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Veröffentlicht am 24.01.2023

Sexy, spannend, romantisch, aber an einer Grenze

With All My Heart
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Samantha Young ist meine erste Autorin gewesen, auf die ich im Bereich von Liebesromanen mit größerem Erotikanteil kennengelernt habe und so halte ich ihr bis heute die Treue, auch wenn ich den Eindruck ...

Samantha Young ist meine erste Autorin gewesen, auf die ich im Bereich von Liebesromanen mit größerem Erotikanteil kennengelernt habe und so halte ich ihr bis heute die Treue, auch wenn ich den Eindruck habe, dass Hype um sie inzwischen deutlicher abgeflaut ist. Aber für mich ist es echte Nostalgie, was aber nicht daran ändert, dass ich jedes neue Buch von ihr in einem natürlich subjektiven Rahmen dennoch objektiv zu bewerten versuche. So hatte Young über all die Jahre hinweg definitiv Ausreißer nach unten und nach oben und dieses Buch war irgendwo in der Mitte. Irreführend war auf jeden Fall der Klappentext und auch wenn dort das Wort ‚Rache‘ schon erwähnt worden war, ich war dennoch überrascht, dass es eher ein Romance-Thriller ist.

Zum Klappentext möchte ich ausführen, dass dieser mehr Fokus auf die Gegenwart gelegt hat, weswegen ich auch davon ausgegangen bin, dass es deutlich mehr Gegenwart als Vergangenheit ist, aber es teilt sich beinahe zur Hälfte auf. Auch wenn das das Buch in meinen Augen nicht schlechter gemacht hat, erzeugt es über den Klappentext dennoch ein komisches Gefühl, auch weil dann zu viel vorweggenommen wird. Aber wie gesagt, dass die Geschichte überhaupt so aufgeteilt wurde, das unterstütze ich, denn es hat geholfen, den Kern der Figuren einzufangen und auch die Nebenfiguren sehr gut zu verstehen, weil es eben nicht nur die Liebesgeschichte, sondern alles drum herum ist, was ebenfalls eine wichtige Bedeutung hat. Natürlich sind beide Teile von der Atmosphäre her völlig unterschiedlich. Der Vergangenheitsteil ist definitiv mehr Liebesgeschichte, auch wenn die persönlichen Geschichten natürlich schon heavy genug sind, aber positiv ist auch, dass die Zeitsprünge da nicht stören, weil es immer sofort gelingt, wieder aufzuholen, dass man dann weiß, was los ist. Der Gegenwartsteil wiederum ist dann deutlich düsterer, erwachsener und eben auch Thriller. Das hat mich dann mehr an Karen Rose erinnert und Jennifer L. Armentrout hat in diesem Genre einige Beiträge geleistet. Die lese ich dementsprechend auch gerne, weswegen mich dieser Umschwung auch nicht gestört hat, weil es spannend gestaltet wurde und weil es vor allem aus der als schüchtern eigeführten Jane eine richtige Badass gemacht hat.

Das Buch ließ sich insgesamt sehr, sehr fix lesen, weil Young für mich einfach einen sehr fließenden Stil hat. Dennoch hat es einen Aspekt gegeben, der mich immer etwas aus dem Flow rausgezogen hat und eher so Warnlichter in mir angehen ließ. Young hat schon genug Liebesgeschichten mit sehr dominanten Männern geschrieben, das ist mir nicht neu, aber umgekehrt arbeitet sie dafür auch nicht mit unterwürfigen Frauen, sondern welche, die ihren Platz im Leben genau kennen, aber eben in sexueller Hinsicht das Rollenbild mögen. Alles gut und schön also, aber ich fand, dass Jamie an einer echten Grenze manövrierte. Die Warnsignale gingen sogar schon in der Jugend an, was mich überrascht hat, denn als angedeutet wurde, dass er eher der grüblerische Wortakrobat ist, der etwas für Bücher und eigenes Schreiben übrig hat, da habe ich in mir etwas sensibler ausgemalt. Doch mit Janes körperlichem Erblühen wird Jamie regelrecht zum Stier. Ich mochte zwar den Gedanken, dass Jane durch die Liebe zu ihm mehr sie selbst geworden ist, aber dennoch hatte er stellenweise ein Verhalten, das mir zu übergriffig und dominant war. In der Gegenwart war das durch den Rache-Gedanken natürlich noch extremer und ich finde, da hat man von seiner sensiblen Seite dann endgültig nichts mehr gemerkt. Es ist wirklich eine Liebesgeschichte, die eher einer Sucht gleicht, aber den Gedanken finde ich nicht per se verwerflich, aber mit Jamie wurde es an eine gefährliche Grenze getrieben.

Was mich an dem Gegenwartsteil dann auch etwas in den Wahnsinn getrieben hat, das sind die Missverständnisse zwischen den beiden. Klar, dass das nicht sofort aus der Welt geschaffen wurde, aber sie haben mehrfach Dialoge gehabt, in denen mehr als genug angedeutet worden ist und dennoch hat nie einer von beiden die richtigen Rückschlüsse gezogen, das hat mich echt wahnsinnig gemacht. Aber ansonsten fand ich den Handlungsverlauf gut. Jane hat mir in der Gegenwart richtig gut gefallen, weil man auch, wie sie ihren Job als Art Director ausfüllt, gemerkt hat, wie sehr sie gereift ist und dass sie trotz der Abhärtung immer noch ein sensibler und loyaler Mensch geblieben ist. Das Ende ist richtig spannend und dramatisch. Oft übertreibt Young dort etwas, aber es ist auf einem passenden Level geblieben, so dass ich das Buch alles in allem zufrieden abschließen konnte.

Fazit: „With all my Heart“ ist fast schon ein Romance-Thriller angesichts des düsteren und spannenden Endes, aber das hat Young auch problemlos drauf. Alles in allem mochte ich alle Elemente, doch Protagonist Jamie war mir zu sehr an einer toxischen Grenze, was mich öfters schon mal rausgebracht hat.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Mehr Liebes- als Fantasygeschichte

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit ...

Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit dem konstantesten Programm. Bei „The Vicious Grace“ habe ich nun doch mal mein Glück gewagt, auch weil ich einiges Positives gehört hatte und es einfach mal ausprobieren wollte. Letztlich hat sich gezeigt, dass das Buch für mich schwer zu packen war und vielleicht hilft die Rezension daher auch null weiter, aber ich werde meine Gedanken dennoch mal niederschreiben.

Den Einstieg in „The Vicious Grace“ fand ich sehr schwierig. Das ist für Fantasy bei mir nicht ungewöhnlich, aber dann ist der Grund auch meist die geschaffene Welt, die ich mit ihren Details noch nicht richtig begreifen kann. „The Vicious Grace“ hat aber kein kompliziertes World Building. Es mag sein, dass in dieser Welt noch sehr viel mehr steckt und das mag mit weiteren Bänden auch noch gut zu erweitern sein, aber erstmal ist die Perspektive im ersten Teil recht eng gehalten. Was hat dann also den Einstieg so schwer gemacht? Ich hatte den Eindruck, dass die schmal gehaltene Welt erst etwas aufgebauscht wurde, damit es nach mehr erscheint und dass auch die Sprache sehr poetisch gehalten war, was der Geschichte etwas Mysteriöses gegeben hat. Gleichzeitig war es aber auch einfach nur zäh. Da der Inhalt auch in Alessas Schicksal mittendrin losging, musste man in die Stilistik hinein die inhaltlichen Rahmenbedingungen für sich klarbekommen und das war zu Beginn der Geschichte für mich persönlich keine leichte Aufgabe.

Die Geschichte nahm für mich persönlich dann Fahrt auf, als Alessa sich mit Dante einen Leibwächter sucht. Ich fand zwar die ganze Situation etwas an den Haaren herbeigezogen, aber haken wir es mal als von Dea geleitet ab, da die beiden sich ja offenbar finden sollten. Dante und Alessa haben zusammen schon etwas Tolles, da gibt es glaube ich nicht viel zu diskutieren. Ihre gemeinsame Geschichte ist in meinen Augen der Hauptfokus der Erzählung, weswegen ich zwischendurch auch mehr das Gefühl hatte, eine Liebes- statt einer Fantasyerzählung zu lesen. Das ist in dem Sinne nicht tragisch, weil ich ja gerne Liebesgeschichten lese und es war auch einfach süß zwischen ihnen, aber in diesem inhaltlichen Kontext habe ich mir da einfach mehr erwartet. Auch die beiden Mentoren sind für die Geschichte irgendwann kaum noch von Bedeutung gewesen. Ich hatte daher insgesamt den Eindruck, dass Autorin Emily Thiede ein Händchen dafür hatte, einfach die Teile der Erzählung wegzupacken, die ihr gerade nicht wichtig erschienen. Deswegen passierten manche Entwicklungen dann so abrupt. Wie der Bruder sich auf die andere Seite schlägt, wie die Fontes sich auf einmal mit Alessa dann doch verbinden. Es war manchmal sprunghaft, weil für die Erzählerin eigentlich nur die Liebe zwischen Alessa und Dante zählte.

Es hat der Geschichte aber dann gut getan, dass sich im letzten Drittel alles noch gen der Fontes öffnet, damit man diese besser kennenlernt. Aber gleichzeitig konnte auch nie verborgen werden, dass ihre jeweiligen Gaben nur unzureichend dargestellt wurden. Ich habe auch nicht verstanden, warum Dantes Gabe im Gegensatz zu den anderen so gegenteilig bewertet wurde, das hat die Geschichte nicht erklärt. Deswegen war die finale Schlacht zum Diverando, auf die alles hindeutete, dann zwar ein Muss, aber auch hier merkte man einfach, sie war nur Mittel zum Zweck für en Endshowdown für Alessa und Dante. Es ging aber weniger um die Schlacht selbst, wie man sich die Gegner genau vorstellen soll und wie genau die Gaben zusammen gewirkt haben. Nicht falsch verstehen, es gab immer mal kleinere Beschreibungen, aber auch wenn ich nicht viel Fantasy lese, ich lese das Genre und damit weiß ich, wie es sonst laufen kann. Vielleicht ist Thiede auch einfach mehr eine Autorin von Liebes- statt Fantasygeschichten, was ja völlig okay wäre, aber so wirkt es manchmal leider etwas unausgegoren.

Fazit: „This Vicious Grace“ brauchte für mich etwas, damit ich endlich in das Geschehen hineinfinden konnte. Auch wenn irgendwann ein ersehnter Sog da war, so glaube ich insgesamt doch, dass der Fokus mehr die Liebesgeschichte zwischen Alessa und Dante war als alles andere. Das hat angesichts der aufgebauten Welt dann unausgegoren gewählt, weswegen ich noch nicht weiß, ob ich einen zweiten Band überhaupt wirklich lesen würde.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Nicht meine Reihe

Sand Castle Ruins - The Boys of Sunset High
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Als ich die angekündigte Reihe von Vivien Summer im Programm von Lyx entdeckt habe, habe ich gleich eine gewisse Skepsis verspürt. Das lag sicherlich nicht am Umstand, dass Summer das Pseudonym einer deutschen ...

Als ich die angekündigte Reihe von Vivien Summer im Programm von Lyx entdeckt habe, habe ich gleich eine gewisse Skepsis verspürt. Das lag sicherlich nicht am Umstand, dass Summer das Pseudonym einer deutschen Autorin ist, denn nach der Nationalität unterscheide ich bei NA schon länger nicht mehr, aber es war mehr der Klappentext. Mein Geschmack in dem Genre hat sich über die Jahre durchaus etwas verändert und wenn es schon um Multimillionäre geht, wo die arme Kirchenmaus verfällt, dann hmm ja, dann greife ich nicht mehr so gerne zu. Bei „Sand Castle Ruins“ habe ich nun aber zugegriffen und ich habe es nicht per se bereut, aber für mich steht dennoch schon fest, dass ich die Reihe nicht weiterverfolgen werde, weil mir die Atmosphäre zu düster ist und ich auch paar Botschaften eher grenzwertig finde. All das hat aber nichts damit zu tun, wie ich Summer als Autorin einschätze. Ich kannte sie bislang noch nicht, aber sie hat mich zügig mit ihrem Stil durch die Handlung getragen und sie hat auch eine angedeutete Tiefe, die ich ihr hoch anrechne.

Kommen wir aber zum eigentlichen Inhalt und den Figuren. Kit mochte ich eigentlich echt gerne, auch wenn sie sich etwas zu lästig in Connors Gegenwart vergessen hat, aber dennoch durfte sie eine starke Frau mit bewundernswertem Verantwortungsgefühl sein, die ihr Herz definitiv am rechten Fleck hat. Egal, wie das Leben ihr bislang mitgespielt hatte, sie kann sich in manchen Aspekten verschlossen haben, aber das was zählt, das ist immer geblieben. Connor dem gegenüber war mir definitiv zu sehr Macho. Er hat sich mit den anderen Jungs da wunderbar ergänzt und tatsächlich sind es auch die Männer, weswegen ich die Reihe nicht weiterverfolgen wurde, denn es wurde überdeutlich klar gemacht, dass auch die anderen mit Connor sehr vergleichbar sind und es war doch etwas anstrengend. Ich bin zwar auch dem Knistern verfallen, das zwischen Kit und Connor erzeugt werden konnte, aber es wurde irgendwann doch auch belastend für meine Psyche, wie lange die beiden sich immer angegangen sind. Verletzte Gefühle hin oder her, aber es war schon verrückt, wie mutwillig sie sich gegenseitig immer wieder verletzt haben. Bei Connor habe ich es dann eben noch kritischer gesehen, weil er die ganze Zeit die Geheimnisse hatte und damit das Heft in der Hand hatte und dennoch nicht auf eine klare Weise sich positioniert hat. Er war auch deutlich derjenige, der sich mehr im Griff hatte und ich fand das gegenüber Kit etwas unfair, dass sie dann immer so unterwürfig wirken musste.

Insgesamt finde ich auch, dass die Geschichte sehr konstruiert wirkte. Das ist zwar speziell bei diesen Geschichten nicht selten, aber dennoch ist es mir hier sehr deutlich aufgefallen. Bei beiden Elternseiten, also bei Connor nur die Mutter, hat es mir total gefehlt, da Ganze näher zu erläutern. Wir bekommen zwar bei Kit angedeutet, dass ihre Mutter die Affären des Vaters spitz bekommen hat, aber danach erleben wir auf einmal die Gegenwart, wo beide Rabeneltern sind und spielsüchtig. Wie ist das denn passiert? Mir hat sich das nicht erklärt. Und auch Connors Mutter, die von heute auf morgen die schlechteste Mutter der Welt wird und wie eine Marionette eines geldgeilen Mannes agiert. Das war mir irgendwie zu parallel und jeweils unerklärlich, zumal es eben wieder jeweils die Frauen sind, die da so schwach dargestellt werden. Weiterhin fand ich die Vergangenheitskapitel nicht gut, denn ich habe sie nicht wie gewünscht als Ergänzung gefunden, sondern sie haben nur die düstere Stimmung verstärkt. Zudem wurde die ganze Zeit Spannung bezüglich des Trennungsgrunds aufgebaut und im Grunde gab es gar keinen Auslöser, sondern nur eine Entwicklung, aber da wurde aus nichts ganz viel gemacht, was dann eben enttäuschend wirkte. Insgesamt fängt das das Buch gut ein, denn die Geschichte ist sehr aufgebauscht, der eigentliche Kern aber eher gering. Dennoch fand ich das Ende dann wieder toll, denn es war kein übertriebenes Happy End, aber viel wichtiger war vorher noch den Abstand, den Kit sucht, denn das war genau das, was mich bei ihr auch gereizt hat und es war schön, dass sie sich das auch genommen und Connor es auch akzeptiert hat.

Fazit: Ich habe es mal wieder mit den steinreichen Bad Boys versucht, aber es ist einfach nicht mehr meins. Auch wenn ich auch inhaltlich und stilistisch größere Schwächen gefunden habe, weil die Geschichte mir zu sehr aufgebauscht war, so habe ich doch das Prickeln der Erzählung gut nachvollziehen können und Summer hat auch als Autorin großes Potenzial. Doch meine Reihe ist es einfach nicht.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Erinnerte mich sehr an "Someday, someday"

When You Come Back to Me
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Die Lost Boys-Reihe von Emma Scott ist im vergangenen Jahr mit „The Girl in the Love Song“ gestartet und auch wenn ich grundsätzlich die Ausrichtung der Reihe sofort mochte, so musste ich andererseits ...

Die Lost Boys-Reihe von Emma Scott ist im vergangenen Jahr mit „The Girl in the Love Song“ gestartet und auch wenn ich grundsätzlich die Ausrichtung der Reihe sofort mochte, so musste ich andererseits doch auch erkennen, dass viel von der Emotionalität weggenommen wurde, weil die Erzählung in stetigen Zeitsprüngen erzählt war, so dass zwar das Schicksal von beiden einnehmend war, es aber auch immer abgebrochen wirkte, weil wieder ein Zeitsprung nötig war. Dennoch ist man für die anderen beiden Paare schon angefixt worden und so ging es nun in „When You Come Back to Me“ um Holden und River.

Ich hatte im ersten Band auch kritisiert, dass es zu viele eindeutige Anspielungen auf das Schicksal von Holden, River, Ronan und Shiloh gab, weil die Handlungen parallel spielen. Die Andeutungen waren teilweise wirklich immens, aber der Vorteil ist doch, dass alle drei Teile mit zeitlichem Abstand erscheinen, so dass als Vielleserin detaillierte Erinnerungen doch etwas schwächer wurden, weswegen ich mich vorbehaltlos auf das Abenteuer von River und Holden einlassen konnte. Es gibt auch in diesem Band Zeitsprünge, aber diese sind deutlich reduzierter und das wichtigste ist, dass die entscheidende Phase für die beiden als Paar so viel Zeit konstant eingeräumt bekommen hat. Die beiden kennen sich eben nicht schon seit sie Kinder sind, sondern sie lernen sich als junge Erwachsene kennen, weswegen das letzte Jahr an der High School voll ausgelebt werden kann. Das hat der Geschichte merklich gut getan, weswegen ich sie auch viel emotionaler als den ersten Band fand. Die späteren Zeitsprünge haben Sinn ergeben und ich hatte auch das Gefühl, dass die überbrückte Zeit auch immer wieder gut eingefangen wurde, dass man sofort erfährt, was gerade Sachstand und was in der Zwischenzeit passiert ist.

Zunächst hatte ich mich auch gefreut, dass es zu einem Crossover mit der Only Love-Reihe von Emma Scott gibt, denn aus „Someday, Someday“ taucht Silas auf, der mit Holden gemeinsam das Konversationscamp durchlaufen hat. Das fand ich schon süß, zumal es da auch gar nicht um eine verpasste Liebesgeschichte ging, sondern dass es zwei junge Männer waren, die füreinander an einem Tiefpunkt ihres Lebens da waren. Dennoch war danach auch augenscheinlich, dass die Parallelen zwischen den beiden Büchern auch deutlich da sind. Max ist Holden und Silas ist River und dann doch wieder umgekehrt und auch die Geschichten drum herum waren sehr ähnlich. Es fühlte sich dadurch manchmal etwas wiederholt an, was schade ist, denn Scott ist es erneut sehr gut gelungen, die Traumata darzustellen, in diesem Fall eben die von Holden. Bei ihm war es gut gelungen, dass man ihn oft schütteln wollte nach dem Motto, wach endlich auf, aber es hat eben auch gepasst, dass es für traumatisierte Menschen unheimlich schwer ist, alten Mustern zu entfliehen, weil sie zu tief eingebrannt sind. River wiederum musste erstmal mit seinem Coming-Out kämpfen und dennoch war er deutlich der Stabilere von beiden, denn nachdem er sich einmal bekennen konnte, war er die Konstante der Geschichte, weswegen ich River auch deutlich lieber mochte. Alles in allem hätte ich die Geschichte aber wahrscheinlich noch mehr genießen können, wenn es „Someday, Someday“ noch nicht gegeben hätte.

Abschließend will ich noch einmal auf die titelgebenden Lost Boys kommen, die für mich in diesem Band etwas untergegangen sind. Schon zur Zeit der High School hatte ich den Eindruck, dass es im Verhältnis weniger gemeinsame Szenen als im ersten Band gab, wo uns alles aus Millers Sicht erzählt wurde. Auch wenn die Verbindung von Holden zu ihm und Ronan erzählt wurde, war es mir nicht so stark genug. Spätestens nach den Zeitsprüngen hatte es sich dann auch völlig erledigt, weil Holden da keinen offensichtlichen Kontakt mehr hatte. So haben wir nur durch Rivers Perspektive noch Violet erlebt. Ich fand es auch schön, dass die entstandene echte Freundschaft zwischen den beiden sehr schön erzählt worden ist, aber die Jungs sind leider völlig zu kurz gekommen.

Fazit: „When You Come Back to Me” fand ich innerhalb der Lost Boys-Reihe definitiv starker als den ersten Band, weil es durch weniger Zeitsprünge mehr emotional zugehen durfte. Nur leider waren mir die Parallelen zu „Someday, Someday“ etwas zu groß, weswegen sich die Geschichte schon zu vertraut anfühlte. Auch die Lost Boys sind diesmal eher untergegangen. Alles in allem dennoch die Fortsetzung einer Reihe mit einer schönen Botschaft.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Gigantisches Potenzial mit noch unerfahrener Autorin

Lightlark
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TikTok ist ein mir völlig fernes soziales Medium, aber ich habe mir sagen lassen, dass es eine neue Plattform für vielfach abgelehnte Autor*innen ist, die endlich durchstarten können. So hat es schon Olivie ...

TikTok ist ein mir völlig fernes soziales Medium, aber ich habe mir sagen lassen, dass es eine neue Plattform für vielfach abgelehnte Autor*innen ist, die endlich durchstarten können. So hat es schon Olivie Blake mit „The Atlas Six“ auf den deutschen und demnach auch internationalen Buchmarkt geschafft. Genauso hat auch Alex Aster mit „Lightlark“ einen Hype ausgelöst, weswegen auch dieses nun für deutsche Interessenten erschienen ist. Dazu zähle ich auch mich, denn ich habe mir „Lightlark“ nun einmal zu Gemüte geführt. Ich habe im Vorfeld – ähnlich wie bei Blake – mitbekommen, dass es große Kontroversen gab und gibt, aber das führe ich mir lieber erst hinterher zu, um möglichst unbefangen meine eigenen Eindrücke zu schildern.

Ich habe „Lightlark“ als Hörbuch konsumiert und ich habe die Erzählstimme von Nina Reithmeier von Anfang an als sehr angenommen empfunden. Mit einem neuen Kapitelanfang hatte ich manchmal den Eindruck, dass die Stimme sich etwas verändert hat, aber über so ein langes Hörbuch hinweg ist das vielleicht normal, weil so etwas natürlich nicht an einem Tag eingelesen wird. Störend war es auch nicht, zumal sich der Eindruck immer schnell relativierte. Ich hatte zudem auch den Eindruck, dass die sehr ruhige Stimme von Reithmeier mir geholfen hat, mit Isla wärmer zu werden. Diese fand ich zwar nicht per se unsympathisch, weil ich auch verstehen kann, dass sie zeitlebens eingesperrt gewisse Freiheitsbedürfnisse hat, aber sie war mir doch zu oft zu egoistisch und auch zu launisch. Das ist mir oft aber erst in der nachträglichen Bewertung aufgefallen, weil eben die Erzählstimme, die ich so toll fand vieles abgefedert hat. Daher insgesamt wirklich ein großes Kompliment für die Produktion des Hörbuchs, zumal sie für die sonstige übertriebene Länge auch nichts können.

Das ist nämlich ein Kritikpunkt, den ich „Lightlark“ definitiv vorwerfen möchte, denn ich fand die Handlung stellenweise zu langatmig bzw. auch für die großen Zeitsprünge zwischendurch zu oberflächlich. Ich weiß natürlich nicht, was Aster für die Zukunft der Reihe noch geplant hat und ich hinterher sage, das war schon alles richtig so, aber meine Intuition sagt mir zunächst, dass man vielleicht nicht das gesamte Centennial mit dem ersten Band hätte abbilden sollen. Denn verständlicherweise wollte sich Aster viele Enthüllungen für ein spannendes Ende aufbewahren, doch das hat dazu geführt, dass es zwischendurch eher langweilig wurde. Der Anfang war noch dadurch gerettet, dass regelmäßig die Wettbewerbe stattfanden, die als inhaltliche Höhepunkte zu charakterisieren sind. Als aber später Isla mit Oro ein Team bildet und sie nach dem Herzen von Lightlark suchen, da scheint innerhalb des Centennials alles zum Erliegen zu kommen. Keine Wettbewerbe mehr, kaum noch Begegnungen mit den anderen und das hat sich mir einfach nicht als logisch erwiesen. Natürlich haben diese Episoden stellenweise mit guter Charakterarbeit ausgeholfen, aber eben auch einseitig, denn eigentlich geht es vorrangig um Isla, Oro und Grimm. Selbst Celeste, die beste Freundin von Isla, wird zu wenig ins Zentrum gerückt, von Cleo und Azul ganz zu schweigen. Ich würde daher sagen, dass die Erzählstilistik nicht ganz gelungen ist, weil angesichts des breiten Erzählpotenzials einerseits zu einseitig erzählt wurde und weil andererseits irgendwann eine große inhaltliche Delle sich ereignet, die das Buch zu lang erscheinen lässt.

Nun aber genug gemeckert, denn es ist schließlich auch Asters großer Durchbruch. Sie hat zwar schon davor geschrieben, aber vermutlich bekommt sie erstmals in einem so großen Ausmaß Feedback, was ihr durchaus noch helfen kann. Fakt ist aber erstmal, dass Aster eine großartige Fantasie hat, denn mir hat es richtig gut gefallen, welche Idee sie entwickelt hat. Es ist sicherlich nicht alles neu, aber ich fand das Konzept mit den sechs Reichen und den sechs Flüchen spannend und trotz einer gewissen benötigten Komplexität verständlich präsentiert. Während ich bei anderen Fantasy-Reihen schon mal völlig oder lange genug überfordert bin, habe ich hier wunderbar reingefunden und das ist sehr lobenswert. Auch sehr viele inhaltliche Tendenzen fand ich echt toll. Durch die Flüche hatte es etwas angenehm Düsteres, auch die Wettbewerbe haben den Eindruck verstärkt. Ich fand auch die meisten Enthüllungen echt spannend, auch weil am Ende die Geschichte irgendwie abgeschlossen wirkt, aber gleichzeitig noch so viele Möglichkeiten bereit hält. Die Geschichte und das Potenzial sind echt gigantisch und ich finde, dass auch in der Charakterarbeit abseits des genannten Trios noch sehr viel möglich ist. Ich fand aber auch, dass die Liebesgeschichte ungewöhnlich erzählt ist, weil es eine gibt, von der wir lange nichts wissen (zumindest nicht im kompletten Ausmaß) und parallel entsteht ganz leise und still eine andere. Es wird sicherlich spannend, was Aster noch für die Zukunft vorhat. Fakt ist aber, dass es mich nicht wundert, dass es schon einen Produktionsdeal gibt, denn die Geschichte sieht auf dem großen Bildschirm sicherlich fantastisch aus.

Fazit: „Lightlark“ hat ein wirklich tolles Potenzial, weil Aster mit viel Fantasie und mit einer angenehmen Art, ihre Welt zu präsentieren, überzeugt. Erzählstilistisch ist aber noch viel Luft nach oben. Die Erzählung war zu langatmig und die Höhepunkte nicht gleichmäßig genug verteilt. Die Charakterarbeit hätte insgesamt auch nicht so einseitig sein müssen. Abschließend wiederhole ich auch gerne noch einmal mein Lob für die Hörbuch-Produktion, die ich wirklich sehr genossen habe und die mich durch die Schwächen gut durchleiten konnte.

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