder vom Baum holen kann, passende Rezepte angeboten werden. Das Buch hat aber noch eine ganze Menge zu bieten.

Zunächst muss ich sagen, dass mir Rakers natürlich schon lange ein Begriff ist und ich sie immer als sehr natürliche Persönlichkeit erlebt habe. Das Kochbuch greift genau dieses Gefühl wunderbar auf, denn schon mit den einleitenden Worten, wo sie ihre Anfänge erklärt, war absolut lustig, charmant und nahbar erzählt. Diese ganze Stilistik zieht sich auch durch den weiteren Verlauf, denn auch die Rezepte sind immer mit einer persönlichen Note versehen und nicht ganz so bieder in der Gestaltung, wie man es sonst kennt. Natürlich koche ich mit normal formulierten Rezepten genauso gut, aber es war einfach nett, immer Rakers Stimme dazu im Ohr zu haben, wie sie noch kleine Tipps oder Einschätzungen gibt. Insgesamt ist es aber kein klassisches Kochbuch. Denn es gibt monatlich auch immer Übersichten, was nun am besten im eigenen Anbau zu tun ist. Es gibt immer eine übersichtliche Liste, was man nun im Freiland, was man vorziehen könnte, was vielleicht sogar schon geerntet werden kann etc. und so eine Übersicht ist wirklich sehr hilfreich. Daneben gibt es aber auch diverse Besuche bei Köchen etc. und anschließende Interviews. Mit diesen Interviews konnte ich persönlich nicht so viel anfangen, auch weil sie nicht meiner Erwartungshaltung an das Buch entsprachen. Zudem fand ich die mit den Personen ausgewählte Rezepte etwas abgehoben. Gerade angesichts der Situation, dass man oft einfach schnell etwas verarbeitet haben will, fand ich diese filigranen Rezepte etwas übertrieben und eher unpassend.

Schon diese Kritik lässt erahnen, dass die Bandbreite in der Rezeptauswahl üppig ist. Das finde ich erstmal positiv. Denn es ist eben kein Themenkochbuch, sondern ein Kochbuch, das vielfältig Obst und Gemüse verarbeitet sehen will. Da treffen viele Geschmäcker aufeinander, die alle ein Ziel haben, sich lecker ernähren zu können. Dementsprechend passt es, dass nicht jedes Rezept gleich Begeisterungsstürme auslöst. Manche Einfälle wie Kräuteröl oder Gänseblümchen-Eiswürfel fand ich sogar etwas irritierend, weil es hier in meinen Augen etwas übertrieben wurde. Da sieht man aber deutlich, wie groß die Spannbreite von simpel zu kompliziert ist. Dennoch habe ich mir insgesamt eine größere Anzahl aus den Rezepten rausgesucht, durch die ich mich auch schon fleißig durchprobiert habe. Die gefüllten Zucchini mit Hackfleisch und Schmand oben drauf waren dabei mein Highlight. Auch die Kohlrabischnitzel mit Gurkensalat waren sehr lecker und eine schöne leichte Kost, gerade für den Sommer ideal. Der Nudelauflauf mit dem Rosenkohl wurde etwas trocken, aber das ist mit Nudeln im Ofen ja oft eher ein Glücksspielchen. Ganz toll fand ich auch das gefüllte Ofenbrot, das man so im Grunde wie eine Pitatasche nutzen kann. Da ich im letzten Jahr großen Gefallen an Pfannenbroten gefunden habe, ist das jetzt auch eine schöne Idee, diese einfach zusammenzuklappen. Interessiert habe ich auch das Rezept für den Wirsingauflauf zur Kenntnis genommen, denn dort hatte Rakers gewarnt, dass es den Männern in ihrer Familie zu trocken war. Dadurch habe ich tatsächlich geschaut, wo ich etwas Flüssigkeit dazu bekomme, auch wenn es nicht immer große Soßenmenge sein muss, aber das Ergebnis war auch sehr lecker. Zuletzt habe ich schon die gefüllten Crêpes ausprobiert, was auch ein echter Geheimtipp ist.

Insgesamt würde ich bei den Rezepten sagen, dass sie eine Gelinggarantie haben und gerade erfahren in der Küche kann man natürlich auch sofort Änderungen herbeiführen. Deswegen habe ich mich bei manchen Mengenangaben schon etwas gewundert, vor allem mit der dazu genannten Personenanzahl. Eigentlich alles war für 2 Personen, aber in meiner Erfahrung für zwei sehr, sehr gute Esser. Wenn ich dann schon mal das Doppelte gewagt habe, war es quasi schon wieder für 6. Natürlich hat jeder einen andere Appetit, aber ich würde sagen, dass hier die Angaben wirklich mit Vorsicht zu genießen sind und man sich dementsprechend dann erstmal einfühlen muss, um dann auch für andere Personenmenge genau die richtige Menge zu erwischen. Insgesamt würde ich daher sagen: ein Anfängerkochbuch liegt wahrlich nicht vor. Daher ist es eher ein tolles übersichtliches Monatsbuch, das mit mehr Erfahrung in der Küche gut einzuschätzen ist. Neue Ideen habe ich auf jeden Fall gesammelt.

Fazit: Das Kochbuch zum Homefarming von Judith Rakers ist toll gespickt mit ihrer Persönlichkeit, was es ein sehr nahbares Übersichtsbuch macht, bei dem man immer wieder schmunzeln muss. Gerade die Tabellen für die jeweiligen Monate mit Anbauübersicht sind echt toll. Über die Rezepte kann man etwas streiten, weil die Bandbreite mir zu krass war. Ich habe aber einiges gefunden, nur Vorsicht mit den Angaben. Erfahren in der Küche lässt sich damit aber gut arbeiten.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Faszinierende Interviewstilistik

Daisy Jones & The Six
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Als 2020 die deutsche Übersetzung "Daisy & The Six" von Taylor Jenkins Reid auf den Buchmarkt kam, da habe ich das Cover durchaus mitbekommen, aber ein begeistertes Zitat von Reese Witherspoon auf dem ...

Als 2020 die deutsche Übersetzung "Daisy & The Six" von Taylor Jenkins Reid auf den Buchmarkt kam, da habe ich das Cover durchaus mitbekommen, aber ein begeistertes Zitat von Reese Witherspoon auf dem Deckblatt war nicht unbedingt ein Argument für mich, reinlesen zu müssen. Dennoch habe ich mitbekommen, dass der Erfolg riesig war. Als dann angekündigt wurde, dass Streamingdienst Prime Video mit Witherspoons Produktionsfirma Hello Sunshine eine Adaption anstrebt, wurde ich schon hellhöriger. Solche Vorhaben machen Bücher nicht automatisch besser, aber ich finde es immer wieder faszinierend, Buch- und Serienwelten miteinander in eine Verbindung zu setzen. Das birgt natürlich auch immer Potenzial für Enttäuschung, aber oft genug kann man auch anerkennen, dass gewisse Veränderungen zur Vorlage nicht umsonst vorgenommen werden. Lange Rede, kurzer Sinn, mein Interesse für "Daisy & The Six" war geweckt. Ich war dabei speziell auch daran interessiert, wie es der Autorin wohl gelingen wird, die Geschichte einer fiktionalen Band zu schaffen, die sich aber so echt fühlt, dass man als Leserschaft felsenfest davon überzeugt ist, dass es diese Band doch tatsächlich gegeben haben muss.

Da ich im Vorfeld nicht groß in die Details zu "Daisy & The Six" eingestiegen bin, war ich doch sehr überrascht davon, wie das Buch von Jenkins Reid stilistisch erzählt ist. Denn es ist wie der Zusammenschnitt aus O-Tönen der einzelnen Zeitzeugen gestaltet, wo der Interviewer alle nacheinander befragt und anschließend alles zusammengefügt hat, um ein umfassendes Bild der Bandgeschichte abzugeben. Das hat mich erst etwas stutzig gemacht, aber ich weiß auch noch, wie skeptisch ich war, wenn sich AutorInnen daran gewagt haben, nur in Form von SMS oder E-Mails Geschichten zu erzählen. Das war dann ungewohnt, aber letztlich hat es eine ganz eigene Faszination entwickelt, jedenfalls, wenn es gut gemacht ist. "Daisy & The Six" gehört zum erfreulichen Fall von gut gemacht, denn ich war wirklich extrem fasziniert, wie ich nur alleine durch diese Zitate zu jeder Figur ein Bild in meinem Kopf entwickeln konnte. Ich erlebe das oft in Büchern, dass sie mir zu dialoglastig sind und mir ein Blick in das Innenleben der Figuren fehlt, um sie umfassend begreifen zu können. Hier fehlt die Gedankenwelt nun eigentlich völlig und dennoch hatte ich den Eindruck, dass speziell die Bandmitglieder all das ausgepackt haben, was sie wirklich bewegt hat. Auch wenn man natürlich nach außen hin immer etwas inszenieren kann, aber alle Figuren waren konsequent über die Zeitspanne hinweg gezeichnet, so dass es mir sogar gelungen ist, dass ich für jeden von ihnen eine Stimme in meinem Kopf hatte, die sich sofort anknipste, je nachdem, wer nun gerade dran war. Das war wirklich eine faszinierende Erfahrung beim Lesen.

Insgesamt glaube ich auch, dass die Stilistik der Trumpf bei "Daisy & The Six" ist. Die Handlung hatte auch ihren Reiz, weil es durch die O-Töne auch immer wieder Andeutungen gab, was wohl noch kommen wird und ich natürlich so wissen wollte, wann sich was und warum ereignet. Letztlich ist es aber doch eher eine typische Bandgeschichte, wie man sie durch Biografien von Musikern oder von anderen fiktiven Inszenierungen kennt. Es geht viel um Drogen und Alkohol, es geht viel um Sex und Fremdgehen. Es geht um Streitigkeiten untereinander. Es geht um geschlossene Allianzen. Es geht um Mechanismen hinter den Kulissen. All das ist wenig spektakulär neu oder aufklärerisch, aber diese Aufgabe wäre wohl auch unmöglich zu erfüllen gewesen, weil man eine Bandgeschichte nicht neu erfinden kann. Schließlich treffen immer wieder menschliche Urinstinkte aufeinander, so dass die Geschichte sich selbst wiederholt. Deswegen gehe ich auch schwer davon aus, dass die ungewöhnliche Art, einen Roman so zu erzählen, die Massen begeistert hat. Bei mir ist das in jedem Fall gelungen. Manche neuen Figuren, wie die Buchhalterin, die Einblick in die gesprengten Kosten während der Tour gibt, waren manchmal etwas holprig, weil sie aus dem eigentlichen Geschehen rausrissen, aber ich fand es auch liebevoll, wie umfassend dadurch die gewünschte Perspektive war.

Was mich immer besonders fasziniert, das ist der Prozess, wie Musik entsteht. Ich fand es daher in "Daisy & The Six" absolut gelungen, wie hautnah man dabei sein konnte. Manche Songs sind uns direkt fertig direkt präsentiert worden, aber dennoch wurde aus den Interviewteilen noch deutlich, was die Motivation für den Text war und was dann oftmals Billy und später Billy und/oder Daisy bewegt hat. Ich bin da bei Musik definitiv mehr angetan, wenn ich auch merke, dass die Geschichten hinter den Songs auch von den Menschen kommen, die dort auf der Bühne stellen, so dass es sofort ergreifender wird. Ich fand aber auch die Einblicke hilfreich, wie Schlagzeuger, Keyboarderin und Gitarristen darum kämpfen, mehr für ihr Spezialgebiet beitragen zu dürfen und wie dann später aus dem Rohmaterial ein fertiges Album entsteht. So intensiv, wie der Musikprozess hier dargestellt wird, ist es ein echtes Geschenk, dass die einzelnen Songtexte später auch noch komplett abgedruckt sind. Hier merkt man deutlich, wie sehr auch die Autorin selbst in diese Geschichte eingetaucht ist. Für die Serienadaption sind die Texte natürlich auch ein Geschenk. Insgesamt muss ich mit Hinblick auf die Serienversion sagen, dass Jenkins Reid viel vorgearbeitet hat, wo die Produktion eigentlich nur noch einen Haken hintersetzen muss. Es wird sicherlich sehr spannend, wie diese Vorlage dann umgesetzt aussehen wird.

Fazit: "Daisy & The Six" bietet inhaltlich vielleicht nicht etwas speziell Neues, aber die Stilistik, eine fiktive Bandgeschichte nur über Interviewzusammenschnitte zu erzählen, war sehr faszinierend und ich war richtig begeistert, wie dadurch dennoch im Kopf etwas entstanden ist, was auch ein ausgeschriebener Roman hätte sein können. Weiterer Pluspunkt ist natürlich auch die Liebe zur Musik, die aus allen Poren dringt. Sicherlich eine interessante Welt, die sich für eine Serienadaption hervorragend eignet.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Stilistik weiter etabliert

Du bist mein Lieblingsgefühl
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Von Kyra Groh ist bislang eigentlich alles zuverlässig auf meiner Leseliste gelandet, weil ich ihren lustigen Schreibstil einfach sehr unterhaltsam fand und weil es sich wunderbar mit der Persönlichkeit ...

Von Kyra Groh ist bislang eigentlich alles zuverlässig auf meiner Leseliste gelandet, weil ich ihren lustigen Schreibstil einfach sehr unterhaltsam fand und weil es sich wunderbar mit der Persönlichkeit der Autorin gedeckt hat, die sie über Social Media durchscheinen lässt. Dementsprechend konnte ich mir bei ihr immer sicher sein, egal, was die Story ist, Unterhaltung ist garantiert. Dennoch war ich bei der „Alles“-Reihe, erschienen bei Loewe Intense, überrascht, dass Groh ihre Stilistik etwas angepasst und noch mehr auf ernste Themen setzt. Deswegen war ich gespannt, in welche Richtung wohl „Du bist mein Lieblingsgefühl“ gehen wird.

Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich typisch Groh. Denn die frechen Sprüche knallen regelrecht nacheinander weg und ich hatte speziell an Nelas Freundesgruppe sofort großen Spaß entwickelt. Max wirkte dagegen etwas blasser, auch weil er für den Spaß in dem Buch auch nicht steht, aber er war von Anfang auch von einer gewissen Aura enthüllt, die später näher erläutert wird, und wo man einfach merkte, er ist vom Leben schon mehr gezeichnet und dadurch ernster. Und auch wenn so ein gewisses Ungleichgewicht zwischen den beiden Hauptfiguren herrschte, habe ich aus beiden Perspektiven abkaufen können, dass es Liebe auf den ersten Blick ist, weil Groh es sehr gut hinbekommen hat, die unterschiedlichen Gedankengänge der beiden überzeugend einzufangen. Aber bleiben wir erstmal noch kurz bei der Stilistik, auch wenn der Humor mehr von Nelas Seite kommt, Max hat auch entspannte Leute um sich und der Umgang miteinander wird auch schneller schon mal zum Slapstick. Auch wenn das Buch insgesamt nach hinten raus viel ernster wird, verliert sich der Witz dennoch nie und deswegen bin ich einfach wieder froh, dass Groh ihren klaren Stil so gut gefunden hat und immer wieder konsequent durchzieht.

Dieses riesige Missverständnis, dass beide glauben, dass sie jeweils heiraten, obwohl sie sich jeweils nacheinander sehnen, es passt natürlich zum humorigen Stil des Buchs, aber eigentlich könnte ich mir bei solchen Geschichten immer die Haare raufen. Zumal ein Problem dieser Art auch für ein gesellschaftliches Problem steht, dass einfach nicht mehr miteinander geredet wird. Und vielleicht regt mich das dann doch mehr auf, als dass es mich unterhält. Aber auch ohne dieses subjektive Empfinden glaube ich, dass die Geschichte manchmal in beiden Perspektiven zu separiert war. Die verliebten Gefühle schwirrten da schön durch die Luft, aber es gab zu wenig gemeinsame Szenen, um das weiter anzuheizen. So eine Szene wie mit der nicht funktionierenden Dusche, so dass Max bei Nela aufschlagen muss, die wird dann einfach abgebrochen. Das war also manchmal etwas unglücklich und hat damit in den ersten Teil gewisse Längen reingebracht. Dennoch finde ich es auch gut, dass bei Max, der länger im Irrglauben verharrt, immer der Gedanke da war, dass sie in einer Beziehung ist und es eine Grenze für sich selbst und für Nelas vermeintlichen Partner geben muss. So oft bekommt man doch den Eindruck vermittelt, dass Fremdgehen schon okay ist, wenn einen doch die Gefühle überwältigen, aber hier ist Max doch sehr konsequent und das mochte ich sehr!

Schließlich kommt es aber zur ersten großen klimatischen Szene und es ist gut, dass sie in der Mitte gesetzt wurde, um so das erste große Highlight zu haben. Gleichzeitig leitet das auch die zweite Hälfte ein, die eben wie angedeutet etwas ernster ist. Wir bekommen von Anfang an vermittelt, dass Nela – trotz ihrer mehr als glücklichen Eltern – gewisse Probleme mit sich als Beziehungsmensch hat. Erstmal fühlt sie einfach nur, weil alles so neu und elektrisierend ist. Aber auch in die erste tolle Zeit mit Max hinein sucht sie das ehrliche Gespräch (tja, wenn man das mit Reden einmal raushat ), aber die Zweifel werden immer größer, weil auch immer mehr die Angst ansteigt, verletzt zu werden. Ich konnte mich in Nela in diesen Situationen wirklich unfassbar gut hineinversetzen, weil ich vom Kopf her sehr ähnlich bin. Deswegen hat es mich berührt, wie intensiv Groh hier Nelas Perspektive beleuchtet hat und ich mich danach auch verstanden fühlte. Parallel habe ich natürlich auch Max' Sichtweise verstanden und es tat mir auch leid, weil er natürlich nicht verstehen konnte, was gerade läuft. Deswegen hat sich der Konflikt eben hochgeschaukelt. Es war dann aber auch schön, wie alles aufgelöst wurde. Unaufgeregt, bescheiden, lustig-charmant und so durfte alles auf der Note enden, wie es schon begonnen hat.

Fazit: „Du bist mein Lieblingsgefühl“ ist von Kyra Groh wieder ein überzeugender Roman, mit dem sie weiter die gelungene Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit etabliert. Auch wenn das Missverständnis und wie lang sich dadurch gewisse Teile gezogen haben, nicht meins per se war. Insgesamt bleibt die Unterhaltung und die Bewunderung dafür, wie authentisch Groh Nelas Perspektive dargestellt hat.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Informativ, aber ohne Wow-Effekt

Solitaire
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Auch wenn für mich immer noch nicht ganz ersichtlich ist, ob nun zuerst Tori und dann erst Nick und Charlie existierten, so habe ich mich auf „Solitaire“ von Alice Oseman wirklich sehr gefreut, denn als ...

Auch wenn für mich immer noch nicht ganz ersichtlich ist, ob nun zuerst Tori und dann erst Nick und Charlie existierten, so habe ich mich auf „Solitaire“ von Alice Oseman wirklich sehr gefreut, denn als Fan, die zuerst durch die Netflix-Serie „Heartstopper“ bekehrt werden musste, war Tori natürlich definitiv eine Figur, die eine untergeordnete Rolle gespielt hat, aber gleichzeitig sofort Potenzial bewiesen hat. Deswegen wollte ich nun in Romanform endlich mehr zu Tori erfahren. Ob nun zuerst der Webcomic existierte, aus dem dann die vier Heartstopper-Volumes resultierte, ist letztlich auch egal, dann „Solitaire“ ist definitiv Osemans erster ausgeschriebener Roman. Der deutsche Buchmarkt agiert daher etwas rückwärtsgewandt, da die neueren Sachen schon in deutscher Übersetzung vorliegen. Wie finde ich nun also den chronologischen Debütroman?

Ich habe „Solitaire“ als Hörbuch gehabt. Auch wenn nicht wie bei den „Heartstopper“-Romanen die Synchronstimmen von Charlie und Nick gewonnen werden konnten, so macht Christiane Marx als Stimme von Tori definitiv einen guten Job und hat dies auch schon in „This Winter“ unter Beweis gestellt. Sie hat dabei eine gute Art, Tori etwas Kratzbürstiges, aber auch sehr, sehr Sensibles mitzugeben, weswegen ich trotz des Alters der Sprecherin die Stimme nicht als unpassend empfunden habe. „Solitaire“ ist aber nicht nur ein Tori-Roman, sondern auch die Fans von Charlie und Nick kommen wieder auf ihre Kosten, da man viel über die beide erfährt. Das passt, denn so wie Tori für ihren Bruder da war, so ist er es umgekehrt auch für sie, während er selbst weiterhin mit seinen Dämonen zu kämpfen hat und in Nick und seiner Schwester definitiv die besseren Ratgeber als in seinen Eltern hat. Die Eltern Spring fand ich in „This Winter“ schon sehr ignorant dargestellt, das ändert sich auch hier nicht, weswegen es wirklich schön ist, dass die jungen Leute sich wenigstens gegenseitig habe und sich beistehen.

Bei Tori wiederum geht es nicht darum, sie in „Solitaire“ mit einer Diagnose in eine Schublade zu stecken, aber es ist offensichtlich, dass sie an Depressionen leidet und auch ausgeprägte soziale Ängste hat, weswegen sie viel lieber isoliert als in Gemeinschaft agiert. Oseman ist es gut gelungen, Tori als Person einzufangen. Denn sie ist eine loyale Person, aber sie ist auch jemand, der in eine Ecke gedrängt auszukeilen weiß. Das macht es mit Tori nicht immer einfach, denn speziell Lucas als auch Michael Holden (die zwei Namen gehören einfach zueinander) zeigen überdeutlich, dass ihnen an ihr etwas liegt, aber Tori hat ein Talent, sie jeweils wegzustoßen, wenn sie emotional zu ihr vordringen. Das wirkt manchmal im Verlauf etwas launenhaft, aber ich glaube einfach, dass es für Tori ganz neue Welten sind und dass es sie auch ängstigt, aus ihrer Routine rausgeholt zu werden. Sie würde sicher gerne wachsen, aber lieber in ihrem Zimmer mit einem Film nach dem nächsten, aber bitte nicht mit der nächsten Party.

Jetzt heißt der Untertitel „Keine Liebesgeschichte“ und ja, es kommt schon hin. Auch wenn ich definitiv eine Romanze ausfindig gemacht habe, so ist es wegen Toris Art definitiv meilenweit entfernt von dem verliebten Charlie beispielsweise. Sie ist eher verunsichert, wenn sie ein Junge anguckt und es wird auch augenscheinlich, dass sie mit sich selbst auf dem Kriegsfuß steht, also definitiv nicht viel Liebe. Dennoch ist Michael Holden als Gegengewicht ein echtes Geschenk. Auch er hat seine Dämonen, was ebenso wie Toris Ängste zu den Streitereien beiträgt, aber er versteckt sie hinter guter Laune und extrovertierten Handlungsweisen. Sie sind damit wie eine Wippe, die sich gegenseitig ausgleichen und deswegen ist es dann doch irgendwie eine Liebesgeschichte, aber eine, die eher einer langen Geburt gleichkam.

Was mir die Geschichte etwas vermiest hat, das war aber das Geschehen rund um Solitaire. Zunächst fand ich das als Handlungselement sehr spannend, denn was will der Blog und was steckt dahinter? Aber die Aktionen wurden immer abgedrehter, irgendwann war zu offensichtlich, wer zumindest beteiligt ist und dann das klärende Gespräche hat mir überhaupt nichts erklärt. Das war insgesamt definitiv zu übertrieben und zu gekünstelt. Das titelgebende Element war dann doch letztlich der schwächste Teil. Zudem würde ich mal behaupten, dass man merkt, dass „Solitaire“ Osemans erstes Werk ist. Wenn ich da so an „Loveless“ denke, dann sind es doch Welten. Tori hat zwar mehr Profil bekommen, aber in so einem Kontext wie bei „Loveless“ und ich wäre wohl weggeblasen worden vor Begeisterung. Dennoch bin ich weiterhin gespannt, was Netflix wohl alles aus dieser Welt machen wird.

Fazit: „Solitaire“ ergänzt die „Heartstopper“-Welt definitiv wieder informativ. Die Stimmung ist sicherlich ganz anders als bei Charlie und Nick, aber dem Bild, was man von Tori in kurzen Szenen gewonnen hat, das wird in dem Buch transportiert. Insgesamt hätte ich mir dennoch einfach ein ‚mehr‘ gewünscht. Zumal eben auch der titelgebende Blog leider ein Flop in der Ausgestaltung war. Die Sprecherin war aber ein Gewinn und hat schön durch die Handlung geführt.

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