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Veröffentlicht am 10.09.2021

Für mich zu komplex geworden

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
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Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover ...

Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover sah schon sehr cool aus, dazu die Beschreibung, die von einem großen spannenden Abenteuer deutete. Aber leider – dafür wahrscheinlich für die Autorin völlig beabsichtigt – habe ich kaum Parallelen zwischen den beiden Reihen gefunden, weil der Auftakt zu „Realm Breaker“ für mich schlichtweg zu hoch war.

Ich bin sicherlich nicht die erfahrenste Leserin von High Fantasy, das gebe ich zu, aber die Welt, die Aveyard hier geschaffen hat, hat sich mir in keiner Weise erschlossen. Alleine schon der Prolog hat mich so verwirrt, weil die Fülle der genannten Charaktere und Orte viel zu viel war. Dass ich an der Stelle schon nicht überfordert abgebrochen habe, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass ich einfach keine Abbrecherin bin. Natürlich hat sich vieles nach hinten heraus gebessert, weil ich dann auch intensiv in der Geschichte drin war und tatsächlich leicht mitgefiebert habe. Aber müsste ich jetzt einen Aufsatz über die Welt von Allwacht schreiben, ich würde kläglich versagen.

Bereits in der ganzen Umschlaggestaltung wurde deutlich, dass die Reihe aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden wird. Und die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Charaktere angepriesen wurden, hat mich doch sehr an die Krähen-Dilogie von Leigh Bardago erinnert. Nur hier geht es nicht um eine Gruppierung von Jugendlichen, sondern um alle möglichen Altersklassen, was wirklich eine wichtige Mischung ergeben hat. Corayne ist sicherlich das Herzstück der Erzählung und sie habe ich auch schnell lieb gewonnen, ebenso wie Andry, den man als tapferen Knappen nur bewundern kann. Aber bei den anderen war es verdammt schwierig, sich wirklich auf sie einzulassen. Gerade weil es schon ältere Figuren mit einer sehr langen Geschichte sind, hatte ich den Eindruck, dass mir viel zu viel von ihnen verwehrt wurde, um sie wirklich zu verstehen.

Da es für mich schon schwer war, die dargestellte Welt richtig zu verstehen, muss ich auch sagen, dass die Handlung mich vor extreme Herausforderungen gestellt hat. Die Dinge, die abseits der Spindel stattgefunden haben, die habe ich für mich verarbeiten können, aber spätestens, wenn sich nach und nach alle zusammenfinden, dann wird es schon sehr kompliziert und komplex. Hinzukommt, dass das Buch aus unendlich vielen beschreibenden Passagen besteht und wenn man da als Leserin nicht wirklich den Packan bekommt, dann ist es auch schwierig, mit Begeisterung dabei zu sein. Ich hätte gerne deutlich mehr Dialoge gehabt, damit auch eine gewisse Dynamik in der Handlung entsteht. Dem war aber nicht so, weswegen die 600 Seiten für mich die größte Herausforderung seit Jahren war. Ich mag zwar nicht gerne einzelne Bücher abbrechen, aber bei Reihen bin ich da weniger zimperlich, weswegen das Abenteuer „Realm Breaker“ auch schon wieder beendet ist, denn es ist einfach nicht meine Welt. Nichtsdestotrotz ziehe ich meinen Hut vor der Autorin, denn so eine Welt zu erschaffen und den Überblick zu behalten, da muss eine Fantasie am Werk sein, die ihresgleichen sucht.

Fazit: Mich hat der erste Band von „Realm Breaker“ leider völlig überfordert, was für mich eher heißt, dass ich definitiv nicht die angepeilte Zielgruppe bin, denn das Buch ist technisch definitiv hochkomplex, als von einem wahren Fantasy-Mastermind geschrieben worden. Aber für mich war es aufgrund der Komplexität definitiv kein Vergnügen, weswegen die Reihe für mich mit dem Auftakt auch gleich wieder beendet ist.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Abschluss einer sehr erwachsen geschriebenen Reihe

Runaway
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Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine ...

Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine meiner liebsten Buchbloggerinnen bald selbst veröffentlichen wurde. Während ich „Breakaway“ an manchen Stellen noch etwas unrund fand, hat mir „Fadeaway“ schon deutlich besser gefallen, wie sieht es nun also mit dem Abschluss aus?

Insgesamt muss ich wirklich sagen, dass Anabelle eine thematisch sehr reife Trilogie gelungen ist, denn gerade durch den Podcast war auch noch mal der Raum geöffnet für sehr sensible Themen und ich muss wirklich den Hut ziehen, dass die Autorin das mit viel Respekt angegangen ist und daraus sehr unaufgeregte Geschichten entwickelt hat, die tatsächlich eher inhaltlich denn von der Spannung her in Erinnerung bleiben werden. Gerade für „Runaway“ gilt das meiner Meinung nach besonders, denn Elias und Miriam sind beides Menschen, die tief in sich ruhen, weswegen es kaum verwunderlich ist, dass das Buch keine großen Ausbrüche oder sonstige dramatische Auseinandersetzungen zu bieten hat. Umgekehrt bietet das natürlich immer die Gefahr von Langeweile, das muss man einfach mal so hart sagen, aber ich finde es dennoch richtig, dass Anabelle dem ersten Eindruck zu Elias und Miriam so treu geblieben ist und sie nicht zu anderen Charakteren hat werden lassen.

Deswegen würde ich das auch mit „erwachsen“ charakterisieren, denn man merkt es der Autorin deutlich an, dass sie sich auch nicht gezwungen sieht, ein bestimmtes Muster zu bedienen, sondern die Geschichten erzählt, die sie zwischen den Seiten sehen will. Da finde ich es auch mutig, dass die Frau den ersten Schritt zum Kuss hin macht, dass er sie zunächst abweist und dass sie ewig brauchen, um sich wirklich zu finden. Es ist damit wirklich so gar nicht typisch für NA und das mag einige abschrecken, weil man in dem Genre ja auch mag, immer das zu kriegen, was man bekommen möchte, aber ich habe Respekt vor Anabelles Entscheidung. Zumal dann auch die Themen bei Elias und Miriam so mitten aus dem Leben gegriffen sind und nicht künstlich aufgebauscht sind. Miriams Geschichte ist wahrscheinlich nicht völlig typisch mit der Abtreibung, aber ich finde es wirklich einnehmend, wie die verschiedenen Perspektiven dargestellt wird. Bei Elias wiederum ist das Thema Selbstfindung gegeben, das wir in unseren 20ern nur alle zu gut kennen und ich finde auch die Botschaft, lieber das zu machen, was einen glücklich macht als nur das, was einen höchstens reich macht, sehr wichtig. Und ich fand es auch wichtig, wie die beiden füreinander so unaufgeregt da waren. Das hat meinem Seelenheil richtig gut getan.

Mir hat es am Ende auch noch mal richtig gut gefallen, dass Lia als Hauptfigur des ersten Bandes den Epilog bekommt, denn mit ihr hat alles angefangen. Sie hat tatsächlich alles, was danach kam, in Gang gesetzt und so wurde richtig schön ein Kreis geschlossen. Das zeigt auch die Liebe von Anabelle für ihre Reihe und ich glaube, wenn man merkt, wie wichtig der Autorin die Reihe war, dann schafft das auch noch mal zwischen Leser*in und Buch eine andere Bindung.

Fazit: Ich bin nach drei veröffentlichten Büchern wirklich sehr stolz auf Anabelle Stehl, denn sie hat sich nicht gescheut, ihre Bücher nicht ganz nach dem üblichen Schema zu schreiben, sondern auch mal mutige Schritte zu wagen. Zudem hat sie sich auch bei den Themen nicht gescheut in die vollen zu gehen, was Respekt abverlangt. All das bestätigt sich in „Runaway“ noch einmal im Besonderen und deswegen bin ich mit der Reihe wirklich zufrieden.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Perfekt unperfekt

Forever Close - San Teresa University
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Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane ...

Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane zu ihren Reihen noch sehr durchschnittlich waren, habe ich aber das Potenzial in dem Talent als Autorin erkannt und beide zweite Bände waren wahre Herzensbücher, die mich tief berührt haben. Die Reihe von Sprinz habe ich nun letzten Monat beendet, nun endet also mit „Forever Close“ die San Teresa-Reihe von Atkin. Ob es wieder so ein Knaller wird wie bei Band 2?

Ich habe das ganz oft in jeder NA-Reihe, dass es immer ein Paar gibt, auf das ich besonders hinfiebere und das waren bei der San Teresa-Reihe ganz klar April und Tyler. Schon im ersten Roman war es nur eine Begegnung zwischen ihnen und da habe ich schon gespürt, da wartet etwas Großes auf uns. In Band 2 war Tyler dann in seiner kulturellen Heimat unterwegs, was aber okay war, denn es war schließlich immer noch nicht seine und Aprils Geschichte. Doch in Band 3 ist die Vorfreude nun so gesteigert worden, dass die beiden endlich dran sein dürfen. Vorfreude hat immer ein wenig den Nachteil, dass damit auch die Erwartungen steigen, aber zum Glück hat schon der Einstieg in „Forever Close“ gezeigt, dass ich mir keine Sorgen machen muss, denn die Funken haben wie eh und je gesprüht und die Chemie ist einfach jenseits von allem. Deswegen hat auch gleich die erste Wiederbegegnung der beiden gezeigt, dass man sich über die beiden keine Sorgen machen muss. Vielleicht war manchmal minimal die Luft raus, aber das war auch immer mit den Momenten verbunden, wo ich allgemein das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte eine Auszeit genommen hat.

Aber die Auszeiten gewichte ich auch nicht stark negativ, denn Atkin beweist in meinen Augen erneut, dass sie eine sehr intelligente Erzählerin ist. Sie verzichtet zwar auf all zu viele Gruppenszenen, was ich etwas schade fand, weil ich wirklich alle Figuren der Reihe wirklich sehr ins Herz geschlossen haben, aber die Geschichten von Tyler und April sind jeweils sehr liebevoll erzählt. Vielleicht hat bei Tyler noch was gefehlt, denn gerade seine Eltern hätten gerne auch auftauchen dürfen, aber man hat schon deutlich gemerkt, dass es vor allem um April ging, die ich wirklich unheimlich gut nachvollziehen konnte. Und das richtig Angenehme war, dass die Geschichte auch all die Schritte durchgenommen hat, die ich mir zwischendurch gewünscht habe. Die Konfrontation mit ihrer Mutter, wann sie mit der Wahrheit herausplatzt und wie es am Ende zur Versöhnung an allen Fronten kommt. Hier finde ich, dass die einzelnen Schritte beweisen, dass Atkin viel Liebe zum Detail hat, denn es ist behutsam erzählt, authentisch und damit wirklich wie ein weiches Kissen, in das man sich schmiegen mag.

Was ich abschließend auch noch absolut lobend hervorheben möchte, ist die Art und Weise, wie die Beziehung von Tyler und April zu einem Knackpunkt geführt wurde. Die Geschichte hat stark damit gearbeitet, dass die beiden nicht viele Gemeinsamkeiten haben. Keine ähnlichen Charaktereigenschaften und keine gemeinsamen Interessen, aber was sie gemeinsam haben, ist ihre Liebe füreinander. Und da war die Frage eben die ganze Zeit, kann das reichen? Aber Atkin hat hier heraus kein übertriebenes Drama geflochten, stattdessen hat sie die Konfrontation der gemeinsamen Zukunft sanft vorangetrieben und als eine Entscheidung erzwungenermaßen im Raum stand, hat sie April und Tyler so erwachsen handeln lassen, dass ich vor Glück hätte weinen können. Die vorläufige Trennung der beiden war eine der schönsten, die ich gelesen haben und das mag noch so verrückt klingen, aber in NA trennen die Paare sich so oft und oft so unsinnig, aber hier ist es wirklich logisch, intensiv und dadurch tatsächlich schön gestaltet. Und genau so etwas wiegt dann für mich qualitativ auch so sehr, dass ich kleinere Schwächen davor nahezu vergessen habe. Zwar bleibt Band 2 doch mein Liebling, vielleicht weil er so überraschend gut war, aber April und Tyler haben doch den besonderen Platz in meinem Herzen.

Fazit: Hut ab vor Kara Atkin, die ihre San Teresa-Reihe sehr überzeugend zu Ende bringt und mich angesichts der tollen Geschichten für Tyler und April strahlen lässt. Es war nicht alles perfekt, aber es war in dem, was da war, so perfekt, dass ich Atkin wirklich nur ganz fest im Auge behalten kann, damit mir kein neues Buch mehr von ihr entgeht.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Cherry und das Drama...

Gegen den bittersten Sturm
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Auch wenn ich „Durch die kälteste Nacht“, den Auftakt zur Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry schon inhaltlich mochte, so hat es mir dort vor allem eine Nebenfigur angetan, die einfach Eindruck hinterlassen ...

Auch wenn ich „Durch die kälteste Nacht“, den Auftakt zur Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry schon inhaltlich mochte, so hat es mir dort vor allem eine Nebenfigur angetan, die einfach Eindruck hinterlassen hat, zumal sie für Cherrys sonst so grüblerischen Figuren sehr ungewöhnlich wirkte. Connor ist nun tatsächlich die Hauptfigur von „Gegen den bittersten Sturm“ geworden. Und in eine gewisse Vorfreude auf seine Geschichte hat sich aber auch eine gewisse Skepsis reingeschlichen, ob es immer noch der Connor sein würde, den ich als Jugendlichen kennengelernt habe.

Diese Skepsis über Connor habe ich eigentlich bis zum Schluss nicht abgelegt, denn einerseits war Connor so sehr der Connor, der mit seinem Charme und seinem Selbstbewusstsein alle Herzen im Sturm erobert hat, aber gleichzeitig war er eben auch ein Mann. Die kindliche Note hat er dadurch definitiv verloren, aber gleichzeitig war er immer noch der Sohn seiner Mutter, der durch den gemeinsamen Kampf gegen ihren Krebs eine tiefe Wunde hat und dadurch verletzlich ist. Warum also diese Skepsis, wenn es doch nur logisch war, dass er etwas erwachsener auftreten würde? Vielleicht liegt das damit zusammen, dass Cherry für dieses Buch wieder sehr viele dramatische Storylines ausgepackt hat. Das ist zwischen ihr und mir als Autorin immer wieder ein gewisser Punkt, wo es dann nicht 100% passt. „Verliebt in Mr. Daniels“ fand ich beispielsweise viel zu viel Drama, andere Bücher von ihr wirken dagegen fast schon langweilig. „Gegen den bittersten Sturm“ meint es definitiv wieder etwas zu gut und wenn die thematische Schwermut so dicht ist, dann ist es auch gar nicht so einfach, die von Connor genannten Seiten im gewünschten Maß miterleben zu können.

Aber genug von Connor, der so oder so natürlich ein toller männlicher Protagonist ist, nun zu Aaliyah, die ja die inhaltliche Unbekannte dieses Romans ist. Sie hat sicherlich auf Anhieb das Glück, dass „Gegen den bittersten Sturm“ eine der besten Kennenlerngeschichten erzählt, die ich von Cherry je erlebt habe und sie hat schon gute. Die ganze Episode an Halloween war wirklich herzallerliebst, aber auch nicht nur einfach süß, sondern auch tiefgründig und auch mit einer gewissen Leichtigkeit, denn beide Figuren wussten, die Nacht endet irgendwann und deswegen haben sie alle Sorgen völlig losgelassen und das hat man den beiden angemerkt. Es ist natürlich die Phase, wo auch Connor wirklich haargenau der aus „Durch die kälteste Nacht“ ist, aber es ist auch die Phase, wo man Aaliyah einfach sofort mögen muss. Das ist auch ganz gut so, denn spätestens nach dem Zeitsprung wird es mit Aaliyah schon deutlich schwieriger… Natürlich wird klar, warum sie einen fürchterlichen Männergeschmack hat und doch will vieles von ihrem Verhalten nicht zu der Aaliyah aus der Halloween-Nacht passen, selbst wenn da auch schon klar geworden ist, dass sie gerade in Sachen Männern ins Klo gegriffen hat. Aber wie Connor es selbst später sagt, es ist schon seltsam, dass sich diese Frau aus dieser Nacht überhaupt auf so einen Idioten wie ihren Verlobten eingelassen und nichts gemerkt hat.

Mit Aaliyah wird es natürlich einfacher, als sie und Connor sich dann auch nach dem Zeitsprung aufeinander einlassen, denn dann wird aus beiden Figuren wieder das Beste herausgeholt. Gleichzeitig kommt hier langsam zum Tragen, dass das Drama wirklich in einem Maße Überhand nimmt, wo ich mich doch stellenweise beim Augenrollen erwischt habe. Die ganzen Wendungen, die in diesen Roman eingearbeitet worden sind, davon habe ich vieles nicht kommen sehen, aber das hat auch nicht alles gut gemacht. Wie immer bekommt Cherry am Ende den Bogen wieder und liefert ein schönes Happy End und doch lässt es zu viel Drama bei mir einfach nicht zu, dass ich vor Begeisterung in die Hände klatsche, denn ich lese Cherry, weil ich das Gefühl liebe, was sie erschafft und nicht weil ich gerne Soaps mag…

Fazit: Auch wenn ich gerne beigewohnt habe, wie der allerliebste Connor sein Happy End bekommen hat, war es insgesamt bei „Gegen den bittersten Sturm“ zu viele eingebaute Dramatik. Den Anfang habe ich wirklich heiß und innig geliebt, weil es das perfekte erste Date war, das sich über eine Nacht zog. Aber später heraus, wäre weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Am Scheideweg

Totenschrein (Ein Sayer-Altair-Thriller 3)
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2018 war „Todeskäfig“ von Ellison Cooper definitiv der Thriller des Jahres für mich, da er so faszinierend und spannend geschrieben worden ist. Der zweite Band, „Knochengrab“, hatte sicherlich nicht mehr ...

2018 war „Todeskäfig“ von Ellison Cooper definitiv der Thriller des Jahres für mich, da er so faszinierend und spannend geschrieben worden ist. Der zweite Band, „Knochengrab“, hatte sicherlich nicht mehr ganz den Glanz des ersten Kennenlernens, aber da stellte sich für mich schon deutlich an, dass ich mit den Figuren bereits eng zusammengewachsen bin. Nun steht also bereits der dritte Band der Reihe, „Totenschrein“, in den Bücherregalen und hier erfahrt ihr meine Meinung.

Nach der Lektüre des Thrillers ist mir relativ schnell bewusst geworden, dass sich die Reihe gerade definitiv am Scheideweg befindet, wo sie ganz gewaltig aufpassen muss, um nicht langsam aber sicher in Richtung „gewaltige Enttäuschung“ abzurutschen. Den dritten Band würde ich definitiv noch nicht als Enttäuschung bezeichnen, aber es sind schon deutliche Ansätze zu bemerken, die gerade nicht unbedingt Hoffnung machen. Coopers Hauptfigur Sayer zeichnet sich neben ihrem Job als FBI-Agentin dadurch aus, dass sie auch leidenschaftliche Neurowissenschaftlerin ist, die in die Psyche der Serientäter einsteigt. Das war und ist für mich ein sehr spannender Aspekt, der gerade im ersten Band auch brutal gut ausgespielt wurde. In diesem Band ist davon aber leider nicht mehr viel zu sehen. Zwar ist da immer noch die Verbindung zu dem ominösen Studienteilnehmer, der so präsent wie nie zuvor ist, aber es geht nicht mehr um die konkreten Untersuchungen an sich. Auch in dem Fall selbst werden ihre Fähigkeiten dazu kaum ausgespielt und es ist einfach schade, dass so ein Alleinstellungsmerkmal nicht konsequent beibehalten wird.

Kommen wir nun zum dargestellten Kriminalfall, den ich rein vom Papier her als extrem gut bezeichnen würde, denn ein Bus mit 24 Jugendlichen zu entführen, wovon ruckzuck die Hälfte tot ist, oh wow, das ist eine Ausgangslage, die man in Krimis und Thrillern jetzt nicht gerade häufig präsentiert bekommt. Ich war davon wirklich so beeindruckt, dass ich dachte, so jetzt kommt ein richtiger Knall, weil es nach diesem Auftakt doch nur überragend werden kann. Aber tatsächlich werden die Ermittlungen und die Spurensuche in Richtung des Täters nicht gerade intelligent und spannend erzählt. Das liegt leider zu einem großen Teil daran, dass sich in die Ermittlungen eine zweite Teilhandlung einschleicht, wo man mit zunehmend Verlauf merkt, dass diese von der Autorin als wichtiger eingeschätzt wurde. Das sorgt zum einen dafür, dass viel zu früh offensichtlich ist, wer der Täter ist und es sorgt dafür, dass der Weg dahin nicht raffiniert und mit Wendungen erzählt ist, sondern nur etwas dauert, weil es von außen manipuliert wird.

Die zweite Teilhandlung wiederum hätte nun wirklich sehr spannend werden können, aber in dieser konkreten Umsetzung fand ich fast schon, dass sie soapig gestaltet wurde. Hier wurde mit vielen Klischees gespielt, was dann wiederum dafür gesorgt hat, dass der Überraschungseffekt sich gelegt hat, denn in Soaps ist bekanntlich vieles bereits im Vorfeld zu prognostizieren. Es tut mir leid, aber für diese doch sehr brisante Teilhandlung, weil sie Sayer so extrem beeinflusst, hätte man sich ein besseres Setting einfallen lassen müssen. Einfach besser, raffinierter und all so etwas hätte es sein müssen. Auch die Rolle des Studienteilnehmers war dann irgendwann vorherzusehen und dass darf Cooper einfach nicht passieren. Vor allem wenn ich bedenke, dass im ersten Band diese Kritik nicht ansatzweise anzubringen war. All diese Kritik ist nun sehr schade, denn die Figuren, die nun schon drei Bände dabei sind und so viel Profil gewinnen konnten, sind mir wirklich ans Herz gewachsen, aber diese Tendenz muss definitiv durchbrochen werden!

Fazit: „Totenschrein“ ist noch nicht als Enttäuschung zu klassifizieren, aber auch nicht weit davon entfernt. Der Kriminalfall war vom Papier her vielversprechend, doch wurde durch eine zweite Teilhandlung völlig ausgebremst. Die zweite Teilhandlung war zwar wichtig, ist aber zu vorhersehbar gestaltet worden. So ist von Coopers Brillanz erstmal nicht viel zu sehen. Die Reihe befindet sich hiernach am Scheideweg. Bekommt die Autorin das Ruder noch mal umgerissen?

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