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Veröffentlicht am 06.05.2024

In der Tat 'funny' und gefühlvoll

Funny Story
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Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die ...

Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die Stilistik der Autorin auch weiterhin begeistern kann.

Es ist in jedem Fall schnell zu erkennen, dass Henry ein gewisses Muster hat. Bücher sind ihre Leidenschaft, sowie von uns Lesern auch, weswegen Hauptfigur Daphne in einer Bibliothek arbeitet und sich um die Heranführung der Jüngsten an das Medium kümmert. Zudem ist auch die ganze Geschichte wieder voll von Anspielungen auf Bücher jeglicher Art. Wer also sehr belesen ist und sich generell in der Welt der Bücher wie einem zweiten Zuhause bewegt, der findet alleine auf dieser Ebene wieder viel in „Funny Story“. Eine weitere Sache ist, dass Henry es für mich wieder gut meistert, Humor und Ernst unter einen Hut zu bringen. Ich hatte zwar den Eindruck, dass es viel lustiger anfing und sich dann immer mehr eine gewisse Melancholie eingeschlichen hat, aber dennoch kommen die Witze und Wortspiele dann doch wieder um die Ecke. Im deutschsprachigen Raum gibt es beispielsweise Kyra Groh, die mir sofort als Autorin einfällt, die immer einen Clown gefrühstückt hat. Bei Henry ist die Gagdichte nicht ganz so hoch, aber ich finde dennoch, dass sie durchgängig einen reizvollen Charme anbietet.

Der Einstieg in das Buch hat mir aus einem bestimmten Grund sehr gefallen. Normalerweise kennt man es in Liebesgeschichten, dass die Protagonistin ihren Traummann in den schillerndsten Farben und Ausschmückungen sieht und man erstmal selbst einen Realitätscheck vornehmen muss. Das ist hier mal ganz anders. Ich hatte den Klappentext zwar im Vorfeld mal gelesen, aber ich hatte mich dann vor allem für die Autorin entschieden, so dass ich bis zur eigentlichen Lektüre dann den Inhalt schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Deswegen konnte ich die Figur Myles auch erstmal nicht so recht einordnen. Als Mitbewohner, der etwas melodramatisch, stoned und schludrig dargestellt wird, hatte ich ihn erstmal als Nebenfigur auf dem Schirm. Umso positiver überraschter war ich, dass er letztlich der zentrale Protagonist wurde. Denn ich fand es genau richtig, dass es mal nicht der märchenhafte Prinz ist, der die Frau auf Dauer glücklich macht, sondern ein ganz normaler Kerl, dem durch ein Beziehungsende auch der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann und dessen Fehler und Mäkel genauso präsent ausgespielt werden wie seine Stärken und Leidenschaften.

Ich mochte dann auch sehr das Tempo, in dem die gemeinsame Geschichte vorangetrieben wird. Es ist wahrlich nicht das direkte chemische, das eine Knallreaktion hervorruft, sondern es ist erst eine Freundschaft, die sich aufbaut und dann immer mehr Tiefe gewinnt. Dabei sind beide Charaktere toll ausgestaltet worden. Ich will aber auch Ashleigh und Julia nicht vergessen, die auch sehr große Rollen spielen und die ebenfalls ihren Beitrag für eine tolle Lektüre leisten. Da wir nur Daphnes Perspektive habe, wird ihr Geschichte folglich etwas intensiv beleuchtet und ich fand die ganze Herleitung über ihren Vater, warum sie was an Peter geschätzt hat und wie sich mit Myles dann anders gefunden hat, total logisch und mitreißend. Viele ihrer Gedankengänge kamen mir auch sehr bekannt vor oder aber ich habe mich durch eigene Familie oder Freunde mit den Themen schon auseinandergesetzt. Das eine war die Wertigkeit einer Person und wie man sich immer verlassen fühlen kann, aber auch wenn die Partnerschaft einen so konsumiert, das man mehr Wir als ein Ich ist. Es hat alles wirklich gut zusammengespielt und mir von Anfang bis Ende eine Geschichte geboten, die ich sehr gerne gelesen habe und deren Welt ich nur ungerne verlassen habe.

Fazit: Emily Henry werde ich eindeutig auf dem Schirm behalten. „Funny Story“ teilt mit „Book Lovers“ die Stärken und ist dennoch eine ganz eigene Geschichte geworden. Viele Themen fühlten sich für mich persönlich an, aber ich mochte auch, wie Myles so fernab vom Märchenprinz eingeführt wurde, aber dann im Sturm mein Herz eroberte. Dazu ist Humor immer dabei.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Das Spiel mit den Klischees

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
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Rebecca Yarros bleibt in aller Munde, was angesichts des Erfolgs ihrer Empyrean-Reihe nur wenig überraschend ist. Der deutsche Buchmarkt jedenfalls nutzt das für sich aus. Nachdem Rowohlt eilig bei „The ...

Rebecca Yarros bleibt in aller Munde, was angesichts des Erfolgs ihrer Empyrean-Reihe nur wenig überraschend ist. Der deutsche Buchmarkt jedenfalls nutzt das für sich aus. Nachdem Rowohlt eilig bei „The Things We Leave Unfinished“ zugeschlagen hat, hat sich dtv die Rechte an den sonstigen Liebesromanen der Autorin gesichert und los ging es da jetzt mit „Weil ich an dich glaube“, der in englischer Sprache schon 2020 geschrieben wurde. Lest hier, wie mir der zweite Liebesroman von Yarros gefallen hat.

In der Geschichte entdecke ich durchaus ein gewisses Muster zu „The Things We Leave Unfinished“. Auch wenn wir diesmal nicht zwei verschiedene Zeitebenen haben, aber thematisch habe ich doch einige Parallelen entdeckt und dabei geht es vor allem ums Militär, um zerrüttete Eltern-Beziehungen und Erbschaftsthemen. Dennoch waren die Geschichten jetzt keinesfalls eine Kopie voneinander. Das Geschehen spielt hier in Colorado und Cam kehrt in seine Heimat zurück, obwohl er sich geschworen hat, dass das nie mehr passieren wird. Auf ihn wartet auch keine angenehme Heimkehr. Ich fand es zunächst etwas irritierend, eine solche Diskrepanz zwischen dem zu erleben, was er mir als Figur gleich vermittelt hat, und was offenbar sein Ruf ist. Das war durchaus herausfordernd, weil ich nicht richtig nachvollziehen konnte, warum sich so viele Figuren auf Cam eingeschossen hatten. Nach und nach kommen dann Erklärungen hinzu und dennoch habe ich bis quasi zum Ende das Gefühl gehabt, dass Cam ein völliger verkannter Charakter ist, der einmal einen Ruf weg hatte und bei dem dann alle borniert sich nicht mehr von etwas anderem überzeugen lassen wollten. Ich jedenfalls fand Cam durchweg gut, denn egal, was er nach seiner Rückkehr nach Alba angefasst hat, es war alles mit Herz und Leidenschaft und sowas hat mich leicht überzeugt.

Willow ist aber ebenfalls eine sympathische Figur, auch weil ich ihre Geschichte gut nachvollziehen konnte. Gebunden an die Heimat, aber nicht durch Zwang, sondern mit Herz, aber dennoch gegen viele Vorurteile ankämpfend. Deswegen haben sie und Cam auch so gut zusammengepasst. Nicht nur, dass anschaulich aufgezeigt wird, dass die beiden sich schon als Kinder unwiderruflich ineinander verliebt haben, sondern auch die gemeinsame Geschichte, ähnliche Erfahrungen und die Überzeugung, dass sie nur einander brauchen, um gegen alles stark angehen zu können. All das hat für mich auf jeden Fall eine gute Liebesgeschichte ausgemacht. Ich hätte sie mir vielleicht manches Mal etwas leidenschaftlicher vorgestellt, aber es wurde auch erklärt, warum sich Cam so lange erwehrt hat. Aber die beiden für sich waren wirklich sehr gut zusammen.

Etwas anders sehe ich die Nebenschauplätze drum herum. Das Buch hat sich oft vor der Herausforderung gesehen, brutal zu übertreiben und dabei die Authentizität aus den Augen zu verlieren und dann manchmal zum Glück doch noch die Kurve zu kriegen. Da kann ich auch nochmal Cam und Willow nennen, weil ich zwischendurch bang daran dachte, was ihnen jetzt wohl noch den Keil raustreibt, aber die beiden haben als Paar wirklich schnell gelernt, Stürme zu umschiffen. Das war positiv, anderes aber war durchaus etwas anstrengend. Dazu gehören manche Figuren an sich, wie Alexander oder Willows Vater, dazu gehören aber auch gewisse Handlungsbögen, wie Cam, der in eine Prügelei gedrängt wird, damit er wieder das Bild erfüllt, was andere von ihm brauchen, oder auch Teile des Gerichtsprozesses. Es war wirklich oft nah dran am Augenrollen, aber es kam immer noch mal ein Schwenk, nach dem ich das schnell vergessen hatte. Ich fand auch, dass es zum Ende hin sehr überraschende Enthüllungen auch noch gab, die aber dann ein rundes Bild ergaben.

Fazit: „Weil ich an dich glaube“ ist auf jeden Fall eine gute Liebesgeschichte, die ich bedenkenlos empfehlen kann, auch weil sie zwei gute Protagonisten an der Spitze hat, mit denen man leicht mitfühlen kann. Dennoch hat Yarros auch eine Art, nah an den Klischees zu schreiben. Mal genau rein, mal geschickt dran vorbei. Das macht die Lektüre aufregend, manchmal aber auch enervierend. Langweilig wird es jedenfalls nicht.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Insgesamt zu brav

Am Ende gibt es nur uns
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„Am Ende gibt es nur uns“ ist bereits 2023 erschienen und wurde nun nochmal als Taschenbuch veröffentlicht, so dass ich auf das Buch von Paige Toon aufmerksam geworden bin. Auch wenn ich die Autorin schon ...

„Am Ende gibt es nur uns“ ist bereits 2023 erschienen und wurde nun nochmal als Taschenbuch veröffentlicht, so dass ich auf das Buch von Paige Toon aufmerksam geworden bin. Auch wenn ich die Autorin schon mehrfach wahrgenommen habe, so ist es doch erst mein erstes Buch von ihr.

Grundsätzlich muss ich sagen, dass mir das Setting des Buchs sehr gut gefallen hat. Mit dem ländlichen Ansatz in den USA, dazu die Farmarbeit mit Obst und Gemüse, das erweckt gleich so ein spezielles Gefühl, vor allem, wenn man sich als Leserin mit Selbstversorgung aktiv beschäftigt. Ich fand auch die Charaktere im Prinzip sehr nahbare Menschen. Mit unserer Protagonistin Wren war es natürlich am einfachsten, weil wir durch ihre Perspektive am nächsten an ihr dran waren. Ich fand sie auch gut nachvollziehbar, vor allem auch was das Zurückweisungsgefühl angesichts der neuen Familie ihres Vaters anging. Ihre Reise zu sich selbst und einer Vorstellung davon, was sie sein will und nicht sein will, das hat mich ebenfalls gut überzeugen können. Anders als ihr Gegenüber war ebenfalls eine Figur, die ich sehr gut verständlich fand, auch wenn wir seine Perspektive nicht hatten, was auch geholfen hat, ein lange verborgenes Geheimnis auch tatsächlich geheim zu halten. Aber seinen inneren Widerstand hätte ich sogar auch ohne Geheimnis gut unterstützen können, weil Verlust ein sehr sensibles Thema ist, bei dem jeder sein eigenes Tempo hat, was auch zu respektieren hat.

Dennoch fand ich die Liebesgeschichte zwischen den beiden zu brav. Damit meine ich noch nicht mal, dass ich besonders erotische Szenen vermisst habe. Keinesfalls. Es war eher so, dass Wren zwar viel von Gefühlen sprach, die aber nicht immer so brav rüberkamen. Wenn Anders sich auch viel verboten hat, so wäre es dennoch möglich gewesen, dass es zu flimmernden Momenten gekommen wäre, bei denen einfach etwas überspringt, was hängen bleibt. Deswegen hatte ich am Ende eigentlich das Gefühl, dass für mich die Liebesgeschichte noch gar nicht so weit fortgeschritten war, wie es mir aber vermittelt wurde. Hier passte es also leider nicht ideal zusammen. Dieser Eindruck hat sich aber auch durch viele Aspekte des Buchs gezogen. Es gab durchaus die Momente, bei denen alles ideal zusammenkam, beispielsweise hat Wren so bedeutsame Gespräche mit ihrer Stiefmutter und Halbschwester gehabt, was ich klasse ausgearbeitet fand. Auch Wren und Jonas hatten bedeutungsvolle Sequenzen zusammen. Jonas alleine wiederum war mich nicht konsequent genug, weil die Angst um ihn und seinen Gesundheitszustand den Anfang des Buchs prägen und dann geht das einfach verloren. Aber auch Wrens Vater ist sicherlich so eine Rolle, bei der man letztlich zu viel gefehlt hat, um ein wirklich rundes Bild zu erzeugen.

Fazit: „Am Ende gibt es nur uns“ macht vieles in der Tendenz genau richtig, führt es aber nicht immer konsequent zu einem Ende. Ich konnte das Buch gut weglesen, weil Stil und Tempo stimmen, aber insgesamt doch etwas zu brav und etwas zu oberflächlich, um sich wirklich nachhaltig in mein Herz zu arbeiten.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Wanderung der Alpträume

The Hike
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Letztes Jahr habe ich Lucy Clarke mit „One of the Girls“ für mich entdeckt und natürlich hat dtv das zurecht auch genutzt, um ältere Bücher neu aufzulegen, so dass ich auch „No Escape“ gelesen habe. Mit ...

Letztes Jahr habe ich Lucy Clarke mit „One of the Girls“ für mich entdeckt und natürlich hat dtv das zurecht auch genutzt, um ältere Bücher neu aufzulegen, so dass ich auch „No Escape“ gelesen habe. Mit „The Hike“ gibt es nun ihr neustes Buch auf dem deutschen Buchmarkt.

Eine Autorin sofort anhand ihres Stils erkennen zu können, ist Fluch und Segen zugleich. Denn je mehr man in dieser einen bestimmten Art liest, desto eher passiert es, dass ich mir als Leserin sehr selbständige Gedanken mache und herauszufinden versuche, wie es wohl ausgeht, wenn ich schon Bücher von ihr erkenne. Das sorgt dann natürlich davor, dass ich manches Mal richtig liege, manches Mal nicht, aber alles in allem ist es nicht mehr die völlige Überraschungstüte, wenn man einen Autor ganz neu für sich entdeckt. Daran musste ich mich bei „The Hike“ mehrfach erinnern, denn manchem bin ich auf die Spur gekommen, weil ich für Clarke als Autorin schnell ein Gespür entwickelt habe, aber dennoch ist es nicht der Standard und gleichzeitig muss es auch nicht bedeuten, sie per se vorhersehbar zu empfinden. Denn klar ist auch, es gab auch Wendungen, die ich nicht kommen sah, vor allem in den kleinen Aspekten, was leicht passiert, wenn man nach dem größeren Ganzen schaut. Dann gehen die Details eher schon mal unter. Aber auch wenn Teile für mich durchschaubarer werden, aber ich bin weiterhin ein großer Fan der generellen Stilistik.

Für mich bleibt vor allem hängen, auf welche Art Clarke ihre Geschichten über verschiedenen Figuren aufzieht, über ihre Perspektiven mit sehr unterschiedlichen Gefühlen etwas ergründet. Doch dabei passiert auch noch was. Das Tiefenpsychologische geht mit der Spannung einher und es passt wunderbar zusammen. Hier wird es durch die Frauengruppe gelöst, die sich auf eine gefährliche Wanderung in Norwegen einlässt. Ich bin noch nie lange am Stück gewandert, Tageswanderungen sind mein Maximum. Aber ich weiß auch, was innerhalb dieser wenigen Stunden passieren kann, so dass ich das ganze Setting über mehrere Tage hinweg inmitten einer wilden Landschaft sehr passend fand. Ich fand auch die Mischung aus den vier Charakteren sehr angenehm. Man hat gemerkt, dass sie zwar eine Vierergruppe sind, aber dennoch mehr Duos und dennoch gab es auch übergreifende Verbindungen. Auch wenn es gewisse Aspekte gab, die mir nach Beendigung des Buchs zu offen geblieben sind, bei denen ich mir einfach einen runderen Eindruck gewünscht hätte, aber alles in allem waren es sehr gute Figurenzeichnungen mit sehr bodenständigen, familiären und mit Pflichtgefühl ausgestatteten Figuren und dazu eher die Freigeister, die mit Karriere, die sich über Lebensgestaltung ganz andere Gedanken machen. Der Widerspruch aus den beiden Seiten war unterhaltsam, aber ebenso, dass doch jede Figur auf ihre eigene Weise ihre Krise durchgemacht hat.

Wir haben neben den Frauen auch noch andere Figuren, die aber allesamt eher dafür da sind, um für Skepsis zu sorgen, weil nicht wirklich ersichtlich ist, ob sie gute Motive haben oder doch wirklich die Gefahr ist, die immer wieder erzeugt wird. Wir haben zwischendurch dann die Perspektive von Leif, die eine sehr wichtige Funktion hat. Sie ist es, die ein Mysterium schon früh erzeugt. Aber wir haben dann eben auch die Frauen, die wiederholt Rückschläge erleben, in Gefahrensituationen geraten und sich auch nicht sicher sind, wem sie vertrauen können. Dieses Achterbahngefühl, dass nach intensiven Gesprächen immer eine Handlung erfolgt, die ans Geschehen bindet, das ist eine wichtige Mischung. Das treibt durch das Buch. Wie gesagt, ein paar Sachen habe ich erahnen können, andere haben mich unerwartet getroffen. Alles in allem ist es nicht ganz „One of the Girls“, aber es ist gleichzeitig doch auch wieder sehr gute Unterhaltung.

Fazit: „The Hike“ ist der neuste Streich von Lucy Clarke. Und auch wenn ich ihre Stilistik bis zu einem gewissen Grad entschlüsselt habe, so mag ich den Stil doch auch sehr, so dass ich mich gut durch das Geschehen treiben lassen kann und einfach gut unterhalten werden.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Unerwartete Irritation

Wenn der Frost dein Herz berührt
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Bei Brittainy C. Cherry bin ich es langsam gewöhnt, dass ihre Reihen manches Mal leicht zusammenhängend sind, aber manchmal auch so gar nicht und das ist auch völlig okay, wenn ich es ehrlicherweise aber ...

Bei Brittainy C. Cherry bin ich es langsam gewöhnt, dass ihre Reihen manches Mal leicht zusammenhängend sind, aber manchmal auch so gar nicht und das ist auch völlig okay, wenn ich es ehrlicherweise aber schon zu schätzen weiß, wenn sich bei Reihen schöne Verbindungen ergeben. Manches Mal tue ich mich sogar schwer, bei Cherry zu erkennen, warum diese Geschichte von ihr eine Reihe bilden sollen. Das ist bei „Wenn der Frost dein Herz berührt“ nun auch der Fall. Es ist der zweite und auch schon wieder letzte Band der „Coldest Winter“-Reihe und hat mit dem ersten Band keine deutlich sichtbaren Verbindungen, außer vielleicht dass beide Frauen betrogen wurden und davon aus eine neue Liebesgeschichte ausgeht. Aber letztlich ist die Verbindung auch egal, denn ich will ohnehin jedes Buch für sich bewerten.

Da fängt „Wenn der Frost dein Herz berührt“ tatsächlich mit einem Ausrufezeichen an, denn gleich am Anfang ist eine sehr explizite Szene gesetzt, die auch ganz schön lange andauert. Im Grunde fand ich die Szene auch ganz charmant, aber sie gehört zu dem nachfolgenden Inhalt dazu und wenn ich diese beiden Aspekte in einen Zusammenhang bringen möchte, dann wird es schon schwierig. Ich hatte stellenweise tatsächlich das Gefühl, dass ich zwei verschiedene Bücher lese. Der anfangs unbekannte Mann wird uns als echter ‚Mann‘ vorgestellt, ein echter Hengst, wenn man so will. Und dann stellt die nächste Begegnung alles auf den Kopf und wir erfahren, dass der Hengst heißt Milo und ist noch Schüler, wenn auch immerhin volljährig. Ich war dennoch etwas entsetzt, denn auch wenn es ohne Frage auch 19-Jährige gibt, die schon sehr reif aussehen und auch agieren, so gibt es dennoch eigentlich ein Gespür dafür und da habe ich die Beschreibung aus der Nacht nicht nachvollziehen kann. Es war wirklich lange irritierend, zumal ich in Milo dann auch überhaupt nicht mehr den Mann aus der Szene wiedererkennen konnte.

Mir hat die Wandlung von Milo eigentlich gefallen, weil er trauernd, durchaus sehr sensibel und respektvoll gut bei mir ankam. Aber in der Gesamtsicht, wie er am Anfang rüberkam und dann auf einmal, ich habe das nicht überein bekommen. Cherry hätte sich da wirklich viel erspart, wenn sie diese Anfangsszene etwas angepasst hätte. Zumal man auch nicht argumentieren kann, dass Milo sich von Szene 1 zu Szene 2 so schnell wandeln kann, denn auch bei seinem zweiten Auftritt ist er noch grob, aber man merkt dennoch einen jungen, verletzlichen Mann, der seine Mutter zu früh verloren hat. Normalerweise haben Cherrys Bücher vorab auch nicht so ausführliche Klappentexte, weswegen ich sie schon gar nicht mehr lese. Hier hätte ich es tun können, denn es wird ‚vorgewarnt‘ und vielleicht hätte ich die erste Szene dann gleich anders eingeordnet.

Aber wenn ich diesen Widerspruch weitestgehend ausblende, dann ist es ein sehr typischer Roman für Cherry. Das Alter ist eher ungewöhnlich, weil sie sich sonst reifere Figuren vornimmt, aber dann wäre die ganze Geschichte nicht aufgegangen. Dennoch ist im Kern diese Tiefsinnigkeit, das Spiel mit Sprache wieder gut rübergekommen. Starlet ist auch eine sympathische Figur, der ich nicht wirklich vorwerfen kann, sich als 21-jährige Studentin in einen Schüler im letzten Jahr verliebt, das habe ich in der Schule selbst bei anderen erlebt. Dennoch würde ich insgesamt sagen, dass es neben dem Anfang und der ganzen Charakterisierung von Milo auch nicht das beste Werk war. Seine Erkrankung war sicherlich auch ein positiver Aspekt, weil ich das Thema so auch noch nirgendwo hatte und dennoch ist es keine Geschichte, die tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Cherry muss inzwischen wirklich härter bei mir für den Wow-Faktor arbeiten, das merke ich immer wieder.

Fazit: „Wenn der Frost dein Herz berührt“ lässt sich als Cherry-Fan natürlich gut wie immer weglesen, aber dennoch habe ich kein Highlight dargeboten bekommen. Den Milo aus der Anfangsszene mit dem späteren zusammenbringen, hat mich ehrlich gesagt die gesamte Lesezeit beschäftigt. Neben dieser Irritation kam dann leider auch nichts rüber, was mich nachhaltig bewegt hat. Gute Lektüre, aber für diese spezielle Autorin nicht der große Wurf.

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